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dem Schöpfer aller Lebendigen. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der sagt sich los von dem wahrhaftigen Gott, der keine Lust hat an dem Gebahren der Narren, die sich selber ihren Gott machen und treiben Kurzweil mit heiligen Dingen. Wer aber der Menschen Thorheit feind ist und fahndet auf ihre Gößen, der kann nicht mit dem Frieden beginnen, sondern muß des Schwertes gewärtig sein; also auch ich. So bin ich denn gekommen und kann nicht anders, als den Sohn zu erregen wider den Vater und die Tochter wider die Mutter, die Schnur wider ihre Schwieger; also werden dann die Hausgenossen in Feindschaft mit einander stehen; muß doch die Erde bluten um der Saat willen, daß sie gedeihe. Ich bin die Wahrheit; wer aber Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht werth; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht werth; und wer nicht dulden mag um der Wahrheit willen, die aus Gott ist, der ist mein nicht werth. Es ist aber das Leben im Geiste nicht wie das Leben jeder andern Creatur; darum wer da sein Leben suchet zu gewinnen, der wird es verlieren; und wer seine Lust verleugnet am Leben um meinetwillen, der wird des Lebens die Fülle haben. Wer euch aufnimmt, daß er fich des Lichtes erfreue, das von euch ausgehet, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich berufen hat zu der Botschaft vom Licht der reinen Erkenntniß, welche ist Gottes. Wer aber Einen Eurer Geringsten auch nur mit einem Becher Wassers erquicket, da ihn dürftet, wahrlich ich sage euch, es soll ihm nicht unbelohnt bleiben, da sich die Zeit erfüllet.“ -Mit solcher Rede entließ Jesus seine Schüler und Boten, daß sie seine Lehre verkünden möchten.

Weiter unten mehr über diesen Gegenstand.

19.

Die angeblichen Wunderthaten Jesu.

Wir haben uns nun der Zeit der eigentlichen Wunderthäterei genähert und werden uns ein für allemal klar werden über diese und die mystischen Erscheinungen im Leben Jesu überhaupt, mit denen ein verirrter und mißverstandener Eifer der ältesten Biographen

das ehrwürdige, erhabene Bild und den Charakter Jesu entstellte und entwürdigte. Jesus hatte allerdings von seiner Reise nach Alexandrien ungewöhnliche Kenntnisse, namentlich auch in der Heilkunst mitgebracht und mag sie in mancher außerordentlichen Weise verwerthet haben; ob er aber auch von den (bekanntlich ganz Ungewöhnliches leistenden) Künsten der ägyptischen Magie Kenntniß gehabt, und wenn es der Fall - ob er sie zur Beförderung seiner reformatorischen Zwecke verwendete, darüber ist ein historisch gültiger Nachweis durchaus nicht vorhanden. Wohl aber darf man es mit seinem großen, welterschütternden Plane, die Veredelung der Menschheit durch Läuterung des Glaubens an Gott zu bewirken, als auch mit seiner erhabenen Persönlichkeit unvereinbar erklären, daß er sich solcher Jahrmarkts - Gaukeleien für seine Zwecke je bedient habe, wie ihm die Evangelisten unter der Bezeichnung,,Wunder" und seine Feinde, die Talmudisten, als „Zaubereien" in ihren Schriften andichteten. Freunde und Feinde haben in gleichem Maße das erhabene Urbild der ideal-reinen Menschenschöpfung mit den naturwidrigen und darum erlogenen Farben ihrer krankhaften Phantasiegebilde beschmußt, es dadurch vielfach dem cynischen Gespött der rohen Masse preisgegeben und selbst edleren und gebildeteren Gemüthern entfremdet.

Diese Vorgänge mögen uns selbst ein warnendes Beispiel sein, den erhabenen Charakter Jesu als Wunderthäter zu verunstalten, da ihm ja doch der Schauplatz der unverfälschten Natur eine Arena, weit und groß genug für seine erhabenen Zwecke, darbot, ohne daß es nothwendig wäre, ihn in der Harlekinsjacke der Zauberer und Gaukler auftreten zu lassen.

Mit geschichtlicher Treue werden wir auch jezt, da sich der Himmel über ihm verdunkelt und das lange drohende Gewitter mächtig zusammenzieht, seine ferneren Schritte verfolgen und seine göttliche Begabung wie die menschlich edle Thatkraft seiner Lehre und seines Wandels der ungetrübten Anschauung Aller, welche sehen wollen, näher zu bringen versuchen.

