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Lebens. Hier ist nicht eine Religion für die Armen im Geiste; die Wissenschaft, das höchste Wissen um das wahrhaft Seiende ist Bedingung der Erlösung. Gott erkennen ist göttlich werden1. Es ist verständlich, warum diese Heilsverkündung eine weite Gemeinde um sich nicht sammeln konnte. Sie durfte es nicht, ohne sich selbst ungetreu zu werden. Seltenen hohen Menschen reicht sie den Preis, der von jenseits winkt. Der Preis ist die Befreiung vom Leben im vergänglichen Leibe, die Vereinigung mit dem wahrhaft Seienden für immer, die Rückkehr zu allem Ewigen und Göttlichen. Ein Symbol dessen, was der Philosoph nach seinem Tode erreicht haben wird, wird die Gemeinde darin aufrichten, dass sie den Abgeschiedenen unter den Dämonen verehrt2.

So sieht das Idealbild einer Cultur aus, in der mit dem Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und ihrer Berufung zu ewigem Leben im Götterreiche ein tiefer und schwärmerischer Ernst gemacht würde. Der Unsterblichkeitsglaube wird hier der Schlussstein in einem Aufbau des Lebens, dessen Baumeister alles Irdische, als nur für einstweilen gültig, tief entwerthet sieht, da ihm allein der Himmel der geistigen Welt der ewig bleibenden Gesetze und Vorbilder dauernd im Gemüthe steht. Ueber das Griechenthum, wie es sich in Staat und Gesellschaft, in Lebenssitte und Kunst, einer Kunst, die ewig ist soweit die Menschheit ewig sein mag, entwickelt hatte, wird hier achtlos hinausgeschritten; eine Aristokratie wird hier gefordert, nach einem Maassstab dessen, was das „Beste" sei, angelegt, dem keine unter Menschen denkbare Culturform, und wäre sie so tief in aristokratischen Gedanken eingewurzelt, wie die griechische allezeit war, genug thun könnte. Und das

1„Darein ich mich versenke, das wird mit mir zueins: ich bin, wenn ich ihn denke, wie Gott der Quell des Seins". - Das ist der ächte Klang der Mystik. Das Erkennen des Objectes ist ihr ein wesenhaftes Einswerden mit dem Erkannten, die Erkenntniss Gottes ist Einigung mit Gott.

2 Rep. 7, 540 B.

letzte Wunschziel dieser Organisation des irdischen Lebens wäre die Aufhebung alles Lebens auf Erden.

Plato's in Geben und Empfangen gleich reicher Geist, nicht dazu angethan, in einem einzigen mystischen Tiefblick zu erstarren, hat auch nach Vollendung der Bücher vom Staate nicht abgelassen, das System seiner Gedanken mannichfach weiterbildend umzugestalten, einzelne Probleme in erneuerter Forschung und hin- und hergehenden Versuchen auszuführen; selbst einen zweiten Aufriss eines Staatsgebäudes hat er hinterlassen, in dem er, die höchsten Aufgaben menschlichen Bestrebens fast ausser Augen lassend, die Lebensführung der Vielen, denen das Reich der ewigen Gestalten stets verschlossen bleiben wird, durch feste Satzungen zum erreichbaren Besseren zu leiten für seine Pflicht hielt. Er hatte in vielen Stücken Entsagung gelernt. Aber der tiefe Grund seiner Gedanken blieb unbewegt der gleiche, die Forderungen, die er an Welt und Menschengeist stellt, sind in ihrem innersten Sinne unverändert geblieben. Mit richtigem Verständniss hat die Nachwelt sein Bild festgehalten, als das des priesterlichen Weisen, der mit mahnender Hand dem unsterblichen Menschengeiste aufwärts den Weg weisen will, von dieser armen Erde. hinauf zum ewigen Lichte.

Die Spätzeit des Griechenthums.

I. Die Philosophie.

Plato und seine Verkündigung von Wesen, Herkunft und Bestimmung der Seele bildet einen Abschluss, den Abschluss jener spiritualistischen, theologischen Bewegung, von deren Tiefe und Mächtigkeit nichts eine bedeutendere Vorstellung erweckt, als dass sie einen solchen Abschluss sich geben konnte. Sie kommt dann zur Ruhe. Wenigstens zieht sie sich von der Oberfläche griechischen Lebens zurück; gleich einem jener Ströme Asiens, von denen die Alten wussten, verschwindet ihr Lauf für lange in unterirdischen Klüften, um fern von seinem Ursprung um so erstaunlicher wieder ans Licht zu kommen. Selbst Plato's Schule wendete, bald nachdem der gebietende Geist des Meisters geschieden war, sich nach ganz anderen Richtungen als Jener ihr gewiesen hatte1. Sie hätte, an

1 Anfangs wirkte in der Akademie der Geist der Altersphilosophie des Plato weiter; und wie man da seine pythagorisirende Zahlenspeculation fortbildete, seine Phantasien von dämonischen Mittelwesen zwischen Gott und Menschen pedantisch systematisirte, den theologischen Zug seines Denkens zu einer trüben, lastenden Deisidaemonie forttrieb (Zeugniss hievon giebt namentlich die Epinomis des Philipp von Opus, sonst im besonderen

Plato's Sinnesart festhaltend, gar zu einsam gestanden in einer veränderten Zeit, einsamer noch als er selbst schon in der seinigen stand.

Das Griechenthum trat in einen neuen, den letzten Abschnitt seiner Entwicklung. Der griechischen Volkskraft, die bei dem drohenden Zusammensturz der alten politischen Gebilde am Ende des vierten Jahrhunderts schon nahezu gebrochen scheinen konnte, wuchsen nach der Eroberung des Orients durch Makedonier und Griechen neue Aufgaben zu, und mit den Aufgaben neue Fähigkeiten. Die Polis zwar, der ächteste Ausdruck organisirenden Vermögens des Griechenthums, liess sich nicht neu beleben. Was von den alten, eng geschlossenen Stadtrepubliken nicht in stürmischem Anprall zusammenbrach, siechte in faulem Frieden dahin. Selten sind die Ausnahmen, in denen sich (wie namentlich auf Rhodus) ein kräftigeres Leben selbständig erhielt. Die neuen Grossstädte der makedonischen Reiche, mit ihrer aus vielerlei Volk zusammengemischten Bevölkerung, boten keinen Ersatz für das

alles was wir von den Speculationen des Xenokrates wissen), so blieb auch seine Seelenlehre und der asketische Hang seiner Ethik eine Zeit lang unter seinen Schülern in Geltung und Kraft. Dem Philipp von Opus ist das Ziel des menschlichen Strebens ein seliges Abscheiden aus der Welt (das freilich nur wenigen, nach seiner Auffassung Weisen zutheil werden kann: 973 C ff.; 992 C); die Erde und das Leben versinkt diesem Mystiker gänzlich, alle Inbrunst der Betrachtung wendet sich dem Göttlichen, das sich in Mathematik und Astronomie offenbart, zu. Platonische Seelenlehre, ganz im mystisch-weltverneinenden Sinne, liegt den fabulirenden Ausführungen des Heraklides Ponticus (im "Aẞapis, 'Euredóпpos u. s. w.) zugrunde, wie selbst den jugendlichen Versuchen des Aristoteles (im Eɔ̃òŋpos und wohl auch im Ilpotрentxó). Systematisirt, scheint es, hat, vom spätesten Standpunkt Platonischer Speculation aus, auch diese Lehren namentlich Xenokrates. Es mag Zufall sein, dass wir von asketischer Sinnesrichtung und überweltlicher Tendenz auf Abscheidung der Seele vom Sinnlichen nichts Zuverlässiges in Betreff des Xenokrates hören. Dem Krantor dient (in dem viel gelesenen Büchlein spi névdovs) Platonische Seelenlehre und was sich an sie phantasievoll anschliessen liess, schon wesentlich nur als litterarisches Reizmittel. Bereits sein Lehrer Polemo lässt einen von Platonischer Mystik abgewendeten Sinn erkennen. Mit Arkesilaos verschwindet die letzte Spur dieser Sinnesweise.

Verlorene; die Bünde, in denen Griechenland eine eigene Staatsform von weiterer Spannung begründen zu wollen schien, erlagen frühzeitig innerer Verderbniss und äusserer Gewalt. Auch im innerlichen Wesen liess die schrankenlose Ausbreitung griechischen Lebens nach Osten und Westen den alten Nationalgeist, der in der Begrenzung des Eigenen seine Stärke hatte, nicht unbeschädigt. Immer blieb es ein unvergleichlicher Vorzug, ein Grieche zu sein; aber Grieche war nun, wer an dem Einzigen theil hatte, was die Griechen in unterscheidender Eigenthümlichkeit zusammenhielt, der griechischen Bildung; und diese war eine national abgeschlossene nicht mehr. Es war nicht Schuld dieser griechischen Humanität, wenn von ganzen Völkerschaften im Osten keine einzige, im Westen zuletzt allein die römische diese aller Welt dargebotene Bildung zu einem Bestandtheil ihres eigenen Wesens machte und dort zu Griechen wurden, soviele zu freien Menschen werden konnten. Aber aus allen Stämmen und Völkern traten ungezählte Einzelne in die Gemeinschaft dieses erweiterten Griechenthums ein. Allen wäre der Zugang möglich gewesen, die eine nationale Bestimmtheit des Lebens und der Empfindung entbehren konnten: denn die Cultur, die jetzt Griechen und Griechengenossen vereinigte, beruhte auf der Wissenschaft, die keine nationale Einschränkung kennt.

Es musste eine in sich zur Ruhe, wenn auch nicht zum letzten Abschluss gekommene Wissenschaft sein, die sich der mannichfach gemischten Schaar der Gebildeten zur Führerin anbieten durfte. Nach dem Drang und Streben der vergangenen Jahrhunderte war sie zu einer genügsameren Befriedigung in sich selbst gelangt; sie meinte, nach langem und unruhigem Suchen nun gefunden zu haben. In der Philosophie zumal liess mehr und mehr der nie befriedigte Trieb der kühnen Einzelnen nach, auf immer neue Fragen Antwort zu erzwingen, für die alten Fragen immer neue Lösungen zu suchen. Wenige grosse Gebäude, nach den festgesetzten Formeln der Schulen aufgerichtet, boten den nach Gewissheit und Stätigkeit der Erkenntniss

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