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solches nunmehr in dem Moment der bevorstehenden Prüfung, wo sich eben das Göttliche im Menschen überhaupt zu bewähren hat, kundthun. Diese Prüfung ist nahe, was mit den Worten ausgedrückt wird: „Und (Gott) wird ihn bald verklären“; der Auserwählte wird sich als IdealMensch, als höchste irdische Vernunft, zu welchen auch und vor allen Dingen die Seelenstärke, die Aufopferungsfähigkeit gehört, in seinem höchsten Glanze, im hellsten (verklärtesten) Lichte zeigen. Vor Allem bezeichnend in diesem Sinne sind auch noch die Worte, die er Cap. 17, V. 5 spricht: „Und nun verkläre mich, du Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war." Mit einfachen, klaren Worten spricht er hier den Gedanken aus: Und nun, du höchste Vernunft, die wir Gott nennen, bezeuge mir, daß ich den irdischen Kreis vom Unvollkommenen zum Vollkommenen durchlaufen und zu einem so reinen Ideale geläutert wieder bei dir angekommen bin, als ich damals war, da ich noch nicht zu einer irdischen Verkörperung (als Mensch, Sohn Gottes) von dir ausgegangen war, noch in dir ruhte, eins, d. i. ungelöst in dir gebunden war, und wie ich es noch sein würde, wenn die Erschaffung des Menschen unterblieben wäre.“

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Wer es verstehen will, dem muß es leicht werden. Ein lauteres Verständniß und ein großer Trost liegt auch noch in den Worten: ,,Was Ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun, auf daß der Vater geehret werde in dem Sohne", d. h. die Natur, der lebendig sichtbare Leib Gottes und die wirkende Naturkraft, der Geist — näher: der heilige Geist hat sich noch nie geweigert, das zu thun, was man im Namen der Vernunft von ihr begehrt. Aber auch die Gewaltigen der Erde, die Gott widerstrebenden, die sich dessen sträuben, werden endlich solchem Beispiel folgen müssen. Die reine Vernunft wird überall endlich zur Herrschaft gelangen, und diese Zeit ist es, von der er als von einem zukünftigen Leben, einer zukünftigen Seligkeit redet, die Zeit, wo er wiederkommen und Gericht halten wird über die Gerechten und Ungerechten: das heißt, wo die lautere Vernunft, die damals allein in seiner Person auf Erden lebte und mit ihm von der Erde wieder schied, zur Herrschaft gelangen und Diejenigen, die nicht an ihn glauben, nicht in seiner Lehre leben und handeln, verwerfen wird. Wahrlich, die Morgenröthe dieses schönen, großen, neuen Tages bricht eben jezt an; darum lasset uns wach sein und munter, denn das Unerhörte, etwas das nie war: jezt eben beginnt es seinen Einzug in die Welt, d. h. in die Menschenwelt.

Dies mag genügen. Wer weitere Beweise verlangt, dem ist nicht zu helfen; ich meine, das Gegebene dürfte auch dem Unbescheidensten

Clemens, Jesus U.

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genügen. Doch gedenke man stets des Mythisch-Abstracten, vom ConcretFactischen streng gesonderten Charakters der Darstellung.

21.

Das Nachtmahl.

Nachdem wir die völlige Identität des Christenthums mit der reinen, lauteren Vernunft eben in jenen Momenten nachgewiesen haben, die bisher als mit den Gesezen der höchsten idealen Intelligenz nicht vereinbar erachtet wurden, da man das allegorisch - mythische Gewebe zu durchschauen nicht hellen Blickes genug war, haben wir nun noch den Schlußact, die Solennisation der thatsächlichen Darstellung ewiger Grundwahrheiten in dem Daseinsverhältniß zwischen Gott und Menschheit, oder näher bezeichnet: zwischen Gesetzlichkeit und Freiheit, oder Natur und Geist, wie solche von dem größten aller Genien vor seinem Scheiden theils mythisch gelebt, theils gebildet wurden, zu betrachten, um so die Bestätigung der Wahrhaftigkeit unserer allein genugthuenden und versöhnenden Fassung der tief bedeutsamen christlichen Anschauung göttlicher Dinge im Lichte unserer Zeit und unserer Bedürfnisse darzuthun.

Der colossalste und unbegreiflichste aller Irrthümer, in den die taumelnde Menschheit versunken, ist der Spiritualismus oder die Verneinung und Ignorirung der realen Welt, vulgär gesprochen die Tödtung des Fleisches, die in den indischen Religionen ihren Ursprung nehmend, im schreiendsten Mißverständniß auf das Christenthum übertragen wurde; ein Irrthum, für den man in der Sentenz: „züchtigt euer Fleisch sammt den Lüsten und Begierden“ eine genügende Autorität zu finden vermeint. Die sinnlichen Begierden, das Fleisch, die Lust an dem realen, matericllen Theil unsers Seins aber züchtigen, richtiger züchten, zügeln, mäßigen, regeln, ist gerade das rechte Mittel, den, keineswegs dadurch ausgeschlossenen Genüssen, Dauer und Intensität zu verleihen. Eine entgegengesezte Lehre, die Anreizung zum unbedingten Sinnengenuß, ist gerade der Weg, das Fleisch zu tödten und die Empfänglichkeit für Genuß abzustumpfen: eine Wahrheit, für die das bekannte Sprichwort ,,junge Courtisanen, alte Betschwestern“ einen schlagenden Beleg abgiebt. Mehr als einen Beweis aber legt uns die Lebensgeschichte Christi vor, daß er, in dem Maße wie es einem ehelosen Jüngling die reine Sitte und Moral gestattete, Theil nahm an den sinnlichen Freuden des Lebens nach den Geboten seines Zeitalters und Volfes. So treffen wir ihn verschiedene Male bei den heitersten Tafelfreuden, wo es an

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der

Wein nicht gebrach, und wenn er dieselben durch geistige Reden zu würzen suchte, so ist man ja auch jetzt noch gewöhnt, dies als ein Mittel zur Erhöhung des Genusses zu betrachten. Das Begießen (Salben) mit köstlichen, wohlriechenden Essenzen, eine der luxuriösen Freuden der Orientalen, verschmähte er keineswegs an sich selbst, sondern nahm dieselbe gegen einen seiner geizigen Jünger in Schuß, als ein ihn verehrendes junges Weib die köstliche Spende über ihn ausgegossen. Und wahrlich, er könnte nicht der Repräsentant einer reinen lauteren Vernunft sein, wenn er den anständigen Freuden der Welt verächtlich den Rücken gekehrt hätte. Selbst der freundschaftlich gesittete und belehrende Umgang mit Frauen war ihm lieb und werth, und obgleich er Martha's geschäftige Sorge für eine gute Mahlzeit nicht verachtete, so schäßte er es doch höher, mit der geistreichen Maria im traulichen Gespräche zu verkehren: Alles, wie es heute noch ein gediegener Jüngling thun würde. Keinesweges aber betrug er sich wie ein mönchischer Duckmäuser oder pietistischer Kopfhänger, die uns so gern in den Wahn versetzen möchten, sie wandelten in seinen Fußtapfen. Was war denn, um einen der triftigsten Beweise für unsere Ansicht zu bringen festliche Einzug Christi in Jerusalem, wo er reitend, mit Blumen bestreut, mit Palmen umfächelt und vom lautesten Jubel des Volkes unaufhörlich begleitet wurde, ohne daß er auch nur ein einziges Wort des Unwillens fallen ließ, Anderes als eine der sinnlichen Anschauung dargebrachte Huldigung, ein (als Held des Tages) innigstes Theilnehmen an der lautesten und fröhlichsten Huldigung seiner Person, wie sie nur ein Triumphator des alten Roms oder ein allersinnlichster König unserer Zeit über sich ergehen läßt? Ein Karthäuser, Pietist oder Herrenhuter würde sich in seiner verstockten Christlichkeit allerdings der= gleichen verbitten; Christus aber hatte keineswegs und bei keiner Gelegenheit mit den Freuden der Erde gebrochen, und wenn er auch der geistigen Freude, der Lust am Lehren öfter als der Erdenlust oblag, so geschah es, weil er hierin seinen eigentlichen Beruf fand. Auch verwarf er, wie jeder Weise, die Schlemmerei, die Unzucht, alles Uebermaß und jede Verirrung zu den Geist und Sinn zerstörenden Freuden. Damit aber ist der realen Welt keineswegs der Stab gebrochen, wie thörichte hyper-christliche Spiritualisten es der Welt gern aufheften möchten; sondern seine Lehre und sein Leben war ein besonnenes Hingeben an die Harmonie der Doppelwelt, Geist und Materie, welche zusammen erst eine dem Wesen des Menschen vollkommen entsprechende und seiner Glückseligkeit zusagende Welt ausmachen.

Wir kommen nun zu einem Actus, der diese thatsächliche Dar

stellung der wahrhaft christlichen Auffassung der göttlich-menschlichen Gegenseitigkeit vollends bestätigt und ihr sogar mit weiser aber mißverstandener Absichtlichkeit eine rituelle Weihe und ewige Dauer zu geben berufen war.

Die geheimnißvollste, ihrer Ursprünglichkeit nach in eine mysteriöse Unbegreiflichkeit eingehüllte, dennoch offen und klar vor unseren Augen sich begebende Naturthätigkeit ist die Metamorphose, oder religiös ausgedrückt, die Transsubstantion, magisch gesprochen, die Transfiguration (die Umwandlung der Stoffe), bei deren Verfolgung zu den Endursachen wir auf den sogenannten legten Grund stoßen, der uns gleichsam wie mit einer Mosisdecke das Antliß Gottes verhüllt. Da wir vernünftiger Weise keine Wirkung ohne Ursache annehmen und anerkennen dürfen und können, so muß man auch nothwendiger Weise die Umwandlung der Stoffe einer Ursache zuschreiben. Diese Ursache aber, da sie sich absolut unsern Blicken, unserer Wahrnehmung sowohl durch die Sinne als durch den abstracten Begriff entzieht, aber vernünftiger Weise vorhanden sein muß, und zwar um so mehr, als wir das Medium einer Gesetzlichkeit dabei wahrnehmen, einer Ordnung hinsichtlich der Zeit, Farbe und Raum oder Form, folglich diejenigen Merkmale dabei concurriren, die wir aus Erfahrung auch der menschlichen Intelligenz bei legen, die in der Kunst nach ähnlichen Gesezen die Metamorphose zuwege bringt so haben wir diese lehte über- oder außersinnliche Ursache zu sinnlich vernehmbaren Wirkungen Gott genannt, insofern wir alle die unzähligen Acte der Transfiguration in eben so unzähligen Formen als ein einziges zusammenhängendes Ganze denken, ohne jedoch hiermit irgend den Begriff Gott erschöpft haben zu wollen.

Um diesen Gedanken aus dem Zwielicht der Demonstration an das lebendige Sonnenlicht des Tages, der realen, sinnlichen Wirksamkeit herbeizuführen, wie es zu thun eine echte Philosophie unter keiner Bedingung sich weigern darf, sofern sie Geltung haben will, stelle ich z. B. folgendes Bild auf: Ich habe ein Gefäß mit Erde; sie besteht aus Sand, Kohlenstoff und Wasser. Aeußerlich hinzutretend vereinigen sich noch Luft, Licht und Wärme. In dieses Häuflein Koth lege ich etwa sechs sich ganz gleich sehende Samenförner, z. B. Stiefmütterchen. Weder die Hülse noch der Kern unterscheiden sich hinsichtlich der Farbe und Form auch nur im Geringsten; aber sie keimen, gehen auf, entwickeln sich, blühen, und siehe da, aus diesen ganz gleich scheinenden Kernen, niedergelegt in ganz gleiche Erde, entwickelt unter ganz gleichen Einflüssen der Luft, des Lichts und der Wärme, stellen sich dar: braune, blaue, rothe, dunkelrothe, gelbe und lila Blüthen. Frage: woher diese

Unterschiede, diese verschiedenen sinnlichen Wirkungen aus gleichen, sinnlich wahrnehmbaren Ursachen oder richtiger Medien, da gleiche Ursachen gleiche Wirkungen hervorbringen müssen, während dies bei gleichen Medien nicht der Fall ist. Folglich liegt die Ursache jenseits der Medien in der unerforschten, weil unerforschlichen Tiefe des Mysteriums der Transfiguration; es ist der letzte Grund, es ist die Gottheit. Dieses Beispiel auf Millionen Fälle übertragen, ergiebt immer dasselbe Resultat, bleibt immer dieselbe Unbegreiflichkeit und ist ein würdiger Gegenstand für den Gedanken des Menschen, für die Vernunft, da es eine geeignete Stelle an dem diesseitigen Ufer bedeutet, von der man eine Brücke in das Unendliche des Jenseits zu schlagen vermag. Das Ergebniß dieser legten Ursache trägt immer und unter allen Verhältnissen die Merkmale Ordnung und Schönheit an sich; letzteres erweist sich dann selbst an solchen Gegenständen der Natur, die ein befangener Sinn vielleicht unschön oder häßlich nennt, sobald die Kunst hinzutritt und sie durch das Bild darzustellen sucht, da man solcher Darstellung nie das Prädikat „schön“ versagen wird, wenn die Natur getreu copirt worden ist.

Diesem Bildungsgesetze der Natur, dieser Transfiguration der Stoffe ist auch der Mensch, als selbst Naturerzeugniß, auf das innigste beigeordnet (affilirt). Unser ganzes sichtbares und, man darf wohl sagen, auch unsichtbares Dasein ist nichts weiter, als eine Transfiguration homogener Stoffe, deren äußerste Spitze der Umbildung sich in das Nervenfluidum verliert, das als lezte Ahnung des Materiellen in den scheinbar unmateriellen Geist hinüberragt. Die Gesezlichkeit, mit welcher diese Metamorphose vor sich geht, die man auch Ernährung nennt und die dann, durch Licht und Luft unterstüßt, befördert, vermittelt wird, ist der eigentliche Berührungspunkt, die Fuge oder das Band, deutlicher bezeichnet die Nabelschnur, vermittelst welcher das materielle Ich mit dem materiellen Nicht-Ich zusammenhängt. Diese Verbindung (Connex) in ihren Folgerungen untersucht und gewürdigt, führt unabweisbar auf das Gebiet der Moral in seiner größten Ausdehnung, und die Geschenke der Natur, die gestern noch Nicht-Ich und heute schon Ich sind, die sich in einen Theil meines Ichs verwandelt haben, erinnern mich unablässig an meine Abhängigkeit von der Mutter Natur, die als Naturkraft (heiliger Geist) sowohl ein sichtbarer Ausdruck der höchsten göttlichen Vernunft ist, als ich in meinem Sein und Handeln der Ausdruck einer besonderen menschlichen Vernunft sein soll.

Dieses Band darf unter keiner Bedingung je zerbrochen, kaum gelockert werden, ohne durch ein Verbrechen gegen die kosmische Geseylichkeit, in deren Verband der Mensch ward und ist, die natürliche

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