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Im Laufe der Zeit, vor und bei der Anwesenheit Jesu in Alexandrien waren seine Geschwister herangewachsen und bedurften der Pflege nicht mehr. Die Mutter lebte bei und mit ihnen und Jesus hatte von dieser Seite keine Familienpflichten weiter zu erfüllen, weshalb er auch sein Tischlerhandwerk nicht wieder aufnahm, obwohl es in jener Zeit durchaus nicht mit der Würde eines Religionslehrers stritt, nebenbei ein Handwerk zu treiben. Es könnte auch bei uns manchem armen, kinderreichen Landpfarrer ersprießlich sein, wenn er sich die Langeweile durch Betreiben eines ehrlichen Handwerks verkürzte.

Damit aber schwache Geister in dieser Mittheilung nicht etwa eine Entweihung der hohen Würde Jesu erblicken, sei beispielsweise bemerkt, daß unter den zeitgenössischen Collegen desselben buchstäblich erwähnt werden: Rabbi José der Gerber, Rabbi Jißehak der Schmied, Rabbi Jehuda der Bäcker, Rabbi Simon der Färber, Rabbi Jochenen der Sandalenmacher. Auch giebt es ja noch Fürstenhäuser in unserer Zeit, deren Söhne grundsäßlich ein Handwerk erlernen müssen. Aus Jesu Zeiten dürfte in dieser Hinsicht noch folgende, dem Talmud entnommene, bezügliche Mittheilung von Interesse sein.

Rabbi Juda, genannt der Fromme, erlernte in seiner Jugend das Böttcher (Küper) Handwerk, arbeitete sein Lebelang darin mit Anstrengung und stählte dadurch dergestalt seine Gliedmaßen, daß er sich bis in das späteste Alter gesund, frisch an Geist und Körper fühlte und immer heiter und zufrieden war, obgleich er viel eher arm denn reich zu nennen sein mochte. Seine Wißbegierde war nämlich unersättlich und deshalb mag er wohl manche Arbeitsstunde derselben geopfert haben; nebenbei war er das Haupt einer Schule und trug den Schülern seine praktischen Lebensansichten unablässig vor, um jene zu gleichem Fleiß der Hände anzuspornen. Auch trug der originelle Mann zu solchem Zwecke ein von ihm selbst gefertigtes Faß in den Hörsaal und bewies ihnen an demselben mit gerechtem Stolze seiner Hände Geschick, denn es war wohlgelungen und machte dem Meister Ehre. Aber auch seine Frau stand ihm in ähnlicher Weise nicht nach, denn sie webte mit eigener Hand die Kleider für Mann und Kinder. Als nun einst Rabbi Simon, der Oberpriester, an einem Festtage alle Rabbinen zum Gebete und zur Feier einlud, erschien Juda nicht, indem sein neues Obergewand nicht fertig geworden war. Rabbi Simon sandte ihm eines von den seinen, aber Juda wies es zurück, indem er sagen ließ, er trage nur die von seiner Frau gefertigten Gewänder und huldige dem Grundsaß, auf irdische Glücksgüter keinen Werth zu legen.

Aus diesem Allen geht hervor, daß Jesu Handwerkerstand seiner

Würde nicht im Geringsten Abbruch that, solche viel eher erhöhte; daß aber freilich der fabelhafte Theil der Orthodorie von einem Erdengott mit Hobel, Hammer und Säge in den fleißigen Händen sich etwas seltsam ausnimmt, möge gern zugestanden werden. Indeß hatte Jesus, wie bemerkt, nach seiner Wiederkehr aus Alerandrien den Hobel bei Seite gelegt und bestritt seine geringen Bedürfnisse von dem, was seine beimgebrachten ärztlichen Kenntnisse ihm eintrugen.

Somit gehen wir den großen Begebenheiten entgegen, mit denen die eigentliche Mission unseres Weisen beginnt und auch die Evangelien ihre Biographien eröffnen.

11.

Philosophische Darlegung der Lehre und Zwecke Jesu.

Bevor wir an diesen welterschütternden Abschnitt seines Lebens, der mit der Katastrophe eines an ihm verübten schmählichen Justizmordes enden sollte, vollends hinantreten, wollen wir uns zuvor, unabhängig von seinen zuverlässigen, religiöse Nebenzwecke verfolgenden Biographen, über seine Lehre und seinen Charakter ein eigenes freies Urtheil zu bilden suchen, dessen Richtigkeit hoffentlich der Verlauf unserer Erzählung darthun wird.

