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spät hineingetragen ist, gerade diesem Dichter aufzudrängen, haben wir kein Recht und keinen Anlass. Allmacht der Gottheit, das soll uns diese Schilderung offenbar sagen, kann in einzelnen Fällen dem Seelenbild die Besinnung erhalten, wie dem Tiresias zum Lohne, so jenen drei den Göttern Verhassten, damit sie der Strafempfindung zugänglich bleiben. Was eigentlich an ihnen bestraft wird, lässt sich nach der eigenen Angabe des Dichters für Tityos leicht vermuthen: es ist ein besonderes Vergehen, das jeder von ihnen dereinst gegen Götter begangen hat. Was dem Tantalos zur Last fällt, lässt sich nach sonstiger Ueberlieferung errathen; weniger bestimmt sind die Angaben über die Verfehlung, die an dem schlauen Sisyphos geahndet wird1. Auf jeden Fall wird an allen Dreien Rache

1 Als Grund der Strafe des Sisyphos geben Apollod. bibl. 1, 9, 3, 2; Schol. I. A 180 (p. 18b, 23 ff. Bekk.) an, dass er dem Asopos den Raub seiner Tochter Aegina durch Zeus verrathen habe. Auf sicherer Sagenüberlieferung beruht dies nicht: eine andere Erzählung knüpft an jenen Verrath das Märchen von der Ueberlistung des Todes, dann des Hades selbst durch Sisyphos und lässt dann erst den wieder dem Hades verfallenen Sisyphos mit der Aufgabe des fruchtlosen Steinwälzens bestraft werden. So Schol. II. Z 153 mit Berufung auf Pherekydes. Dies Märchen von der zwiefachen Ueberlistung der Todesmächte ist (so gut wie das entsprechende Märchen vom Spielhansel: Grimm, K. M. 82 mit den Anm. III p. 131 ff.) offenbar scherzhaft gemeint (und, wie es scheint, scherzhaft behandelt von Aeschylus in dem Satyrdrama Σίσυφος δραπέτης): wenn hieran die Steinwälzung angeknüpft wird, so sollte schon dies warnen, dieser einen allzu bitterlich ernsthaften und erbaulichen Sinn, mit Welcker und Anhängern, anzudichten. Dass Sisyphos seines listigen Sinnes wegen zu Nutz und Lehr der Schlauen wie der Braven bestraft werde, ist ein ganz unantiker Gedanke. Dass er Il. 6, 153 xépòtotos ¿vpov heisst, ist ein Lob, nicht ein Tadel: wie Aristarch sehr richtig, und mit deutlicher àvapopá auf den Vers der Nekyia, feststellte (s. Schol. II. Z 153, K 44 [Lehrs, Arist. p. 117] und Od. λ 593); dass dies Beiwort to xaxótрonov des Sis. bezeichne, ist nur ein Missverständniss des Porphyrius, Schol. 385. Wie wenig man, auch mit der homerischen Schilderung im Kopfe, den Sisyphos als einen Verworfenen dachte, zeigt der Platonische Sokrates, der sich (Apol. 41 C) darauf freut, im Hades u. A. auch den Sisyphos anzutreffen (vgl. auch Theognis 702 ff.). Einer erwecklichen Auslegung des Abschnittes von den „drei Büssern", an die der Dichter selbst gar nicht gedacht hat, macht Sisyphos die grössten Schwierigkeiten (s. auch Rhein. Mus. 50, 630).

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genommen für Verletzungen der Götter selbst, deren Menschen späterer Zeit gar nicht schuldig werden können; eben darum haben ihre Thaten so gut wie ihre Strafen nichts Vorbildliches und Typisches, beide stellen vielmehr völlig vereinzelte Ausnahmen dar, gerade dadurch sind sie dem Dichter merkwürdig.

Von irgend einer ganzen Classe von Lasterhaften, die im Hades bestraft würden, weiss die Dichtung von der Hadesfahrt des Odysseus nichts, auch nicht in ihren jüngsten Theilen. Sie hätte sich sogar noch an ächt homerische Andeutungen halten können, wenn sie wenigstens die unterweltlichen Strafen der Meineidigen erwähnt hätte. Zweimal werden in der Ilias bei feierlichen Eidschwüren neben Göttern der Oberwelt auch die Erinyen angerufen, die unter der Erde diejenigen strafen, die einen Meineid schwören1. Nicht mit Unrecht hat man in diesen Stellen einen Beweis dafür gefunden, dass die homerische Vorstellung von einem gespenstischem Scheinleben der Seelen in der Unterwelt ohne Empfindung und Bewusstsein nicht allgemeiner Volksglaube war" 2. Man muss aber wohl hinzusetzen, dass im Glauben der homerischen Zeit der Gedanke einer Bestrafung der Meineidigen im Schattenreiche kaum noch recht lebendig gewesen sein kann, da er den Sieg jener, mit ihm unverträglichen Vorstellung von empfindungsloser Nichtigkeit der abgeschiedenen Seelen nicht hat hindern. können. In einer feierlichen Schwurformel hat sich (wie denn in Formeln sich überall manches Alterthum, unlebendig, lange fortschleppt) eine Anspielung auf jenen, homerischer Zeit fremd gewordenen Glauben erhalten, auch ein Rudiment verschollener Vorstellungsweise. Selbst damals übrigens, als man an eine Bestrafung des Meineids im Jenseits noch wirklich und wörtlich glaubte, mag man wohl Bewusstsein allen Seelen im Hades

1 Il. 3, 279; 19, 260 (vgl. Rhein. Mus. 50, 8). Vergeblich sucht Nitzsch, Anm. zur Odyssee III p. 184 f., beide Stellen durch Künste der Erklärung und Kritik nicht das aussagen zu lassen, was sie doch deutlich sagen.

2 K. O. Müller, Aschyl. Eumenid. p. 167.

zugestanden haben, keinesfalls aber hat man an eine Vergeltung irdischer Verfehlungen im Hades ganz im Allgemeinen geglaubt, von denen etwa der Meineid nur ein einzelnes Beispiel wäre. Denn an dem Meineidigen wird nicht etwa eine besonders anstössige sittliche Verfehlung bestraft — man darf zweifeln, ob die Griechen eine solche in dem Meineid überhaupt fanden und empfanden, sondern er, und nicht irgend ein anderer Frevler, verfällt den unterirdischen Quälgeistern einfach darum, weil er im Schwur, um seinen Abscheu vor Trug auf's Fürchterlichste zu bekräftigen, sich das Grässlichste, die Peinigung im Reiche des Hades, aus dem kein Entrinnen ist, selber angewünscht hat, wenn er falsch schwöre1. Denen er sich gelobt hat, den Höllengeistern verfällt er, wenn er Meineid schwört. Glaube an die bindende Zauberkraft solcher Verwünschungen2, nicht absonderliche sittliche Hochhaltung der Wahrheit, die dem höheren Alterthum ganz fremd ist, gab dem Eid seine Furchtbarkeit.

5.

Ein letztes Anzeichen der Zähigkeit, mit welcher die Sitte den sie begründenden Glauben überlebt, bieten die homerischen Gedichte in der Erzählung des Odysseus, wie er, von dem Kikonenland fliehend, nicht eher abgefahren sei, als bis er die im Kampf mit den Kikonen erschlagenen Gefährten dreimal gerufen habe (Od. 9, 65, 66). Der Sinn solcher Anrufung der Todten wird aus einzelnen Anspielungen auf die gleiche

1 Man bedenke auch, dass eine gesetzliche Strafe auf dem Meineid nicht stand, in Griechenland so wenig wie in Rom. Sie war nicht nöthig, da man unmittelbare Bestrafung durch die Gottheit, welcher der Schwörende sich selbst gelobt hatte, erwartete (lehrreich sind die Worte des Agamemnon bei dem Treubruch der Troer, Il. 4, 158 ff.), im Leben, und auch da schon durch die Höllengeister, die Erinyen (Hesiod "E. 802 ff.), oder nach dem Tode.

Der Eid eine Schuldverschreibung an die Eidgötter: Theognis 1195 f. μήτι θεοὺς ἐπίορκον ἐπόμνυθι, οὐ γὰρ ἀνυστὸν ἀθανάτους κρύψαι χρείος ὀφειλόμενον. Meineid wäre εἰς θεοὺς ἁμαρτάνειν Sophocl. fr. 431.

Rohde, Psyche I. 2. Aufl.

