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mochte wohl in mancher Stadt so sein, wie es von einigen erzählt wird, dass der Glaube an den Stadtheros in ihnen lebendiger war, als der an die allen gemeinsamen Götter1. Das Verhältniss zu den Heroen ist ein näheres als das zu der Majestät der oberen Götter, in anderer und innigerer Weise verknüpft der Heroenglaube die Menschheit mit einer höheren Geisterwelt. Von einem Ahnencult war der Heroenglaube ausgegangen, ein Ahnencult war der Heroendienst in seinem Kerne geblieben, aber er hatte sich ausgedehnt zu einem Cult grosser und durch eigenthümliche Kräfte mannichfacher (und) keineswegs vorzugsweise sittlicher) Art über die Menge sich erhebender Seelen von Menschen auch späterer, ja der nächstvergangenen Zeiten. Hierin liegt seine eigentliche Bedeutung. Die Geisterwelt ist nicht verschlossen, lehrt er; wieder und wieder steigen einzelne Menschen nach Vollendung des irdischen Lebens in ihre höheren Kreise empor. Der Tod endigt nicht alles bewusste Leben, nicht alle Kraft schlingt die Dumpfheit des Hades ein.

Dennoch ist es nicht der Heroenglaube, aus dem sich der Glaube an eine, allen menschlichen Seelen ihrer Natur nach zukommende Unsterblichkeit entwickelt hat. Dies konnte auch seine Wirkung nicht sein. Wie von Anbeginn unter den Schaaren der Seelen, die zum Hades strömen, die Heroen, denen ein anderes Loos fiel, nur eine Minderheit von Auserwählten bildeten, so blieb es. Mochte die Zahl der Heroisirten noch so sehr anwachsen, in jedem einzelnen Falle des Uebertrittes einer menschlichen Seele in die Heroenwürde begab sich auf's Neue ein Wunder, aus dessen noch so häufiger

Insel im Pontus, Otis dè xpatzi Odig, und so Neoptolemos in Epeiros: Pindar. N. 4, 46–51; àμ¤éñε: vom Heros: Pyth. 9, 70; rois deois nui ἥρωσι τοῖς κατέχουσι τὴν πόλιν καὶ τὴν χώραν τὴν Αθηναίων: Demosth.

cor. 184.

1 Alabandus, den die Bewohner von Alabanda „sanctius colunt quam quemquam nobilium deorum“: Cicero nat. d. 3, § 50 (bei Gelegenheit einer im 4. Jahrhundert spielenden Anekdote). Tenem, qui apud Tenedios sanctissimus deus habetur: Cicero Verr. II 1 § 49.

Wiederholung eine Regel, ein für Alle giltiges Gesetz sich nicht ergeben konnte.

Der Heroenglaube, wie er sich allmählich entwickelt und ausgebreitet hatte, führt unstreitig weit ab von den Bahnen homerischer Gedanken über die Dinge nach dem Tode; er treibt nach der entgegengesetzten Richtung. Aber ein Glaube an die, in ihrem Wesen begründete Unsterblichkeit der menschlichen Seele, war mit dem Heroenglauben noch nicht gegeben, auch nicht (was noch etwas andres wäre) die Grundlage für einen allgemeinen Seelencult. Damit solche Erscheinungen, nach aber nicht aus dem Heroenglauben, hervortreten und dann neben dem ungeminderten Heroenglauben sich erhalten konnten, war eine Bewegung nöthig, die aus anderen Tiefen hervorströmte.

Der Seelencult.

Die griechische Bildung tritt uns in den homerischen Gedichten so allseitig entwickelt und in sich gerundet entgegen, dass, wer keine weiter reichende Kunde hätte, meinen könnte, hier sei die unter den gegebenen Bedingungen des eigenen Volkswesens und der äusseren Verhältnisse den Griechen erreichbare Höhe eigenthümlicher Cultur endgiltig erreicht. In Wahrheit stehen die homerischen Dichtungen auf der Grenzscheide einer älteren, zu vollkommener Reife gelangten Entwickelung und einer neuen, vielfach nach anderem Maasse bestimmten Ordnung der Dinge. Sie selbst spiegeln in einem idealen Bilde die Vergangenheit ab, die im Begriff stand, Abschied zu nehmen. Die tiefe Bewegung der darnach folgenden Zeiten können wir wohl an ihren endlichen Ergebnissen ermessen, die in ihr wirksamen Kräfte an einzelnen Symptomen errathen, in der Hauptsache aber gestattet die trümmerhafte Ueberlieferung aus dieser Zeit der Umwandlungen uns kaum mehr als das Vorhandensein aller Bedingungen einer gründlichen Umgestaltung des griechischen Lebens deutlich zu erkennen. Wir sehen, wie bis dahin mehr zurückstehende griechische Stämme in den Vordergrund der Geschichte treten, auf den Trümmern des Alten neue Reiche, nach dem Rechte der Eroberung gestaltet, errichten, ihre besondere Art der Lebensstimmung zur Geltung bringen; wie in weit verbreiteten

Colonien das Griechenthum sich ausdehnt, in den Colonien, wie es zu geschehen pflegt, den Stufengang der Culturentwickelung in schnellerer Bewegung durchmisst. Handel und Gewerbthätigkeit blühen auf, gesteigerte Bedürfnisse hervorrufend und befriedigend; neue Schichten der Bevölkerung dringen nach oben; das Regiment der Städte kommt in's Wanken, die alten Königsherrschaften werden abgelöst durch Aristokratie, Tyrannis, Volksherrschaft; in friedlichen und (namentlich im Osten) feindlichen Berührungen tritt den Griechen fremdes Volksthum, auf allen Stufen der Culturentwicklung stehend, näher als bisher und übt mannichfachen Einfluss.

Inmitten dieser grossen Bewegung mussten auch dem geistigen Leben neue Triebe zuwachsen. Dass man in der That begann, von dem Herkömmlichen, der Ueberlieferung der, in dem Abbild der homerischen Gedichte scheinbar so fest auf sich selbst beruhenden alten Cultur sich abzulösen, zeigt sich am deutlichsten eben auf dem Gebiete der Poesie. Die Dichtung befreit sich von der Alleinherrschaft der epischen Form. Sie lässt ab von dem fest geregelten Rhythmus des epischen Verses; wie sie damit zugleich den gegebenen Vorrath geprägter Worte, Formeln und Bilder aufgiebt, so verändert und erweitert sich ihr nothwendig auch der Kreis der Anschauungen. Der Dichter wendet nicht mehr den Blick ab von der eigenen Zeit und der eigenen Person. Er selbst tritt in den Mittelpunkt seiner Dichtung, und für den Ausdruck der Schwingungen des eigenen Gemüthes findet er sich den eigensten Rhythmus, im engen Bunde mit der Musik, die erst in dieser Zeit ein wichtiges und selbständiges Element griechischen Lebens wird. Es ist, als entdeckten die Griechen nun erst den vollen Umfang ihrer Fähigkeiten, und wagten sich ihrer frei zu bedienen. Die Hand gewinnt im Laufe der Jahrhunderte immer voller die Macht, in jeder Art der Plastik jene Welt der Schönheit aus der Phantasie in die Sichtbarkeit überzuführen, in deren Trümmern noch uns sinnfälliger und ohne vermittelnde Reflexion deutlicher als selbst in irgend welchen

litterarischen Leistungen das ewig Giltige griechischer Kunst sich offenbart.

Die Religion konnte nicht, allein unberührt von dem allgemeinen Umschwung, im alten Zustande verharren. Noch mehr freilich als auf anderen Gebieten ist uns hier das Innere der Bewegung verborgen. Wir sehen manche äussere Veränderung, aber von dem treibenden Leben, das sie hervorrief, schlagen kaum einzelne abgerissene Laute an unser Ohr. Leicht erkennt man, bei einer Vergleichung der späteren Religionszustände mit den homerischen, wie sich die Objecte des Cultus ungemein vermehrt haben, wie der Cultus sich reicher und feierlicher gestaltet, im Bunde mit den musischen Künsten das religiöse Festleben der griechischen Städte und Stämme sich schön und vielgestaltig entwickelt. Tempel und Bildwerke geben von der erhöheten Macht und Bedeutung der Religion anschauliches Zeugniss. Dass im Inneren, im religiösen Glauben und Denken, sich vieles neu gestaltete, müsste schon der weithin sichtbare Glanz des jetzt erst zu voller Wirkung gelangenden Orakels zu Delphi mit allen aus diesem geistigen Centrum bestimmten Neubildungen des griechischen Religionslebens vermuthen lassen. In dieser Zeit bildete sich, unter dem Einfluss der vertieften moralischen Empfindung, jene Umbildung auch der religiösen Welterklärung aus, die uns dann bei Aeschylus und Pindar vollendet entgegentritt. Die Zeit war entschieden religiöser" als die, in deren Mitte Homer steht. Es ist als ob die Griechen damals eine Periode durchlebt hätten, wie sie Culturvölkern immer einmal wiederkehren, wie auch die Griechen sie später wiederholt erlebten: in denen der Sinn aus einer wenigstens halb errungenen Freiheit von Beängstigung und Beschränkung durch geglaubte unsichtbare Gewalten sich, unter dem Einfluss schwerer Erlebnisse, zurücksehnt nach einer Einhüllung in tröstliche, den Menschengeist mancher eigenen Verantwortung entlastende Wahnvorstellungen.

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Das Dunkel dieser Entwicklungszeiten verbirgt uns auch das Werden und Wachsen eines von dem homerischen wesent

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