Jesus war eine jener seltenen, hochbegabten Naturen, deren angeborene Denkkraft bald nach aufdämmerndem Bewußtwerden des persönlichen Daseins das dargebotene Lehrmaterial bezüglich jenes übersinnlichen Wesens, das wir Gott nennen, einer Prüfung unterzieht, deren Maßstab nicht in unwissenschaftlichen, durch Phantasie und Leidenschaften getrübten menschlichen Ueberlieferungen, Behauptungen und Anforderungen von Seiten gewisser Autoritäten besteht, sondern in den ungetrübten Geseßen der Natur und der gesunden Logik, die als die unmittelbaren Ausflüsse des Schöpfers, Erhalters und Regierers der Welt betrachtet werden dürfen; denn es giebt keine Macht, die im Stande wäre, sich über diese Geseße zu stellen und denselben etwas abzunehmen oder hinzuzuthun. Aus der Betrachtung dieser geistigen und sinnlichförperlichen Gejeßlichkeit, wie den daraus unwiderstehlich hervorgehenden Erscheinungen, schafft sich der Denker das Bild jenes übersinnlichen Wesens, jener höchsten Intelligenz, des Weltgeistes, dem er freilich keine sinnliche Form zu geben weiß da unsere Sinne nur an dem Jrdischen haften, während die Gottheit das All umfaßt, den er aber mit einen Gedanken umspannt, dessen Dasein, Wirken und Wollen er in den

geheimnißvollen Tiefen seiner Brust empfindet und danach sein und aller denkenden Wesen Sollen und Müssen abzumessen im Stande ist. Ein Bild der Gottheit, aus solchen Tiefen vom freien, denkenden Geiste an das Licht geboren, nimmt sich allerdings verschieden aus von den kleinen oder großen Gößenbildern, die sich eine ohnmächtige kindische Phantasie als Spielpuppe für die Legion Einfältiger mit bunten Läppchen herauspuht, wie es ja unter Andern auch Moses und die Propheten gethan, die nur einen einzigen, von der Vernunft gebilligten Schritt über die religiösen Thorheiten anderer Völker hinausgingen, indem sie die Einheit Gottes proklamirten. Aber mit diesem einen Gott wurde wieder so mannigfache kindische Thorheit getrieben, und vorzüglich mißbrauchte ihn Moses zu so vielen unwürdigen und albernen Puppenspielen (namentlich als angeblich persönlich auftretenden Gesezgeber), daß ein genialer Denker wie Jesus mit größtem Unwillen sich davon abwenden mußte, indem es ihm nicht schwer fallen konnte, hinter der Mosisdecke den unwürdigen Despoten zu erblicken, der es sogar gewagt, sich bis zu einem NationalGotte zu verirren, an dem die andern Völker der Erde, außer den Juden, keinen Antheil haben sollten.

Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß sich Jesus nicht in einem gegebenen Momente, also nicht plößlich, von den anerzogenen Vorurtheilen seiner Nation freimachen konnte, sondern erst allmählich dahin gelangte, mit den geläuterten Begriffen über göttliche Wahrheiten ins Reine zu kommen. Zu diesem Abschluß hat ihm ohne Zweifel am meisten das Studium der griechischen Philosophen verholfen, die, mit der mythologischen Staatsreligion ihres eigenen Volkes ebenfalls in ausgeprägtester Opposition stehend, in dem Geiste unseres jüdischen Philosophen die lebhafteste Zustimmung zu ihren Fundamental-Lehrsägen finden mußten, wie denn der eigentliche Kern der Philosophie aller Länder nur der einige, gleiche sein kann, indem die Wurzel derselben, ein Gott und eine Naturgeseßlichkeit, überall auf unserm Wohnplay und wahrscheinlich im ganzen Universum die gleiche ist. Da die Philosophie die Mutter der Religion, die Religion selbst aber im Ideale nur eine durch den Kultus der Schönheit veredelte Philosophie ist, so sollte es eigentlich dem Wesen nach überall nur eine Religion geben, eben wie es in der Natur nur ein Licht giebt, in wie viele Farben man auch dessen Strahlen zu zerlegen befähigt sein möge, um gewissermaßen den Geist des Lichts, seine Schönheiten den empfänglichen Sinnen faßbar zu machen und zum Genuß zu bringen.

Jesus kehrte unleugbar mit dem riesenhaften Entschlusse nach Jerusalem zurück, der Menschheit auf religiösem Gebiete ein Reformator im

