Die Genesis des Johannes-Evangeliums. Ein Beitrag zu seiner Auslegung, Geschichte und Kritik von Albrecht Thoma, Professor am Lehrerseminar I Karlsruhe. Berlin. Druck und Verlag von G. Reimer. Vorwort. Das vorliegende Buch ist aus dem Gefühl hervorgegangen, welches wohl jeden Leser des vierten Evangeliums und seiner Auslegungen überkommt: dass in den herkömmlichen Commentaren Vieles und gerade das was Einem am dringendsten Aufhellung und Lösung zu heischen scheint, unerklärt bleibt und man andererseits mit vielen gegebenen Erklärungen nichts anzufangen weiss; so dass Johannes Einem nach dem Studium dieser gelehrten Werke noch immer als das Buch mit den sieben Siegeln anstarrt, das es vorher gewesen, und vielfach die entgegengesetzte Empfindung von dem zurückbleibt, was Einem doch das herrlichste Evangelium mit seiner vielgepriesenen Geistesfülle einflüssen soll. Wohl bei keinem Buche der heiligen Schrift will Einen so deutlich bedünken, dass die herkömmliche gelehrte Erklärung ihm nicht gerecht wird, wie bei dem Evangelium Johannis. Freilich haben einzelne geistvolle Ausleger, wie Hengstenberg, auch Luthardt, tiefere Beziehungen in dem Buche nachgewiesen, haben einen eigenthümlichen mystischen Duft, eine besondere typische Beleuchtung über dem Gemälde des johanneischen Christuslebens gebreitet gefunden, wodurch es eine heilige Weihe und einen vorzüglichen Werth erhält vor den andern Schriften. |