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zu lasterhafter Ungebundenheit sich dem gesellschaftlichen Naturgeseße des ehelichen Zusammenlebens entziehen, um unbeirrt ihren Lüsten zu fröhnen, und daß dies verwerflich und im Grunde genommen strafbar sei, da dem Weibe dadurch sein Recht entzogen werde.

17.

Jesu Unterhaltung mit einer schönen Samariterin.
Martha. Besuch von Nicodemus.

Maria und

Eine fernere Veranlassung, Jesu leutseligen Charakter gegen das weibliche Geschlecht darzulegen, und eine natürliche Hinneigung zu demselben fand sich durch die bekannte Begegnung desselben mit einer Samariterin, die er auf einer seiner vielfachen Ausflüge in die benachbarten Länder, und zwar dieses Mal nach Samaria, zufällig an einem Brunnen traf, wo sie zum Wasserschöpfen eingetroffen war. Die näheren Umstände dieser Begegnung sind uns von der Geschichte aufbewahrt worden, und es lohnt sich wohl der Mühe, einige Augenblicke bei derselben zu verweilen.

Drei Tage war Jesus bereits in Gesellschaft einiger Jünger in dem vom orthodoren Judenthum verachteten Lande umbergezogen, als er eines Mittags unweit der in einem romantisch schönen Thale liegenden Stadt Sichem ankam und am Fuße des Berges Garizin neben dem sogenannten Jocobsbrunnen Rast machte, der dem Durstenden eine Menge des schönsten und klarsten Wassers darbot. Ermüdet von einer langen Wanderschaft in der brennend heißen Sonne, ließen sich Alle nieder, und nach kurzer Ruhe schickte der Meister seine Schüler in die nahe Stadt, um Lebensmittel einzukaufen. In der einstweiligen Einsamkeit hing Jesus seinen schwermüthigen Gedanken nach, indem ihm der giftige, aber ungerechtfertigte Haß seines Volkes gegen die Bewohner dieses schönen Landes vor die Seele trat und ihn mit tiefem Kummer erfüllte. Indem er nun so, hingelehnt an einen Stein, im Grase saß, kam leichten Schrittes ein anmuthig junges Weib, mit einem Kruge im Arm zum Wasserschöpfen versehen, daher geschritten und blickte mit dem Ausdrucke freudiger Ueberraschung auf den schönen jungen Mann, dessen Kleidung einen jüdischen Rabbi in ihm erkennen ließ. Nach dem ersten Anblick schlug sie verschämt die Augen nieder, und der feine Menschenkenner Jesus bedurfte nur eines kurzen Moments, um hinter diesem Weibe - abgesehen von ihrer sehr anständigen, sogar Wohlhabenheit verrathen

den Kleidung ein gebildetes und von edler Weiblichkeit und schönem Zartgefühl beseeltes Wesen zu ‘ahnen.

So nahm er keinen Anstand, mit der Fremden ein Gespräch anzuknüpfen, indem er, durstig und ermüdet, um einen Labetrunk von ihrer Hand ersuchte. Die Samariterin war über diese unerwartete Anrede des Fremden sichtlich bestürzt, denn sie erröthete und schwieg verlegen. Jesus fragte sie daher, ob sie so hartherzig sein könne, ihm einen Trunk Wasser zu versagen?

Dieser Verdacht schien sie zu kränken, denn sie schlug ihre großen schönen Augen zu ihm auf, und mit einem leisen Anflug von Unwillen fragte fie: Vergißt du denn, daß ich eine Samariterin und du ein Judäer bist? Wie magst du von mir einen Trunk begehren, da dein Volk jede Gemeinschaft mit uns verabscheut, da ihr uns hasset? Ist dir's Ernst, aus meinem Kruge zu trinken, und spottest du meiner nicht, so magst du's sagen, und ich schöpfe dir mit Freuden, so viel du begehrst. Ein Thor nur, sprach Jesus, kann ein Volk um seines Namens willen hassen. Ich hasse euch nicht, und nun bitte ich herzlich, laßz mich nicht länger dürsten.

Mit sichtbarem Vergnügen reichte das Mädchen ihm den vollen Krug und hing mit Wohlgefallen an der edlen Gestalt des Mannes, der ihr Herz im Fluge gewonnen. Als er gesättigt war, dankte er für ihre Gabe und erbot sich, ihr zur Vergeltung einen noch viel edleren und nachhaltigeren Labetrunk zu reichen.

