ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

welche die eleusinischen Mysterien gering geachtet haben. Weil sie die Vollendung" der Weihen versäumt haben, müssen sie nun, Männer und Weiber, in zerbrochenen Scherben Wasser in ein (durchlöchertes) Fass schöpfen, in nie zu vollendender Mühe1. Im Uebrigen sieht man keine Richter, welche die Seelen in zwei Schaaren zu scheiden hätten, von den Schrecknissen der Unterwelt nichts als den leichenfressenden Dämon Eurynomos, der dem Maler wohl aus irgend einer localen Sage bekannt geworden war2. Von Belohnung der „Guten“ zeigt sich keine Spur; selbst die Hoffnungen der in den Mysterien Geweiheten sind nur bescheiden angedeutet in dem Kästchen, das Kleoboia, mit Tellis in Charons Kahn eben heranfahrend, auf den Knieen hält. Das ist ein Symbol der heiligen Weihen der Demeter, die Kleoboia einst von Paros nach Thasos, der Heimath des Polygnot, gebracht hatte.

Von dieser, den homerischen Hades nur leise umgestaltenden Bilderreihe blicke man hinüber etwa auf die Marterscenen

4

1 S. Anhang 3.

2 Eurynomos, schwarzblauen Leibes, wie eine Schmeissfliege, mit bleckenden Zähnen, auf einem Geierfell sitzend: Paus. 10, 28, 7. In der Litteratur scheint seiner nirgends gedacht gewesen zu sein; ob die Angabe des Pausanias, dass er ein δαίμων τῶν ἐν "Αιδου sei, der den Leichen das Fleisch von den Knochen fresse, mehr als eine Vermuthung ist, bleibt undeutlich. In der That soll wohl das Geierfell die Natur des darauf sitzenden Dämons als eine dem Geier verwandte bezeichnen. Dass der Geier Leichen frisst, haben die Alten oft beobachtet (s. Plut. Romul. 9 etc.: Leemans zu Horapollo p. 177). Welcker (Kl. Schr. 5, 117) sieht in Eurynomos nichts als „die Verwesung", also eine lediglich allegorische Gestalt. Vielmehr dürfte er ein ganz concret gedachter (mit einem euphemistischen Beinamen benannter) Höllengeist sein, nach Art jener kleineren Höllengeister wie Lamia, Mormo, Gorgyra, Empusa u. s. w. (von denen unten ein Wort), dem Maler aus irgend einer localen Ueberlieferung bekannt. Er frisst den Leichen das Fleisch ab: so nennt ein spätes Epigramm (Kaibel 647, 16) den Todten unphy daira Xápwn. Aber schon bei Sophokles, El. 543: "Αιδης ἵμερον τέκνων τῶν ἐκείνης ἔσχε δαίσασθαι (s. Welcker, Syll. p. 94).

3 Paus. 10, 28, 3. Vgl. O. Jahn, Hermes 3, 326.

In den Grenzen der epischen Nekyien halten sich wesentlich auch die Unterweltsbilder auf unteritalischen Vasen des 3. Jahrhunderts. Zu einigen wenigen Typen der im Hades Büssenden (Sisyphos, Tantalos,

etruskischer Unterweltbilder, oder auf die Pedanterien vom Todtengerichte am Tage der Rechtfertigung u. s. w., wie sie die Aegypter in Bild und Schrift breit ausgeführt haben. Vor der trüben Ernsthaftigkeit, mit der dort ein phantasiearmes Volk aus einmal mit Anstrengung ergriffenen Speculationen und Visionen sich ein starres, lastendes Dogma geschmiedet hat, waren die Griechen durch ihren Genius bewahrt. Ihre Phantasie ist eine geflügelte Gottheit, deren Art es ist, schwebend die Dinge zu berühren, nicht wuchtig niederzufallen und mit bleierner Schwere liegen zu bleiben. Auch waren sie für die Infectionskrankheit des Sündenbewusstseins" in ihren guten Jahrhunderten sehr wenig empfänglich. Was sollten ihnen Bilder unterweltlicher Reinigung und Peinigung von Sündern aller erdenklichen Arten und Abstufungen, wie in Dantes grauser Hölle? Wahr ist es, dass selbst solche gräuliche christliche Höllenphantasien sich zum Theil aus griechischen Quellen speisen. Aber es war der Wahn einzelner sich absondernder Secten, der Bilder dieser Art hervorrief, und sich einer philosophischen Speculation zu empfehlen vermochte, die in ihren trübsten Stunden allen Grundtrieben griechischer Cultur zürnend absagte. Das griechische Volk, seine Religion, und auch die Mysterien, die der Staat verwaltete und heilig hielt, darf man von solchen Abirrungen freisprechen.