Lichte der Philosophie zu werden, diesen erhabenen Zweck mit allen Mitteln zu erstreben und, wenn es sein müßte, selbst sein Leben daran zu wagen. So war sein Plan, so sein Zweck. Er erscheint uns zwar in gewissem Sinne ein Schwärmer, ein Enthusiast für seine Idee; aber diese Idee war himmlisch, herrlich, eines Genius würdig, wie er hier in so erhabener Größe zum ersten Male auf Erden dastand, weshalb auch nichts mehr zu beklagen, als daß die Berichte von seinem Leben und noch mehr die von seiner Lehre und seinem Wirken für die Nachwelt nur aus trüben Quellen, aus spät gesammelten Traditionen zu uns herüberkamen, aus welchen man mühsam das Gold von den Schlacken befreien muß, um das Edle zu erkennen, das Richtige, Wahre, wahrhaft Göttliche zu begreifen. Daß die Ausbeute dennoch so groß geworden, dieser Umstand allein zeugt schon für den unermeßlichen Werth des geistigen Kleinods. Erwägen wir die Wahrheit dieses Gedankens an einem Beispiel: Was würden wir von dem erhabenen Genius unsers Schiller wissen, wenn wir nur Traditionen seines Lebens und seiner Gespräche, nicht aber seine Schriften besäßen? Hätten wir dann wohl jemals ein Schillerfest erlebt? Gewiß niemals.

Nach dieser kleinen Abschweifung in das Reich des Idealen steigen wir wieder zu den Regionen der gewohnten Wirklichkeit hernieder und sehen uns mit dem Leser über die ihm von Jugend auf gewohnt gewordenen Quellen der Geschichte Jesu, nämlich die sogenannten Evangelien (frohe Botschaft) auseinander. Freilich bringt die hier gegebene Ueberseßung des Wortes,,Evangelium" keine frohe Botschaft, da man unmöglich einer Botschaft froh werden kann, die uns in ihrer Zusammenstellung die deutlichsten Beweise des Jrrthums, des Widerspruchs, der Zweideutigkeit, mithin des nicht mit der Wirklichkeit Uebereinstimmenden liefert, an deren Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit man mit dem besten Willen nicht glauben kann. Für diese Behauptung bin ich dem Leser Rechenschaft schuldig und sie soll ihm werden und wird hoffentlich nicht ohne Nußen vorübergehen.

12.

Betrachtungen über den Namen Christus, auch Chronologie der Evangelien.

Zunächst wird uns die vorgeschrittene Zeit unserer Biographie zu einem Nachweise auffordern, wie und weshalb die Person Jesu zu

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dem Beinamen Christus eigentlich, wie der griechische Ursprung lautet Christos gelangt ist, zumal dieser Name der ganzen Religionsgemeinschaft Jesu als religiöser Gesellschaftsname in der Geschichte angewiesen und für alle Zeiten verblieben ist.

Die Sachlage ist folgende: So lange Jesus auf Erden wandelte und lange noch nach seinem Abscheiden war der Name Christus selbst in den Kreisen seiner Bekenner völlig unbekannt; schon in der Thatsache, daß in den Evangelien hie und da der Name Christus neben Jesus (ursprünglich: Jeschua) aufgeführt wird, beweist den späteren Ursprung und die willkürliche Behandlung der wirklichen Begebenheiten, wie sie von Jesus erlebt worden.

Der Name Christos, den die Römer später in Christus_umwandelten, stammt ursprünglich aus dem indischen Naturgottesdienst, der seine mystisch allegorischen Deutungen aus dem Stande und Laufe der Gestirne nahm. Die Magier und Astronomen des Orients, denen bekanntlich Lucas schon eine Rolle bei der Geburt Jesu zutheilte, von welcher nicht einmal Matthäus etwas weiß, waren bei den Chaldäern und Persern zugleich Priester und Zeichendeuter; in letter Eigenschaft war die Sternkunde ihr Gebiet, indem sie ihre religiösen Offenbarungen aus dem Laufe und der Stellung der Gestirne schöpften und mit den Interessen der Menschen und den Geschicken der Völker in gewisse Wechselbeziehungen zu bringen. juchten. Jene Sternbilder - die ja selbst von den Astronomen unserer aufgeklärten Zeit adoptirt wurden stammen aus der urältesten Zeit; die Zeichendeuter trieben mit ihnen einen mystischreligiösen Cultus, der den ersten Verbreitern des Christenthums, namentlich dem Lucas und Paulus ziemlich geläufig gewesen sein muß. Wenigstens stellte man aus jenen ältesten indisch mythologischen Dogmen und der reinen Jesuslehre ein neues, sogenanntes christliches Religionssystem auf, mit welchem unsere Theologen noch heute ihre liebe Noth haben, es zum Verständniß zu bringen, und das die unheilvolle Wurzel alles unseligen Zwiespalts und aller jener Zerwürfnisse innerhalb der christlichen Kirche wurde, als dessen scheußlichste Ausartung die mittelalterlichen Keßergerichte und kirchlich-christlichen Greuel zu betrachten sind, die das Priesterthum zum Pfaffenthum verkehrten und es dem freien Denker, mit wenigen Ausnahmen, in der Gesammtgeistlichkeit der Vorzeit als eine Rotte von Tollhäuslern erscheinen läßt.

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Jene indische Mythologie, eigentlich Kosmologie (Weltlehre), sagt unter Anderm:

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