Es ist nämlich in unserer Zeit unmöglich, daß eine Religion ihre auf Achtung und Ehrfurcht begründete sittliche Mission unter den Menschen erfüllen kann, sofern sie nicht mit den Ergebnissen der Wissenschaft, namentlich der Naturwissenschaft, in Harmonie tritt. Führen wir beispielsweise zwei auf einander folgende Lehrstunden unserer Schulen an. Denken wir uns, in der ersten, der Naturlehre gewidineten würden den Schülern über das Universum, vornehmlich die Weltenkörper, Mittheilungen gemacht. Der Lehrer bemüht sich,

den Schülern einen Begriff von der Entfernung der Sonne, des Mondes und der Planeten unter einander und von unserer Erde beizubringen; er sagt ihnen, wie weit hinaus unsere Atmosphäre reiche und daß jenseits derselben kein organisches Geschöpf mehr athmen und also auch ferner nicht leben könne, und wie daher dem Luftschiffer selbst eine nicht sehr entfernte Grenze des Steigens gesezt sei. In der nächsten, der Religion gewidmeten Stunde aber kommt wohl ein anderer Lehrer (oder auch gar derselbe), der den Kindern den Glauben an die Himmelfahrt Jesu einzuprägen sucht, eine angebliche Thatsache, die jener Naturlehre vollständig widerspricht und nach den einfachsten Naturgeseßen als widersinnig betrachtet werden muß. Wie ist es nun möglich, daß dergleichen Widersprüche irgend gute Früchte tragen können? Und solche Dinge erlaubt und beschüßt man vielfach von oben herab! Ist es da zu verwundern, daß die Religion immer mehr in Verfall kommt, die Kirchen leer bleiben, die Sittlichkeit verkümmert, daß eine Zwiespältigkeit zwischen Glauben und Wissen die kindlichen Naturen zu Zweiflern und Spöttern macht und so die Moral von Anfang an untergraben wird?

Stellen wir also als die Grundbasis alles Wissens und aller Erkenntniß folgendes unwandelbare Urgesetz fest: Kein Sterblicher ist oder war jemals im Stande, irgend eine Handlung zu verrichten, die mit den bestehenden Naturgefeßen im Widerspruch steht; jede vorausgesezte Möglichkeit von Wundern und Zauberkünften, und sollte Aehnliches auch von Gauklern vor unsern Augen scheinbar in Scene gesezt werden, ist ein Wahn, den man allenfalls der kindischen Einfalt vorzeitlicher Völker und ebenso geistig verwahrloster Menschen unserer Zeit verzeihen darf, niemals aber den Theilhabern vorgeschrittener Wissenschaft und Erkenntniß der Dinge wie sie sind. Wenn aber dennoch offenbarungsgläubige Theologen, die sich wissenschaftlicher Bildung rühmen, den Wunderglauben und die Mysterien der sogenannten geoffenbarten Religionen als die Grundlage ihres Lehrsystems hinstellen, so sollte man sie wenigstens nicht zu den Lehrstühlen zulassen, wo sie nur die Geister in Verwirrung seßen, die Ordnung der Natur umkehren und somit Gott lästern.

Aus allen ungefärbten und ungetrübten Berichten über die Wirksamkeit Jeju geht als geschichtlich wahr hervor, daß derselbe sich allerdings bedeutende medicinische und physikalische Kenntnisse angeeignet hatte; wahrscheinlich war ihm auch, wie schon erwähnt, die seltene Gabe magnetischer Einwirkung, wie solche noch jest bei Männern (nie bei Frauen) häufig vorkommt, angeboren, und er

benugte diese Gabe vielfach zum Heile seiner erkrankten Mitmenschen. Sein edler Charakter aber bürgt uns dafür, daß er diese Bevorzugung niemals zu abergläubischen und betrügerischen Zwecken mißbrauchte.