Danaïden) kommen Andeutungen aus den Hadesfahrten des Theseus und Peirithoos, Herakles, Orpheus hinzu. Alle Ausdeutung in's MystischErbauliche (wie sie noch in Baumeisters Denkm. 1926–1930 angeboten wird) hält man mit Recht jetzt ganz von diesen Bildern fern. (Orpheus erscheint dort nicht als Stifter und Prophet der Mysterien, sondern einfach als mythischer Sänger, der in die Unterwelt stieg, um die Eurydike freizusingen. Das hält gegen Kuhnert, Arch. Jahrb. 8, 104 ff., Philol. 54, 193 mit Recht fest Milchhöfer, Philol. 53, 385 ff.; 54, 750 f.). Auf das Loos der Menschen im Allgemeinen wird mit nichts angespielt. Auch das, auf der Vase von Canosa links neben Orpheus stehende Elternpaar mit dem Knaben muss der Sagenwelt angehören. (Dionys und Ariadne, wie Winkler, Darst. d. Unterw. auf unterit. Vasen 49 meint, kann freilich das Paar unmöglich darstellen. Aber auch schwerlich eine ganze Mystenfamilie, wie auch Milchhöfer annimmt.)

Anhang.

1. Zu S. 142.

Blitztod heiligt in manchen Sagen den Getroffenen und erhöht ihn zu göttlichem (ewigem) Leben. Man denke an Semele, die da ζώει ἐν Ὀλυμπίοις ἀποθανοῖσα βρόμῳ κεραυνοῦ (Pind. Ol. 2, 27), an Herakles und sein Verschwinden von dem durch den Blitz des Zeus entzündeten Holzstoss (s. namentlich Diodor. 4, 38, 4. 5), an die Parallelberichte von Entrückung oder Blitztod des Erechtheus (oben p. 136, 3). Den Volksglauben spricht sehr deutlich aus Charax bei Anon. de incredib. 16, p. 325, 5 ff. West., bei Gelegenheit der Semele: κεραυνού κατασκήψαντος ἠφανίσθη· ἐκείνην μὲν οὖν, ὁποῖα ἐπὶ τοῖς διοβλήτοις λέγεται, θείας μοίρας λαχεῖν ᾠήθησαν. (Hier wird Semele unmittelbar durch ihren Blitztod in den Himmel erhoben: das ist eine bei späteren Autoren mehrfach vorkommende Sage. Zebs Thy Σεμέλην ἐκ τῆς γῆς εἰς τὸν οὐρανὸν κομίζει διὰ πυρός: Aristid. 1, 47 Dind. Vgl. Philostr. imag. 1, 14; Nonnus Dionys. 8, 409 ff. Auch Pindar a. O. so zu verstehen, legen seine eigenen Ausdrücke sehr nahe.) Im Allgemeinen; ὁ κεραυνωθεὶς ὡς θεός τιμᾶται (Artemidor. onir. 94, 26 ff.), als ein bлò Atòç teτquévos (ibid. 93, 24). Den Glauben an solche Erhöhung des Sterblichen durch seines Leibes Vernichtung und Läuterung im heiligen Blitzfeuer (einem лoр xáрatov [s. p. 31, 2] von höchster Kraft) für spät entstanden zu halten (mit Wilamowitz, Ind. schol. Gotting. hib. 1895, p. 12. 13), weil uns zufällig erst späte Zeugen mit ausdrücklichen Worten von ihm reden, ist nicht wohlgethan. So erhabene Vorstellungen brachte später Volkswahn nicht mehr neu hervor; auch geben sie sich deutlichen Ausdruck schon; in alten Sagen und Sitten in den schon berührten Sagen von Semele (s. besonders Diodor. 5, 52, 2), Herakles, Erechtheus, Asklepios; so fuhr der Blitzstrahl in das Grab des Lykurg (wie später des

