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Welche süße Gestalt, dieser Gottmensch! Wie borniert erscheint, in Vergleichung mit ihm, der Heros des alten Testaments! Moses liebt sein Volk mit einer rührenden Innigkeit; wie eine Mutter, sorgt er für die Zukunft dieses Volks. Christus liebt die Menschheit, jene Sonne umflammte die ganze Erde mit den wärmenden Strahlen seiner Liebe. Welch ein lindernder Balsam für alle Wunden dieser Welt sind seine Worte! Welch ein Heilquell für alle Leidende war das Blut, welches auf Golgatha floss!... Die weißen marmornen Griechengötter wurden besprigt von diesem Blute, und erkrankten vor innerem Grauen, und konnten nimmermehr ge= nesen! Die meisten freilich trugen schon längst in sich das verzehrende Siechthum, und nur der Schreck beschleunigte ihren Tod. Zuerst starb Pan. Kennst du die Sage, wie Plutarch sie erzählt? Diese Schiffersage des Alterthums ist höchst merkwürdig *). – Sie lautet folgendermaßen:

Zur Zeit des Tiberius fuhr ein Schiff nahe an den Inseln Parä, welche an der Küste von Ätolien liegen, des Abends vorüber. Die Leute, die sich darauf befanden, waren noch nicht schlafen ge=

*) Dieser Sat fehlt in der französischen Ausgabe.
Der Herausgeber.

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gangen, und viele saßen nach dem Nachtessen beim Trinken, als man auf einmal von der Küste her eine Stimme vernahm, welche den Namen des Thamus (so hieß nämlich der Steuermann) so laut rief, dass Alle in die größte Verwunderung geriethen. Beim ersten und zweiten Rufe schwieg Thamus, beim dritten antwortete er; worauf dann die Stimme mit noch verstärktem Tone diese Worte zu ihm sagte: „Wenn du auf die Höhe von Palodes anlangst, so verkündige, dass der große Pan gestorben ist!" Als er nun diese Höhe erreichte, vollzog Thamus den Auftrag, und rief vom Hintertheil des Schiffes nach dem Lande hin: „Der große Pan ist todt!" Auf diesen Ruf erfolgten von dorther die sonderbarsten Klagetöne, ein Gemisch von Seufzen und Geschrei der Verwunderung, und wie von Vielen zugleich erhoben. Die Augenzeugen erzählten dies Ereignis in Rom, wo man die wunderlichsten Meinungen darüber äußerte. Tiberius ließ die Sache näher untersuchen und zweifelte nicht an der Wahrheit.

Helgoland, den 29. Julius.

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Ich habe wieder im alten Testamente gelesen. Welch ein großes Buch! Merkwürdiger noch, als der Inhalt, ist für mich diese Darstellung, wo das Wort gleichsam ein Naturprodukt ist, wie ein Baum, wie eine Blume, wie das Meer, wie die Sterne, wie der Mensch selbst. Das sprosst, Das fließt, Das funkelt, Das lächelt, man weiß nicht wie, man weiß nicht warum, man findet Alles ganz natürlich. Das ist wirklich das Wort Gottes, statt dass andere Bücher nur von Menschenwiß zeugen. Im Homer, dem anderen großen Buche, ist die Darstellung ein Produkt der Kunst, und wenn auch der Stoff immer, eben so wie in der Bibel, aus der Realität aufgegriffen ist, so gestaltet er sich doch zu einem poetischen Gebilde, gleichsam umgeschmolzen im Tiegel des menschlichen Geistes; er wird geläutert durch einen geistigen Process, welchen wir die Kunst nennen. In der Bibel erscheint auch keine Spur von Kunst; Das ist der Stil eines Notizenbuchs, worin der absolute Geist, gleichsam ohne alle individuelle menschliche Beihilfe, die Tagesvorfälle eingezeichnet, ungefähr mit derselben thatsächlichen Treue, womit wir unsere Waschzettel schreiben. Über diesen Stil lässt sich gar kein Urtheil aussprechen,

man kann nur seine Wirkung auf unser Gemüth konstatieren, und nicht wenig mussten die griechischen Grammatiker in Verlegenheit gerathen, als sie manche frappante Schönheiten in der Bibel nach hergebrachten Kunstbegriffen definieren sollten. Longinus spricht von Erhabenheit. Neuere Ästhetiker sprechen von Naivetät. Ach! wie gesagt, hier fehlen alle Maßstäbe der Beurtheilung . . die Bibel ist das Wort Gottes.

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Nur bei einem einzigen Schriftsteller finde ich Etwas, was an jenen unmittelbaren Stil der Bibel erinnert. Das ist Shakspeare. Auch bei ihm tritt das Wort manchmal in jener schauerlichen Nacktheit hervor, die uns erschreckt und erschüttert; in den Shakspeare'schen Werken sehen wir manchmal die leibhaftige Wahrheit ohne Kunstgewand. Aber Das geschieht nur in einzelnen Momenten; der Ge= nius der Kunst, vielleicht seine Ohnmacht fühlend, überließ hier der Natur sein Amt auf einige Augenblicke, und behauptet hernach um so eifersüchtiger seine Herrschaft in der plastischen Gestaltung und in der wißigen Verknüpfung des Dramas. Shakspeare ist zu gleicher Zeit Sude und Grieche, oder vielmehr beide Elemente, der Spiritualismus und die Kunst, haben sich in ihm versöhnungsvoll durchdrungen und zu einem höheren Ganzen entfaltet.

Ist vielleicht solche harmonische Vermischung der beiden Elemente die Aufgabe der ganzen europäischen Civilisation? Wir sind noch sehr weit entfernt von einem solchen Resultate. Der Grieche Goethe, und mit ihm die ganze poetische Partei, hat in jüngster Zeit seine Antipathie gegen Serusalem fast leidenschaftlich ausgesprochen. Die Gegenpartei, die keinen großen Namen an ihrer Spize hat, sondern nur einige Schreihälse, wie z. B. der Fude Pustkuchen, der Jude Wolfgang Menzel, der Jude Hengstenberg, Diese erheben ihr pharisäisches Zeter um so frächzender gegen Athen und den großen Heiden.

Mein Stubennachbar, ein Justizrath aus Königsberg, der hier badet, hält mich für einen Pietisten, da er immer, wenn er mir seinen Besuch abstattet, die Bibel in meinen Händen findet. Er möchte mich desshalb gern ein bisschen prickeln, und ein faustisch ostpreußisches Lächeln beflimmert sein mageres hagestolzes Gesicht jedesmal, wenn er über Religion mit mir sprechen kann. Wir disputierten gestern über die Dreieinigkeit. Mit dem Vater ging es noch gut; Das ist ja der Weltschöpfer, und jedes Ding muss seine Ursache haben. Es haperte schon bedeutend mit dem Glauben an den Sohn, den sich der kluge Mann gern verbitten möchte, aber jedoch am Ende mit fast ironischer Gutmüthigkeit annahm.

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