In ähnlicher Weise hat auch schon der Kaiser Flavius Julianus, ein Neffe Konstantins, des ersten christlichen Kaisers († im Jahre 363), die Wirksamkeit Jesu aufgefaßt. Jener wurde von christlichen Mönchen erzogen, konnte sich aber dessen ungeachtet niemals von der göttlichen Wahrheit des durch Paulus corrumpirten „Christenthums“ überzeugen; er war dagegen der griechischen Poesie und der platonischen Philosophie, die er als Jüngling in Konstantinopel, Nicodemia und Athen studirt hatte, sehr zugethan. Die Julianischen Bücher selbst sind leider verloren gegangen, sonst würde man wahrscheinlich aus ihnen noch manche ungetrübte Data über Jesu Wirksamkeit haben schöpfen können, indem zu jener Zeit erst einige Jahrhunderte seit Jesu Tode verflossen waren und dem Verfasser die Zeitereignisse des Nazareners ungefähr so nahe standen, als uns die lutherische Reformation. Man kennt den theilweisen Inhalt jener verlorenen Werke nur aus einer Gegenschrift des Bischofs Cyrillus Julianus; es geht aber aus derselben hervor, daß auch Julian schon behauptete, Jesus sei durchaus kein Wunderthäter gewesen. Die Curen, welche er wirklich an Kranken vollbracht, wären nur als das Ergebniß seiner ärztlichen Geschicklichkeit anzusehen; es sei thöricht, anzunehmen, daß Jesus Umgang mit Teufeln gehabt und dieselben ausgetrieben habe; ebenso, daß er auf dem Wasser gegangen sei und den Elementen Befehle ertheilen durfte, da er doch nicht einmal seine eigenen Brüder und Verwandten zum Glauben an sich habe bringen können. Daß er aber vollends Gott gleich zu achten, sei weder von den Evangelisten noch von ihm selbst jemals behauptet worden, ja Jesus selbst habe dem ausdrücklich widersprochen, wie z. B. in den Worten: Was nennest du mich gut? Niemand ist gut als der einige Gott!"

Doch genug über die Wundererzählungen, die zur Verherrlichung des großen Weisen nichts beitragen, sondern nur geeignet sind, seine Verdienste um die Menschheit herabzuseßen, indem man seine Thaten einer absoluten, geseßlichen Nothwendigkeit unterordnet.

20.

Fernere Wirksamkeit Jesu als Lehrer und Prediger.

Wir nehmen nunmehr den Faden unserer Erzählung wieder auf, wo wir ihn mit dem Besuche des Nicodemus abbrachen.

Jesus hatte also von jezt an einen vollständigen Kreis von Schülern und Jüngern um sich versammelt, nicht aber (wie andere Rabbi) Leute, die sich den Wissenschaften, dem Studium als ihrem Lebensberufe widmeten, sondern recht absichtlich, um auch äußerlich jedem Vorurtheil zu trogen, nur Leute der allergewöhnlichsten Art; ja, um hierin das Aeußerste zu thun, hatte er sogar einen in damaliger Zeit tief verachteten Stand, den der Zöllner, nicht für so gering ge= halten, als daß er nicht eine demselben angehörige Persönlichkeit, Matthäus, in seinen Schülerkreis berufen sollte. Leute dieses Standes waren nicht etwa jene hohen Herren, meist römische Ritter, die man in unserer Zeit etwa als Generalpächter bezeichnet, sondern jene niederen Beamten, Einnehmer und Vigilanten, welche man in Deutschland wohl Officianten nennt und die auch bei uns nicht zu der beliebtesten Standesclasse gehören. Da die große Heerstraße von Acre nach Damascus längs des Sees durch Galiläa führte, so waren dort viele derartige Zöllner angestellt, und da die Zolleinnahme den römischen Gewalthabern zu Gute kam, so galt den Juden ein solches Amt als anrüchig und ehrenrührig; der berüchtigte Sectirer und Aufrührer Judas, der Gauloniter, nannte das Steuerzahlen geradezu einen Gößendienst. Auch andere Eiferer unter den Rabbinen stellten Leute von so ehrlosem Character mit Mördern und Straßenräubern gleich, eine Verachtung des Zöllnerstandes, die den Juden so geläufig geworden, daß kein ehrliebender Mensch mit Zöllnern umging. Sie waren förmlich geächtet, durften kein Zeugniß ablegen, und da Jeder den Umgang mit ihnen mied, so waren sie ausschließlich auf sich selbst unter einander angewiesen, ähnlich etwa wie noch bei uns die Scharfrichter und deren Knechte.

Unter solchen Verhältnissen erforderte es außerordentlichen Muth, wenn ein so allgemein bekannter und geachteter Lehrer, wie es Jesu war, einen Zöllner zu seinem Freunde und Schüler erwählte und, um Allem die Krone aufzuseßen, sogar eine Einladung zu einer Mahlzeit bei ihm annahm, inmitten einer Gesellschaft solcher Verfehmten

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