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Damascius sagt,,,der Sohn von Aos (Ea) und Dauke (Damkina) sei Bel (Marduk) gewesen, den sie als den Weltenschöpfer ansehen.“

Als diese Urwelt durch die finstere Macht des Urchaos (Tiâmat mit ihren Begleitern) bedroht ward, schafft Marduk aus dem zerstückten Chaosungeheuer die jetzige Welt2.

Wir wissen aus einem babylonischen Schöpfungsberichte 3, daß diese gegenwärtige Welt als ein himmlisches und irdisches All gedacht ist und daß jede von beiden in drei Regionen geteilt ist:

1. Das himmlische All:

Himmelsozean

himmlisches Erdreich (Tierkreis)

Nordhimmel

2. das irdische All1:

Ozean, auf den man stößt, wenn man in die Erde bohrt und der die Erde umgibt

Erde

Lufthimmel 5.

Die Unterwelt ist keine Weltabteilung im systematischen Weltbild der Babylonier, sondern ein „Ort"; Nergal, der Unterweltsgott, gehört auch deshalb nicht zu den großen Göttern, die die Weltteile repräsentieren. Aber das Volk kennt auch eine natürliche Teilung: Himmel, Erde, Unterwelt (ebenso das biblische Weltbild, s. Kap. IV).

Jedes der drei Reiche zeigt die ,,entsprechenden“ (babylonisch iķbî, hellenistisch лagavarékhɛ®) gleichen Erscheinungen.

1) Das weibliche Element tritt hier zurück. Man beachte aber, daß Damkina mit der Muttergöttin identisch ist, sofern diese (z. B. als Išḥara kakkab tâmti Meeresstern) aus dem Ozean emporsteigt.

=

2) Das Nähere s. Kap. III, wo auch der mit dem babylonischen Texte völlig übereinstimmende Bericht des Damascius, de primis principiis, wiedergegeben ist. Vgl. zu den obigen Ausführungen Winckler F. III, S. 301 ff. Der mit Damascius zusammenstimmende Sinn (Mummu erzeugt mit Tiamat die neue Welt) war bereits ATAO1, S. 52 auf Grund der Konjektur Stuckens angenommen worden.

3) KT 2 93f. Analysiert Kap. III.

*) Vgl. 2 Mos 20, 4: „Im Himmel, auf Erden, im Wasser unter der Erde."

5) Dort strahlen die Meteore auf. Dort sind die,,Geister die in der Luft schweben“.

6) Vgl. Boll, Sphaera 75 ff. und dazu Winckler, OLZ 1904, 59 (= Krit. Schr. III, 96).

Im einzelnen sind die drei Reiche oben und unten die besondern Offenbarungsstätten von Ea, Bel, Anu bez. Anu, Bel, Ea1.

Bei der Aufzählung geht man nicht von unten nach oben, sondern nach der Kibla von oben nach unten (eliš und šapliš): Anu, Bel, Ea. Darum heißt es in der IV. Tafel des Epos Enuma eliš: „Anu, Bel und Ea ließ er ihre Wohnstätten einnehmen.“

Die wichtigsten Teile sind die himmlische Erde als Offenbarungsstätte des göttlichen Willens und das irdische All als Stätte der Menschen. Die himmlische Erde (Tierkreis) hat deshalb wiederum gleich dem irdischen All drei Reiche: Anu, Bel, Ea.

Marduk, der als Sohn Eas nach Besiegung der alten Welt (die als finstre Macht, als Drache gedacht ist: Kingu und Tiâmat) die gegenwärtige Welt schuf, entspricht Mummu in der Vorwelt. Andrerseits entspricht Mummu auch Ea selbst. Der Sohn ist im neuen Äon gleichsam der neubelebte Vater.

Die Emanationen der Menschenwelt: Ea ilu amelu, der göttliche Mensch, Marduk Adapa als zer amelûti,,,Same des Menschengeschlechts": Gottheit, Heros, Urmensch, künftiger Adam werden später besprochen werden.

II. Der Tierkreis.

Für die Ausgestaltung der babylonischen Lehre ist der wichtigste Teil des Weltalls der Tierkreis 2, d. h. der ca. 20 Grad breite Streifen am Himmel, auf dem Sonne, Mond und dazu fünf dem bloßen Auge erkennbare Sterne ihre Bahn wandeln, während die übrigen Sterne an der sich drehenden Himmelskugel festzustehen scheinen. Die Wandelsterne gelten. als Dolmetscher des göttlichen Willens. Der Fixsternhimmel verhält sich dazu wie ein an den Rand des Offenbarungsbuches geschriebener Kommentar 3.

1) Jede der drei großen Gottheits-Erscheinungen ist in sich vollkommen, also mannweiblich. In Kultus und Mythologie erscheinen sie nach der einen oder andern Seite oder zeigen als Ergänzung ein weibliches Prinzip: Anu und Antum, Bel und Beltu, Ea und Damkina. Das Wort hîrtu,,Gattin“ wird ideographisch nin-dingir-ra geschrieben, d. i. Belit-ilâni,,,Götterherrin“.

2) Der babylonische Ursprung des gesamten uns von dem klassischen Altertum vererbten Tierkreises ist von Thiele, Antike Himmelsbilder bestritten worden, nachdem er durch Epping (Astronomisches und Babylon), Jensen (Kosmologie) und Hommel festgestellt war. Vgl. dagegen jetzt Hommel, Aufsätze und Abhandlungen 236ff.; Boll, Sphaera, 181 ff.; vor allem Kugler, Die babylonische Mondrechnung, Freiburg 1900.

3) S. S. 45, Anm. 2.

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Tierkreisbilder aus III R 45 aus dem Jahre 1117 v Chr. (10. Jahr des Marduk-nadín - achi).

Wie beobachtete man den Tierkreis1? Der Orientale kennt den gestirnten Himmel besser als wir. Jeden Abend und Morgen sieht er dank der kurzen Dämmerung, bei welcher Stelle des Fixsternhimmels der Mond und die Sonne auf- und untergeht. Täglich fortgesetzte Beobachtung zeigte dem Beobachter, daß jedesmal in ca. 28 Tagen am Punkte des Mondaufganges der gleiche Sternbildergürtel des sich drehenden Himmelsgewölbes vorüberzieht, oder, was dasselbe ist, daß der wandernde Mond in 28 Tagen die gleiche Straße rund um den Himmel durchläuft. Die gleiche Erscheinung zeigt der Mittagspunkt der Sonne (den man täglich um Mitternacht an der entsprechenden Stelle des Nachthimmels feststellen kann) in einem Kreislauf von 365 Tagen. Ferner sah man, daß nicht nur Sonne und Mond, sondern auch die fünf übrigen Wandelsterne (Jupiter, Merkur, Mars, Saturn, Venus) dieselbe Straße ziehn, das heißt, daß sie in ihren Bahnen den 20 Grad breiten Himmelsstreifen nicht überschreiten. Die Mittellinie dieses Weges bildet die Sonnenbahn (Ekliptik). Wie die Darstellung und Andeutung von Tierbildern, die von Sonne, Mond und Venus, den Regenten des Tierkreises, beherrscht sind, auf altbabylonischen Urkunden zeigt (s. z. B. Abb. 2), hat man in Babylonien bereits in prähistorischer Zeit die Sternfigurationen dieser Planetenstraße als Bilder vorgestellt:

sunt aries taurus gemini cancer leo virgo

libraque scorpius arcitenens caper amphora pisces2.

Das sind die zwölf Sonnenbahnstationen, die den zwölf Mondumläufen entsprechen. Sie gelten als ,,Häuser" oder „,Throne" der in der Sonne sich offenbarenden göttlichen Macht. Jede der Stationen wird wiederum dreifach geteilt, so daß 36 Abteilungen (Dekane) entstehen. Eine andre Teilung entspricht dem Mondlauf und zählt 24 oder 27 bez. 28 'Mondstationen. Sie dienen der Beobachtung der Meridiandurchgänge der Circumpolarsterne.

Für den Zug der babylonischen Lehre nach dem Osten bieten die Mondstationen ein verblüffendes Zeugnis. Whitney

1) Die einschlagenden Fragen werden von F. Jeremias in einem Handbuch der antiken Himmelskunde behandelt werden. Die bei der ersten Auflage gesammelten Erfahrungen haben mich von der Notwendigkeit überzeugt, auch hier die wichtigsten Fragen zu erörtern.

2) Bei Kalendersystemen mit Schaltmonaten wird der auf einer Stange sitzende Rabe (deshalb Unglücksvogel) als 13. Bild eingefügt.

