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weit vom schönen Ziele und dürfen uns nicht der Gefahr ausseßen, vom Süden überflügelt zu werden.

Darum ergeht an euch, ihr Männer des freien Geistes, der Mahnruf zum ernsten Angriff! Was die freien Gemeinden, die Neukatholiken und wer ihnen angehört, gethan, mußte mißlingen, indem sie den Fels verwarfen, auf den wir alle bauen müssen: das Urbild aller Gottverkünder, den weisen Galiläer. Doch bedarf es keiner öffentlich constituirten Gemeinde, eine unsichtbare Gemeinde müssen wir biiden; allmählich wird ein unsichtbarer Baumeister über unsern Häuptern die Kuppel wölben, und wenn nicht Alles trügt, sind die Zeichen eines nahenden Gottesreiches wohl erkennbar.

Somit mahne ich zum ersten Beginnen, und mit begründetem. Vertrauen auf das Gelingen einer großen und heiligen That biete ich bekannten und unbekannten Männern, die im guten Sinne ein Herz für das Volk in seiner besseren Bedeutung haben und an die höhere Bestimmung des Menschen glauben, die Hand, schon hier auf Erden ein Reich des Friedens, der Humanität, der gegenseitigen Beglückung zu bilden. Ihnen allein sei hiermit die Hand gereicht, um in einem gemeinschaftlichen Bunde zum ernsten Werke zu schreiten, indem ohne Aussicht und Hoffnung auf Gewinn — einleitend in den großen Plan — das nachstehende biographische Werk in möglichst großer Anzahl unter dem Volke verbreitet werde. Es giebt Augenblicke im Leben, wo eine Frage frei steht an das Schicksal“, sagt unser großer Dichter; wohlan denn, hier ist eine solche Frage! Die Antwort aber steht in Gottes Hand. Es liegt bei dieser Gabe, um die Wahrheit zu gestehen, der Gedanke an eine dauernde Propaganda für eine neueste christliche Reformation, die Rückkehr zum Urchristenthum, im Hintergrunde. Wie lange dieses Saatkorn im Schoße der Zeiten schlummern wird, bevor es keimt, gedeiht und Früchte trägt das muß dem großen Lenker der Dinge anheimgegeben werden. Kommen muß und wird auch die zweite Reformation, denn auch die Geistessonne kann nicht ewig unter dem Horizonte bleiben.

Und in der That beginnt die Morgendämmerung ringsum in unverkennbaren Zeichen; überall regt sich neues frisches Leben, vor Allem in unsern deutschen Gauen, der Wiege der ersten Reformation; ja selbst unter den eingestäubten Sammetkäppchen der Theologen rührt sich etwas von einem geistigen Frühlingshauche und vor dem ersten Hahnenruf sind längst einige Schläfer erwacht und zu Protestantenvereinen zusammengetreten, ersichtlich aber nur, um neue Flicken auf

ein altes Kleid zu sehen und jungen Most in alte Schläuche zu fassen. Wir kennen das und wissen, es wird nichts daraus!

Vor Allem aber ist der Fels, auf den wir bauen müssen, das Volk, und in diesem wieder unser kerniger, deutscher Mittelstand, auf dessen Beistand ich schon bei der ersten Ausgabe dieses Buches gezählt, und glücklicherweise nicht vergebens. Mit Dank und Freude blicke ich heute auf die lebhafte Theilnahme, die meine Enthüllungen über das Urchristenthum und die erhabene Persönlichkeit des Nazareners in allen Kreisen gefunden, so daß wiederholt neue Auflagen erforderlich geworden, um die Nachfragen zu befriedigen.

Meine Frage an das Schicksal harrt aber immer noch der Antwort. Einem Franzosen, der nichts als eine Umschreibung der Evangelien zu bringen wußte, ist es gelungen, bis zur Popularität selbst in deutschen Gauen vorzudringen, während unser „Nazarener“ noch nicht gleicher Weise in das Fleisch und Blut der deutschen Nation gedrungen ist, sondern bis jezt nur in exclusiven Kreisen Liebe und Verehrung findet. Man sieht also: des edlen Kernes harte Schale hat noch kein Frühlingshauch zu sprengen vermocht; langsam schwellt der Keim, aber seine Stunde wird kommen. Die Sonne bleibt, wie gesagt, nicht ewig unter❜m Horizont. Wir leben jezt im Stadium der Morgenröthe, der Tag wird nicht lange mehr ausbleiben; aber die Weltregierung führt ihren eigenen Kalender, in den auch nur einen einzigen sicheren Blick zu werfen noch keinem Sterblichen gestattet war.

