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6) Stellen wir uns nun einerseits den millionenfältigen außermenschlichen Organismen, anderseits dem leßten und einzigen Genus Mensch gegenüber, so drängt sich, abgesehen von allem Unwesentlichen, als scharf gezeichnete Verschiedenheit das herrschende Urgeseß der bildlichen Vollendung nach dem Jdeal-Typus des Schöpfers dort - gegen die von Bedingungen abhängige Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen hier der ruhigen Betrachtung auf. Jedes neugeborene Individuum dieses AusnahmeGeschlechts verkümmert zu mehr als thierischer Verdummung, wenn ihm die Bedingungen zu seiner Menschwerdung, oder mit andern Worten, zu der Erlösnng aus den Banden thierischer Berdummung durch Bildung und Erziehung entgehen; denn die unwillkürliche Vollendung der anderen Gruppen tritt nicht an die leer gebliebene Stelle der Erweckung und Ausbildung.

7) Nichts desto weniger ist es ein vollberechtigter logischer Schluß, daß jenem höchsten Gedanken, dem Urlogos auf den die mannigfaltigen Schöpfungsmomente, die sich als Organismen darstellen, zurückzuführen sind und der bei jeder Gattung einen vorhergedachten und fest aufgeführten Typus erkennen läßt bei der Schöpfungsidee, die als Genus Mensch zur Erscheinung heraus trat, ebenfalls ein Ideal vorschwebte, das durch Bildung zu erreichen möglich ist und möglich sein muß, wenn wir nicht von der höchsten Intelligenz und einer geordneten Schöpfungsidee absehen und bezüglich der Krone aller Organismen in das bodenlose Chaos des blinden Zufalls, wohl gar der absichtlichen Unvollendung zurückfallen wollen.

8) Wie es also einen vorher gedachten Urtypus der vernunftlosen Organismen giebt, so kann man auf dem Wege der logischen Gedankenreihe auch nur zu dem berechtigten Schlusse gelangen, daß der Mensch seelisch und körperlich das Werk eines vorhergedachten Urtypus sein muß, dessen auch nur annähernd vollendete Darstellung in beiderlei Potenzen bis dahin zu den größten Seltenheiten gehört, wenn auch in ahnungsvollem Drange das Streben nach vollendeter urtypischer Körperschönheit wie nach sittlicher Vollendung den besser Gesinnten tief in die Seele gegraben ist.

9) Obgleich Niemand behaupten kann, der Anschauung eines solchen göttlich-menschlichen Ideals gewürdigt worden zu sein, so haben wir doch in der plastischen Darstellung der griechischen Schönheitsregeln bezüglich des menschlichen Körperideals einen

Maaßstab der Vollendung, der uns schon bei der annähernden Verwirklichung mit einem Schauer des Entzückens erfüllt, der sich jeder Beschreibung entzieht und allenfalls als poetische Beseligung bezeichnet werden darf.

10) Wenden wir uns von diesem körperlichen Ideale zu dem seelischen oder vielmehr geistigen Ideale, so kann auf diesem Gebiete begreiflicher Weise nur von einer sittlichen Idealität die Rede sein, da alle anderen seelischen Vorzüge: Kunst, Wissenschaft, Geschicklichkeit, Wiß, Beredsamkeit, Muth u. s. w. nur Attribute der geistigen Veredlung sind. Der eigentliche Kern aber ist die Moral, welche ihrerseits wieder in dem einen und höchsten aller Affekte, in der Liebe, wurzelt und von hier aus den ganzen seelischen Menschen durchgeistigend in der unverwelklichen Blüthe der höchsten Sittlichkeit und Humanität gipfelt. Der Maßstab für diese geistige Idealität aber ist die Natur, mit deren erstem und erhabenstem Geseß sie gleich ist, nämlich mit dem Geseze, welches jedem Wesen als Bedürfniß eingepflanzt ist: der Trieb nach behaglicher Erhaltung bis zum Tage der natürlichen Auflösung. Da dieser Trieb allumfassend, ausnahmslos ist, die Befriedigung aber von der Gegenseitigkeit abhängt, so ist es die Liebe, von welcher die Erfüllung dieser Gegenseitigkeit bedingt ist, das Universalgeset aller Sittlichkeit, und auf ihr beruht daher die Idealität, die urtypische Vollendung des seelischen Menschen.