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Das Mädchen, obgleich wohl den verborgenen Sinn seines Anerbietens ahnend, gab sich den Schein, als verstehe sie ihn nicht, behauptend, es gebe kein schöneres Wasser in der ganzen Gegend als dieses; wo denn meinte sie wolle er einen besseren Trunk hernehmen, zumal er nicht einmal ein Gefäß zum Schöpfen besize? Jesus durchschaute sofort ihre Absicht, eine nähere Erklärung hervorzulocken, und so belehrte er sie nun in einem Bilde, daß er gekommen sei, Labung des Geistes allen danach Dürstenden zu spenden, so daß, wer davon genossen, sich für alle Zeiten erquickt fühlen und nie wieder dürsten werde. Es ist allbekannt, daß Jesus absichtlich jede Gelegenheit wahrnahm, seinen schönen erhabenen Grundsaß: „Gleichheit aller Menschen vor Gott, ohne Auserwähltsein oder Bevorzugung“ zur praktischen Ausübung zu bringen, wozu sich gerade bei den von den Juden verachteten Proselyten, den Samaritanern, die schönste Veranlassung darbot, die er denn auch selbst auf die Gefahr hin, den größten Anstoß zu erregen stets mit Freuden benußte. So hier am Brunnen. Das samaritische Mädchen ging auch sofort auf seinen Jdeengang ein, und

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höchlichst angezogen von seiner Persönlichkeit wie von seiner milden vorurtheilsfreien Rede, legte sie ihm freimüthig die Frage vor: ob ihre Nation wirklich wegen der vom Judenthum abweichenden Gottesverehrung eine solche Verachtung verdiene, als man ihr von leßterem angedeihen lasse? In der Antwort, welche Jesus diesem heidnisch gescholtenen Weibe gab, stellte er sich mit unabweisbarem Rechte auf die Höhe seiner und aller Zeiten, ja an die Spize aller Civilisation, indem er der giftigen Viper des Particularismus und der zwieträchtigen religiösen Verkeßerung die Ferse auf den Nacken sezte, indem er zu ihr sprach: Das Recht ist niemals auf dessen Seite, der die wahre Gottesverehrung in dieser oder in jener Form sucht, und somit weder bei uns, noch bei euch, und die Zeit ist nahe, wo es allem Volke verkündet werden wird, daß Gott ein treuer und liebevoller Vater aller Menschen, aller Völker und Nationen in gleichem Maße ist. Wenn nun in Wahrheit die Verehrung eines einigen Gottes von dieser Lehre unzertrennlich ist, so waren allerdings die Judäer die Ersten, die diese Wahrheit erkannten, und insofern waren sie deiner Nation voraus, denn der Glaube an einen Gott ist von uns erst zu euch gedrungen und hat euch dem Gößendienste entfremdet. Doch was kommt auf diese Frage an? Was haben wir gethan, daß wir in diesem oder jenem Volke geboren wurden? Unser Verdienst liegt uns noch zu Händen, unsere Krone ist noch zu erjagen, denn Juden und Samariter und alle Völker der Erde wandeln noch vor Gott in Nacht und Wahn, und die wahre Erkenntniß seines Wesens als einen Geist, als die alles belebende Seele der Welt, als einen Inbegriff aller Liebe, nicht als ein Zorn und Rache schnaubend, sinnlich Ungethüm ist fern von ihnen. Der wahre Tempel der Gottesverehrung ist nicht mit Händen gemeistert, sondern ruht in unserer eigenen Brust, und sein Cultus ist die Liebe gegen alle Mitgeschöpfe, und dieses aller Welt zu verkünden, zu lehren und zu predigen, das ist mein Beruf, und darum bin ich in die Welt gekommen."

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Solche Worte aber, mit dem melodischen Klange und dem bekannten Feuereifer des begabten Redners gesprochen, rührten das Mädchen zu Thränen. Schweigend sank sie zu seinen Füßen nieder, füßte ihm die Hände, und da sie eben die Jünger herannahen sah, floh sie verwirrt von dannen und vergaß selbst ihr Gefäß mit sich zu nehmen.

Die Schüler wunderten sich zwar sehr über die seltsame Erscheinung, ihren Meister mit einer Samariterin im eifrigen Gespräch begriffen zu sehen; aber Ehrfurcht fesselte ihre Zunge, und schweigend sette man sich zum Mittagsmahle nieder. Unterdessen war das Mädchen eilend nach Sichem heimgegangen und verkündete dort mit großem Eifer, was ihr

begegnet. Es sei ein Prophet, der Verkünder einer neuen Lehre, draußen, ein Jude zwar, aber doch auch wieder kein Jude, da er die Gleichheit aller Menschen vor Gott predige.

Die Hast und das Feuer, mit welcher sie ihre Neuigkeit vortrug, machte Aufsehen, und viele Neugierige selbst der höheren Klassen zogen hinaus, den Mann zu sehen und zu hören, zumal der Ruf desselben Manchem nicht so unbekannt war, als das Mädchen vielleicht glaubte. So erschien eine Schaar wohlwollender Sichemiten am Jacobsbrunnen, und einer der Angesehensten trat zu Jesus heran und lud ihn freundlich und ehrfurchtsvoll ein, die Stadt mit einem Besuche zu beglücken. „Aber was hofft, was erwartet Ihr denn von mir?" fragte Jesus.

„Wir wünschen deine weisen Lehren zu vernehmen, Rabbi!" sprach der Mann — „drum schlage unsere Bitte nicht ab, denn nur selten wird uns das Glück zu Theil, einen Fremden deiner Art in unserer Mitte zu sehen."

