ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Sedoch die dritte Person der Dreieinigkeit, der heilige Geist, fand den unbedingtesten Widerspruch. Was der heilige Geist ist, konnte er durchaus nicht begreifen, und plöhlich auflachend rief er: „Mit dem heiligen Geist hat es wohl am Ende dieselbe Bewandtnis, wie mit dem dritten Pferde, wenn man Extrapost reist; man muss immer dafür bezahlen und bekömmt es doch nie zu sehen, dieses dritte Pferd."

Mein Nachbar, der unter mir wohnt, ist weder Pietist noch Rationalist, sondern ein Holländer, indolent und ausgebuttert wie der Käse, womit er handelt. Nichts kann ihn in Bewegung setzen, er ist das Bild der nüchternsten Ruhe, und sogar wenn er sich mit meiner Wirthin über sein Lieblingsthema, das Einsalzen der Fische, unterhält, erhebt sich seine Stimme nicht aus der plattesten Monotonie. Leider, wegen des dünnen Bretterbodens, muss ich manchmal dergleichen Gespräche anhören, und während ich hier oben mit dem Preußen über die Dreieinigkeit sprach, erklärte unten der Holländer, wie man Kabeljau, Laberdan und Stockfisch von einander unterscheidet; es sei im Grunde Ein- und Dasselbe, und man bezeichne damit nur drei verschiedene Einfalzungsgrade.

Mein Hauswirth ist ein prächtiger Seemann, berühmt auf der ganzen Insel wegen seiner Unerschrockenheit in Sturm und Noth, dabei gutmüthig und sanft wie ein Kind. Er ist eben von einer großen Fahrt zurückgekehrt, und mit lustigem Ernste erzählte er mir von einem Phänomen, welches er gestern am 28. Fuli auf der hohen See wahrnahm. Es klingt drollig. Mein Hauswirth behauptet nämlich, die ganze See roch nach frischgebackenem Kuchen, und zwar sei ihm der warme, delikate Kuchenduft so verführerisch in die Nase gestiegen, dass ihm ordentlich weh ums Herz ward. Siehst du, Das ist ein Seitenstück zu dem neckenden Luftbild, das dem lechzenden Wanderer in der arabischen Sandwüste eine klare, erquickende Wasserfläche vorspiegelt. Eine gebackene Fata Morgana.

Helgoland, den 1. August.

Du hast keinen Begriff davon, wie das dolce far niente mir hier behagt. Ich habe kein einziges Buch, das sich mit den Tagesinteressen beschäftigt, hieher mitgenommen. Meine ganze Bibliothek besteht aus Paul Warnefried's Geschichte der

Longobarden, der Bibel, dem Homer und einigen Scharteken über Herenwesen. Über Letzteres möchte ich gern ein interessantes Büchlein schreiben. Zu diesem Behufe beschäftigte ich mich jüngst mit Nachforschung über die lezten Spuren des Heidenthums in der getauften modernen Zeit. Es ist höchst merkwürdig, wie lange und unter welchen Vermummungen sich die schönen Wesen der griechischen Fabelwelt in Europa erhalten haben. Und im Grunde erhielten sie sich ja bei uns bis auf heutigen Tag, bei uns, den Dichtern. Lettere haben seit dem Sieg der christlichen Kirche immer eine stille Gemeinde gebildet, wo die Freude des alten Bilderdienstes, der jauchzende Götterglaube sich fortpflanzte von Geschlecht auf Geschlecht, durch die Tradition der heiligen Gesänge Aber, ach! die ecclesia pressa, die den Homeros als ihren Propheten verehrt, wird täglich mehr und mehr bedrängt, der Eifer der schwarzen Familiaren wird immer bedenklicher angefacht. Sind wir bedroht mit einer neuen Götterverfolgung ?

Furcht und Hoffnung wechseln ab in meinem Geiste, und mir wird sehr ungewiss zu Muthe.

Ich habe mich mit dem Meere wieder ausgeföhnt (du weißt, wir waren en délicatesse), und wir sißen wieder des Abends beisammen und

halten geheime Zwiegespräche. Sa, ich will die Politik und die Philosophie an den Nagel hängen und mich wieder der Naturbetrachtung und der Kunst hingeben. Ist doch all dieses Quälen und Abmühen nuglos, und obgleich ich mich marterte für das allgemeine Heil, so wird doch dieses wenig dadurch gefördert. Die Welt bleibt nicht im starren Stillstand, aber im erfolglosesten Kreislauf. Einst, als ich noch jung und unerfahren, glaubte ich, dass, wenn auch im Befreiungskampfe der Menschheit der einzelne Kämpfer zu Grunde geht, dennoch die große Sache am Ende siege. . . Und ich erquickte mich an jenen schönen Versen Byron's:

„Die Wellen kommen eine nach der andern herangeschwommen, und eine nach der andern zer= brechen sie und zerstieben sie auf dem Strande, aber das Meer selber schreitet vorwärts

Ach! wenn man dieser Naturerscheinung länger zuschaut, so bemerkt man, dass das vorwärtsgeschrittene Meer nach einem gewissen Zeitlauf sich wieder in sein voriges Bett zurückzieht, später aufs Neue daraus hervortritt, mit derselben Heftigkeit das verlassene Terrain wieder zu gewinnen sucht, endlich kleinmüthig wie vorher die Flucht ergreift, und, dieses Spiel beständig wiederholend, dennoch niemals weiter kommt . . . Auch die Menschheit

Heine's Werke. Bd. XII.

6

bewegt sich nach den Gesetzen von Ebbe und Fluth, und vielleicht auch auf die Geisterwelt übt der Mond seine siderischen Einflüsse.

www

Es ist heute junges Licht, und trotz aller wehmüthigen Zweifelsucht, womit sich meine Seele hin und her quält, beschleichen mich wunderliche Ahnungen... Es geschieht jetzt etwas Außerordentliches in der Welt... Die See riecht nach Kuchen, und die Wolkenmönche sahen vorige Nacht so traurig aus, so betrübt . .

Ich wandelte einsam am Strand in der Abenddämmerung. Kingsum herrschte feierliche Stille. Der hochgewölbte Himmel glich der Kuppel einer gothischen Kirche. Wie unzählige Lampen, hingen darin die Sterne; aber sie brannten düster und zitternd. Wie eine Wasserorgel, rauschten die Meereswellen; stürmische Choräle, schmerzlich verzweiflungsvoll, jedoch mitunter auch triumphierend. über mir ein luftiger Zug von weißen Wolkenbildern, die wie Mönche aussahen, alle gebeugten Hauptes und kummervollen Blickes dahinziehend, eine traurige Procession... Es sah fast aus, als ob sie einer Leiche folgten . . . Wer wird begraben? Wer ist gestorben? sprach ich zu mir selber. Ist der große Pan todt?

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »