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gedeutet), daß aber der eingeleitete peinliche Prozeß, die Verurtheilung und Vollstreckung des Urtheils rein Sache der römischen Justiz war, da die jüdischen Geseze (die Tora) es streng geboten, an dem Pascha(hebräisch: Peszach- oder Mazoth-)Feste nur heilige Zusammenkünfte zu halten und keinerlei Werkthätigkeit oder Geschäfte zu verrichten, geschweige denn Handlungen vorzunehmen, wie sie uns von den Evangelisten als bei Jesu Gefangennahme und Anklage von jüdischen Geistlichen geschehen und vollzogen angegeben werden.

Die einfache Thatsache ist, daß man Jesus bei den Römern als eine politisch-gefährliche Person verleumdet hatte, die nichts Geringeres im Sinne habe, als sich zum Könige der Juden aufzuwerfen, wie solches auch schon die ihm später zum Spott aufgefeßte Dornenkrone, der Purpur und die Inschrift am Kreuz: „König der Juden“ deutlich genug bestätigt. Ich wiederhole also: daß die Juden zwar die eigentliche Triebfeder seiner Verurtheilung gewesen sind, die Ausführung des Justizmordes aber lediglich Sache der Römer war, wie ja auch bei den Juden niemals der Kreuzestod vorkam, vielmehr die Hinrichtung durch Steinwerfen (Steinigen) geschah.

Wir nehmen unsere Erzählung wieder auf und finden nunmehr Jesus, seinem Geschick gelassen aber fest entschlossen entgegengehend, an jenem verhängnißvollen Abende der Verhaftung in einer Gegend und in einem Hause, über welche die Geschichtserzähler durchaus nicht einig sind; mehr als wahrscheinlich ist es jedoch, daß diese Scene ebenfalls bei seinem Freunde auf dem schon erwähnten Landsize am Delberge stattgefunden hat.

Es war nämlich die Zeit des großen jüdischen Festes der Erinnerung an den Auszug aus Aegypten herangekommen, das auch bei uns als jüdische Ostern bekannt ist und sogar die ärmeren christlichen Nachbarn in hohem Maße interessirt, weil dabei gewöhnlich einige sogenannte Osterkuchen oder Mazzen abfallen, jene ungefäuerten Brote vertretend, von denen die vertriebenen Juden einstmals in der Wüste lebten. Die feierlichen Gebräuche für dieses in allen Familien gefeierte Fest, das mit einer Abendmahlzeit eingeleitet wurde, waren genau vorgeschrieben; gewöhnlich lud jeder irgend begüterte Hausherr eine große Anzahl Freunde und Bekannte dazu ein, weshalb es auch durchaus unwahrscheinlich, daß Jesus mit seinen Jüngern allein und abgeschlossen das Mazoth-Mahl eingenommen habe. In der That sind nach anderweitigen Mittheilungen gegen hundert Freunde an jenem verhängnißvollen Abende in dem Gartenhause am Delberge versammelt gewesen, die, wie es bei allen religiösen Feierlichkeiten gebräuchlich, auch an jenem

Festabende sämmtlich gleichmäßig gekleidet waren: ein Umstand, dessen Wichtigkeit für die Passions-Geschichte - wie wir sogleich sehen werden von großer Erheblichkeit ist.

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Dem Gebrauche nach war die niedrige Speisetafel, um welche die Gäste auf Teppichen lagerten (nicht saßen), mit Lichtern und duftenden Blumen schön verziert, und es befanden sich auf dem Tische, je nach dem Vermögen des Gastgebers, kostbare Schüsseln mit dem bekannten ungesäuerten Kuchen (Mazoth) sowie mehrere Gefäße mit jenen bitteren Kräutern, die bei den Juden unter dem Namen Maror bekannt sind. Der Hausherr oder ein von diesem besonders geehrter Gast nahm einen Becher Wein in die erhobene Hand und betete ein vorgeschriebenes, ziemlich langes Gebet, welches mit den Worten beginnt: „Gelobt seist du Ewiger, Herr der Welt, der du die Frucht des Weinstocks geschaffen“ u. s. w.

Nach Beendigung dieses Gebets nahm der Hausherr oder sein Vertreter einen großen Becher (wir nennen ihn bekanntlich Kelch) gefüllt mit Wein, trank daraus und reichte ihn seinem Nebenmann zur Linken, dieser dem nächsten u. s. w. die ganze Reihe herum. Danach nahm der Vorbeter einen Kuchen aus der besagten Schüssel und hielt ihn, Allen sichtbar erhoben, während er in chaldäischer Sprache Folgendes sprach:

,,Dies ist das Brot des Elends, das unsere Väter einst in Aegypten gegessen haben. Wen da hungert, der komme und esse mit uns; wer da darbt, der lasse sich nieder und genieße mit uns das heilige Korban Peszach. Früher lebten wir in der Verbannung, jezt sind wir in der Heimath; früher waren wir Knechte, jezt sind wir freie Bürger. Gelobt seist du Ewiger, unser Gott, der du das Brot aus der Erde wachsen läßt; der du uns durch dein Gebot geheiligt, daß wir ungesäuertes Brot und bittere Kräuter essen sollen."

