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nimmt, genau so, wie es die gehobene christliche Rede tut, insbesondere die Kanzelrede, nur daß uns außer dem Gebiete der orientalischen Mythologie noch die germanische reiche Anregung bietet1. Wenn der Israelit den Kampf Jahves wider böse Mächte schildern will, so kleidet er das in die Bilder vom Kampfe mit Rahab oder Leviathan, den Ungeheuern der orientalischen Mythologie, ebenso wie er bei Schilderung der Todesschrecken an den altorientalischen Totenfluß (,,Bäche Belials schreckten mich" Ps 18, 5) denkt 2. Wenn der Verfasser der Priesterschrift derartige poetische Anspielungen vermeidet, so liegt das an seiner besonders strengen Richtung, die auch den Schein mythologischer, heidnischer Vorstellungen vermeiden will3. Die wichtigsten Stellen, die hier in Betracht kommen, sind die folgenden:

Hi 26, 12f.: In seiner Kraft schlug er das Meer,

und in seiner Klugheit zerschmiß er Rahab (mascul.),
durch seinen Wind

der Himmel,

seine Hand durchbohrt die nahaš (Schlange) bariah1.

Vgl. die,,Helfer Rahabs, die sich unter Jahre krümmten“ Hi 9, 13 mit den Heltern der Tiâmat" S. 133. Hi 3, 8 stehen die ,,Tagverflucher" (Zauberersekte?), also die Widersacher des Lichtes, bez. Lichtgottes, (wozu man beachte, daß Enuma eliš I, 109 die Marduk feindlichen Götter den Tag verfluchen 5 und an Tiamats Seite treten) im Bunde mit Leviathan und Rahab.

Ps 89, 11 ff.: Du hast zerschmettert. . . . Rahab (v. 10 vgl. Hi 9, 13 parallel Meer")

mit starkem Arm deine Feinde zerstreut;

dein ist der Himmel, dein die Erde,

tebel (Erde im Gegensatz zu raķîa') und was sie füllt, hast du

Jes 51, 9f.: Auf auf, wappne dich mit Kraft, Fahves Arm!

gegründet.

Auf wie in den Tagen der Vorzeit, den Geschlechtern der Urzeit!

1) Man vergleiche Luthers Schmalkaldische Artikel mit ihrem Kampf wider den Drachenschwanz in Rom, die Bilder im Heliand, im Titurel. Manche Gesangbuchlieder sind voll von mythologischen Anspielungen, z. B. die alten Osterlieder, die Christi Sieg besingen.

2) Auf alte Elemente der israelitischen Religion hieraus zu schließen, wäre ebenso verkehrt, wie wenn man Schillers Zeit für die griechische Religion reklamieren wollte, weil er in der Glocke die teure Gattin vom schwarzen Fürsten der Schatten wegführen läßt.

3) Vgl. S. 160. Ein anderes Beispiel: Der Elohist redet oft von den Engeln. Der Jahvist setzt dafür Jahve (1 Mos 28). Er mag wissen, daß von einer einwandfreien Engelvorstellung bis zur heidnischen, wie sie sich in der Tat im späteren Judentum ausgebildet hat, kein weiter Schritt ist. So vermeidet er die Engel ganz.

*) Es liegt die Vorstellung vom Sternbilde des gekrümmten Drachen am Nordhimmel und vorher der Schlange am Südhimmel zugrunde. $) Übersetzung allerdings unsicher.

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Ps 74, 13f.: Du hast gespalten machtvoll das Meer;

hast zerbrochen die Häupter der tannînîm im Wasser;

du hast zerschlagen die Häupter Leviathans3

Es folgt der Lobpreis des Schöpfers, der Mond und Sonne, Tages- und Jahreszeiten geschaffen hat.

