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allen daraus ersprießenden Völkerschicksalen, ja der Umgestaltung fast der ganzen bewohnten Welt in sich; denn Jesus hatte nun die Berech tigung, einen Kreis von eigenen Schülern um sich zu versammeln, eine eigene Schule zu gründen, und wir werden bald sehen, welchen umfassenden Gebrauch er davon machte und wie er das Ideal einer Reformation des schmählich verkommenen Judenthums anstrebte, indem er nicht nur namentlich einen tugendhaften Lebenswandel über die todte Ceremonial- und Maulheiligkeit erhob, sondern auch dem großen, unter vorliegenden Verhältnissen kühnen und verwegenen Gedanken Worte gab, daß das Volk der Juden keineswegs das allein auserwählte und bevorzugte zu nennen und der Gedanke eines NationalGottes ein Unding sei, indem alle Völker der Erde gleiche Anrechte an einen geläuterten Offenbarungsglauben hätten, den zu verbreiten und die todten nichtssagenden jüdischen Religions-Saßungen wie auch die heidnischen Gößenbilder zu stürzen fortan mit Aufwendung aller seiner Kräfte die Aufgabe seines Lebens sein werde. Ein so kühner Feuergeist, wie der seine, blieb nämlich nicht lange bei dem ursprünglichen Gedanken einer einfachen Läuterung und der Reformation des Judenthums stehen; sondern bald schon nach den ersten Schritten auf dieser abschüssigen Bahn brach er die Brücke hinter sich ab und es war von da ab an eine Rückkehr nicht mehr zu denken.

Wenn er es auch nicht wagte, jenen großen Gedanken schon jezt in seinen Lehrvorträgen unumwunden vor Jedermann auszusprechen, so theilte er doch seinen Plan in vertrauten Gesprächen seinen besten und redlichsten Freunden unter den Essäern mit, und diese, an Jahren und praktischer Erfahrung älter und gewiegter wie er, verhehlten ihm die Nothwendigkeit einer umfassenderen und vielseitigeren Bildung nicht, als sie ihm. Jerusalem und die selbst in Wahn und Irrthum vielfältig befangenen jüdischen Gesezbücher bieten konnten. Sie riethen ihm daher, den Centralpunkt griechischer Bildung in Kunst und Wissenschaft, Alexandria, zu besuchen und sich namentlich mit den philosophischen Systemen der dortigen Weltweisen bekannt zu machen, bevor er seine große Mission beginne; und Jesus entsprach dieser Aufforderung mit um so größerer Bereitwilligkeit, da mehrere ihm befreundete Rabbi's denselben Schritt gethan.

Clemens, Jesus I.

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10.

Jesu Aufenthalt in Alexandrien.

Die Stadt Alexandrien, nach ihrem Erbauer Alexander dem Großen so benannt, zu allen Zeiten und noch heute eine Zierde Aegyptens, glänzte schon zu Jesu Zeit durch ihre Museen, Bibliotheken, Denkmäler und vor Allem durch die Namen berühmter Philosophen, wie z. B. Aristoteles, Pythagoras, Epicur, Philo und des erhabenen Plato: Männer, die ihrer Zeit von den ägyptischen Königen herangezogen, geehrt und befördert, auch zur Tafel eingeladen wurden, um die weltlichen Herrscher durch die Beherrscher der geistigen Reiche in sinnigen Gesprächen über tiefphilosophische Themata zu vergnügen und zu veredeln.

Es war gleicher Weise in jener Zeit nichts Ungewöhnliches, daß sich ausgezeichnete jüdische Rabbiner zu den Wohnpläßen griechischer und ägyptischer Philosophen verfügten, deren Schulen besuchten und sich den Forschungen ihrer Lehrsäße mit ganzer Seele hingaben. Unter ihnen ragt besonders der schon genannte jüdische Rabbi Philo hervor. Er war ganz Jude, aber auch zugleich Denker, und glaubte durch freie Forschung dahin gekommen zu sein, die jüdischen übersinnlichen Offenbarungen durch allegorische Deutung mit den Resultaten griechischphilosophischer Forschung in Harmonie bringen zu können. In den Schriften dieses großen Denkers finden sich viele Lehrfäße, namentlich über das Wesen Gottes, die wir später im Evangelium Johannes, das viel später geschrieben wurde, wieder antreffen. So z. B. spricht er von dem Logos, dem Abbild des göttlichen Gedankens, als dem ältesten und erstgeborenen Sohn Gottes, wogegen er die sichtbare Welt als den jüngeren Sohn Gottes betrachtet. Auch führt er in einer umfassenden Darlegung den Gedanken durch: Gott als Vater, und die Weisheit als Mutter des göttlichen Wortes zu betrachten u. s. w.

