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Da nun urgeseßlich jede Lüge den Keim einer rächenden Vergeltung in sich trägt, so konnte jene gigantische Weltlüge, die den Naturgesehen und somit dem Schöpfer selbst Hohn spricht, einer rächenden Vergeltung nicht entgehen. Sicher ist, daß das, was troß aller bildungsreichen humanistisch-wissenschaftlichen Nachhilfe anscheinend unausrottbar Schlechtes auch heute noch im Allgemeinen die Menschheit durchseßt, entstellt und von der Pfaffenlehre als Erbsünde dargestellt wird, nur als die rächende Nemesis jener Weltlüge zu betrachten ist, jener wahnwißigen Dogmenlehre, die uns mit obrigkeitlich autorisirter Berechtigung von der Wiege bis zum Grabe begleitet und mit zwiespältiger Zunge den Geist unserer Jugend verdirbt und verkrüppelt.

Freilich ist es wahr, daß die Reformation den ersten kühnen Angriff wagte auf die pfäffische Verdummung, die den Völkern das Licht der Vernunft und der Wissenschaft, der Denk und Redefreiheit vorenthielt, und es damit leidlich heller auf dem Plane wurde: die genialen Gestalten erkannten und befreundeten sich und allmählich bildete sich, selbst über Luther und seine Genossen hinaus, eine Phalanx der Genien, die der großen Weltlüge und ihren Priestern den Krieg erklärte, ein Kampf, der noch heute währt und im Siegen begriffen ist.

Leider aber ging man nicht zu dem Urquell aller Geistesklarheit, zu dem ersten und ursprünglichen Streiter für Licht und Wahrheit, zurück, weil man nicht ihn, sondern nur das verdorbene pfäffische Phantasiegebilde kannte, das seine Nachtreter der Menschheit überlieferten und gegen das man sich in unserer Zeit allerdings vielfach empört, das man verwirft, für das man sich aber meist nur mit den Gründen, mit der Rechtfertigung des Beginnes à la Strauß breit macht (obwohl dies Alles selbstverständlich ist), ohne jedoch auf den eigentlichen Kern, auf das urgeschichtliche Sein und Wesen Jesu einzugehen. Warum aber müht man sich ab uns zu beweisen, daß die Sonne Licht und der Nebel feucht sei? Erzählt uns lieber, wenn Ihr es vermöget, von der Beschaffenheit des Sonnenkörpers, der ewig brennt und sich dennoch nicht verzehrt; oder, in unserem Falle: gebt uns das wirkliche Lebensbild des weisen Nazareners, und das unfaßliche, ungreifbare Schemen, welches man uns überlieferte, wird von selbst, wie der Nebel vor der Sonne, verschwinden. Dennoch und das soll man dankbar erkennen tritt uns unleugbar die Wahrheit entgegen, daß erst mit jenem Kampfe und mit dem beginnenden Siege jener geistigen Phalanx der Genien, jene Segnungen in allen Kreisen unser germanischen Bevölkerung leise

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aufdämmerten, die man - wie Eingangs bemerkt als die christlichgermanische Bildung bezeichnet, obwohl das Christenthum, wie man es uns überlieferte, mit derselben nichts zu schaffen hat. Wohl aber ist es in Wahrheit der ganz leise und sanft beginnende Frühlingshauch aus jenem Reiche der Zukunft, das Jesus als das Reich Gottes, als jenes Himmelreich bezeichnete, das seinem philosophischprophetischen Geist als ein fernes Thule der kommenden Jahrhunderte ahnungsvoll vorschwebte, wie einst dem Columbus die Atlante jenseits des unermeßlichen Oceans: eine Zeit, in welcher alle jene erhabenen Tugenden der Menschenliebe und Gottwürdigkeit, die ihn, den Verkündiger, selbst zierten, dem Menschengeschlechte zur Gewohnheit, gleichsam zum Instinkt geworden sein werden.

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Daß aber das vulgäre Christenthum, wie wir es kennen, dessen Bekenner z. B. noch den Gott der Schlachten um Segen für den Brudermord anflehen, mit der eigentlichen Jesuslehre nichts gemein hat und ihm die Segnungen eines geahnten und verheißenen Gottesreiches niemals entsprießen können, das meine ich muß auch dem blödesten Verstande klar werden, sobald er die Richtigkeit jener bekannten Sentenz zugiebt:,,An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!" und nun die Fruchthalle vergangener Jahrhunderte überschaut, wo uns der Pesthauch von tausendfachen Schlachtfeldern, Folterkammern und Kezerverbrennungen mit ihren leergebrannten Schädelstätten fast den Athem benimmt.