Was jezt, sofern man die Sache recht ermißt, geschehen muß, ist Folgendes:

Christen sind wir und Christen dürfen wir bleiben, weil unser den Kern enthülsendes Christenthum eine reine Vernunft und NaturReligion ist; denn wenn man auch den Leu für eine Weile in eine Affenjacke kleidet, so bleibt er doch der edle König Nobel und nur für eine kurze Spanne Zeit gehört dem Narrenkönige die Welt.

Dem Christenthum also sein altes Recht; und selbst des Namens ist nicht zu entrathen, weil eine Bande Finsterlinge das Pathenthum des Nazareners uns verleidete. Damit man uns aber nicht vorwerfe, als ob auch wir jungen Most in alte Schläuche fassen wollten, so laßt uns den alten Most in junge Schläuche thun: ist doch der Geist Jesu viel älter als die paulinisch-christliche Mystik, die man seiner vernunftreichen Humanitätslehre untergeschoben. Somit also darf uns nichts kümmern, was Gregor, Calwin und Luther sprechen, denn des

Meisters Wort, auf das wir schwören, geht über sie, und ist, weil eins mit Gott und der lebendigen Natur, so unvergänglich wie das Firmament. Klingt das auch kühn, ja fast vermessen, so liegt doch der Beweis in diesem Buche und dem nächsten erschöpfend dargethan.

Doch nicht genug daß der gereifte, frei gewordene Geist sich daran labe, zu lesen was einstmals die Geschichte an düsteren Fäden spann und wie der Gedanke sie verwebt und auslegt: -es soll auch die Lehre den Gewinn verwerthen können, und hierzu bedarf es der Fassung in ein System: der alte, abgezogene Most will feinen Schlauch haben, um alle die Becher zu füllen zur Labe Derer, die seiner dedürfen. Darum habe ich den gewonnenen Inhalt dieser neuen Schärfe nach bestem Können in einem Katechismus zusammengestellt, wie ich es am Schluß des Vorworts zur zweiten Auflage dieses Werkes zu schaffen angekündigt. Geschaffen also ist er jegt; jedoch wartet derselbe noch seiner Erlösung aus dem Pult, und hier ist der Ort den Hebel anzuseßen: er wartet schmerzlich auf die Propaganda. Jeder deutsche Schulmeister, so ist mein Wunsch, sollte Sonntags sein Huhn im Topf und eines schönen Morgens ein Exemplar des Katechismus der christlichen Vernunft- und Natur-Religion“ gratis auf seinem Tische finden: ein wirklich echtes Christgeschenk. Das hieße in Wahrheit die Parabel vom Säemann in's praktische Leben überseßt. Die Saat ist da, der Acker auch; wo aber ist der Säemann, der uns den Beutel leiht, die Saat auszustreuen? Ist denn kein Peaboddy da? Und dieses, lieber Leser, ist die Frage an das Schicksal, von der ich sprach: es ist die ewig alte, nur etwas schärfer präcifirt. Und die Antwort? Ich fürchte, sie wird erfolgen, wenn die Todten auferstehen!

Es sind in neuester Zeit viele Biographien der erhabensten und einflußreichsten aller Religionsstifter erschienen und selbst mehrere, als populär bezeichnete dem Volke in wohlfeilen Ausgaben dargeboten worden; keine aber, und am wenigsten die aus dem Französischen überseyten, konnten das Bedürfniß des deutschen Volkes befriedigen: lettere schon deshalb nicht, weil ein Franzose in seiner leichten und oberflächlichen Weise einem so erhabenen Gegenstande überhaupt nicht gerecht zu werden vermag, da ihm das tiefere Verständniß der deutschen Gelehrten abgeht. Bei ihnen ist nicht viel mehr Ausbeute zu gewinnen, als sie die Evangelien darbieten, deren einfache Umschreibung aber begreiflich kein besonderes Interesse erregen kann.

