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BRIEFE AUS DEM NACHLASS

WILHELM WACKERNAGELS

HERAUSGEGEBEN UND ERLÄUTERT VON

ALBERT LEITZMANN

Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch., phil.-hist. Kl. XXXIV. 1.

I. Briefe von Jakob Grimm.

I.

Wohlgeborner herr,

für das mir bereits vorigen monat zugekommne diplom, welches mich ganz unverdienter weise zum ehrenmitglied des Breslauer künstlervereins ernennt hat1), erstatte ich hiermit meinen schuldigen dank.

Durch die privatbeilage 2) von Ihnen selbst haben Sie mich, so wie durch die vorausgegangnen frühern zusendungen sehr erfreut. Ich wünsche aufrichtig, daß Sie Ihren damit beurkundeten beruf zur bearbeitung der altdeutschen poesie bald an einem größeren beispiel zeigen mögen. Reizt Sie etwa nicht der Lanzilet zur herausgabe oder der Erek? 3) dieser ist seit Primissers tod 4) in niemandes händen, so viel ich weiß, und die beschaffenheit der handschrift wird oft zur conjecturalcritik nöthigen, der Sie, denke ich, nicht abgeneigt sind. Ferner wäre an Veldecks Eneit große ehre einzulegen und eine zurückführung auf den niederdeutschen dialect darf wohl versucht werden, ohne daß allzuviel gewagt würde.5)

Meinen collegen Hoffmann®) bitte ich zu grüßen. hoffentlich

1) Wackernagel als Sekretär des genannten Vereins hatte das Diplom mit einem Begleitbriefe vom 26. Januar übersandt.

2) Es können wohl nur die ,,Gedichte eines fahrenden Schülers" (Berlin 1828) gemeint sein: vgl. darüber Jugendjahre S. 65.

3) Ulrich von Zazikhovens Lanzelet ist erst 1845 durch HAHN, Hartmann von Aues Erec 1839 durch HAUPT zum ersten Male herausgegeben worden.

4) Alois PRIMISSER (1796-1827), Kustos der Ambraser Sammlung in Wien, die auch die einzige Handschrift des Erec enthält, war am 25. Juli 1827 gestorben. 5) Heinrich von Veldekes Eneit war schon 1784 in Myllers Sammlung deutscher Gedichte abgedruckt: eine neue Bearbeitung gab 1852 ETTMÜLLER; die ursprüngliche Mundart des Dichters einzuführen hat erst BEHAGHEL 1882 versucht.

6) Wackernagels Freund August Heinrich HOFFMANN VON FALLERSLEBEN (1798-1874), damals Professor der deutschen Philologie in Breslau.

läßt die fehde gegen seine äußere ruhe allmählich nach.) Ich bin mit aufrichtiger hochachtung Ihr ergebenster

Cassel 22 apr. 1829.

Jacob Grimm.

2.

Göttingen 28 novemb. 1830.

Ihr jüngster brief, werthester freund, an Benecken hat mir mein sündhaftes schweigen gegen Sie wieder recht zu gemüthe geführt, ich habe schon im anfang august beiträge zu den Rechts Alterthümern1) von Ihnen empfangen, die mir außerordentlich lieb waren, nicht bloß an sich und zum besten meines buchs, sondern auch, weil sie mir erfreulich zeigten, mit welcher theilnahme Sie es gelesen und mit welcher scharfen genauigkeit Sie hauptsache und nebendinge zu nehmen pflegen. Aber in welche zeit traf Ihr brief! in eine, wo ich vollauf zu thun, besuch von geliebten verwandten hatte und die pariser nachrichten2) einliefen. Also zu schneller antwort, die mir sonst meine dankbarkeit für Ihre güte auferlegt hätte, kam es nicht, und ein einmal aufgeschobner brief lauft bei mir gefahr ganz stecken zu bleiben; ich wollte Ihnen den abdruck der hymnen3) mitsenden, der sich von einer woche in die andere verspätete, jetzt aber vor dem brief in Ihre hände gelangt sein wird. Tragen Sie mir nun meine schuld nicht nach, ich will in zukunft auch rascher schreiben.

Von einer wiederauflage der Rechts Alterthümer verlautet noch nichts1), ich habe folglich musse Ihre zusätze und berichtigungen ordentlich einzutragen, ich selbst habe auch einen dicht beschriebnen quartant eigner nachträge gesammelt5) und vermag in jenem fall wenigstens viele bogen mehr zu geben. Neuausgearbeitete bücher haben noch eine innere wärme an sich, welcher der stoff von allen seiten zuströmt, später verfliegt jene zuweilen und man begnügt sich mit dün

7) Über seine Fehde mit dem Oberbibliothekar Wachler berichtet HOFFMANN, Mein Leben 2, 59. 63.

1) Sie waren Göttingen 1828 erschienen.

2) Von der Julirevolution, der Vertreibung Karls X. und der Thronbesteigung Ludwig Philipps.

3) Hymnorum veteris ecclesiae XXVI interpretatio theotisca nunc primum edita, Göttingen 1830.

4) Sie kam erst 1854 heraus.

5) Vgl. über ihn HEUSLERS und HÜBNERS Vorrede zur vierten Ausgabe der Deutschen Rechtsaltertümer 1, XXIII.

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