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„Wenn die Jungfrau und der Bärenhüter (zwei Sternbilder) am herbstlichen Abendhimmel untergehen, dann steigt Perseus im Osten auf, so daß es scheint, als ob dieser Held, mit dem Schwerte in der Hand, das Paar vom Himmel aus dem sommerlichen Garten und Reiche der Blumen und Früchte verjagte.

Im Winter-Solstitium (Wendepunkt), gerade wenn der kürzeste Tag den Winteranfang bezeichnet und die Magier ihrem Volke die Nativität des neuen Jahres stellten, stand die Jungfrau frühmorgens am östlichen Himmel, und zwar so, daß die Sonne aus ihrem Schoße aufzugehen schien. Man stellte daher die Sonne als ein von einer Jungfrau geborenes und gesäugtes Kind dar. Zu dieser Zeit befand sich am Abendhimmel das Sternbild der Schlange, welches im Frühjahr, zur Zeit wenn die Sonne in das Zeichen des Widders (oder Lammes) trat, vom Himmel verschwand, weshalb die Magier aus diesem Wechselspiel am Himmel die Mythe combinirten, daß die Jungfrau einen Abkömmling, ein Kind gebäre, welches der Schlange den Kopf zertrete, oder anders ausgedrückt: die Welt von Sünde (Nacht, Finsterniß) befreien werde.

Da nun die Sonne (also das Kind der Jungfrau) im Winter (siehe oben) sehr niedrig am Himmel steht und deshalb Dunkelheit, Mangel, Entbehrungen vorherrschend sind, so lehrte man, daß jenes aus dem Schoße der Jungfrau geborene Kind bestimmt sei, in Niedrigkeit, Demuth, Dunkelheit und Dürftigkeit zu leben. Dieses Bild schmückten sie noch weiter aus, indem sie die Genien der zwölf Monate als zwölf Himmelszeichen darstellten, unter denen auch das Zeichen der Jungfrau, mit einem Kinde neben sich. Das Sternbild des Fuhrmanns repräsentirt den Stall und der große Bär hieß damals Ochs oder Stier, die bekannten Gefährten der Krippe. Janus mit seinen Schlüsseln und seinem kahlen Vorderhaupte wurde später zum St. Petrus u. s. w. Die Jungfrau hat übrigens immer eine bedeutende Rolle in den Religionsmythen gespielt; sie ist die Isis der Aegypter, welche nach Julian die Inschrift trug: die Frucht. welche ich geboren habe, ist die Sonne". Wer erinnert sich dabei nicht der dem Jesus in den Mund gelegten Worte: „Ich bin das Licht!" Wiederum kennen wir die Jungfrau als Ceres, deren Mysterien dieselben waren, wie die Isis und das Mithra; ferner war sie die Diana von Ephesus, Cybele von den Löwen gezogen, Asträa die reine Jungfrau, die am Schlusse des goldnen Zeitalters zum - Himmel auffuhr. Eine Jungfrau auch war die Mutter des Fo, u. s. w.

Kehren wir zu den indischen Magiern zurück, so war der astrologische Name des Jungfrauenkindes (der Sonne) Chris: ein Wächter, Erhalter. Es ist arabischen Ursprungs und war auch der Beiname des indischen Gottes Wisch nu. Dieses Chris (Sonne) wurde in den indischen Religionen als Chris-en und Chrisna verwerthet, in Griechenland aber bei gewaltsamer Umbildung der Jesuslehre zu Christos und endlich bei den Römern zu dem lateinischen Christus verändert, und zwar mit einer Consequenz dem Namen Jesus beigefügt, daß endlich alle Welt glaubte, Christus sei der Familienname des Jesus gewesen. Und doch hat unser Religionsstifter diesen Namen bezüglich seiner Lehre eben so wenig gekannt oder gebraucht, als er von den andern mystischen Dogmen etwas ahnte, die man aus den heidnischen Religionen herübernahm und sie dem Getauften, als Lehren von Jesus ausgegangen, aufbürdete, wie sehr man auch dadurch den großen Stifter unserer Religion, den Vernunft und Wahrheitsfreund, beleidigte und seine erhabene Lehre mißhandelte. Ich habe indeß nun nachgewiesen, inwiefern dem Religionsstifter Jesus auch der Name Christus gebührt, und kann deßhalb jezt ohne Vorwurf der Gewohnheit Rechnung fragen und, wenn erforderlich, den adoptirten Zunamen mit in Gebrauch nehmen, was jedoch nur selten geschehen dürfte. Im anschließenden zweiten Bande, bei der Darstellung des idealen Christus, kann ich jedoch diesen Namen nicht wohl vermeiden.

Da die Mehrzahl der Leser das Leben und Wirken Jesu ent weder nur aus den vier sogenannten canonischen Evangelien oder den bezüglichen oppositionellen Commentaren zu denselben (z. B. eines Kirchenrath Paulus, Strauß, Renan, Schenkel u. s. w.) kennen und beurtheilen gelernt haben wird, so wird es nothwendig sein, jene vier Evangelien, auf die sich bis jezt im Allgemeinen alle Kenntniß von Jesus beschränkt, einer näheren Untersuchung zu unterziehen.

