ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

solchen Menschwerdungen der Gottheit ist eine der heiligsten und feierlichsten diejenige gewesen, in welcher Gott (etwa tausend Jahre vor Christus) in Kaschmir als Fo erschienen, um die Lehre von der Ertödtung des Fleisches zu verkünden. Die Art seines Erscheinens auf Erden war nicht die gewöhnliche, sondern es wurde derselbe aus der rechten Rippe einer Jungfrau von königlichem Geblüte geboren, welche, unerachtet sie Mutter geworden, dennoch Jungfrau geblieben sei. Der König des Landes, über eine solche Geburt in die höchste Furcht gerathend, ließ alle in derselben Zeit geborenen Knaben sich ausliefern und tödten. Fo (oder Buddha), von Hirten gerettet, wurde irgendwo in der Wüste bis in sein dreißigstes Jahr versteckt erzogen, worauf er seine Mission, die Menschen zu erleuchten, antrat, angeblich viele Wunder verrichtete, in den härtesten Fasten und strengen Bußübungen lebte und sterbend seinen Jüngern ein Buch hinterließ, in welchem seine Lehren enthalten waren.“

Auch diese Lehren aus so alter Zeit wird der christliche Leser mit höchstem Erstaunen vernehmen. Es heißt darin unter Anderm:

„Wer Vater und Mutter verläßt, um mir nachzufolgen, wird ein vollkommener Samanäer (d. i. himmlischer Mensch).

Wer meine Vorschriften bis zum vierten Grade der Vollkommenheit ausübt, erlangt die Fähigkeit, in der Luft zu fliegen, Himmel und Erde zu bewegen, das Leben zu verlängern oder zu verkürzen.

Der Samanäer verwirft den Reichthum und gebraucht nur das streng Nothwendigste. Er peinigt sein Fleisch; seine Leidenschaften sind stumm; er wünscht nichts und hängt sich an nichts; er denkt unaufhörlich über meine Lehren nach; er nimmt geduldig alle Beleidigungen hin und hat keinen Haß gegen seinen Nächsten, selbst wenn er ihm Böses gethan.

,,Himmel und Erde werden vergehen! Verachtet daher euren Leib, der aus vier Elementen besteht, und bekümmert euch nur um eure Seele.

,,Verachtet das Fleisch! Die Leidenschaften erzeugen Furcht und Kummer; ersticket sie daher und ihr werdet Furcht und Kummer tödten. ,,Derjenige, welcher stirbt, ohne meine Religion angenommen zu haben, kommt unter die Menschen zurück, bis er sie ausübt.“

Sollten alle diese auffallenden Aehnlichkeiten nur aus Zufall entstanden sein? Die Philosophie behauptet, es gebe keinen Zufall, am wenigsten einen so complicirten, daß man also vollkommen über

zeugt sein darf, Jesus selbst oder seine Biographen haben von der Buddhistischen Religionsmythe Etwas gewußt und in ihre Geschichten aufgenommen.

Kehren wir zu unserm Thema zurück. Die beiden erwähnten Evangelisten weichen in der Erzählung des Ausganges der Geburtsgeschichte von einander völlig ab, denn während Lucas dieselbe ganz friedlich und freundlich mit der Ausstellung des Kindes im Tempel enden läßt (wie es bei den Juden Sitte war), fliehen nach Matthäus' Schilderung die Eltern mit ihrem Reugeborenen nach Aegypten und kehren erst nach des blutdürftigen Herodes Tode zurück: ein neuer Beweis, daß hier von keinen Thatsachen die Rede sein kann, sondern jeder die für nothwendig gehaltene Bethlehemitische Niederkunft nach seiner Weise ausgeschmückt hat. Die Theologen haben sich bezüglich dieser Widersprüche in den Angaben angeblich gott= begeisterter und inspirirter Erzähler durch allerlei Wendungen und Auslegungen zu helfen gesucht. Da es aber nicht unsere Aufgabe ist, den Maulwurfsgängen theoretischer Spißfindigkeiten nachzuspüren, so wollen wir uns an der Wirklichkeit genügen lassen und uns bei der Erklärung beruhigen, daß es für die erhabene Größe des Märtyrers für Recht und Wahrheit, des ersten und größten Reformators aller Zeiten und Völker, des gewaltigen Predigers, dessen Rede wie ein zweischneidiges Schwert in die Herzen der Hörer drang, daß es für die Ehre und den Ruhm Jesu, genannt Christus, gleichgültig ist, ob er in Nazareth oder in Bethlehem geboren worden. Für den echten und wirklichen Christen haben die jüdischen Ueberlieferungen ohnehin keinen Werth, und so begnügen wir uns, was den Ort betrifft, mit dem Wissen, daß seine Wiege im Hause seiner Eltern, in Nazareth gestanden; wie denn auch Johannes von der Geburtsstätte keine Notiz nimmt, sondern seinen Helden des Geistes sogleich in den Mittelpunkt seiner Thätigkeit, dem Täufer Johannes gegenüber hinstellt.

Das gänzliche Uebergehen der Jugendjahre einer so ausgezeichneten Persönlichkeit läßt jedoch ein gewisses Unbefriedigtsein zurück, denn für den aufrichtigen Bewunderer einer wahrhaften Größe ist namentlich der erste Bildungsgang, die Entwickelungsstufe an Geist wie an Körper von bedeutendem Interesse. Somit wollen wir uns so viel wie möglich nach unverfänglichen Quellen umsehen, aus denen etwa Notizen aus jenen Entwickelungszeiten zu schöpfen sind, zumal uns die Evangelien hier ziemlich vollständig (namentlich nach dem zwölften Lebensjahre Jesu) im Stiche lassen. Unter den Apokryphen aber bringt uns das Evan

gelium „von der Kindheit des Erlösers“ so Unglaubliches, daß wir eine Uebersicht des Inhalts nur als Curiosität geben dürfen, was weiterhin geschehen soll.

Ehe wir aber von der Geburtsstätte Jesu scheiden, wollen wir einen kurzen Blick auf die angebliche Lokalität in Bethlehem werfen, wie sie heute, durch Einfluß einer fanatischen Verehrung späterer Jahrhunderte, ausgeschmückt worden ist.

Das frühere Bethlehem ist nach dem Untergange erst des jüdischen, dann des römischen Reiches, und durch Unterjochung von Seiten der Saracenen zu einem unscheinbaren Dorfe herabgesunken und heißt jezt Belem; bewohnt wird es von Mohamedanern und Christen. Der christliche Kaiser Justinian ließ seiner Zeit an der angeblichen Geburtsstätte Jesu, also da, wo der Stall und die Krippe gestanden haben soll, eine prachtvolle, der heiligen Jungfrau geweihte Kirche bauen. Unter dem Altar derselben befindet sich eine in den Felsen gehauene Grotte, welche fortwährend von 32 Lampen beleuchtet wird, und dort, hinter einem verschlossenen Gitter von massivem Silber, wird dem Beschauer die heilige Geburtsstätte und auf derselben eine in Gestalt einer Wiege gearbeitete, mit blauem Atlas und Silberstickerei gezierte Krippe gezeigt, in welcher der von Gott gesandte Mensch geboren worden sein soll. Hiermit noch nicht befriedigt, zeigt man in der Nähe eine zweite Stelle, an welcher die Gebeine der von Herodes gemordeten Kinder bestattet liegen sollen; ja, um das Maß des Unglaublichen voll zu machen, wird der Besuchende noch in einen nahe liegenden Olivengarten geführt und ihm hier zwischen Klosterruinen eine Stelle gezeigt, wo die erwähnten Engel in der Geburtsnacht den Hirten erschienen sind.

Das Dorf Nazareth, die eigentliche Heimath des Jesus, heißt jezt Rasra und ist ein offenes Städtchen von ungefähr 500 niedrigen Häuserchen und 3000 Einwohnern, etwa zwei Drittel Türken, die übrigen Christen. Die fromme Kaiserin Helena ließ hier ein FranziskanerKloster nebst Kirche bauen, und zwar auf der Stelle, wo Maria's Eltern einstmals gewohnt haben sollen. In der Kirche führt eine Treppe von 17 Stufen vom Chor nach einer Höhle, wo angeblich der Engel Gabriel der Mirjam verkündete, daß sie die Mutter des Messias werden würde; ja die Situation Beider ist sogar durch zwei Säulen bezeichnet, deren Entfernung von einander, wenn man die Folgen ermißt, vielfach angestaunt wird. Bis 1291 sah man dort auch noch das elterliche Haus der Maria, das sie später mit ihrem Joseph bewohnt hatte; bei einer von den Saracenen drohenden Gefahr aber (so erzählt

die Sage es den Wundergläubigen) machte sich eine Schaar Engel an die Arbeit und trug das Gebäu nach Dalmatien, und als man es auch dort nicht für gesichert hielt, wurde es 1294 weiter in den Wald von Becanati, und wieder etwas später nach Loretto am Adriatischen Meer, also in den Kirchenstaat transportirt. Dieses Häuschen, das von einer ganz besonderen Construction gewesen sein muß (oder eigentlich noch ist), da es so bedeutende Transporte ausgehalten hat, ist jest mit einer prachtvollen Kathedralkirche überbaut und heißt Santa Casa di Loreto. Es ist 90 Palmen (à 10 Zoll 2 Linien) lang, 40 hoch, 50 breit und nach außen mit Marmor überkleidet, im Innern aber wie ein gewöhnliches Bauernhaus der italienischen Umgegend gebaut, wofür man die Erklärung bei den Engeln einholen möge, die am besten wissen müssen, woher sie das Haus genommen. Man zeigt übrigens den Neugierigen auch das Fenster, durch welches der Engel (nämlich der mit dem weißen Mantel) hereingestiegen ist.

