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Ramman-Adad.

Ramman, der in der kanaanäischen Aussprache des Ideogramms Adad (Hadad) heißt, ist identisch mit dem alten Wettergott IM, der in dem aus der Zeit

Ammizadugas stammenden AtarhasisMythus und in Eigennamen von Telloh auftaucht. Die Betonung des Ramman, der häufig in der zweiten Göttertrias (Sin, Šamaš, Ištar) an die Stelle der Ištar tritt, scheint ebenfalls,, kanaanäischen" Ursprungs zu sein. Salmanassar opfert dem Adad in Aleppo2. Seinen Doppelcharakter (Zwiespältigkeit der Natur) konnte man bisher nur aus Sach 12, II (Hadad-Rimmon-Tammuz, s. S. 91) belegen. Er ist Sturm-, Gewitter- und Regengott (Addu S. 78) und sein Symbol Blitzbündel und Axt3. Als der Gott, der den Regen zurückhält (und Verheerung anrichtet) und vor allem als Gewittergott ist er der Verderben bringende; als der Gott, der den Regen herbeibringt, ist er der Segen spendende.

Ein Hymnus auf Adad-Ramman sagt1:

Abb. 46: Der Gott Adad, in Babylon gefunden.

Der Herr, wenn er zürnt, zittern die Himmel vor ihm,
Adad, wenn er grollt, bebt die Erde vor ihm;
große Berge werden vor ihm niedergeworfen.

1) Auf einer von Belck-Lehmann gefundenen präarmenischen Inschrift ist A-da-di-nirari geschrieben (Ramman-nirari). Als die im Assyrischen gewöhnlichste Lesung war sie bereits vorher wahrscheinlich gemacht.

2) Bei den Hethitern heißt der Gott Tešub, s. Abb. 44 und 45. Der Jupiter Dolichenus, der dieselben Embleme hat, verrät hier den Übergang vom Orient zum Okzident. Auf europäischem Boden begegnet er uns als Thor mit dem Doppelbeil; nach Sofus Müller, Urgeschichte Europas 59 ist die Vorstellung vom vormykenischen Kreta, wo das Doppelbeil des Zeus erscheint, nach Europa gewandert.

3) Andre Adadbilder bespricht Friedrich BA V, 458 ff., doch s. S. 125 Anm. 4. Entsprechende Tešub-Bilder aus Syrien s. zu Josua 1 ff.

*) IV R 28, Nr. 2, s. Zimmern AO VII, 3, 12. In den poetischen Schilderungen der Gerichte Jahves erinnern viele Züge an Adad: 1 Sa 7, 10 vgl. 12, 17 ff.; Jes 29, 6; Jer 23, 19; Ez 13, 13; vgl. Friedrich BA V, 466. Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Vor seinem Zürnen, vor seinem Grollen,

vor seinem Brüllen, vor seinem Donnern

steigen die Götter des Himmels zum Himmel hinauf,

gehen die Götter der Unterwelt in die Unterwelt hinein, geht die Sonne in des Himmels Grund hinein,

verschwindet der Mond in des Himmels Höhe.

Adad-Ramman ist (besonders neben Šamaš) auch Orakelgott, s. z. B. die von H. Zimmern, Beiträge 190 ff. veröffentlichten Gebete an Samaš und Adad. Das mag sich daraus erklären, daß sein kritischer Punkt als tellurischer Gott (s. unten Anm. 2) der alles beherrschende Nordpunkt ist, der Punkt des Sin, der ja bel purûssê Herr der Orakel ist; aus demselben Grunde ist auch Ninib Asurn. I, 3 „der große Entscheider". Als Herr des Nordpunkts, der Feuerregion, ist er in den Mythen der hinkende Schmied, s. S. 28 (warum hinkend?) und als solcher identisch mit Ninib-Mars, dem andern Herrn des Nordpunktes.

Tammuz.

Die Gestalt des Tammuz1 wurde bereits in früheren Kapiteln behandelt. Er repräsentiert den in die Unterwelt sinkenden und zu neuem Leben emporsteigenden Kreislauf und kann als solcher Sonnen- oder Mond- oder Venus- (Attar, Luzifer, Phosphoros) - Charakter tragen, auch verbindet er die Erscheinungen von Marduk (lichte Hälfte) und Nebo (dunkle Hälfte), bez. von Ninib und Nergal, s. S. 32 ff. und Abb. 14f., S. 8of. Von den Kalenderfesten, die den Tod und die Auferstehung des Tammuz darstellen, war S. 88 ff. die Rede. S. 89f. wurden auch TammuzHymnen mitgeteilt.

Tammuz, dem wir als einer Repräsentation für das doppelte Naturleben (Marduk + Nebo) im System bereits wiederholt begegneten, erscheint schon bei Gudea und im Adapa-Mythus 2. In mythologischer Ausgestaltung ist die Lehre von Tammuz keilinschriftlich vor allem in dem Beschwörungstext IV R 31 von der Höllenfahrt der Ištar bezeugt 3. Ištar fährt zur Unter

1) Zur Charakteristik des Tammuz vgl. mein Hölle und Paradies AO I, 3, 9f. 32; Vellay, Le culte d'Adonis-Tammouz; vgl. unten S. 117 Anm. I.

2) Hier Tammuz und Gišzida am Tore Anus, wie IV R 230, Nr. 2, wo allerdings von Tammuz als Sohn des Ningišzida die Rede ist, im entgegengesetzten Gebiete, in der Unterwelt. Sie repräsentieren die beiden Hälften des Jahres am Nord- und Südpunkt, vgl. S. 21 Anm. 4; S. 143, wie Jachin und Boas den Ost- und Westpunkt; der Nordpunkt ist als Sommersonnenwende der kritische Punkt für alle tellurischen Erscheinungen.

3) S. die Übersetzung in meinen Bab.-assyr. Vorstellungen vom Leben nach dem Tode S. ff., verbessert Artikel Nergal bei Roscher, Lex. der Mythologie, Jensen KB VI, Soff.

welt, um den von der Unterweltsgöttin zurückgehaltenen Tammuz zu holen. Der Schluß des Textes bezeugt die Todesund Auferstehungsfeier des Tammuz.

Eine euhemeristische Wendung des Tammuz - Mythus findet sich in dem Nabatäerbuche El-Maqrîsi (Chwolsohn II, 604 ff.): Tammuz sei der erste gewesen, welcher einen König zur göttlichen Verehrung der sieben Planeten und der zwölf Zeichen des Tierkreises aufgefordert hätte. Dieser König habe ihn getötet, er sei aber nach seiner Hinrichtung wieder lebendig geworden. Dann habe ihn jener König dreimal hintereinander auf eine grausame Weise hingerichtet, er sei aber nach jeder Hinrichtung wieder lebendig geworden, bis er nach der letzten Hinrichtung tot blieb1....... Die babylonischen und harranischen Ssabier klagen und weinen insgesamt über Tammuz bis auf unsre Tage (d. h. 10. Jahrh. n. Chr.) in dem gleichnamigen Monat, an einem ihrer Feste, das auf Tammuz Bezug hat, und feiern ein großes Fest, welches vorzugsweise von den Frauen gefeiert wird; denn diese versammeln sich insgesamt, klagen und weinen über Tammuz.

Die Betonung und eigenartige Ausprägung seines Kultus, die zu einer Art volkstümlicher Auferstehungsfeier geführt hat, ist,,kanaanäisch". Da er im Hochsommer stirbt, ist sein kritischer Punkt ebenfalls der Nordpunkt, der Ninib-Punkt.

Dem Tammuz entspricht Attar bei den vorislamischen Arabern, Dusares im Kult von Petra3, Tammuz-Adonis bei den Phöniziern und Griechen, Attis bei den Phrygiern3.

Wir wollen im folgenden zur Ergänzung des früher Gesagten noch einiges aus diesen Mythenkreisen mitteilen.

Über den phönizischen Tammuz-Kult sind wir durch Lucian, De dea syra und durch Monumente an der Quelle des AdonisFlusses im Libanon genauer unterrichtet. Abb. 31 (S. 90) haben wir das Felsenrelief an der Quelle des jährlich sich rötenden Adonis-Flusses (Nahr Ibrahim") wiedergegeben, das auch Ma

1) Es wurde also mit oder ohne Auferstehung gefeiert.

2) Am 1. Tage des Tammuz, sagt der Schluß des Textes. Dort heißt es auch, man verstünde den Sinn nicht, beriefe sich nur auf die gleiche Feier der Vorfahren.

3) Zu Attar und Dusares s. S. 81, Anm. 1.

+) In der hellenistischen Adonis-Mythologie werden die Klage-Instrumente personifiziert: Aßoßas hat seinen Namen von der Trauerflöte abûb; Kivvoas, der Vater des Adonis, von kinnûr. Die Höllenfahrt des Aeneas enthält wie die Sage von Orpheus und Eurydice die Motive der orientalischen Höllenfahrt.

3) Macrobius, Saturnal. I, 21 hat die Identität von Adonis, Attis, Osiris, Horus als Repräsentanten des Kreislaufs noch gekannt.

6) Die Araber kennen die Tammuz-Motive in der Abrahams-Überlieferung!

crobius Saturn. I, 21 beschrieben. Renan, der in der Expédition en Phénicie Pl. XXXVI das Relief nach einer ungenauen Zeichnung wiedergibt, teilt noch ein anderes daneben befindliches Felsenrelief mit, das den Jäger Adonis - Tammuz mit zwei Hunden darstellt.