Die Ereignisse aus dem Leben Jesu, die in der geistigen Culturgeschichte, namentlich der abendländischen Bevölkerung einen so gewaltigen Umschwung bewirkten, umfassen bekanntlich eine kurze Episode von drei bis vier Jahren und wurden in der That anfänglich für gar nicht so wichtig und folgereich angesehen, wie es sich späterhin herausstellte. Die Hinrichtung eines Menschen aus religiösen Ursachen war nichts Ungewöhnliches unter den Juden, denn Moses hatte ausdrücklich jede ernstliche Auflehnung gegen sein Geseßbuch mit dem Steinigungstode belegt. Selbst Johannes der Täufer wurde das Opfer religiöser Schwärmerei und unter den Griechen und Aegyptern

kam dergleichen viele Male vor; man denke z. B. an den edlen Philosophen Socrates. Auch war die Art und Weise, wie Jesus auftrat, daß er z. B. mit seinen Schülern im Lande umherzog und lehrte (Etwas, das heutzutage tödtlichen Skandal erregen würde), im Orient gar nicht so auffällig, weshalb wir auch nirgends lesen, daß Jemand Anstoß daran genommen hätte. Man war das öffentliche Predigen und Lehren gewöhnt, nur hatte man leider keine Stenographen, ja nicht einmal Journale, die in der nächsten Nummer eine Uebersicht der vortrefflichen Reden des genialen Rabbis hätten bringen können. Man war überhaupt nicht schreibselig in jener Zeit, ja Jesus selbst sezte, so viel uns bekannt, keine Feder an. Auch seine Freunde und Bekenner, die ihn größtentheils persönlich gekannt und gehört hatten, dachten unmittelbar nach seinem Scheiden nicht daran, seine Reden niederzuschreiben, um diese und seine Handlungen der Nachwelt aufzubewahren. Es mag dies seinen Grund größtentheils mit in dem niederen Bildungsgrade seiner Jünger haben, unter denen vielleicht nur Einer war, der möglicherweise etwas schreiben konnte, nämlich Matthäus (auf den wir gleich näher zurückkommen); denn selbst über Johannes ist die historische Kritik längst einig, daß er an den ihm beigemessenen Schriften keinen Antheil hat.

So pflanzten sich die Reden wie die Geschichte Jesu viele Jahre nur durch Uebertragung von Mund zu Mund fort, und Niemand, der dem Gekreuzigten anhing, vermißte eine schriftliche Ueberlieferung von ihm, da man seiner Lehre so voll und für den als Prophet und Messias erkannten Gekreuzigten so begeistert war, daß man eine schriftliche Darstellung nicht begehrte, zumal es ja jedem Prediger der neuen Lehre freistand, in seiner Begeisterung für den Abgeschiedenen, zur Verherrlichung desselben dessen Lehre so viel hinzuzuthun, als ihm eben beliebte, um dadurch den Sagenkreis nach Bedürfniß zu erweitern. Dies kam namentlich in Betreff der Wunderthaten so vorzüglich zu Statten, daß man dem Volke, welches man für den neuen Glauben empfänglich zu machen suchte, Jesus von Nazareth als einen von Gott unzweifelhaft als Messias Beglaubigten darstellte, der das, was der Volksglaube von ihm erwartete, nun auch wirklich vollbracht habe und gewesen sei.

Da sich dieser Mangel einer schriftlichen Ueberlieferung in der jezt vorliegenden Evangelienform nun über anderthalb Jahrhunderte hinzog und die Zahl der Gemeinden und Lehrer (Apostel) sich immer mehr ausdehnte, so ist es nicht zu verwundern, wenn von dem eigentlichen Lebensbilde des großen Weisen nicht viel übrig geblieben ist

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und uns statt desselben eine mystisch religiöse Phantasiegestalt überliefert wurde, vor deren Ungeheuerlichkeit sich zu retten die Elite der Gläubigen sich endlich genöthigt sah, jene bereits erwähnte wunderliche Purification (Läuterung) in Nicäa vorzunehmen. Dennoch enthielten vielleicht manche apokryphisch genannte Evangelien mehr wirkliche Lebenszüge von Jesus, als die sogenannten vier canonischen.

Betrachten wir diese letteren, der Christenheit geläufigen vier Biographien näher, so findet sich in der ganzen sogenannten apostolischen Zeit bis zur Zerstörung Jerusalems (mithin 37 Jahre nach Jesu Tode) durchaus keine Spur irgend welcher schriftlichen Aufzeichnung von dessen Leben und Lehre; erst nach jener politischen Katastrophe tauchten hie und da in den Gemeinden der Nazarener Abschriften von einer ersten und ältesten schriftlichen Kundgebung über Jesu Leben und Lehre auf. Dieses Schriftstück, den Theologen unter der Bezeichnung,,Hebräer-Evangelium des Matthäus" bekannt, führte in seinen Abschriften, welche davon cursirten, nicht immer diese Bezeichnung, sondern hieß bald das Evangelium des Petrus, Evangelium der Apostel u. s. w. Matthäns, der später auf seinen apostolischen Reisen in Asien und Afrika den Märtyrertod fand, war jener wirkliche Jünger Jesu, den Marcus einen Sohn des Alphäus nennt und der von seiner Zolleinnehmerstelle am galiläischen Meere durch Jesus abberufen, in den Kreis seiner Jünger eintrat. Er allein von allen bekannten und unbekannten Evangelisten war der wirkliche Jünger und Augenzeuge der Reden und des Wandels Jesu, denn selbst der Verfasser des Evangeliums Johannis, der Offenbarung und der Episteln war, wie erwähnt, keineswegs jener Jünger, der angeblich als Liebling Jesu an seiner Brust geruht hat. — Wir kommen später noch auf diesen Gegenstand zurück.

Matthäus schrieb sein erstes und ursprüngliches Fragment für die sogenannten Judenchristen in hebräischer Sprache, und zwar, um recht verständlich zu sein, in dem damaligen chaldäischen Volksdialekt der Juden. Biele Jahre verblieb es hierbei, obgleich das Ganze nur ein Bruchstück war und auf Vollständigkeit durchaus keinen Anspruch machen konnte. Dieser Urtert, auf den auch Witschel hindeutet, ist leider werloren gegangen; nach den beiläufigen Ueberlieferungen alter Kirchenväter enthielt dieses urälteste Original - Evangelium indeß fast nur eine Sammlung von Reden und Sentenzen Jesu, die dann viel später bei verschiedenen Umarbeitungen und geschichtlichen Erweiterungen benutzt wurden und so auch auf uns gekommen sind. Es steht fest, daß die Umarbeitungen und Ueberarbeitungen des Hebräer-Evangeliums bis zu

der uns heute vorliegenden Gestalt einen Zeitraum bis zum Jahre 130 bis 134 unserer Zeitrechnung in Anspruch nahm, wobei jeder neue Bearbeiter sein Scherflein zur Ausschmückung beitrug. Das jetzige und lezte Evangelium Matthäi ist aber keineswegs noch das Werk jenes Jüngers Jesu, was schon daraus hervorgeht, daß es in griechischer Sprache abgefaßt war- und dem entsprechend neben den eigenthümlichen Spuren des ältesten Judenchristenthums auch viele unverkennbar der griechischen Anschauungsweise angehörende Lehren von göttlichen Dingen enthält.

Deshalb unterliegt es keinem Zweifel, daß diese leßte Ueberarbeitung in der Atmosphäre des Heiden-Christenthums entstanden ist. Dem kritischen Leser treten somit überall krasse Widersprüche entgegen, wie sie bei dem vergeblichen Versuche, die altjüdische und die heidnischphilosophische Weltanschauung in Harmonie zu bringen, nicht ausbleiben konnten; und am wenigsten kann Jesus, dem doch die Darstellung gilt, solche Widersprüche in sich vereinigt haben, als sie ihm augenscheinlich zugeschrieben werden. Man sieht deutlich, daß hier verschiedene geschichtliche Bruchstücke namentlich unter Verwendung des Urevangeliums zusammengestellt wurden, wobei vorzugsweise die griechische Anschauung vom 20-23. Capitel bedeutungsvoll in den Vordergrund tritt, indem sich die Sprache zu einem freieren Standpunkte erhebt, als man es in den früheren Capiteln findet, in denen sich mehr die Anschauungsweise des Juden-Christenthums ausspricht.

Für die Beurtheilung der evangelischen Darstellung ist vornehmlich dadurch ein charakteristischer Maßstab geboten, daß die Verfasser so unbesonnen gewesen, dem Jesus Lehren und Weissagungen in den Mund zu legen, die er offenbar nicht geäußert haben kann, da sie erst in späterer Zeit unter den Bekennern auftauchten. So zeigt sich z. B. ein derartiger auffälliger Beweis darin, daß man Jesus in den verschiedensten Wendungen für Leid und Trübsal, die Redesigur von „sein Kreuz auf sich nehmen“ oder „sein Kreuz tragen“ gebrauchen läßt. Ich werde auf dieses Beispiel weiterhin genauer eingehen.

Etwas später als das lezte Matthäus-Evangelium, etwa um das Jahr 140, entstand das Evangelium des Marcus. Derselbe soll, nach Angabe katholischer Kirchenväter, Begleiter des Paulus und Dolmetscher des Petrus gewesen sein, was wir aber dahingestellt sein lassen, da die ihm bei Petrus zugeschriebene Function mit dem Jahre 140 nicht harmonirt. Es ist dieses Evangelium, wie erwähnt, nur als eine aus den andern beiden Synoptikern zusammengeschriebene Compilation zu betrachten. Das Evangelium Lucä ist nur wenig jünger als das des

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