11) Eine solche ideale Vollendung für alle Menschen zu erstreben, war die riesengroße Aufgabe, welche Jesus sich gesezt und als deren Vorbild er sich selbst in seiner Persönlichkeit darstellte, indem er das Ideal der höchsten Sittlichkeit, oder kurz gesagt, die Nächstenliebe in sich verkörperte und immer wieder zur Nachahmung empfahl. Mag man aber auch bestreiten, daß ihm dies gelungen, so bleibt jenes Ideal dennoch unbeschädigt, da dem Schöpfer ein solches bei seinem Schöpfungsakte des Menschen vorgeschwebt haben und nothwendig erreichbar sein muß.

12) Ein solches menschlich - göttliches Ideal aber fassen wir in dem einen Worte Christus zusammen. Unter Christus ist mithin der geborene Typus der idealen Menschenschöpfung, mithin der Normalmensch oder die verkörperte IdealVernunft zu verstehen, und darauf fußt auch die ganze Lehre

vom Christenthum; die Nachfolge Christi als Bedingung zur Seligkeit, indem wir nämlich jenem Ideale nachjagen; die Erlösung durch Christus, indem wir durch die sittliche Bildung aus dem thierischen Zustande erlöst und dem Ur - Ideale der Menschenschöpfung entgegengeführt werden. Hier liegt der Schlüffel zu allen tiefsinnigen Geheimnissen des Christenthums. Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Clemens, Jesus L.

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Nachtrag.

Das Dogma von der unbefleckten Empfängniß oder die Parthenogenesis im Lichte der Philosophie.

Seit manchen Jahren bereits war die stockgläubige katholische Christenheit, Pius IX. an der Spiße, vorzugsweise eifrig bemüht, dem Dogma von der unbefleckten Empfängniß, indem dasselbe so vielfachen Glaubensschwankungen und Anfechtungen unterworfen ist, durch die Kraft der geistlich - oberherrlichen Dictatur eine felsenfeste, unantastbare Grundlage zu geben, und suchte man deshalb von Zeit zu Zeit die Gemüther des Volks durch festliches Schaugepränge dafür zu gewinnen. Es ist jedoch bekannt, daß sich grade diesem, der Leichtfertigkeit und dem Gespött so reichen Spielraum gewährenden Räthsel seit jeher und noch heute, selbst im Schoße der katholischen Klerisei, eine weit verbreitete, energische Opposition entgegenseßte, die sich einstmals sogar wie wir es im Jahre 1857 mit schaudervollem Erstaunen vernahmen bis zu einem Proteste mit dem Dolche in der Hand hinaufwirbelte, indem der französische Pfaffe Verger, in wahnsinnigem Eifer, den Altar vermeinter Wahrheit mit dem Blute des Erzbischofs von Paris besudelte. Mindestens lag der Protest gegen das oben genannte Dogma als Nebenabsicht bestimmt vor, indem der Mörder sein Opfer mit dem Ausruf niederstieß:, „Keine Göttin!“ (oder nach einer anderen Version: „Nieder mit der Göttin!") was er später im erwähnten oppositionellen Sinne deutete.

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Dergleichen Ereignisse rufen mit gewaltiger Stimme die Philosophie, die Alles verklärende, Alles durchdringende, Alles erkennende, göttliche Sendbotin auf Erden, in die Schranken, um ihr Urtheil in dem Prozeß zwischen Wahrheit und Irrthum abzugeben. Aber es fehlt der Sinn; es fehlt die Leuchte, die bis in die schauerliche Tiefe hinab dringt, wo das Verständniß jenes wundersam verschleierten Dogma's im geheimnißvollen Dunkel der mytho - christlichen Schaßkammer ruht, wie alle die Perlen christlicher Mysterien, von denen das alltägliche unverstandene

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