Nach dieser Einleitung (denn der Tropfen Wein, das Mazoth-Brot und die bitteren Kräuter hatten natürlich nur sinnbildliche Bedeutung) begann das eigentliche Peszach-Mahl, dessen vorzugsweiser Theil ein gebratenes Lamm bildete. Nachdem sich alle gesättigt, las ein Kind oder das jüngste Mitglied der Tischgesellschaft aus einem heiligen Buche, der Mischna, beginnend: „Warum ist diese Nacht nicht gleich andern Nächten?" u. f. w. die hierher gehörigen Stellen vor. Der Vorbeter antwortete nach Vorschrift, und somit war die Feierlichkeit beendet, und die freie Unterhaltung begann; oder, wenn ein Rabbi zugegen war, hielt derselbe auf das Fest bezügliche Vorträge. Abwechselnd wurden auch

Psalmen gesungen, und oft brach der Tag an, ehe man es merkte, und die Zeit mahnte zum Morgengebete.

Aus der Darstellung der Evangelisten geht unwiderleglich hervor, daß sie bei ihrer Geschichtserzählung Jesu ein solches jüdisches PeszachEssen im Sinne hatten, als sie die Einsehung des christlichen Abendmahls unter Jesus und seinen Jüngern schilderten; denn einzelne Züge, zu denen namentlich der Vorgenuß des Brotes und Weins gehört, stimmen mit den üblichen jüdischen Gebräuchen, wie wir sie soeben dargelegt, vollkommen überein, nur daß die begleitenden Reden nach christlicher Mystik verändert wurden. Die Evangelisten aber sämmtlich neubekehrte, griechische Christen die nach einer und derselben kurzgefaßten griechischen Ueberseßung des hebräischen Urevangeliums und nach mündlichen Ueberlieferungen arbeiteten, kannten entweder die jüdischen Gebräuche nicht, oder modelten sie nach ihren mystischen Tendenzen, zu denen Paulus und Barnabas namentlich die Grundzüge gegeben, um.

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Aus der vorstehenden Schilderung der Verhältnisse geht klar hervor, daß bei der Osterabendmahlzeit nur Freunde und Schüler Jesu gegenwärtig gewesen und der Hausherr dem vornehmsten seiner Gäste wie solches oft geschah die Ehre des Vorredners überließ. Die Worte, welche Jesus an die Stelle des jüdischen Ritus gesetzt haben soll, sind fast wörtlich dieselben, die schon bei einer andern Gelegenheit untergelegt wurden und damals so großen Anstoß erregten, daß viele seiner Freunde sich von ihm abwendeten; nämlich, Ev. Joh. 6, V. 54 bis 56:,,Wer mein Fleisch ißt und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben" u. s. w.

Ich habe mich bei der Anführung dieser Stelle bereits über die übertreibende Symbolik ausgesprochen und die tiefere Bedeutung dargelegt. Hat Jesus beim Genusse des Peszach-Mahls die gleiche Idee, nur in einer andern Wendung, noch einmal vorgetragen, so kann ihr abermals nur derselbe Grundgedanke untergelegt werden, sofern irgend ein vernünftiger Sinn darin gefunden werden soll. Merkwürdig ist, daß Johannes, der doch jene früher gesprochenen Worte (und zwar nur er allein) aufgezeichnet hat, von jener Nachtmahls-Formel nichts weiß, so daß es fast scheint, als hätten die drei ersten Evangelisten (die Synoptiker) die Worte, welche Johannes als bei einer anderen Gelegenheit gesprochen anführt, absichtlich für diese wichtigere Gelegenheit aufgespart. Sie lauten bekanntlich hier bezüglich des Brotes:,,Nehmet hin und esset, dies ist mein Leib;" und bezüglich des Weins:,,Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“

Welche ungeheure Wichtigkeit diese sinnbildliche Formel im Laufe

der Zeit durch den Mißverstand ihrer Ausleger und die Bemühung der ersten apostolischen Sendboten erlangt hat, bedarf kaum der Erwähnung; dennoch ist der erhabene und tief versteckte Sinn derselben weder von jenen Führern der ersten christlichen Bekenner, noch auch von den späteren Theologen nicht im Entferntesten geahnt worden. Sie alle nahmen und nehmen noch heute, entsprechend der jüdischen und heidnischen Opfer-Idee, nachdem das Märtyrerblut des größten aller Propheten wirklich geflossen war, diesen Erguß im Sinne der Stellvertretung zur Beschwichtigung des göttlichen Zornes, zu welchem Zweck man früher Thieropfer, bei den Heiden auch Menschenopfer darbrachte.

