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Klein warst du, Asurbanipal, als ich dich zurückließ bei der göttlichen Königin von Niniveh,

schwach warst du, Asurbanipal, als du saßest auf dem Schoß der göttlichen Königin von Niniveh,

du hast von den vier Brüsten, die dir in den Mund gesteckt wurden, aus zweien gesaugt und in die zwei andern dich hineinvergraben mit deinem Gesicht'.

Abb. 40: Indische Himmelskönigin.
Nach Niklas Müller, Glauben, Wissen und Kunst

der Hindus Tab. I, 6.

2. Die Himmelskönigin (šarrat šamami u kakkabê), die den Sitz an Anus Seite einnimmt, während Sonne und Mond den Kampf ausfechten.,,Sie begehrt, Himmelskönigin zu werden" in dem S. 35 f. angegebenen Sinne.,,Himmelskönigin droben und drunten werde verkündet, das mein Ruhm", heißt es in einem IštarPsalm 2.

Als solche ist Ištar mit der Venus verbunden (šarrat kakkabê, Königin der Sterne) und mit dem Tierkreisbild der Jungfrau. Als Jungfrau trägt sie das Kind 3

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1) Sie ist also Kuh wie Hathor-Isis und schließlich jede Göttin, s. S. 100, Anm. 2. Aber das ist nicht etwa Totemismus, ebenso wenig wie die heilige Kuh in der iranischen Religion (noch Jackson im Hdb. der iranischen Philologie erklärt die Kuh und den Hund als Vergötterung des nomadischen Ideals der Hund ist Tištrya-Sirius). In Ägypten ist Hathor-Isis die Kuh. E. Naville hat kürzlich in Theben ein Heiligtum entdeckt, dessen Decke den gestirnten Himmel darstellt und darin die Kuh, an deren Zitzen Osiris säugt (vgl. dazu weiter Anm. 3 und s. Abb. 39). Hier dürfte wohl der Totemismus zu schanden werden.

2) Sm 954, s. mein Izdubar Nimrod 61 f., jetzt Zimmern AO VII, 3, 22. Zur,,Himmelskönigin" vgl. die malkat šamaim der Bibel, s. S. 91; Attar samaim (weiblich) bei den Kedarenern, s. Winckler, Gesch. Isr. II, 90.

3) Vgl. BNT 36 f., s. das indische Bild Abb. 40, die Himmelskönigin mit der Tammuz entsprechenden Gottheit vom Tierkreis umgeben, Löwe und Adler darunter wie auf den Wappen der Gudea-Zeit, die spätere Abbildungen zeigen werden. Das Bild (Original Schnitzwerk in Basrelief, Kopie aus der Mappe eines Brahmanen) mag stark modernisiert sein, aber die Elemente des Bildes müssen alten Vorbildern entnommen sein. Auch Abb. 39 gehört hierher aus dem ägyptischen Gebiet. Das oben Anm. 1 erwähnte Hathor-Heiligtum zeigt auch Osiris im fortgeschrittenen Lebens

oder hat die Ähre in der Hand. Spica, ,,Ähre" ist der hellste Stern der Jungfrau. In einem Arsacidentext heißt das ganze Bild šêru, d. h. Ähre, aram. srb. Ištar ist die Sibylle (= šibbolet)1. 3. Da Ištar - Venus 2

mit Sonne und Mond eng verbunden wird, so ist zu vermuten, daß der Mythus auch bei ihr vier, bez. zwei astrale Phasen - Erscheinungen unterscheidet; bei der tiefgehenden astralen Kenntnis der Babylonier und bei der Klarheit des orientalischen Sternhimmels ist es sehr wahrscheinlich, daß man die Phasen der Venus gekannt hat. Diese Zweiteilung wird natürlich auch hier zugleich mit der Offenbarung des Naturlebens in Verbindung gebracht 3. Nach ihren tellurischen Eigenschaften ist sie einerseits die lebentötende (vgl. Ištar in der VI. Tafel des GilgamešEpos, die ihren Liebhabern Verderben bringt, Kore, Persephone), andererseits die zu neuem Leben erweckende, aus

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alter. Das Kind wird zum aufblühenden Jüngling und ist dann der Geliebte der Himmelskönigin (so vielleicht auch auf dem indischen Bilde Abb. 40 gedacht). Die Altersstufen entsprechen den Jahreszeiten. In den Kalenderdarstellungen werden meist sechs gezählt (Greisenalter ist Tod der Sonne), z. B. auf dem BNT 49 f. besprochenen Tierkreisrelief von Notre Dame.

1) Das Erkennungszeichen Sibboleth Ri 12, 6 hat also tiefern Sinn! 2) III R 53, 34 f. ausdrücklich bezeugt; in den Monumenten als achtoder sechzehnstrahliger Stern neben Mond und Sonne; vgl. Abb. 42.

3) Wir haben wiederholt bemerkt, daß die Betonung dieser ,,Zwiespältigkeit des Naturlebens" im Kultus,,kanaanäisch" zu sein scheint. Daher also die Hervorhebung der Astarte im kanaanäischen Kult!

der Unterwelt rettende Göttin (== Ceres) Sommer und Winter, Tag und Nacht. Hammurabi sagt Cod. II, 26 ff., daß er ,,die Grabstätte der Malkat" (d. i. Ištar von Sippar als Gemahlin des Sonnengottes),,mit Grün bekleidet habe", der Farbe der Auferstehung (s. S. 88. 100). Ištar im Grabe ist identisch mit Tammuz in der Unterwelt, mit Marduk im Grabe. Überall handelt es sich um den Kreislauf von Tod und Leben. Die ,,Höllenfahrt der Ištar" schildert ihre Hinabfahrt in die Unterwelt (Winter), bei der aber alles Leben erstirbt. Sie bringt den hinabgesunkenen Gatten-Jahrgott herauf, wie im umgekehrten Mythus die hinabgesunkene Ištar vom Gatten, z. B. Eriškigal von Nergal, Euridice von Orpheus heraufgeholt wird. Der eine Teil stellt die Natur, der andre die Sonne dar, oder umgekehrt. Als Leben bringende Göttin ist sie verschleiert (s. Abb. 40), die entschleierte Ištar bringt den Tod'.