Wer unter uns, frage ich wiederholt, wagt zu leugnen, daß erst mit der freigegebenen Wissenschaft die Morgendämmerung eines glücklicheren Völkertages anbrach? jene Freiheit der Geister, die unverfolgt und ungestraft, unter dem Panier der unwandelbaren Naturgeseßlichkeit jedem Wunderwahnwiß den Krieg erklärte und so auch dem AfterChristenthum die Maske vom Gesicht riß, mit der es schon zu lange die Völker als angebliche Sendbotin der Gottheit bethört hatte?

In dem Bewußtwerden solcher Gott lästernden Anmaßung eines nichtswürdigen, geistknechtenden Pfaffenthums erhob sich auch schon frühzeitig, aber in furchtbarer Verborgenheit und in mystischen Symbolen verschleiert, die sogenannte Freimaurerei, deren Geist indeß in ihrer licht- und luftscheuen Einkapselung verkümmerte und erstickte, ohne einen anderen Zweck zu erreichen, als den nackten Gedanken eines freieren Geisteslebens als keimkräftiges Saatkorn besserer Erkenntniß aus dem tollhäuslerischen Treiben des Mittelalters in eine lichtere

Zeit, in ein günstigeres Klima hinüber zu tragen, wo es keimen, gedeihen, blühen und reifen konnte.

Diese Geheimwissenschaft von göttlichen Dingen vegetirt noch immer, kennt sich selbst aber schon lange nicht mehr; sie ist wie das klopfende Herz in der Brust, das an sich bewußtlos ist und von seinem großen Zwecke nichts weiß. Die geheime Wissenschaft ist längst durch die öffentliche überflüssig geworden; aber auch diese erreicht ihren Zweck nicht, das Reich Gottes aufzubauen, weil sie exclusiv und sich vom Volke abwendet, was theils durch Uebertheuerung selbst der populären Schriften erfolgt, deren Ankauf das Volk nicht erschwingen kann. Dadurch verkümmert der Geschmack an wissenschaftlichen Dingen, dadurch werden selbst die Brosamen, die von des Herrn Tische und in die Journale fallen und dort von manchen Herausgebern (selbst in Volksblättern) mit ehrenwerther Ausdauer aufgetischt werden, meist verschmäht.

Vollends aber in göttlichen Dingen hat man sich seit jeher bemüht, dem Volke Ekel gegen solche einzuflößen, indem nicht nur durch den naturgesezwidrigen, märchenhaften und vielfach abscönen Inhalt im Allgemeinen ein berechtigter Unglaube, Spottlust, mindestens aber Unlust und Langeweile bei den Hörern erregt werden; es hat sich auch in allen Kreisen der menschlichen Gesellschaft ein förmlich eingefleischter, im Grunde nicht unberechtigter Haß oder mindestens eine Verachtung gegen jede religiöse Phraselogie eingebürgert, indem man sie, nach ihrem Verdienst, kurzweg mit Muckerthum oder im gelindesten Falle mit Frömmelei abfertigt. Rechnen wir noch hinzu, wie auch die Schule redlich das Ihrige beiträgt, durch frühzeitiges Einbläuen unverdaulicher Dogmen den Keim zu lebenslänglichem Widerwillen oder doch zu erstarrender Gleichgültigkeit gegen religiöse Dinge in die zarten Gemüther einzupflanzen, oder aber die goldene Mittelstraße überspringend — zu religiösen Albernheiten, ja nicht selten zu religiösem Wahnsinn zu verführen, so haben wir ein Bild der lebenden und leider wahrscheinlich noch mancher kommenden Generation auf dem religiösen Gebiete!

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Die Menschheit schwankt in unsern Tagen augenscheinlich zwischen unfruchtbarem Unglauben und überschwänglichem Aberglauben dahin; kaum bleibt in dieser Wüste des geistig-religiösen Lebens eine erquickende Dase übrig, wo der beseligende Glaube an Gott und dessen ewige Offenbarung durch die Natur und die Genien unter den bevorzugten Geistern der Menschen seine Wohnstatt aufgeschlagen und die Seele unbeschadet ob sie unsterblich oder nicht — schon hier über das niedere Erdentreiben

erhebt und zu dem Throne des Unerschaffenen entführt, dessen Antlig uns an jedem unbewölkten Abend im Strahlenglanz von Miriaden Sternenwelten erscheint oder in der Morgen- und Abendröthe, im tobenden Gewitter, im milden Glanze des Mondes die Verkündigung seines ewigen Daseins und die Hymnen seiner Verherrlichung zuflüstert.