8.

Erste Lebensjahre Jesu. Die Flucht nach Aegypten.

Nachdem der Geburtstag Jesu von den evangelischen Mythisten in vorstehender Weise hinlänglich ausgeschmückt worden obgleich sich ohne Zweifel thatsächlich nichts des Aufzeichnens Werthes dabei zugetragen haben wird, indem sich selbstverständlich an dem Aeußern des Knaben etwas auf die Eingangs erwähnte Sage vom Messias Bezügliches nicht wahrnehmen ließ trat der kleine Weltbürger nunmehr ganz in die gewöhnlichen Verhältnisse seiner Mitgeborenen, also in die eines kleinen jüdischen Knaben ein, der nach den Gesezen seiner Nation am achten Tage nach erfolgter Geburt beschnitten und mit einem Namen belegt werden mußte.

Wer in aller Welt hätte von diesem so gewöhnlichen Act Notiz nehmen sollen, wenn selbst die Evangelisten es nicht einmal für nothwendig erachteten, ihre Phantasie zur Verherrlichung des Beschneidungsactes anzustrengen? Es ist aber ohne Zweifel unterblieben, weil man im Alten Testamente keine darauf bezügliche Weissagung hat auffinden können; sonst hätte uns mindestens der phantasiereiche Lucas damit gewiß nicht verschont. In einer Beziehung aber erregt dieser Beschneidungsact dennoch unser Interesse, insofern nämlich der Erstgeborene des Joseph (denn dafür galt er) und der Maria nun officiell

Clemens, Jesus L

5

einen Namen bekommen sollte. Bezüglich dieses Namens haben wir abermals zwei verschiedene Angaben von Matthäus und Lucas. Ersterer erzählt uns: Als Joseph bemerkt hatte, seine junge Frau sei schon längere Zeit in interessanten Umständen, beschloß derselbe bei sich im Geheimen, die Schuldige zwar mit Vorwürfen zu verschonen, aber sie obne Weiteres heimlich zu verlassen. Als er sich mit diesem Gedanken schlafen gelegt, sei ihm aber im Traume ein Engel erschienen, der ihm den Entschluß ausgeredet habe, indem er ihn versicherte, die Befruchtung sei vom heiligen Geiste ausgegangen und sie würde einen Sohn gebären, dem man den Namen Jesus beizulegen habe, da er sein Volk von Sünden frei machen werde. Ganz verschieden erzählt Lucas die Veranlassung zur Wahl dieses Namens. Freilich geht auch nach ihm die Idee von einem Engel aus, aber hier ist es Gabriel, und zwar an jenem Gewitterabend, als er bei Maria eintrat und die bekannte Verkündigung aussprach, die (nach Luthers Ueberseyung) so anhebt: „Siehe, Du wirst schwanger werden im Leibe und einen Sohn gebären, deß Namen sollst Du Jesus heißen." Wir wissen schon aus diesen Widersprüchen, was wir von dergleichen Angaben zu halten haben. Höchst wahrscheinlich ist irgend ein Verwandter der Maria oder des Joseph mit dem sehr gebräuchlichen Namen Jeschua benannt gewesen und hat ihn auf den Knaben übertragen.

Was nun den Namen Jesus, wie Luther ihn überall im Neuen Testament schreibt, betrifft, so ist er die griechische Umschreibung des hebräischen Namens Jeschua, den Luther im Alten Testament vielfach auch als Jesua übersetzt. Der Grund, weshalb derselbe im Neuen Testament die griechische Benennung mit ihren Beugungen adoptirt, ist nicht recht einzusehen, zumal der Grundbegriff „das Heil“, und davon abgeleitet,,der Heiland“, nur mit dem hebräischen „Jeschua“, nicht aber mit dem griechischen,,Jesus" in Begriffsverbindung steht. Da man indeß einmal an den Namen Jesus gewöhnt ist, so behalten auch wir ihn besser bei, zumal der Name nichts zur Sache thut.

Noch einer Feierlichkeit haben wir zu gedenken, deren Ursprung in der alten bekannten Habsucht der Priesterkaste zu suchen und in vorliegendem Falle als eine Erfindung des schlauen Moses zu betrachten ist, der mit seinem dictatorischen: Und Gott sprach!" den Juden so viele Geseße aufbürdete, daß sie Angst und Weh darob erfaßte. In seinem 2. Buche, Cap. 13 V. 2, heißt es nämlich: „Heilige mir alle Erstgeburt, die allerlei Mutter bricht (zuerst den Weg bahnt) bei den Kindern Israel, Beides unter den Menschen und dem Vieh; denn sie find mein." An einer andern Stelle (Cap. 22 V. 29, 30) dehnt er

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »