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Reden und Parabeln (außer der Bergpredigt) könnte hier vielleicht wünschenswerth erscheinen; da sie jedoch den meisten Lesern bekannt, darf solche füglich unterbleiben.

22.

Die politische Jntrigue enthüllt sich. Die Priester - Partei sendet Kundschafter gegen ihn aus.

Reden, wie die eben angeführte Bergpredigt, deren kühne Sprache auch dem Duldsamsten die Absichten unseres Volkstribunen offen darlegen mußte und wohl geeignet war, Bedenken zu erregen, scheint auch den Regenten von Galiläa, Herodes Antipas, mehr als bisher auf die außerordentliche Persönlichkeit Jesu aufmerksam gemacht zu haben, zumal es ihm nicht verborgen bleiben konnte, daß eine gewisse politische Partei immer augenscheinlicher mit ihren revolutionären Plänen hervortrat, zu deren Verwirklichung man als Centralpunkt längst schon den jungen, stets redefertigen und kühnen Rabbi ersehen hatte, und wie man eben in dieser Zeit mit neuen Plänen zur Verwirklichung jener Idee sich beschäftigte.

Leider lag es in den Tendenzen der evangelischen Geschichtschreiber des Lebens Jesu, mehr die mystisch-religiöse Seite seines Wirkens dem Lichte zuzuwenden, als die politisch-revolutinäre, die doch die eigentliche Triebfeder der ganzen tragischen Begebenheit bis zur Katastrophe hinaus war; sonst würden wir andere und wichtigere Data zu besprechen. haben, während wir jest solche politische Thatsachen von dieser Seite her fast nur aus dürftigen Andeutungen, welche das wundersüchtige Volk und die Biographen als Nebensache betrachteten, ja fast nur aus Combinationen erforschen und zusammenstellen müssen, um der Wahrheit die phantastische Mosesdecke abzustreifen.

Zu diesen dürftigen, dessen ungeachtet aber erstaunlich wichtigen Andeutungen gehört auch die vom Evangelisten Johannes anscheinend nur hingeworfene Bemerkung:,,Da nun Jesus merkte, daß sie vorhatten zu kommen und ihn fortzureißen, damit sie ihn zum König machten, entwich er wiederum auf den Berg, er ganz allein.“ So klingt die Stelle ungefähr im Urtext. Andere Uebersetzungen erscheinen etwas abweichend; z. B. die katholische Vulgata: „Da Jesus nun wußte, daß sie kommen würden, um ihn zu nehmen und zum Könige zu machen u. s. w." Professor von Eß überseßt richtiger:

,,daß sie kommen und ihn mit Gewalt zum Könige machen würden;" wogegen Luther bekanntlich die kurze, aber inhaltreiche Stelle folgendermaßen wiedergiebt:,,Da Jesus nun merkte, daß sie kommen. würden und ihn haschen, daß sie ihn zum Könige machten, entwich er abermal auf den Berg, er selbst allein."

Lassen wir die Richtigkeit der Ueberseßung dahingestellt, so geht aus derselben doch so viel hervor, daß in dieser Periode des Lebens und Wirkens Jesu ein abermaliger Versuch gemacht wurde, den längst gehegten und schon einmal gescheiterten Plan, den hoch gefeierten Freund des Volkes an die Spiße einer politischen Umwälzung zu stellen, wieder aufzunehmen, und es hätte nur der Zustimmung desselben bedurft, um aus ihm, anstatt den größten aller sittlichen und religiösen Reformatoren, einen Masaniello, Pugatscheff oder Thomas Münzer zu machen.

Davor bewahrte ihn glücklicher Weise die Redlichkeit seiner Absichten, vielleicht auch sein scharfer Verstand, der das Unhaltbare jenes tollkühnen Planes erkannte, vereint mit dem guten Rathe seiner essäischen Freunde, denen recht gut bekannt war, daß ihre gehaßtesten Feinde, die heuchlerischen Pharisäer, die Hände dabei im Spiel hatten und vielleicht, ja höchst wahrscheinlich, die geheime Machination begünstigten, um den ihnen gefährlich werdenden jungen Rabbi auf diese Weise ins Verderben zu bringen.

Matthäus, der erste und älteste der Evangelisten, war ohne Zweifel mit jenem Plane, Jesus zum König auszurufen, bekannt, geht aber niemals umfassender darauf ein. Er, oder vielmehr seine um mehr als hundert Jahre später lebenden Ueberarbeiter des Urtertes verrathen in den willkürlichen, phantastischen Zuthaten, wie in mehreren furzen geschichtlichen Thatsachen nur beiläufig, daß jene planmäßig als Lockspeise ausgehängte Königswürde seinerseits ein öffentliches Geheimniß war, welches man sowohl zur mythischen Verherrlichung des großen Weisen, wie auch um den Stachel des Hohnes von Seiten seiner Feinde und Verderber zu schärfen, benußte. So legt man u. A. jenen räthselhaften Magiern schon bei der Geburt Jesu die Frage in den Mund:,,Wo ist der neugeborne König der Juden?" Und im Verlaufe des Anklage-Prozesses fragt Pilatus: „Sage an, bist du der Juden König?" Ja die römischen Soldaten, seine Wächter, wußten selbst davon, denn sie höhnten ihn mit den Worten:,,Sei gegrüßet du, der Juden König!" Und selbst über dem Kreuze, an welchem er den Tod erleiden sollte, hatte der satanische Wiz jener jüdischen Pfaffen, die hier mit Wonne das Opfer ihrer Rache bluten sahen, die spöttische Inschrift ausgehängt: „Der Juden König!" obwohl ihnen genügend bekannt

war, mit welchem Abscheu er ihren Plan, ihn zum König der Juden auszurufen, verworfen hatte. Freilich scheint das Gelingen ihres Planes einmal nahe daran gewesen zu sein, denn alle seine Biographen erzählen einstimmig, daß Jesus, als er Jerusalem nach längerer Abwesenheit wieder besuchte, vom Volke mit großem Enthusiasmus eingeholt wurde, wo das freudetrunkene Volk ihn mit dem Zurufe begrüßt habe: Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn, ein König von Israel! (Wir kommen auf diese Thatsache später zurück.)

Wenn nun die Evangelien als geschichtliche Quellen sammt und sonders nur mit großer Vorsicht zu benußen sind, so bleiben dem Forschungsgeiste dennoch zahlreiche Mittel gegeben, die Spreu vom Weizen zu sondern; namentlich werden die alten Herren dadurch ihre eigenen Verräther, daß sie das Motiv ihrer Dichtung unter der Formel: „auf daß erfüllet würde" und dann auf das Alte Testament (namentlich auf die Propheten) hindeutend selber angeben. Auch bietet die Vervierfachung der Erzählungen vielfach Mittel dar, den geschichtlichen Kern von den mythischen Anhängseln zu säubern, abgesehen von einem sogenannten Fühler, der den scharfsinnigen Forscher durch die fortgesezte Beschäftigung mit seinem Gegenstande bei seiner Arbeit unterstüßt. Wir dürfen demnach mit Recht annehmen, daß die Königs-Intrigue auf Wahrheit beruht, und finden uns berechtigt, gerade dieses Moment wie sehr es auch die Evangelisten vernachlässigt haben — als den eigentlichen Angelpunkt der ganzen tragischen Begebenheit hinzustellen. Beiläufig erwähnt, war Jesus über die Absicht seiner Feinde, ihn von dieser Seite zu verderben, d. h. ihn mit einer politischen Schuld zu belasten, völlig klar, so daß er bezüglich dieser Gefahr stets auf seiner Hut war, wofür auch jene scharfsinnige Antwort spricht, als man ihm ein römisches Stück Geld zeigte und dabei fragte: „Meister, ist es Recht, daß man dem Kaiser Zins gebe?" Er fragt dem entgegen:,,Weß ist das Bild und die Ueberschrift?" Antwort: „des Kaisers!“ „Nun denn“, entgegnete Jesus, „so gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" Dergleichen kleine Züge, eben weil sie nicht die Absicht apostolischer Vergötterung und Verhimmelung an sich tragen, sind als geschichtlich anzuerkennen, namentlich, wenn sie wie hier den Charakter der politischen Intrigue, mit der wir es zu thun haben, an sich tragen.

In die Periode jener Tage, wo Jesus dem Volk in der früher angedeuteten Bergpredigt seine Lehren und Meinungen vortrug, fällt auch jenes vielgepriesene angebliche Wunder von der Speisung der 500 Personen mit wenigen Broten und Fischen, das wir aber um so mehr

übergehen können, als man sofort den mythischen Charakter dieser Erzählung erkennt, die offenbar einer angeblichen Erzählung aus dem Leben des Propheten Elisa nachgebildet ist (s. 2. Buch der Könige, Kap. 4, V. 42) und überdieß als naturwidrig keine Beachtung verdient. Von größerer Wichtigkeit für die geschichtliche Darstellung des Lebens Jesu ist, daß nach besonderen, nicht aus den Evangelien geschöpften Nachrichten eine wirkliche, im geheimen Bunde der Verschworenen beschlossene öffentliche Proklamation Jesu zum Könige der Juden im Werke war, zu deren Ausführung man nothwendig der Person desselben bedurfte. Diese Thatsache wird, abgesehen von Allem, dadurch bestätigt, daß sie später bei der öffentlichen Anklage von Pontius Pilatus als ein Beweis der Strafbarkeit geltend gemacht wurde, und daß Jesus von seinen essäischen Freunden unterrichtet und gewarnt, sich eilend auf die Flucht begab und nicht früher rastete, als bis er ein sicheres Asyl in Phönicien gefunden hatte.

Dieser aus der ältesten Geschichte wohlbekannte Landstrich liegt an der Ostküste des Mittelländischen Meeres, ist etwa 30 Meilen lang und 4 Meilen breit, und die demselben angehörigen Küstenstädte Sidon und Tyrus finden in den biblischen Geschichten vielfach Erwähnung. Religion und Sprache der Bewohner des Landes waren in jener Zeit die der ältesten Kanaaniter. Der fabelhafte Ruf des jüdischen Reformators, Volkslehrers und Arztes war auch bereits zu ihnen gedrungen; es läßt sich daher erwarten, daß das durch die Mär seiner Ankunft aufgeregte Volk sich zu Tausenden aufmachte, den wunderbaren Mann, den ruhmgekrönten Propheten zu sehen und zu hören.

Wenn man sich indeß der Mühe unterzieht, seiner Wirksamkeit in dieser wie in den bisherigen Perioden chronologisch zu folgen, so geräth man, seinen evangelischen Biographen nach, in ein solches Gewirr von märchenhaften und dennoch angeblichen Thatsachen und Wunderthaten, neben den bald verkehrtesten, bald wieder lehr- und sinnreichsten Parabeln und übertriebensten ethischen und moralischen Forderungen, daß es schwer fällt, sich in dem Chaos von Wahrheit und Dichtung zurecht zu finden und das Bild des großen Propheten in den wahren Rahmen zu bringen. Jeder Unbefangene wird dieser Versicherung Glauben schenken und uns beipflichten, daß Derjenige, welcher in unsern Tagen nur den zehnten Theil von dem reden und thun würde, was Jesus angeblich gesagt und gethan haben soll, dem Irrenhause zu übergeben wäre. Ebenso gewiß ist, daß der Jesus der Wirklichkeit keine so ungeheuerliche Erscheinung war, als ihn uns die zügellose Phantasie der späteren religiös-eraltirten jüdischen Bekehrungssüchtigen hinstellte.

Versuchen wir es, Jesus auf dieser seiner lezten Reise zu begleiten, die, wie wir gesehen, mit einer Flucht vor den Nachstellungen und Zumuthungen der politischen Verschwörer begann und anfänglich allein, ohne alle Begleitung fortgesezt wurde, was er überhaupt (wie aus mehreren Beispielen hervorgeht) liebte, um in stiller, abgesonderter Beschaulichkeit seinem großen Plane nachzudenken. Bei einzelnen Momenten dieser Art deutet die evangelische Geschichte leider freilich unter wundersüchtiger Ausschmückung — selbst darauf hin, daß er sich an abgelegenen Orten mit seinen essäischen Freunden unterhalten und seinen großen Plan besprochen habe. Die ungeheuerliche Einbildungskraft der Erzähler sieht das eine Mal in solchen Besuchern den leibhaftigen Teufel, ein anderes Mal die Geister verstorbener Propheten, z. B. Moses und Elias, da es ja der wundersüchtigen Theologie, namentlich der älteren Zeiten, in dieser Beziehung bekanntlich nicht leicht zu arg werden kann.

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Nächst dieser unleidlichen Wundersucht, welche unserm Glauben die abgeschmacktesten Dinge aufzubürden versucht, ist es ein besonders widerlicher Zug jener Erzähler, daß sie in der Schilderung ihres Helden so widersprechend verfahren und die schönsten Züge in dem Charakterbilde Jesu oft mit läppischen Erfindungen wieder verwischen. Wer erinnert sich z. B. nicht des menschenfreundlichen Zwiegesprächs mit dem samaritischen Mädchen am Brunnen, wo er die Gleichheit der Menschen in der allumfassendsten Geltung predigt! Gleich die erste Scene auf der oben erwähnten Flucht bringt uns aber den schlagendsten Gegensatz zu jenen humanen Grundsäßen. Ein heidnisches Weib nämlich, so berichtet die Legende, lief weinend und schreiend dem Reisenden nach und flehte um Hilfe für ihre angeblich vom Teufel besessene Tochter. Jesus aber, heißt es, habe durchaus keine Notiz von ihr genommen. Die Jünger fanden sich belästigt durch das Geschrei und baten den Meister, die Ueberlästige zurückzuweisen. Was antwortet nun angeblich das Muster aller Humanität, der menschenfreundliche Jesus? Er sei nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gefandt! Und als das Weib nicht abläßt mit Bitten und vor ihm niederfällt und inbrünstig um Hilfe fleht, soll er sogar die unzarte Anspielung gebraucht haben: „Es ist nicht sein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde!" Um der Ungereimtheit die Krone aufzuseßen, legt der Erzähler dem ganz ungebildeten Weibe die feine Wendung in den Mund: „Ja Herr, aber doch essen die Hündlein von den Brosamen, der von des Herrn Tische fällt!" Und jezt erst fühlt Jesus sich bewogen, anscheinend in Folge der schlagend trefflichen Antwort, dem Weibe seine Bitte zu

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