Macrobius Sat. I, 21:,,Bei den Assyrern oder Phöniziern wird die Göttin Venus (so nennen sie die obere Hemisphäre, während die untere Proserpina heißt) als trauernde Göttin eingeführt, weil die Sonne im jährlichen Laufe durch die zwölf Tierkreiszeichen auch in den Bereich der untern Hemisphäre kommt; denn sechs von den Tierkreiszeichen halten sie für unterirdisch, sechs für oberirdisch. Wenn die Sonne in den untern Zeichen steht und deshalb die Tage kürzer macht, dann sagt man, die Göttin trauere, als sei die Sonne durch zeitweiligen Tod entrissen und werde von Proserpina zurückgehalten, welche die Gottheit des untern Erdkreises und der Antipoden darstellt. Dann glauben sie, daß Adonis der Venus zurückgegeben sei, wenn die Sonne nach Besiegung der sechs untern Zeichen anfängt, unsre Hemisphäre zu durchlaufen unter Zunahme von Licht und Tagen. Sie sagen aber, Adonis sei vom Eber getötet worden, indem sie in diesem Tiere das Bild des Winters abbilden .... Das Bild der (trauernden) Göttin ist im Libanon mit verhülltem Haupte und mit dem Ausdruck der Trauer abgebildet; die linke Hand stützt das Haupt mit dem Obergewand, so daß die Betrachtenden glauben, sie weine."

Lucian, De dea Syra 9: „Ein Fluß, der vom Berge Libanon kommt, mündet in das Meer: er heißt Adonis. Er wird alljährlich blutrot, färbt durch sein Wasser das Meer weithin rot und gibt den Bybliern das Zeichen zur Trauer. Sie erzählen, daß in diesen Tagen Adonis auf dem Libanon verwundet wird, und daß sein Blut das Wasser des Flusses verändert, von dem er den Namen bekommt." ib. 6:,,Ich sah in Byblos ein großes Heiligtum der Aphrodite, in dem die Mysterien zu Ehren des Adonis gefeiert werden, mit denen ich mich bekannt gemacht habe. Sie erzählen,. daß die Geschichte mit dem Schwein in ihrer Gegend dem Adonis zugestoßen sei, und zur Erinnerung an den Vorfall wird einmal in jedem Jahre eine große Landestrauer angelegt, und sie begehen die Mysterien unter Wehklagen und indem sie sich an die Brust schlagen. Haben sie beides zur Genüge getan, so bringen sie zuerst dem Adonis als Leiche Totenopfer dar, darauf tragen sie am andern Tage die Sage vor, er lebe, und geleiten ihn an die Luft und verschleiern sich den Kopf. Unter den Bewohnern von Byblos befinden sich einige, die sagen, der ägyptische Osiris sei bei ihnen begraben, und die Trauer und die Mysterien geschähen nicht zu Ehren des Adonis, sondern alles zu Ehren des Osiris "3.

Abb. 47 und 48 stellen den Tod des Adonis-Tammuz und die Klage der Ištar - Aphrodite um Tammuz dar. Vellay hat in seinem zitierten Werke die Bilder als Zeugen für den antiken Kultus herangezogen. Die Bilder stammen aus Montfaucon, Antiquité illustrée, und Vellay hat sie

1) Vgl. oben Höllenfahrt der Ištar S. 34. 110.

2) Man beachte, daß Macrobius die Kugelgestalt der Erde kennt. 3) Vgl. v. Landau, Beiträge IV, 18 ff.

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einfach auf Treu und Glauben als antike Bilder wiedergegeben1. Montfaucon, der sie wiederum aus Beger, Thesaurus Brandenburgicus (1696) I, S. 202 entnommen hat, bemerkt zu Abb. 47, das Original sei im Cabinet de Brandebourg. Die Generalverwaltungder Königlichen Museen hat mir auf Anfrage mitgeteilt, daß bei den Museen über den Verbleib beider Stücke

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nichts bekannt ist. Un- Abb. 48: Beweinung des Tammuz - Adonis (nicht antik, s. Text). zweifelhaft seien aber

beide nicht antik. Wir geben die Bilder trotzdem wieder, weil der Künstler in sehr feiner Weise die Momente des Mythus wiedergegeben hat, ebenso wie der Künstler des spätgriechischen Sarkophags Abb. 29 S. 89. Abb. 49 gibt einen etruskischen Spiegel wieder; die zweite Gestalt links stellt laut Beischrift „Atunis“ dar, neben ihm Aphrodite.

Der phrygische und lydische Attis ist die kleinasiatische Variation des Tammuz. Seine Ergänzung bildet hier die große Mutter" (Kybele, uɛyán μýtno). Zeus, der unter hellenistischem Einfluß an die Stelle des Mars-Ninib tritt (s. Abb. 13 S. 25), sendet nach lydischem Mythus den Eber, der Attis

1) Das Buch Vellays ist mit großer Vorsicht zu benutzen, aber es bietet eine gute Sammlung des klassischen Materials.

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