Jes 27, 1:

An diesem Tage wird Fahve zu seinem Sichelschwerte greifen gegen den Lev'jatan, den naḥaš bariaḥ und gegen Lev'jatan, den gekrümmten naḥaš, und den tannîn im Meere wird er töten. Für die formelle Verwandtschaft der babylonischen und biblischen Vorstellungen vom Kampf und Sieg Marduks bez. Jahve's kommt aber vor allem eine bisher nicht genügend beachtete Stelle in Betracht, die den Kampf Jahve's wider eine feindliche Weltordnung in den gleichen Formen schildert, wie man sich den Kampf Marduks gegen Tiâmat und die Götter einer feindlichen Welt vorzustellen hat: Jes 24, 21 ff. Jahve besiegt hier die heidnischen Könige und die ,,Heere der Höhe", das sind die Sterne samt Mond und Sonne (vgl. v. 23, also die den alten Orient beherrschende Götterwelt). Das Ende wird sein, daß Jahve ihre Herrschaft stürzt, sie einsperrt, wie Ea den Mummu und Marduk die Helfer Tiâmats, um dann von Zion dem Weltmittelpunkte aus die Königsherrschaft über die Welt anzutreten 7.

1) Zu tanninu Erde, eig. Drache s. S. 136, Anm. 7.

2) Man hat, wie z. B. die Fortsetzung dieser Stelle zeigt, bei der Schilderung gelegentlich insbesondere an den Sieg über Ägypten in der Urzeit und an die Durchschreitung des roten Meeres gedacht, s. zu 2 Mos 14, 23 ff. und vgl. S. 180. Aber daraus folgt nicht, daß speziell an ägyptische mythologische Elemente (Rahab kann als Emblem des Krokodils gelten) zu denken ist, s. S. 180.

3) Hrozný denkt an einen Zusammenhang mit dem labbu-Drachenungeheuer der babylonischen Mythologie S. 138f., s. MVAG 1903, S. 264 ff. Zu Leviathan als mehrköpfige Schlange vgl. S. 138, Anm. 4.

*) Marduks Waffe, s. Winckler F. III, 220f. Vgl. oben S. 101. Sichelschwert ist Mondmotiv, s. Abb. 15.

5) Zu tannîn s. oben zu Jes 51, 9 f. und S. 136, Anm. 7. Kautzsch: ,,Das Krokodil im Nil", s. die Anm. 2.

6) Bousset, Jüdische Apokalyptik, hält die Stelle für persisch beeinflußt. Aber (abgesehen von der Gemeinsamkeit der Lehre) sie ist ganz besonders ,,echt".

7) V. 23b ist ein nachträglich hinzugefügtes Liederzitat; die vorhergehenden Sätze reden mit alten Worten und Begriffen.

Hinter der Mythologie vom Kampfe Marduks mit dem Drachen steht die Lehre von der Erwartung eines Erretters, der das neue Weltzeitalter bringt. Auf babylonischem Gebiete fanden wir Spuren dieser Lehre, s. S. 97 ff., vgl. S. 170. Besonders deutlich ausgeprägt trat uns die Lehre auf persischem Gebiete entgegen S. 149 f.

Auch die biblische Erlösererwartung bedient sich des Bildes vom Drachenkampf. Zunächst ist das bei der Errettung aus Ägypten zu beobachten. Ägypten ist die finstere Macht, die besiegt werden mußte, ehe die Ära Israels anbrach. Darum werden uns Drachenkampf-Motive beim Auszug aus Ägypten begegnen. In den prophetischen Bildern erscheint Ägypten oft als das Ungeheuer der Urzeit1, Tobias 8, 3 wird der böse Geist nach Ägypten (= Unterwelt) verbannt und dort gebunden.

Mit der Weltzeitalterlehre verbunden erscheint der Kampf Da 7, 9ff. In der Ratsversammlung tritt der,,Sohn des Menschen“ auf, der in den Wolken des Himmels erscheint. Er hat das Tier getötet, das hochfahrende Worte redet 3. Zum Lohne wird ihm Macht, Ehre und Herrschaft verliehen 4.

