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Wir finden

wie in Mexiko auch im alten Ägypten eine Kalenderwissenschaft. Das ist die Verwertung des Kalenders zu Zwecken der Wahrsagung. Sie geht aus von der Verteilung der Gottheiten als beherrschende Mächte auf die Tage des Jahres. Ein Tag, an dem ein großer Gott mit einem anderen Frieden schloß, gilt als ein glücklicher, ein Tag, an dem von einem Gott ein Racheakt ausgeführt wurde, als ein unglücklicher Tag. An Unglückstagen muß man sich still zu Hause halten, an einzelnen darf man sich nicht waschen, nicht musizieren usw. Wir haben ja früher eingehend darüber gesprochen, wie der Homo divinans zu solchen Anschauungen kommt.

Neben der Kalenderwissenschaft scheint sich in Ägypten verhältnismäßig früh eine Lehre von der Bedeutung der Träume entwickelt zu haben, wenigstens spielen Träume in der Literatur der Ägypter zu bestimmten Zeiten eine große Rolle. Auch über die Traumdeutung haben wir früher ausführlicher gesprochen.

Außer den genannten magischen Wissenschaften findet man in Ägypten Anleitungen und Unterweisungen für allerlei magische Wirksamkeiten. Der Ausübende verkleidet sich bei solchen Handlungen häufig als Gottheit, nimmt die Gestalt von Horus, Isis oder Bast an. In der Verkleidung glaubt er dann, er sei wirklich zum Gott geworden. Er spielt also nicht nur die Rolle eines Gottes, ist nicht nur ein Stellvertreter, sondern hat sich in der Auffassung des Ägypters wirklich verwandelt. Wir sprachen ja bereits oben von solcher Verwandlungsfähigkeit des Homo divinans. Auch bei Maskentänzen, so sagten wir, stellt der Aufführende mit seiner Maske nicht den tiergestaltigen Dämon dar, sondern identifiziert sich völlig mit dem Dämon, wird wirklich zum Dämon.

Neben allen den genannten magischen Lehren und Manipulationen im alten Ägypten, von denen wir in großen Zügen ein Bild entwarfen, gab es auch eine Astrologie, von der uns aber nicht eben viel bekannt ist. Wir wissen jedoch, daß man in Ägypten eine merkwürdige Methode hatte, sich am Himmel zu orientieren. Man dachte sich nämlich, daß unter der Mitte des Himmels eine aufrechte menschliche Figur sitze, deren Scheitel unter dem Zenit stehe. Die Sterne, die sich dem Zenit nähern, befinden sich also über einem der Körperteile dieser Figur, und diese Stellung ist es, die in den Sternlisten verzeichnet wird. (Erman.)

Der Wertschätzung magischer Kenntnisse und Fähigkeiten im alten Ägypten entspricht es, daß ihre Pflege in der Hand berufener Vertreter lag, die in hoher Achtung standen. Das sind vor allem die sogenannten „Schreiber des Gottesbuches", deren höchste Ämter von den eigenen Söhnen des Königs bekleidet wurden. Dann gab es weiter das sogenannte „Lebenshaus", eine Art Akademie. Die Bücher, die all den magischen Studien dienten, sind systematisch angelegte Werke, die auch in den Bibliotheken der Könige ihren ehrenvollen Platz hatten; sie sind ebenso hoch in Ansehen wie die Schriften anderer Literaturgattungen. Man schrieb ihnen zum Teil ein sehr hohes Alter zu, behauptete sogar, daß eines vom Erdgotte verfaßt, ein anderes vom Gotte der Weisheit geschrieben sei.