Nichts desto weniger ist gerade der Deutsche, selbst bis in die tieferen Schichten herab, zu einem Bildungsgrade vorgeschritten, vermöge dessen ihn ebenso sehr die Voltaire'sche Frivolität in Religionssachen, wie die pietistisch-christliche Glaubensverhimmelung und der Lämmleins-Cultus anwidern. Wohl aber ist selbst dem philosophisch Freisinnigen die Erkenntniß aufgegangen, daß das Christenthum, trog seiner sectirischen Zersplitterung, ja sogar troß des vielfach Unpraktischen und Undurchführbaren in den Lehrfäßen und Vorbildern desselben, dennoch eine Weltmission zu erfüllen hat, wie sie nicht umfassender und tiefeinschneidender gedacht werden kann, indem sich alle nichtchristlichen Völker der Erde von den Bekennern des Christenthums, namentlich in Künsten und Wissenschaften, in den Schatten gestellt sehen und — was damit in natürlichem Zusammenhange steht und Allem die Krone aufsett - politisch ihren Nacken beugen müssen. Mit Recht wird der Zweifler einwenden: „,,was hat das Christenthum mit dieser Ueberlegenheit zu schaffen?" Jesus hat ja doch selbst gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“

Ganz recht, und es war ihm Ernst mit dieser Sentenz; aber das eben ist das Merkmal der echten Größe, daß sie mehr schafft, als sie selbst weiß und will, denn ihr Auftreten ist eine höhere Mission, ein Auftrag von außen. Sie steuert mit einer versiegelten Ordre auf das weite Meer hinaus, erbricht und liest und handelt; aber der große Plan, die weltumspannende Combination, liegt in andern Händen. So auch Jesus! Von den gewaltigen Folgen seiner Lehre hatte er keine Ahnung; selbst ein größerer, speciell gegliederter Plan war ihm fremd, und all' sein Reden und Thun wurzelte nur in Einem: in der Liebe zu Gott und seinen Mitmenschen, ohne Unterschied der Religion. Eben in diesem verborgenen Keime aber schlummerte das riesige Gewächs, das, einmal entsprossen, seine Zweige über die weite Erde ausbreitete und mit seinen duftenden Blüthen eben so viele seiner Bekenner betäubte, ja selbst wahnsinnig aufregte, als erquickte.

Wer diese merkwürdigste aller jemals aufgetretenen Persönlichkeiten ganz erkennen und richtig würdigen will, der hat Jesus von der üblichen christlichen Lehre völlig zu trennen; mit andern Worten: wir haben in dem jüngsten und legten der jüdischen Propheten den menschlichbürgerlichen Jesus, einmal den Jeschua der Juden, und dann den idealen Christos, den philosophischen Begriff, den Licht bringenden, Wahrheit verkündenden Chris des Drients, zu betrachten. Den lezteren, den idealen Christus, werden wir am Schlusse, und später in einem zweiten Bande übersichtlich zu besprechen Gelegenheit nehmen. Hauptsächlich aber haben wir es in diesem Werke mit der wirklichen Lebensgeschichte Jesu zu thun, nicht wie sie uns in den Evangelien erzählt wird, die nur die Verherrlichung, ja die Vergötterung des christlichen Heros im Sinne hatten; sondern wie seine Freunde, die Essäer, und andere gleichzeitig lebende jüdische und heidnische Schriftsteller, einzeln auch die Apokryphen, uns den Sohn Josephs, des Zimmermanns aus Nazareth, in einfacher, ungeschminkter Wahrheit darstellen. Diese aber wird mehr zur Verherrlichung des edelsten und weisesten der Menschen beitragen, als alle jene poetischen Dichtungen, die sich vermessen, demselben auch in seiner Persönlichkeit einen überirdischen Standpunkt anzuweisen und ihm in ihrer Verhimmelung einen Rang zuzusprechen, der sich von den mythologischen Göttergestalten der Griechen und Römer wenig unterscheidet. Von einem Gott nach der vulgären kindischen Vorstellung - wenn es wirklich denkbar wäre, daß ein solcher in menschlicher Gestalt auf Erden erschiene - kann man alles Mögliche erwarten und verlangen, das Ungeheuerlichste wäre ihm nicht als Verdienst anzurechnen; wer aber als wirklicher Mensch, von keiner andern Macht als seinem eingeborenen Genius, der eigenen sittlichen Kraft und dem

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