Jesus fühlte die Aufrichtigkeit des Bittenden, und im Triumphe führten ihn die Sichemiten in ihre Stadt, wo er bei den Eltern seiner ersten Bekanntschaft, auf deren Gesuch, seine Wohnung nahm und drei Tage lang verweilte. Die ganze Stadt kam in Bewegung, denn jeden Tag lehrte und predigte Jesus dort im Freien allem Volk, und die Weisheit, die seinem Munde entströmte, erwarb ihm unzählige Freunde und Verehrer, welche ihn bewunderten und sich zu seiner Lehre befannten. Die zuvorkommende Gastfreundschaft erdrückte ihn fast, denn Jeder beeiferte sich, dem vorurtheilsfreien Denker seine Verehrung zu bezeigen. Fruchtbaren Samen für die Ausbreitung seiner neuen Lehre ließ er in Vieler Herzen zurück, als man ihm wehklagend das Geleit für die Fortseßung seiner Reise bis weit über die Grenzen der Stadt hinaus gab. Die aber am meisten trauerte, das war das schöne Mädchen vom Jacobsbrunnen.

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Ungeachtet so außerordentlich freundschaftlicher Aufnahme zog ihn doch sein großer Reformplan mit unwiderstehlicher Gewalt in den Brennpunkt des jüdischen Lebens, des jüdischen Cultus zurück, ohne dessen gänzliche Umgestaltung das wußte er nicht an die Verwirklichung seiner Reformideen zu denken war. Zugleich auch hielt er es für angemessen, seinen Feinden nahe zu sein, um ihre Pläne, die sie unfehlbar zu seinem Verderben schmiedeten, kennen zu lernen, sie wo möglich zu durchkreuzen und zugleich den Muth seiner Freunde durch seine Gegenwart zu beleben. So ging er mit seinen Schülern vorläufig nach Bethanien, einem Städtchen, in welchem einer seiner vertrautesten Freunde, Lazarus, nebst dessen zwei liebenswürdigen Schwestern Maria

und Martha ihm ebenfalls mit ganzer Seele zugethan waren und welche letteren in dem duftigen Kranze seiner Frauenbekanntschaften die hervorragendste Stellung einnahmen. Die Mädchen wußten sich vor Freuden kaum zu lassen, als sie den hochverehrten Freund, dessen Gegenwart sie schon so manchen Tag entbehrten, bei sich eintreten sahen; aber die Freude äußerte sich auf verschiedene Weise. Während sich nämlich Maria, die geistreichere Schwester, gar nicht von ihm zu trennen vermochte und, sich zu seinen Füßen niederlassend, mit Begeisterung auf seine allezeit tiefbedeutsame Rede lauschte, hielt es Martha vielmehr für ihre Pflicht, dem von der Reise ermüdeten Freunde Labung und Erquickung zu bereiten, zu welchem Ende sie geschäftig hin und wieder rannte und nach Art fleißiger Hausfrauen und Töchter nur gleichsam im Fluge an der Unterhaltung theilnahm, welche zwischen Jesus, Lazarus und Maria gepflogen wurde. Es ist damit nicht gesagt, daß Martha nicht eben so gern ruhig da gesessen und dem Freunde zugehört hätte; aber die fehlende Hausfrau vertretend, trieb die Pflicht sie, für des Leibes Nothdurft zu sorgen, denn wer hätte das Benöthigte sonst schaffen sollen, da Maria sich nicht rührte? Und in einer Anwandlung von verzeihlichem Neid beschwerte sie sich bei Jesus, daß die Schwester ihr nicht zur Hand gehe. Es lag nun aber in dem Charakter dieses seltenen Mannes, daß ihm des Lebens und Leibes Nothdurft allezeit als Nebensache erschien und er die Lernbegierde der von ihm vielleicht ohnehin bevorzugten Maria höher schäßte, als die mühevolle Sorge Martha's für seine Erquickung; und so nahm er keinen Anstand, diese Meinung offen auszusprechen. Die praktische Hausehre meinte indeß: „Alles zu seiner Zeit!" und ließ sich in ihrem Thun nicht stören, obgleich der Gast Maria das Compliment machte, sie habe das bessere Theil erwählt. War doch, wie in der Regel den genialen Geistern, das praktische Leben auch unseres Weisen schwache Seite.

Nachdem derselbe nunmehr einige Tage im Kreise seiner Lieben geruht und seine ferneren Pläne bedacht und besprochen hatte, saß er eines Abends spät, kurz vor dem Schlafengehen, noch mit ihnen vertraulich zusammen, als es draußen an der Thür des einsam gelegenen Häuschens leise klopfte. Martha war auch jezt wieder die erste, welche schnell aufsprang und öffnete. Herein trat ein Mann in einen langen Mantel gehüllt, dessen ängstlich schüchternes Wesen auf eine wichtige Absicht seines Besuches schließen ließ. Er fragte halbleise, ob hier Jesus, der Rabbi aus Galiläa, zu treffen sei, was Maria ziemlich erschrocken bejahte, die dann zitternd an allen Gliedern zurückeilte, um den Besuch anzukündigen.

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