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rakter des Paulinismus und von seiner Stellung im Urchristenthum nicht nur nicht zurückgenommen, sondern noch fester begründet und noch konsequenter durchgeführt habe. Meine Abweichung von Baur ist damit noch um ein beträchtliches grösser geworden, als sie es schon dort war. Es thut übrigens meiner Verehrung des grossen Theologen, dessen Arbeiten überhaupt erst das wissenschaftliche Verständniss des Urchristenthums angebahnt haben, keinen Eintrag, wenn ich mich auch der Ueberzeugung nicht erwehren kann, dass seine Ansicht über das Urchristenthum insofern irrig war, als der Gegensatz von Paulinismus und Judenchristenthum, welchen er mit Recht zwar in der apostolischen Zeit gezeigt hatte, in der nachapostolischen Zeit nicht mehr, wie er meinte, das treibende Prinzip der Entwickelung gewesen ist, da vielmehr die heidenchristliche Kirche von Anfang auf dem Boden des Hellenismus, welcher ausser jenem Gegensatz lag, sich gebildet und entwickelt hat. Auf diesen Fehler Baur's aufmerksam gemacht zu haben, war unleugbar ein Verdienst Ritschl's; aber so scharfsinnig dieser Gelehrte in seiner Kritik der Baur'schen Theorie war, so vermag ich doch in seinen eigenen Aufstellungen nicht sowohl eine Verbesserung der Baur'schen Kritik, als vielmehr eine Rückkehr zu der dogmatischen Meinung der altprotestantischen Theologen zu sehen, nach welchen die altkirchliche Lehrweise aus einem Abfall von der apostolischen sich erklären soll. Besonders auffallend wird dies bei Ritschl's Schüler Harnack, nach welchem der Hellenismus mittelst des Gnosticismus plötzlich in das Christenthum eingedrungen sein und dasselbe sich unterworfen und verweltlicht haben soll. Ich bin der Meinung, dass bei dieser Abfallstheorie, wie man sie kurz bezeichnen kann, eine Vorstellung von der apostolischen Theologie vorausgesetzt sei, welche sich vor der Geschichtsforschung nicht halten lässt. Denn der Hellenismus war schon der paulinischen Theologie nicht fremd und hat vollends in der deuteropaulinischen und johanneischen Theologie eine dominirende Rolle gespielt. Wäre also die hellenistische Denkweise als solche schon eine Verkehrung der christlichen Wahrheit, wie jene Theologen vorauszusetzen scheinen, so

würde man zu dem seltsamen Schluss kommen müssen, dass die christliche Theologie bereits in ihren neutestamentlichen Anfängen von der christlichen Wahrheit abgefallen sei. Mit der Unmöglichkeit dieses Schlusses hebt sich jene Theorie von selbst auf.

Kann ich sonach ebenso wenig der Ritschl'schen Ansicht vom Urchristenthum beipflichten als die Baur'sche festhalten, so scheint. mir nur noch eine Möglichkeit offen zu bleiben, welche so naheliegend und einfach ist, dass es zu verwundern ist, dass diese nicht längst als das einzig Richtige erkannt wurde. Da die heidenchristliche Weltkirche durch die paulinische Christusverkündigung auf einem durch den vorchristlichen Hellenismus längst vorbereiteten Boden gepflanzt worden ist, so waren eben dieser Hellenismus und jene Christusverkündigung die beiden Faktoren, aus deren Verbindung die Eigenart des Heidenchristenthums von seiner Entstehung an sich natürlich erklärt, und aus deren wechselseitigem Verhältniss der Durchdringung oder Sonderung, der Ueber- oder Unterordnung des einen oder anderen Faktors die verschiedenen Entwicklungsformen der urchristlichen und altkirchlichen Lehrweise sich völlig ungezwungen begreifen lassen. Der Beweis für diese Ansicht wird durch dieses ganze Buch hindurch geführt werden. Ich will hier nur noch darauf hinweisen, dass für sie neben ihrer grossen Einfachheit auch der Vorzug spricht, dass hierbei eine unbefangenere und gerechtere Beurtheilung der einzelnen Lehrformen möglich wird, als wenn man nach der bisher üblichen Weise einen Normaltypus voranstellt, nach welchem dann alle irgendwie abweichenden Lehren beurtheilt und verurtheilt werden es sei nur an die herkömmliche ungerechte Beurtheilung des Jakobusbriefes erinnert. Das ist es eben, was eine objektive Geschichtsforschung von einer dogmatistischen unterscheidet, dass sie ohne einseitige Voreingenommenheit jeder eigenthümlichen und durch die zeitgeschichtlichen Verhältnisse bedingten Bildung ihr Recht unverkümmert werden lässt.

Aber freilich kann ich mir nicht verhehlen, dass eben diese objektiv geschichtliche Beschreibung des Urchristenthums zu dem starken dogmatistischen Hang, welcher unsere heutige Theologie, und

zwar nicht etwa blos die konfessionelle, beherrscht, so wenig passt, dass ich auf günstige Aufnahme dieses Buches bei der theologischen Mehrheit mir keine Hoffnung machen darf. Dennoch durfte ich mich hierdurch nicht von meiner Arbeit abschrecken lassen. Denn ich bin der Meinung, so lange es noch eine wissenschaftliche protestantische Theologie gibt, sei eben dieses eine Hauptaufgabe derselben, durch ehrliche und pünktliche Erforschung der Geschichte des Christenthums jedem engen und verengenden Dogmatismus entgegenzutreten und Sinn und Blick frei zu machen für das Recht mannigfacher Auffassungsweisen des Christenthums. Die Geschichte ist die Wahrheit, welche Gott gemacht hat, das Dogma ist die Wahrheit, welche Menschen machen; darum ist es ein Lebensinteresse des sich selbst verstehenden Protestantismus, dass das Dogma normirt werde nach der Geschichte, nicht die Geschichte nach dem Dogma. Wenn nun aber die Geschichtsforschung selbst wieder von dogmatischen Vorurtheilen und Wünschen sich leiten oder bestechen lässt, so ist ja dieses offenbar ein schlimmer Cirkel, bei dem unmöglich etwas Gesundes herauskommen kann, sondern nur beide zusammen, das Dogma wie die Geschichte, gefälscht werden. Nicht mit den Voraussetzungen einer bestimmten Dogmatik, sei es der kirchlichen oder auch seiner eigenen, soll der theologische Geschichtsforscher an seine Arbeit gehen; wohl aber mit jener sympathischen Achtung vor dem Gegenstand, welche überall, zumeist aber in der Geschichte. der Religion, die Bedingung wahren Verstehens ist. Dass es mir an dieser Liebe zum Gegenstand nicht gefehlt hat, dass ich den verschiedenen Formen, in welchen das Urchristenthum sich ausgeprägt hat, gleichmässig gerecht zu werden, redlich bestrebt war, das werden die Leser, hoffe ich, aus jeder Seite dieses Buches ersehen.

Gross-Lichterfelde bei Berlin, 18. October 1887.

Otto Pfleiderer.

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