Die Endzeit entspricht auch hier der Urzeit. Der Drachenkampf beginnt nach der Vertreibung aus dem Paradiese. I Mos 3, 15 wird der Kampf angekündigt, s. z. St. Es ist ein fortgesetzter Kampf, der in der Endzeit vollendet wird.

Schlußwort zur ,,Schöpfung“.

Die vorstehenden Ausführungen dürften zur Genüge zeigen, daß die Schöpfungsberichte von I Mos nach der Form ihrer Erzählung und nach dem ihnen zugrunde liegenden Weltbilde demselben Boden entsprossen sind, wie die übrigen altorientalischen Kosmogonien.

1) Ps 87, 4; 89, 11. Jes 30, 7; 51, 9, s. S. 179.

2) Dieses Motiv der Gerichtserscheinung findet sich bekanntlich in der neutestamentlichen Apokalyptik Mt 26, 64; Apk 1, 7. Vielleicht ist Wettererscheinung gemeint. Auf die Vermutung führt der Vergleich mit dem Kampf wider den Labbu, s. S. 139 (Rückseite des Textes), wo der Sieger unter Wettererscheinungen mit dem Lebenssiegel vor dem Gesicht erscheint.

3) Vgl. S. 135 Tiâmats Auftreten.

*) Näheres zu Da 7. Der jetzige Text hat das Bild verwischt. Es ist die gleiche Szene wie Apk 4f., wo das doríor als Sieger auftritt und das Schicksalsbuch empfängt, s. BNT 13f. Vgl. dort auch S. 94f., wo Mt 4 aus diesem Zusammenhange heraus erläutert wird.

Die herrschende Annahme einer literarischen Abhängigkeit der biblischen Weltschöpfungsstoffe von babylonischen Texten ist hinfällig oder kommt angesichts der die ganze Welt überspannenden Lehre von Weltentstehung und Weltentwickelung gar nicht oder wenigstens (wie bei der Sintflut) erst in zweiter oder dritter Linie in Betracht. Wenn ein Israelit über Weltentstehung redete, so bewegte er sich unwillkürlich in dem Ideenkreise des altorientalischen Weltbildes. Und wenn er auch neue religiöse Ideen mitzuteilen hatte, so stand doch die Form seiner Erzählungen, die Bildersprache, deren er sich bediente und nur bedienen konnte, unter dem Einflusse der ihn umgebenden Welt.

Die Erhabenheit der biblischen Erzählung in 1 Mos I und 2 über jede heidnische, und insbesondere über die babylonische Kosmogonie und ihr religiöser Wert liegt m. E. in den folgenden Punkten 2:

I. In der Sicherheit, mit der hier Gott gesagt wird. Alle heidnischen Schöpfungserzählungen berichten zugleich von der Entstehung der Götter: die Kosmogonien sind verbunden mit. Theogonien. Der Gott, der in 1 Mos 1 Himmel und Erde gemacht, hat nichts mit der Schöpfung gemein; er steht erhaben seinem Werke gegenüber.

2. Die bei der Schöpfung wirkenden Mächte und die einzelnen Teile der sichtbaren Schöpfung erscheinen in den übrigen orientalischen Kosmogonien als Götter und Ungeheuer. Die

1) H. Gunkel sagt übrigens unter vorsichtiger Zurückhaltung (s. Genesis 109f.), die in 1 Mos I vorliegende hebräische Tradition oder vielmehr die vorauszusetzende Urrezension müsse vor allem deshalb von dem babylonischen Mythus (gemeint ist immer nur der in Enuma eliš vorliegende Mythus, der S. 129ff. behandelte babylonische Bericht ist fast gar nicht beachtet worden, obwohl er 1 Mos I näher steht wie das Epos) abhängig sein, weil die beiden Traditionen die Zerteilung des Urwassers gemeinsam haben, und weil diese Tradition nur in einem Lande denkbar sei, wo im Winter, in der finsteren Jahreszeit, überall Wasser herrscht, im Frühling aber, wo das neue Licht entsteht, die Wasser nach oben und unten geteilt werden. Man werde also auf ein Land schließen müssen, wo der Winterregen und große Überschwemmungen das Klima bestimmen: ein solches Land sei nicht Kanaan, aber Babylonien. Aber die Spaltung der Tiâmat, die dem zugrunde liegenden kosmischen Mythus entspricht, ist aus dem Weltbild zu erklären, nicht aus klimatischen Verhältnissen. Denselben Einwand erhebt, wie ich nachträglich sche, Nikel, Genesis und Keilschriftforschung, S. 75, mit dessen Weltbild selbst ich sonst nicht allenthalben einverstanden sein kann.

2) S. mein Kampf um Babel und Bibel" + S. 17.

Lehre, die die Naturerscheinungen als Wirkungen der einen göttlichen Macht kennt, ist überall mythologisiert. Beim biblischen Erzähler sind nur Spuren übrig geblieben, die zur Poesie der Sprache gehören (,, tohu und bohu",,, der Geist Gottes brütet“). Er kennt das Weltbild seiner Zeit und die Lehre von der Weltentstehung. Aber diese ,,Wissenschaft“ ist ihm nicht Selbstzweck, sondern sie dient ihm als Gefäß einer einzigartigen religiösen Gedankenwelt. Von mythologischen Personifizierungen ist in I Mos I keine Spur zu finden.

3. Die Tendenz der biblischen Erzählung von der Schöpfung ist Anbetung und Dankbarkeit gegen den allmächtigen Schöpfer und Erhalter der Welt. Man vergleiche den lyrischen Widerhall von 1 Mos 1 in Ps 104. Die heidnischen Kosmogonien sind nicht religiösen Zwecken dienstbar. Das Epos Enuma eliš hat z. B. einen politischen Zweck: es will beweisen, daß Babylon die Weltherrschaft gebührt; der Stadtgott Marduk hat die Welt erschaffen.

Die siebentägige Woche und der Sabbat.

I Mos 2, 3:,,Und es segnete Gott den siebenten Tag und heiligte ihn."

Die siebentägige Woche und zwar eine durch das ganze Sonnenjahr hindurchrollende Woche von sieben Tagen bildet die Einheit des israelitischen Kalenders. Die Einrichtung dieser fortrollenden Woche (šabû'a vgl. I Mos 29, 27; Ri 14, 17)1 bedeutet eine große Geistestat. Woher es die Israeliten haben, ist nicht nachweisbar. Erfunden haben sie das nicht; wir haben keine Spuren davon, daß sich die in kulturellen Dingen durchaus abhängigen Israeliten mit dergleichen beschäftigt haben. In Babylonien ist in dem bisher zugänglichen Material nur eine fortrollende Fünferwoche (hamuštu) nachweisbar 2. Die Siebenerwoche kennen die uns bekannten Hemerologien nur innerhalb der einzelnen Monate. Spuren einer fortrollenden siebentägigen Woche zeigt die Bedeutung des 19. Tages, der als 7 × 7 = 49. Tag, vom Beginn des vorhergehenden Monats an gezählt,

1) Spuren einer daneben gebräuchlichen zehntägigen Woche liegen vielleicht vor 2 Mos 12, 3: der Monat würde dann in drei Zehner geteilt sein; 3 Mos 16, 29; 23, 27; 25, 9: der zehnte Tag des Monats der Askese und Ruhe geweiht, ein Versöhnungstag; vgl. auch die Redensart „einen Tag oder zehn" 1 Mos 24, 55. Sie entspricht der Einteilung des Kreislaufs in 36 Dekane: 10 × 36 = 360, der gesamte Kreislauf, s. S. 11.

2) S. 58 f.

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