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Sitte in späterer Litteratur deutlich. Die Seele der in der Fremde Gefallenen soll abgerufen werden'; richtig vollzogen zwingt sie der Ruf des Freundes, ihm zu folgen nach der Heimath, wo ein leeres Grabmal" sie erwartet, wie es auch bei Homer regelmässig den Freunden errichtet wird, deren Leichen zu richtiger Bestattung zu erreichen unmöglich ist 2. Abrufung der Seele und Errichtung solches leeren Gehäuses

für wen anders als die Seele, die dann der Verehrung ihrer Angehörigen erreichbar bleibt — hat einen Sinn für diejenigen, die an die Möglichkeit der Ansiedelung einer „Seele" in der Nähe der lebenden Freunde glauben, nicht aber für Anhänger des homerischen Glaubens. Wir sehen zum letzten Male ein bedeutsames Rudiment ältesten Glaubens in einem in veränderter Zeit noch nicht ganz abgestorbenen Brauche vor uns. Todt war auch hier der Glaube, der den Brauch einst hervorgerufen hatte. Fragt man den homerischen Dichter, zu welchem Zwecke dem Todten ein Grabhügel aufgeschüttet, ein Merkzeichen darauf errichtet werde, so antwortet er: damit sein Ruhm unter den Menschen unvergänglich bleibe; damit auch künftige Geschlechter von ihm Kunde haben. Das ist echt

1 Ganz richtig Eustath. zu Od. 9, 65 p. 1614/5. Er erinnert an Pindar, Pyth. 4, 159: κέλεται γὰρ ἐὰν ψυχὰν κομίξαι Φρίξος ἐλθόντας πρὸς Αἰήτα θαλάμους, zu welcher Stelle der Scholiast wieder die homerische vergleicht. In der That ist der vorausgesetzte Glaube an beiden Stellen der gleiche: τῶν ἀπολομένων ἐν ξένῃ γῇ τὰς ψυχὰς εὐχαῖς τισιν ἐπεκαλοῦντο ἀποπλέοντες οἱ φίλοι εἰς τὴν ἐκείνων πατρίδα καὶ ἐδόκουν κατάγειν αὐτοὺς após robs oixelovs (Schol. Od. 9, 65 f. Schol. H. zu 9, 62). Ganz vergeblich sträubt sich Nitzsch, Anm. III p. 17/18, in dieser Begehung die Erfüllung einer religiösen Pflicht zu erkennen; Odysseus genüge nur einem ,,Bedürfniss des Herzens" u. s. w. So verschlämmt man durch sittliche" Ausdeutung den eigentlichen Sinn ritualer Handlungen.

2 Als allgemeine Sitte setzt die Errichtung eines Kenotaphs für in der Fremde gestorbene und den Angehörigen unerreichbare Verwandte voraus die Mahnung der Athene an Telemach, Od. 1, 291. Menelaos errichtet dem Agamemnon ein leeres Grab in Aegypten, Od. 4, 584.

* Od. 4, 584: χει' Αγαμέμνονι τύμβον, ἵν ̓ ἄσβεστον κλέος εἴη. 11, 751: σήμα δέ μοι χεῦαι πολιῆς ἐπὶ θινὶ θαλάσσης, ἀνδρὸς δυστήνοιο, καὶ ἑστου μévotst modésda. Dem Agamemnon wünscht Achill, in der zweiten Nekyia,

homerischer Klang. Mit dem Tode entflieht die Seele in ein Reich dämmernden Traumlebens, der Leib, der sichtbare Mensch, zerfällt; was lebendig bleibt, ist im Grunde nichts als der grosse Name. Von ihm redet der Nachwelt noch das ehrenvolle Denkzeichen auf dem Grabhügel - und das Lied des Sängers. Es ist begreiflich, dass ein Dichter zu solchen Vorstellungen neigen konnte.

Od. 24, 30 ff.: wärest du doch vor Troja gefallen, dann hätten die Achäer dir ein Grabmal errichtet und καὶ σῷ παιδὶ μέγα κλέος ἤρα οπίσσω. (Und im Gegensatz hierzu v. 93 ff. Agamemnon zu Achill: wç où μèv oùòè davàv ὄνομ ̓ ὤλεσας, ἀλλά τοι αἰεὶ πάντας ἐπ' ἀνθρώπους κλέος ἔσσεται ἐσθλόν, Αχιλλεϋ.) Wie das σῆμα ἐπὶ πλατεῖ Ἑλλησπόντῳ dazu dient, den vorbeifahrenden Schiffer zu erinnern: ἀνδρὸς μὲν τόδε σήμα πάλαι κατατεθνηῶτος u. s. w.; und wie dies sein einziger Zweck zu sein scheint, zeigen die Worte des Hektor Il. 7, 84 ff. Des Gegensatzes wegen vgl. man, was von den Bewohnern der Philippinen berichtet wird: „sie legten ihre vornehmen Todten in eine Kiste und stellten sie auf einen erhabenen Ort oder einen Felsen am Ufer eines Flusses, damit sie von den Frommen verehrt würden" (Lippert, Seelencult p. 22).

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