3) S. Enuma eliš Taf. V: „,12 Monate, die Sterne in 3 Abteilungen“ (?) (s. S. 27); V R 46, wo die 36 neben den Mondstationen aufgezählt sind. Auch für Ägypten bezeugt, s. Hommel, Gesch. und Geogr. S. 128, Anm. 3. Diodor II, 30 schildert die babylonischen Sterngötter und berichtet nach Aufzählung der sieben Planeten, die auf dem Tierkreis wandeln, von den 36 Dekanen (nicht Mondstationen, wie Winckler, Gesch. Isr. II, 61 annimmt):,,Unter diesen steht eine Schicht von 36 Sternen (die 30 ist Schreibfehler), welche sie die göttlichen Ratgeber (Borisovs dɛovs) nennen. Von diesen hat die Hälfte die Orte über der Erde, die andere die unter der Erde zu beobachten, so daß sie das bei den Menschen und am Himmel sich Ereignende überwachen. Alle zehn Tage wird aber von den oberen zu den unteren und umgekehrt ein Bote geschickt."

hat in seinem Werke Lunar Zodiac nachgewiesen, daß die 28 Mondstationen der Araber, die Koran Sure 10, 5; 36, 39 als bekannt vorausgesetzt werden (manâzil al-kamar, Mondherbergen), die 27 oder 28 Mondstationen der vedischen Zeit in Indien (naxatra), die 28 Mondstationen der Chinesen (hsiu, d. h. Rastorte), deren Einführung im Schu-King auf den mythischen Kaiser Jao zurückgeführt wird, bei allen drei Völkern in verschiedenen charakteristischen Ausprägungen unabhängig voneinander bestanden haben, aber auf einen gemeinsamen Ursprung zurückweisen. Daß das Ursprungsland Babylonien ist, hat bereits Weber (Berl. Ak. der Wissensch., phil. Kl. 1860 u. 1861) und längst vor ihm Stern in den Göttinger Gelehrten Anzeigen 1840, 2027 ff. (Anzeige von Ideler, Chronologie der Chinesen), ausgesprochen. Richthofen, China I, 404 ff. schließt sich der Vermutung an und sagt: Wir stehen hier vor einem der merkwürdigsten Probleme, welche uns die Vorgeschichte in bezug auf gegenseitigen Verkehr der Völker bietet." Der Astronom Kugler hat in seinem Buche über babylonische Mondrechnung auf Grund der Urkunden den Zusammenhang der griechischen, chinesischen und indischen Astronomie mit jener in Babylonien zur Evidenz erhoben. Wir werden späterhin Anzeichen dafür beibringen, daß die Wanderung im Stierzeitalter stattgefunden haben muß. Die 28 Sternhaufen des Tierkreises in der persischen Astronomie schließen die Kette der Wanderung von Vorderasien bis Ostasien, wenn auch das urkundliche Zeugnis im Bundehesch (6, 3-15 Westergaard) jüngeren Datums ist. Für Kanaan kommt vielleicht 2 Kg 23,5 (mazzalôt, das sonst auch Tierkreiszeichen bedeutet, z. B. Targum zu Esth III, 7) und mazarôt Hi 38, 22 in Betracht.

Die Kenntnis des Tierkreises läßt sich urkundlich bis in das Stierzeitalter hinauf verfolgen, d. h. bis in die Zeit, in der die Sonne im Frühlingsäquinoktium im Sternbild des Stieres stand. Die mythologischen Motive, die den Beginn eines neuen Zeitalters mit den Zwillingen (Dioskuren - Mythus) verbinden, weisen für die Erfindung des Tierkreises in die Ära der Zwillinge'. Eine auf alten Berechnungen ruhende von Sayce besprochene Planisphäre der Bibliothek Asurbanipals bezeugt eine Gradeinteilung der Sonnenbahn und setzt für den Grad O einen Punkt zwischen Stier und Zwillingen voraus (,,Skorpionstern 70 Grad“) 2. Die zwölf Tafeln des Gilgameš-Epos entsprechen dem Zyklus der Tierkreisbilder. Auch die babylonischen Grenzsteine weisen nach Andeutung von Sonne, Mond und fünf Planeten Bilder auf, die teilweise wenigstens dem Tierkreise zuzuweisen sind (s. Abb. 2-5). Eine dem Widderzeitalter

1) Vgl. S. 64 f. Die ägyptischen Datierungen, die mit einem Zeitalter des,,Krebses" rechnen, sind künstliche Archaisierungen.

2) S. Hommel, Aufs. u. Abh. S. 354 f.

3) In der vorliegenden Rezension entsprechen sie der Anordunng, die mit Widder beginnt, gleich den babylonischen Monaten, deren zweiter ,,Stier" und deren elfter,,Fluch des Regens" (Wassermann) heißt (Spuren einer Benennung nach dem Stierzeitalter sind vorhanden, s. Hommel l. c. 355 nach Sayce). S. mein Izdubar Nimrod (Leipzig, Teubner 1891) S. 66 ff. Zur dort zitierten Literatur kommt vor allem noch in Betracht Hommel, Aufs. u. Abh. 350 ff. und die dort zitierten Arbeiten von Sayce; Epping, Astronomisches aus Babylon, 1899.

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