Auch in ihrer Doppeleigenschaft als Morgen- und Abendstern offenbart übrigens Ištar die Zwiespältigkeit des Naturlebens. Als ilat šêrêti verkündet sie das neue Leben (Morgenstern, griechisch Phosphoros), als Abendstern stürzt sie (Helal ben Šahar Jes 14, 12 ff., Luzifer) vom Himmel hinab in die Unterwelt, wie die Sonne (Tammuz) im Winter und wie der Mond in der letzten Phase. Auf diesen Venus-Mythus bezieht sich das S. 88 erwähnte,,grünende Grab“. Samas bringt den Morgenstern

herauf. Aber es kann auch Jahresmythus sein.

Sicherlich hat sich frühzeitig mit dieser Vorstellung ein Kultus verknüpft, der mit Prostitution verbunden ist. Schon in der sog. Dibarra-Legende (KB VI, 56 ff.) ist sie von den Šamhâti und Harimâti umgeben, ,,deren Händen Ištar den Mann erstattet und zu eigen gibt" 2. Die Namen šamhâti und harimâti

1) S. Winckler in MVAG 1901, 304 ff. und s. zu 1 Mos 38, 14. Das Schleiermotiv wird uns öfter begegnen. Eine verschleierte Ištar stellt Abb. 41 dar; über den Fund s. M. Oppenheim, Zeitschr. der Berl. Gesellsch. f. Erdk. Bd. XXVI; eine andere sieht Friedrich auf dem Siegel Clercq II, 229 BA V, 476. Auch in dem oben S. 107 angeführten Text ist der Schleier der Ištar erwähnt, die Meerjungfrau im Gilgameš-Epos ist verschleiert. Auch in Taannek wurde von Sellin eine verschleierte Ištar gefunden. Das verschleierte Bild zu Sais! Demeter ,,mit glänzendem Schleier", s. hierzu Maaß, Orpheus, ein Buch, das äußerst wertvolles Material beibringt, aber den orientalischen Charakter der Mysterien verkennt.

2) Weder die kulturgeschichtlichen (das Weib löst sich vom Familienverbande durch die Ehe und durch die Weihe an die Gottheit), noch die religionsgeschichtlichen Wurzeln dieses Astarte - Kultes lassen sich mit den heutigen Mitteln bloßlegen. Zu betonen ist, daß neben

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babylonischer Zeit, wie Abb. 42 zeigt. Bei Hammurabi, aber besonders bei den Assyrern, ist sie,,Herrin des Kampfes und der Schlacht und bei Nabonid ist Ištar (Anunit) Schlachtgöttin

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Abb. 43: Ištar neben Šamaš (aufgehende Sonne? s. Abb. 11 S. 21)

und andern Göttern. Brit. Museum.

mit Köcher und Bogen 2.,,In Flammen gekleidet", mit Köcher und Bogen, auf dem Leoparden stehend wird sie dargestellt (s. Abb. 42).,,In der Schlacht fliege ich wie eine Schwalbe dahin", heißt es in einem Hymnus + die altorientalische Walküre! dem Kult der Unzucht, der vielleicht eine Dekadence ist, die sexuellen Dinge (insbesondere der Phalluskult) auch unter rein religiösen Gesichtspunkten gestanden haben müssen. Der Phallus, den Bacchus am Tore des Hades pflegt, ist Auferstehungssymbol. Bei den Sexualgliedern wird im A. T. geschworen. Vgl. Jakob Grimm, Myth. II, 1200:,,Der Phallusdienst muß aus schuldloser Verehrung des zeugenden Prinzips hergeleitet werden, die eine spätere, ihrer Schande bewußte Zeit ängstlich mied." 1) Ein altbab. Monument mit Ištar als Schlachtengöttin s. zu 2 Mos 14, 24. 2) KB III, 1, 113; 2, 105. 3) Vgl. Abb. 54.

*) Reisner Hymn. 108, 44 s. Zimmern KAT3 4315.

Bei dem mannweiblichen Charakter jeder Gottheit und insbesondere (s. oben S. 81. 110f.) der Ištar kann es nicht verwundern, daß wir auch eine bärtige Ištar in den Urkunden finden, z. B. Craig, Relig. Texts I, 7:,,Wie Assur ist sie mit einem Barte versehen" (vgl. die Venus mit dem Bart bei den Römern, die

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bärtige Aphrodite auf Kypros 1). Sie ist dann nichts anderes, als eine Erscheinung des Tammuz, ihres Gegenparts, arabisch Attar2. Die Kultorte der Ištar sind in Südbabylonien Uruk, in Nordbabylonien Akkad, in Assyrien Niniveh und Arbela.

1) S. Preller-Robert I, 509. Vgl. ferner die mannweibliche Kybele als Agdestis; ihre Priester in Weiberkleidern. Andererseits dient Adonis Apollo als Weib.

2) S. oben S. 81. Er ist Abend- und Morgenstern (PhosphorosLuzifer), s. S. 110.

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