Ich führe dies aus nachstehenden Gründen an. — Philo, dessen ursprünglicher hebräischer Name Jedidja war, lebte noch im 40. Jahre unserer Zeitrechnung, was uns aus dem Umstande bekannt, daß er in Angelegenheit des jüdischen Staats zum Kaiser Cajus Caligula nach Rom entsandt wurde. Da Jesus nun im Beginn der dreißiger Jahre starb und im Laufe der zwanziger Alexandria besuchte, wo er mit Philo zusammentraf, so darf man annehmen, daß Letterer eben in jenen Tagen im Vollgenuß geistiger und körperlicher Reise stand. Welche Folgen dieses tägliche Zusammenleben mit einem so gediegenen

Weisen und tiefen Denker, wie es Philo war, hatte, darüber fehlen uns allerdings die geschichtlichen Specialitäten; aber aus dem Gedankengange der späteren öffentlichen Reden und Lehren Jesu läßt sich ein sicherer Schluß auf den geistigen Gewinn ziehen, den er durch seinen Umgang mit griechischen Philosophen überhaupt, wie insbesondere mit seinem Freunde Philo davontrug.

Es ist mit ziemlicher Gewißheit nachzuweisen, daß Jesus den Aufenthalt zugleich dazu benußte, sich mit der griechischen Sprache bekannt zu machen, um durch dieselbe befähigt zu sein, den Geist der griechischen Philosophie mittelst Wort und Schrift in sich aufzunehmen, wie er denn dort auch die jüdischen Offenbarungsschriften in griechischer Sprache vorfand; und wir dürfen uns ohne dem Vorwurf der Phantastik zu verfallen - im Geiste die beiden Weisen, Philo und Jesus, vorstellen, wie sie im stillen, vertraulichen Zimmer vereint über Manuskripte der jüdischen Vorwelt brüteten.

Neben diesen philosophischen Studien haben wir noch der für das Wohl der Menschheit so hochwichtigen körperlichen Heilkunst zu erwähnen, für welche ein besonderes Interesse zu empfinden sich kein denkender Geist, vor Allem aber kein Philantrop in höchster Potenz, wie es Jesus gewesen, entschlagen kann. Hatte er schon durch den Umgang mit den dieser Kunst sehr vertrauten Terapeuten (eine besondere Elite der Essäer) in der Heimath einen Grund gelegt, so fand er in Alexandrien die günstigste Gelegenheit, durch die dort anwesenden. Aerzte jener Zeit seine Kenntnisse über Krankenheilung zu vervollkommnen und namentlich mancherlei specifische Mittel gegen Krank heiten kennen zu lernen, die in seiner Heimath noch unbekannt waren. Dahinzu trat vielleicht hier zuerst noch die Entdeckung jener subjectiven Heilkraft, von welcher schon im grauesten Alterthum, z. B. in den Eleusischen Geheimnissen, dem Drakel zu Delphi u. s. w. Spuren vorhanden waren, die in unsern Tagen wieder aufgefunden, den Namen Magnetismus erhielt und deren Wirkungen bekanntlich eben so wenig wegzuleugnen sind, als sie für den nicht Eingeweihten als ein Zauberwerk oder (um uns dem damaligen Begriffsvermögen anzupassen) Wunderwerk erscheinen, wie alle Wirkungen, denen man kein bekanntes Naturgeset als Ursache unterzulegen weiß. Die Chemie und Physik waren nämlich schon damals in Alexandrien bedeutend vertreten und in jenen Tagen überhaupt, mehr als jezt unter den abendländischen Völkern, mit der Heilkunst eng verknüpft. Daß Jesus nebenbei zu den wenig Bevorzugten gehörte, denen die Natur eine besondere magnetische Heilkraft in die Vereinigung der Handnerven-Ausläufe legte,

wie solche auch jezt noch vielfach vorkommt, habe ich schon erwähnt; dies wird auch durch seine späteren vielfachen Krankenheilungen dargethan, die wenn auch nicht in der Uebertreibung der biographischen Aufzeichnungen und ohne Constatirung irgend welchen Wunders gewiß nicht aller Wirklichkeit bar sind.

Beiläufigen Andeutungen zufolge scheint diese interessante Episode in dem Leben des berühmtesten aller Sterblichen etwa in seinem 28. Lebensjahre ihren Abschluß durch die Rückkehr nach Jerusalem gefunden zu haben, so daß er nunmehr dort, auf dem eigentlichen Schauplaße seiner wundersamen Schicksale, ausgerüstet mit der angeborenen geistigen Kraft und allem erlernbaren Wissen, seine Weltmission als Lehrer und Reformator öffentlich vor aller Welt, besonders aber vor seinem verblendeten und versunkenen Volke zu erfüllen kam.

Ehe wir indeß diesen außerordentlichen Mann auf seinem ferneren, jezt zum mächtigsten Interesse anschwellenden Lebensgange be= gleiten, wollen wir versuchen, nach den verschiedenen Bezeichnungen von Zeitgenossen, welche namentlich von dem römischen Landpfleger Centulus, dem Vorgänger von Pontius Pilatus, und von einem Griechen, Nicephorus, herrühren, ein einheitliches Bild von der Persönlichkeit Jesu zu entwerfen.