Jesus aber hatte in seiner gewohnten Weise in Bildern (Tropen, Allegorien) zu reden, bei diesem Denkspruche, den er statt des mosaischen Textes beim Kredenzen von Brot und Wein anbrachte, keine dogmatischreligiöse, sondern eine tief philosophische Idee im Sinn; nämlich: der Fleisch gewordene Logos, die Vernunft (das Wort) oder der in der Natur speciell als Mensch eingelebte Theil des Urgeistes, tritt in seiner irdisch-organischen Erscheinung als Geist und Seele, besser gesagt als Körper und Geist auf, als dessen allegorische Vertretung Jesus in dem Momente seiner festlichen Tischrede das Brot und den Wein betrachtet. Dies natürlich in der Allgemeinheit. Speciell aber betrachtete er sich als den idealen Ausdruck, als den Typus jener Fleisch gewordenen Gott-Idee, den die Weltregierung auf die Erde gesendet, damit die in Sünde, Laster und Irrthum über göttliche Dinge verkommene Menschheit sich nach diesem Urbilde erneuere und somit ein Gottesreich auf Erden hergestellt werde, von dem er schon in allerlei Redewendungen unzählige Male gesprochen.

Diese Mission war jest so weit vollendet, daß er die neue Heilslehre, wie sie sein eingeborener Genius als richtig erkannt, durch Wort und That in die Gemüther eingepflanzt hatte; jezt blieb nur noch die Besiegelung des neuen Bundes durch den Märtyrertod übrig, denn nach der damaligen Weltansicht welche auch jezt noch nicht ganz verschwunden ist (man denke nur an das Duell) muß der edle Mensch für seine Ehre, für eine große Idee, für ein gegebenes Wort, für Vaterland u. s. w. mit seinem Blute, seinem Leben einstehen. Also wollte es auch Jesus, der edelste und größte seines Geschlechts, und darum entzog er sich jezt, nach vollbrachter Mission, den Händen der Gewalthaber ferner nicht. Daher der geheimnißvolle Weihespruch über Brot und Wein: „Dies ist mein Fleisch, und dies ist mein Blut,“ d. h. es ist die Fleisch gewordene Gott-Idee, der Logos:,,nehmet Beides in euch auf," damit es eins werde mit euch, und ihr meine Nachfolger.

Erinnert euch dieses Abends, und dieser Worte recht oft durch eine ähnliche Scene und gedenket dabei, daß ich mein Leben lasse für meine Lehre, und folglich für euch und für die ganze kommende Menschheit, die durch mich zu einem edleren und gesitteteren Leben eingeführt werden wird. Beiläufig bemerkt, liegt das Angemessene der stellvertretenden Symbolik für Leib und Seele (oder Körper und Geist) durch Brot und Wein auf der Hand, da das „,tägliche Brot," als Ernährer des Leibes mit diesem fast gleichbedeutend ist und der Wein als sinnlich wahrnehmender Träger des Fruchtgeistes schon in der täglichen Umgangssprache als geistiges Getränk bezeichnet wird, daher es keinen passenderen Vertreter für die Psyche geben kann.

Hier liegt also in Wahrheit der Schlüssel zu dem erhabenen Sinn der Abendmahlsworte Jesu; mit richtigem Verständniß betrachtet, waren sie die Einseßungsworte eines echten, reinen, geläuterten Naturgottesdienstes, denn Geist und Körper (durch Wein und Brot bildlich vertreten) durchweben und beleben in gemeinschaftlichem und gegenseitigem Durchdringen die ganze organische Natur, die wieder in ihrer erscheinungsreichen Allgemeinheit der reinste und beseligendste, sinnlich wahrnehmbare Ausdruck Gottes ist. Somit wies der große Lehrer in sinnigem Redebilde (leider aber mißverstanden) auf die erste, einzige und älteste Offenbarung des Weltgeistes hin, an dessen Stelle der Unverstand aber jene stellvertretende blutige Opfertheorie seßte, die so großes und unsägliches Elend in der Welt durch Unduldsamkeit und Parteihaß angezettelt hat.

Bevor wir nun zu der eigentlichen Katastrophe übergehen, haben wir noch eines Zwischenfalles zu gedenken, der durch falsche Ueberlieferung unter dem Volke verbreitet und den über ein Jahrhundert später erfolgten evangelischen Aufzeichnungen blindlings nachgebetet, einem der Jünger, Judas Ischariot genannt (in Wahrheit aber Jehuda von Kerioth geheißen), den Namen eines geizigen, schmußigen Verräthers angeheftet hat. Es wird dabei sogar behauptet, Jesus habe schon über Jahr und Tag solchen Verrath vorausgesehen und jenen dennoch als Säckelmeister angestellt. Wenn dies schon an sich unglaublich erscheinen muß solches hieße wahrlich den Spruch Jesu: „Führe uns nicht in Versuchung" von ihm selbst auf den Kopf stellen → so leidet auch die ganze Geschichte des Verraths, wie die Evangelien sie darstellen, stark an Unwahrscheinlichkeit, da hier wahrlich nichts zu verrathen war. Jesus gesteht das selber ein, indem er darauf hinweist, wie er jeden Tag öffentlich in den Synagogen aufgetreten und deshalb eine allgemein bekannte Persönlichkeit sei. Die Evangelisten sind aber auch ehrlich

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