Wer aber war es vornehmlich, der alle Menschen aus dem dumpfen Zwinger des religiösen Aberglaubens zu jenem erhabenen Cultus der Vernunft und Menschenliebe hinüber zu führen trachtete? Wer predigte zuerst die Freiheit der Geister und das Dogma der geistigen Erleuchtung in göttlichen Dingen? Nicht etwa jener Christus, den uns die ersten christlichen Pfaffen in Jerusalem, Alexandrien und Damascus unterschoben und bis auf den heutigen Tag zur officiellen Geltung brachten

namentlich ein Paulus und Barnabas —; nicht jene verkappten Apostel, die sich noch heute in ihren Tiaren als Kirchenväter an den Tempel- und Thurmgemäuern spreizen! Nein, jener arme, vielfach verachtete Jude war es, der sein Brot in Thränen aß, der nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, wie er sich dessen ja selbst beklagte. Jesus von Nazareth war es, der arme, verfolgte, verhöhnte und peinlich angeklagte Rabbi, der mit seiner Gigantenkraft des Gedankens und seiner gewaltigen Rede an den morschen Säulen des salomonischen Tempels rüttelte und dessen baldigen Sturz vorhersagte, welcher 70 Jahre nach seinem Heimgange wirklich erfolgte.

Dieser erste und größte Genius der Menschheit, der als Typus des Menschengebildes über die Erde schritt, dessen Herz voll heiliger Liebe für alle Brüder schlug, ist leider auf den Blättern der Geschichte, die man die heilige zu nennen gewagt, das Opfer falscher phantastischer Biographen geworden, welche irrthümlich für seine Zeitgenossen, ja selbst für seine Jünger ausgegeben werden, obgleich sie ihn doch nie gesehen, nie gekannt und (was am traurigsten) nie verstanden haben, so daß man in Wahrheit sagen darf, er habe hier zum anderen Male sein Golgatha gefunden.

Auch das deutsche Volk, trog seiner bevorzugten Stellung unter den Völkern kaukasischer Race, kennt den ursprünglichen Stifter feiner angeborenen und angelernten Confession nur unvollkommen, und der große Haufen haßt in dem untergeschobenen Gebilde, weil es ein unwürdiges Truggebilde, leider vielfach den edelsten und weisesten Sterblichen, den kühnsten Volksfreund, der jemals die Erde bewohnte. Jeder Zug seiner Charakterschilderung, der im Widerspruche mit Liebe,

Recht und Wahrheit steht und den Schöpfer durch Wunderthäterei in seiner unwandelbaren Naturgeseßlichkeit höhnt, ist erdacht und ersonnen; Zeit wird es daher, daß das deutsche Volk, das seinen Bekenntnißnamen von ihm trägt, endlich die Maske fallen sehe, die das Urbild des erhabenen Stifters der reinsten Natur- und VernunftReligion, der Religion der Liebe, als phantastischen Christus entstellt und den erhabenen Charakter nicht erkennen läßt.

In diesem Sinne und zu diesem Zwecke, nämlich die Persönlichkeit Jesu in der Meinung des Volkes wieder herzustellen, ihn der pietistischen Verunstaltung zu entkleiden und der Wahrheit und Würde seines Charakters gemäß in einem der Wirklichkeit entsprechenden, umfassenden Lebensbilde in den Rahmen der Geschichte einzuführen, namentlich aber meinem lieben deutschen Volke zugänglich zu machen, habe ich sein Leben, Wirken und Vollenden, sowie den Kern seiner von Menschenliebe durchgeistigten Lehre aus den unverdächtigsten Quellen gesammelt und mich bemüht, sie erschöpfend und leichtfaßlich darzustellen, um sie zum Verständniß zu bringen. Schon viel zu lange sind wir, troß der Phalanx unserer Geistesheroen, nach denen man uns das Volk der Denker nennt, und im Widerspruche mit der hohen wissenschaftlichen Bedeutung der germanischen Stammesgenossen, den nichtchristlichen Nationen unseres religiösen Märchenglaubens halber zum Gespött geworden. Hohe Zeit ist es also, daß wir die Religion mit der Wissenschaft in Einklang bringen, den fremden Nationen zeigen und beweisen, an wen der Christ in Wahrheit glaubt, und daß er den Bekenntnißnamen, indem man diesem die rechte Deutung unterlegt und ihn im wahren Verständniß erfaßt, nicht unwürdig trägt.

Warum sollte den vom Aberglauben frei gerungenen und zum Lichte durchdrungenen Religiösen für die Zwecke einer allgemeinen Läuterung der Erkenntniß in göttlichen Dingen das unmöglich sein, was die bekannte Propaganda für geistige Verdummung, namentlich durch die ansteckende Traktätchen-Verbreitung und die Bibelgesellschaften schon so manche Jahrzehnte möglich zu machen wußte ?

Hört man denn nicht das Rauschen des Flügelschlages der Zeit? - Blicket doch einmal nach dem Süden, nach jenem Italien, der Wiege des Pfaffenthums, wie der Zeitgeist dort seine Schwingen regt und den gröbsten Unrath des afterchristlichen Gößendienstes auskehrt. Wohlan! Auch wir sind noch, troß des hochtönenden Namens Protestanten"

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