Die Magie ist, das dürfte sich aus unseren allgemeinen Darlegungen bereits ergeben haben, nicht, wie häufig behauptet wird, ein „wilder Seitentrieb" der Religion, gleichsam ein befremdlicher Nebenweg, den denkschwache Menschen aus Mangel an intellektueller Fähigkeit wie in einer Art Verlegenheit oder im Irrtum befangen beschritten. Gerade auch das

alte Ägypten zeigt, daß das Magische in der einen oder anderen Form ein untrennbarer Bestandteil der Religion des Homo divinans ist. Wenn der Mensch die Rätselhaftigkeit des Seins ahnt, wenn die Gegenstände seiner Außenwelt zu beredten Zeugen und Gegenbildern seiner eigenen Rätselhaftigkeit werden und zu entsprechenden Betätigungen Anlaß geben, dann entsteht Magie.

Achtes Kapitel

Religion und Magie in China

Die Betrachtung Chinas ist für unsere Probleme deshalb besonders ergiebig, weil diese Kultur im Gegensatz zu Ägypten und Babylon bis auf den heutigen Tag als alte Kultur lebt.

Nach allem, was die Forschung bisher erbracht hat, scheint es sich zu erweisen, daß die chinesische Kultur als eine im wesentlichen eigenwüchsige, bodenständige zu betrachten ist. Alles jedenfalls, was von einem assyrisch-babylonischen Ursprunge gefabelt worden ist, entbehrt jeder wirklich überzeugenden Begründung.

Am ehesten wird man anzunehmen geneigt sein, daß einige astronomische Kenntnisse vom alten Babylonien-Assyrien bis nach China gelangt seien. Wir finden z. B. eine Bedeutung des Sternbildes der Plejaden in China, die nicht recht zum chinesischen Klima paßt, vielleicht also irgendwie entlehnt ist.

Am Anfange der chinesischen Geschichte scheinen zwei Nationen in gewaltigen Kämpfen miteinander gerungen zu haben, wie alte Traditionen berichten. Es handelt sich hier also vermutlich um ähnliche Verhältnisse wie im Euphratlande, wo wir in ältesten Zeiten ein Ringen zwischen Semiten und Sumerern finden, ähnlich wie auch in Indien, wo wir einem ursprünglichen Gegensatz von altindischer und arischer Kultur begegnen, wie endlich auch in Peru und in Mexiko. In all

diesen Fällen, und dem scheint fast eine historische Gesetzmäßigkeit zugrunde zu liegen, ging aus einer Kulturmischung eine neue Kulturform hervor.

Wir finden in China in der Hauptsache drei Religionssysteme: den Konfuzianismus, den Taoismus und den Buddhismus. Der Buddhismus ist bekanntlich vom Auslande eingeführt worden, während Konfuzianismus und Taoismus einheimisch sind.

Der Konfuzianismus, der auf Kung-fu-tze zurückgeht, ist keine eigentliche Religion im uns geläufigen Sinne, sondern eine Moral- und Sittenlehre, die das gesamte chinesische Volksleben und Staatswesen beherrschte. Kung-fu-tze, der 551-478 v. Chr. lebte, war ein praktischer Politiker; er glaubte, in einer Wiedererrichtung der alten Formen und Autoritäten des Landes das Heil zu sichern.

Seine Gedanken kennen wir nur aus einzelnen Äußerungen, erst ein späterer Moraltheoretiker hat daraus ein System gemacht. Die Moral des Konfuzius hat die Voraussetzung, daß richtige Einsicht zur Besserung führen müsse. Die Regierung muß deswegen das Volk über seine Pflichten ausreichend belehren, dann werden die Zustände besser. Konfuzius will also keine neue Autorität aufrichten, er will nur sein Volk belehren, um es aus politischer Zerfahrenheit, wirtschaftlichem Zerfall und sittlicher Auflösung zur Ordnung und Gesittung zu lenken.

Gegenüber diesen intellektualistischen, bedachtsam nützlichen Lehren finden wir im Taoismus eine durchaus religiös gestimmte Mystik. Seine Lehren finden vor allem Ausdruck in einem kleinen Buche Tao-te-king, einem Buche voll dunklen, tiefen Sinnes, an dessen Übertragung Berufene und Unberufene sich immer wieder herangewagt haben. Die chinesische Philo

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