Danach war der Sohn Mariä und Joseph's ein hoher, wohlgewach sener Mann, so daß er in seiner Umgebung fast Jeden überragte und wohl auf 7 Schuh Höhe zu schäßen sein dürfte. Alle Menschen, die ihn sahen, erfreute er durch sein edles, ehrlich-schönes und lebhaftes Angesicht, so daß Jeder ihn seiner Freundlichkeit halber lieben, aber auch in seinem oftmals gewaltigen Zorne fürchten mußte. Sein Antlig war von einer mäßigen Röthe überflogen und aus den muntern und frischen, dunkel gefärbten Augen blißten bald Ernst und Klugheit, bald wieder leuchteten darin Sanftmuth und Freundlichkeit, immer aber geeint mit wunderbarer Holdseligkeit. Der Form nach war das Gesicht durch eine längliche sanft gebogene Nase (im Mittel zwischen rund und zugespißt) geziert und glich er hierin seiner holdseligen Mutter; es war daneben rein, fleckenlos und auf der erhabenen abgerundeten, heitern Stirn thronte mit unverkennbarem Ausdruck der tiefe Gedanke. An dem Munde und den Zähnen war nichts zu tadeln; der Hals war wohlgebildet, doch weniger gestreckt als gedrungen. Seine Hände und Glieder sah man gern. Das Haupthaar, von der Farbe des gereiften Weizen, erschien an den Schläfen etwas kraus, war nach Art der Nazarener in der Mitte gescheitelt und hing etwas gelockt und lang bis auf die Schultern herab; denn kein Scheermesser, ja nicht einmal eines andern Menschen Hand war je an sein Haupt

gekommen, außer der seiner Mutter in zarter Kindheit. Die sanft gebogenen Augenbrauen erschienen etwas dunkler als das Haupthaar. Der volle Bart, von Farbe goldig, nicht allzu lang und sanft gewellt, war gleich dem Haupthaar in der Mitte senkrecht geschieden. Wenn er strafte, erschien er schrecklich; dagegen bei Ermahnungen freundlich, milde und allezeit würdevoll. Im Reden war er meist sanft, milde, nicht überstürzend, vielmehr behutsam, sinnend. Von den meisten Menichen, besonders von allen Kindern geliebt und von den Weisesten bewundert, hat ihn Niemand jemals lachen, Viele aber haben ihn weinen sehen.

Wer erkennt in diesem erhabenen Bilde nicht das hohe Ideal eines Menschen, von dem uns leider noch kein genialer Maler ein würdiges Conterfei gebracht, wie denn gewöhnlich schon der läppische Heiligenschein das bestgelungene Bild entstellt. Wehe dem Künstler, der erst durch solche Beigabe den göttlichen Beruf des Genius bezeichnen muß.

Ueber die Form der Kleidung, in welcher Jesus öffentlich aufzutreten pflegte, kann kein Zweifel stattfinden, da man genau weiß, wie die Rabbinen in Palästina gekleidet gingen; im Ganzen trifft die Auffassung der besseren Gemälde von Jesus in diesem Stücke schon ziemlich das Rechte. Auch ist, außer dem Zeugniß des Johannes (Cap. 19, V. 23) noch durch andere Nachrichten, z. B. durch Ursinus in seinen hebräischen Alterthümern, die Angabe bestätigt, wie die Kleider der Rabbinen in Palästina von einer Beschaffenheit waren, daß man an ihnen keine Naht wahrnehmen konnte, was bei der Weite und Einfachheit des Schnitts nicht allzu schwierig herzustellen gewesen sein mag. Ein solches Kleid glich nämlich einer ärmellosen Tunika, fiel bis auf die Knie herab und hatte nur die nöthigen Deffnungen, um Kopf und Arme hindurchzustecken. Ob es aber in einem Stücke gewebt, also wirklich ohne Naht gewesen, darüber schweigen die Berichte; es ist dies jedenfalls auch nicht wesentlich. Auch ob Jesus troß besserer Einsicht die übrigen jüdischen Zuthaten, die Schaufäden, Gebetriemen u. dergl. an sich getragen und benußt hat, verkündet die Geschichte nicht; doch ist es wahrscheinlich, daß er sich mindestens in der ersten Zeit seines Rabbithums davon nicht ausgeschlossen hat.

Seltsam erscheint es, daß die bildenden Künste Jesus und seine Jünger consequent barhaupt erscheinen lassen, da es doch erwiesen ist, daß alle Welt im Orient, die Juden nicht ausgenommen, schon in jenen Tagen eine dem Turban ähnliche Kopfbedeckung trug und auch Jesus und seine Jünger keine Ausnahme davon gemacht haben werden, was freilich den ästhetischen Begriffen und dem künstlerischen Anstand unserer Zeit nicht eben zusagend erscheinen mag.

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