Euripides) als des deoptéstatos xai óc:útatos (Plut. Lycurg. 31). Heroisirung des Olympiasiegers Euthymos bezeichnete es, als in seine Standbilder zu Lokri und Olympia der Blitz fuhr: Plin. n. h. 7, 152. Der Leichnam des vom Blitz Erschlagenen bleibt unverweslich; Hunde und Raubvögel wagen sich nicht daran: Plut. Symp. 4, 2, 3; an der Stelle, an der ihn der Blitz traf, muss er bestattet werden (Artemidor. onir. 95, 6; vgl. Festus p. 178b, 21 ff.; Plin. n. h. 2, 145). Ueberall tritt hervor, wie der dóßantos als geheiligt gilt. Das hindert nicht, dass andere Male der Blitztod als Strafe eines Frevels gilt: wie in dem Falle des Salmoneus, des Kapaneus u. A. Uebrigens wird selbst bei solchen Beispielen bisweilen an Erhöhung des Getroffenen durch den Blitztod gedacht. So entschieden, wenn Euripides in den Hiketiden den blitzerschlagenen Kapaneus einen ἱερὸς νεκρός nennen lässt (v. 937), seinen τύμβος (rogus) einen ispós (984). iapós bedeutet niemals verflucht", wie das lat. ἱερός ἱερός sacer; stets ist es ein ehrendes Beiwort. Kapaneus heisst hier „heilig", wie Astakides, zu ewigem Leben entrückt, spós heisst bei Kallimachus; wie Hesiod von dem ἱερὸν γένος ἀθανάτων redet (topßos ispós: vgl. Soph. O. C. 1545; 1763). Man darf nicht übersehen, dass Euripides hier, wo er Freunde des Kap. reden lässt, diesen keineswegs als Frevler auffasst (wie sonst die Tragödie, auch er selbst in den Phoenissen; wie selbst in den Suppl. der Feind, v. 496 ff., der aber auch Amphiaraos zur Sühne für Frevel entrafft werden lässt). Er lässt ihn ja als das gerade Gegentheil eines spots hochpreisen durch Adrast, v. 863 ff. Offenbar soll der alsbald folgende Opfertod der Euadne nicht einem Frevler und Götterfeinde gelten dürfen: darum bildet Eur. das Bild des Kapaneus in's Edle um; und nun kann ihm der Blitztod des Helden nicht als Strafe gelten, sondern als Auszeichnung. So wird von ihm ein ἱερὸς νεκρός. Das war aber nur möglich, wenn die Vorstellung, dass Blitztod unter Umständen den Getroffenen ehre und in ein höheres Dasein erhebe, damals bereits allgemein verbreitet und anerkannt war: Euripides giebt somit für das Vorhandensein solches Glaubens zu seiner Zeit das bestimmteste Zeugniss. (Als ein Todter höherer Art soll Kapaneus denn auch von den anderen Leichen getrennt und παρ' οἴκους τούςδε 940 d. i. vor dem ανάκτορον der

--

Göttinnen zu Eleusis [89. 291] I verbrannt werden: 937. 940. 1012 ff.) Asklepios endlich hat doch niemals, wenn man von seinem Blitztode erzählte (so schon Hesiod. fr. 109 Rz.), darum

Rohde, Psyche I. 2. Aufl.

21

als gänzlich dem Leben entrückt gegolten: als Heros oder Gott lebte er ja für alle Zeiten, segensreich thätig, weiter. Zeus lässt ihn unsterblich fortleben (Luc. dial. deor. 13), nach späterer Sagenwendung im Sternbilde des Ophiuchos (Eustath. xxtast. VI. Hygin., p. astron. 2, 14); die ächte alte Vorstellung wird doch eben die sein, dass er durch Zeus' Blitzstrahl zu unsterblichem Leben entrafft worden sei. Ganz treffend also Minucius Felix 22, 7; Aesculapius, ut in deum surgat, fulminatur.

2. Zu S. 277. μασχαλισμός.

paoyaison sagt vom ermordeten Agamemnon Aeschylus, Choëph. 439; ὑφ' ής (Κλυταιμνήστρας) θανών ἄτιμος ὥστε δυσpevýs spaoxalíody, von demselben, Sophokles, El. 445. Welche Greuel dieses kurze Wort umschrieb, muss damals athenisches Publicum ohne weiteres verstanden haben. Genaueren Bericht

geben Photius und Suidas, s. paoyaλispata (vgl. Hesych. s. paoxaliopata; Apostolius prov. 11, 4), die als ihren Gewährsmann Aristophanes von Byzanz nennen (nicht aus Aristophanes von dem sie mehrfach abweichen aber aus verwandter Quelle schöpfen die zwei Versionen des Scholions zu Soph. El. 446, und Etym. M. 118, 22f.). Darnach hiess paoyaλopós eine Vornahme des Mörders (οἱ φονεύσαντες ἐξ ἐπιβουλῆς Arist.)

[ocr errors]

an dem Leichnam des Ermordeten: er schneidet ihm die Extremitäten ab, reiht die abgeschnittenen Theile zu einer Kette auf und hängt diese um. Wem hängt er sie um? sich selbst? oder vielmehr dem Ermordeten? Aristophanes redet unbestimmt; der Schol. Soph. El. 445 spricht in der ersten Version von sich" (éavtois, p. 123, 17 Papag.), in der zweiten von ihm", dem Ermordeten: περὶ τὴν μασχάλην αὐτοῦ ἐκρέμαζον αὐτά [τὰ ἄκρα]: p. 123, 23; vgl. 124, 5); und so meint es auch wohl Schol. Apoll. Rhod. 4, 477. Deutlich vom Umhängen des Nackens des Todten redet Etym. M. 118, 28. 29. Dies wird schliesslich das Glaublichste sein. Der Mörder hing die Theile, an einer Schnur aufgereiht, dem Ermordeten um den Hals, und zog die Schnur unter den Achseln (pasyáλa) durch eine Vornahme, die so wenig „unmöglich“ ist (wie gesagt worden ist), dass Jeder sie leicht selbst ausführen kann; er wird dann die Enden der Schnur auf der Brust sich kreuzen lassen und sie, nachdem er sie unter den Achseln durchgezogen hat, auf dem Rücken zusammenknüpfen. Von dem Durchziehen unter den Achseln heisst

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »