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,,Niemand wurde mit der Peitsche geschlagen, die Mutter züchtigte nicht ihr Kind, die Statthalter, die Aufseher, die Bearbeiter der Wolle .....: es hörte auf (das Werk) ihrer Hände. In den Gräben der Stadt wurde... kein Leichnam wurde begraben. Der kalû spielte keine Psalmen, stieß keine Klagerufe aus, die Klagefrau ließ keine Klagelieder hören. Im Gebiete von Lagaš ging kein Mensch, der einen Rechtsstreit hatte, zur Stätte des Schwurs. Kein ..... drang in jemandes Haus ein."

Fünftes Kapitel.

Das Paradies.

1 Mos 2, 8: „Und es pflanzte Gott einen Garten in Eden in Kedem und setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.“ In der Steppe wurde ein Gottesgarten angepflanzt1. Eden ist das Land, in dem der Garten lag. Erst später (z. B. Ez 28, 13) wurde Eden selbst als der Gottesgarten gedeutet und in dem Namen durch Volksetymologie das Wort 'êden,,Wonne“ gehört.

Der Erzähler denkt sich den Garten in Babylonien. Darauf weisen die Flußnamen mit Bestimmtheit.,,In kedem" ist Himmelsrichtung, im Osten" liegt Sinear - Babylonien. Aber nach der wissenschaftlichen Lehre vom Weltbilde und von der Weltentwickelung, die den Urgeschichten zugrunde liegt (s. S. 74 und 160), ist das Paradies ein kosmischer Ort und eden und kedem haben

1) êdinu erscheint in einem der sog. Syllabare der Keilschriftliteratur (S) als Synonym von şêru,,Wüste“. Auch einen geographischen Begriff ,,Eden" scheint die Keilschriftliteratur in dem Namen Gu-edin-na zu be zeugen. Wenn sich Hommels weittragende Hypothese, daß Gu-edin-na der alte Name für Chaldäer sei, nicht halten läßt, bleibt doch der Hinweis für die Frage, wo der biblische Erzähler sich das Paradies denkt, wichtig. IIR 53, 4 wird Gu-edin-na zwischen Nippur und Erech genannt. IV R 21*, No. 2, Rev. 19 ist die westländische Göttin Gu-bar-ra (= Ašrat) die Herrin von Gu-edin-na (II R 59, Rev. 43 Nin-gu-edin-na die Gemahlin des Martu). In den Listen der Könige von Ur begegnet ein Fluß nâr-edin-na und in den Inschriften von Telloh ein Fluß kiš-edin-na (das gesamte Material bei Hommel, Geogr. u. Gesch. 241 ff.).

2) Das dem hebräischen Worte Gan „Garten" entsprechende babylonische Wort kommt im Plural gannâti in der Unterschrift einer „Gartentafel" vor, die 62 Gartengewächse (und 6 Gerätnamen) aufzählt und die Unterschrift trägt: Gärten des (babylonischen) Königs Merodach-baladan, s. Delitzsch, Handwörterbuch S. 202.

im letzten Grunde kosmischen Sinn1. Im kosmischen Sinne entspricht êdinu, „,die Steppe“ des irdischen Weltalls, der Unterwelt, aus der die Welten emporsteigen, bez. dem Ozean, in dem die Unterwelt im engeren Sinne ein topos ist (s. S. 8)2. Kedem ist vordere Seite, also bei der nach Süden, dem Ort der Weltentstehung gerichteten Kibla (S. 29) die untere Welthälfte. Wenn Adam in Eden wohnt und dort die Menschheit entsteht, so entspricht das der babylonischen Lehre, nach der Adapa in Eridu an der Mündung der Ströme (auch hier kosmisch gedacht) geschaffen wird. Daß der Erzähler den kosmischen Sinn kennt 3, zeigt 11, 2: „Und es geschah, als sie aufbrachen von kedem, kamen sie in eine Ebene im Lande Sinear", vielleicht auch 2, 8: ,,Er pflanzte den Garten in Eden von kedem her und der biblische Garten ist Wohnsitz Jahve's. Er entspricht ja dem Gottesberg, dem Sitz der Gottheit. Darum ist er auch als Bergheiligtum zu denken, wie bei Ezechiels Paradiesschilderungen noch deutlich zu sehen ist. 3, 8:,,Jahve wandelt in der Abendkühle im Garten." Babylonische Vorstellungen von einem Paradies, in dem die Gottheit wohnt und in dem Menschen wohnen, die in näherem Umgang mit der Gottheit stehen, werden uns später mehrfach begegnen, wo von den Lebensbäumen und vom Lebenskraut die Rede ist.

Da jedes ,,Land" ein Mikrokosmos ist (S. 48 ff.), so findet. sich das Paradies in zahllosen Wiederholungen. Eridu in Südbabylonien ist ein irdisches Abbild des Paradieses (s. S. 96. 198). Ebenso Babylon. Sein alter Name TIN-TER (ki), d. h.,,Wohnung des Lebens", deutet darauf hin, wie auch die volksetymologische Deutung des Namens als Bab-ilu,,Pforte Gottes" (,,Hohe Pforte!"). Der heilige Zedernberg und Zedernwald mit dem ,,Wohnsitz der Götter, dem Allerheiligsten der Irnini", wo der

1) Zum Folgenden vgl. Winckler F. III, 311 ff.

2) Das Paradies, in dem Gilgameš, der babylonische Noah, seinen Urahn findet, wird jenseits der Mündung der Ströme nach Überschreitung des Totenflusses erreicht. Eden ist Wortspiel; „in Eden“ stimmt nicht einmal ganz zu Babylonien; das liegt jenseits der Steppe im Östen.

3) Die Zeit entspricht dem Raum; auch kedem „Vorzeit“, verrät im Hebräischen die Kenntnis des kosmischen Sinnes, der in dem Begriff liegt. *) Die Erklärung „östlich“ (Ges.-Buhl) oder ,,fern im Osten" (Gunkel) ist gezwungen. Rein geographisch heißt mikkedem,,von Osten her" Jes 9, 11; das gibt hier keinen Sinn.

) Bei Eridu flossen einst die Ströme Euphrat und Tigris getrennt ins Meer. Es handelt sich bei den kultischen Befehlen um einen erreichbaren Ort.

elamitische Heros Humbaba auf ,,wohlgepflegten Pfaden erhabenen Trittes wandelt", ist vielleicht nach der Meinung des Epos Babylon, das einst unter elamitischer Herrschaft stand1. Innerhalb des biblischen Gesichtskreises ist Damaskus ein mikrokosmisches Paradies mit seinen heiligen Flüssen (2 Kg 5, 12), ebenso Tyrus (Ez 28, 2 ff.); die Gegend von Sodom und Gomorrha in altkananäischer Zeit (1 Mos 13, 10, wo,,gleich Ägyptenland" Glosse ist).

Der biblische Erzähler von I Mos 3 schildert das Paradies einer älteren Ära, die jenseits der israelitischen Ära liegt. Für die altisraelitische Ära gilt Bethel als Weltmittelpunkt, für die historische Zeit ist Zion - Morija der Gottessitz, s. Ez 47, 7ff.

Eine Schilderung des kosmischen Paradieses in der untern Welt, bez. im Ozean, haben wir im Gilgameš - Epos, wo der Held einen Göttergarten findet mit Edelsteine tragenden Wunderbäumen und dann jenseits der Totengewässer den Aufenthaltsort des Ut-napištim, der mit seinem Weibe nach der Sintflut ,,in die Versammlung der Götter hineingetreten ist" und nun ,,in der Ferne an der Mündung der Ströme" wohnt. Hier ist der Waschort", an dem der aussätzige (?) Held „,,rein wie Schnee" wird, nachdem ihm die beiden Bewohner durch magische Akte „Leben“ verschafft haben. Hier ist die Pflanze, die den Greis wieder jung macht, zu finden (s. S. 198)2. Von weiteren Bewohnern hören wir nichts. Aber man wird annehmen dürfen, daß der Babylonier sich dieses Elysium auch anderweit bevölkert denkt. Von Enmeduranki heißt es ebenso, er sei,,in die Gemeinschaft der Götter" berufen worden (S. 47).

Eine überraschende Parallele bieten die pseudepigraphischen Henoch-Sagen. Henoch kommt wie Gilgameš über das erythräische Meer ins Paradies. Henoch 65, 2 erzählt, wie der Held bis zum Ende

1) S. mein Izdubar-Nimrod S. 23. Noch Alexander der Große soll nach Arrian und Strabo Zypressen in den Götterhainen Babylons zum Schiffsbau geschlagen haben.

2) Jensen KB VI hat sich um das bessere Verständnis der Erzählung bemüht. Aber ich darf wohl auch auf meine bereits im Jahre 1886 erschienene Interpretation „Assyrisch-babylonische Vorstellungen vom Leben nach dem Tode" verweisen, in der ich zum ersten Male die Fortsetzung der Sintflutgeschichte erklärt habe, später 1892 verbessert in Izdubar-Nimrod. Insbesondere hatte ich hier bereits das Wunderkraut erklärt. Der Erklärung Jensens kann ich grade bei diesem Passus nur teilweise folgen. Auch Zimmern KAT 577 ff. kehrt in wesentlichen Punkten zur alten, von mir vorgeschlagenen Deutung zurück.

der Erde gegangen ist und seinem Großvater Henoch entgegenschreit: er wolle nicht mit untergehen (wie ja auch Gilgameš dem Ahnen sein Leid klagt und sich gegen den Tod sträubt). 65, 9 heißt es: „Danach faßte mich mein Großvater Henoch mit seiner Hand, hob mich auf und sagte zu mir usw.". Es würde sich verlohnen, die kosmische Reise in Lucians satirischen verae historiae auf ihre Kenntnis des altorientalischen Weltbildes zu untersuchen. Auch hier ist ein Paradies geschildert, auch eine himmlische Stadt.

Von den außerisraelitischen Paradiesesvorstellungen sei hier noch die eranische erwähnt. Das traditionelle ,,Paradies". (Neh 2, 8) hat seinen Namen vom zendischen Paridéza, das als Ort der Seligen im eranischen Heroenzeitalter gilt. Dort leben 15 Helden, die einst mit den Ungeheuern gekämpft haben und die beim letzten Kampfe wieder eingreifen werden1.

Die Bäume im Paradies.

I Mos 2, 9.

Im Garten stehen zwei besondere Bäume. Der ,,Baum des Lebens" mitten im Garten 2, 9 und der,,Baum des Erkennens“ (Gutes und Böses) nach 3, 3 ebenfalls mitten im Garten. Von beiden gehen wohl nach der ursprünglichen Vorstellung übernatürliche Kräfte aus: vom Baum des Lebens sagt es 3, 22: ,,wer davon ist, wird ewiglich leben", vom Baum des Erkennens ist es 3, 5 vorausgesetzt: ,,wer davon ist, wird wie Gott". Daß einer der beiden Bäume nachträglich eingefügt sei, darf nicht mehr angenommen werden, da wir den Sinn der beiden. Bäume aus dem babylonischen Weltbilde kennen.

Als israelitisches Theologumenon erscheint uns der Zusatz: ,,Gutes und Böses" und die entsprechende Erweiterung 3, 5: (daß ihr werdet wie Gott), ,,erkennend Gutes und Böses". Aber grade mit diesem Zusatz verbindet sich der sittliche Gedanke, der die Geschichte 1 Mos 3 weit über den kosmischen Mythus der Völker hinaushebt. Theologumenon ist ferner der Gedanke von 3, 22, der die Vertreibung damit motiviert: daß er nun nicht etwa die Hand ausstreckt und von dem Baum des Lebens nimmt und ißt und ewiglich lebt. Haben im Sinne der Erzählung die Menschen vorher unverboten von dem Baume des Lebens essen dürfen?

Der Baum des Lebens" gehört zum Gemeinbesitz der Menschheit 2. Auf biblischem Gebiete sei erinnert an Spr 3, 18;

1) S. G. Hüsing bei Göll, Mythologie, 8. Aufl., S. 312.

2) Vgl. die wertvolle Studie Wünsche's „Die Sagen vom Lebensbaum und Lebenswasser". Ex or. lux I, 2/3.

11, 30; 13, 12; 15, 4; Ez 28, 13; Apk 2, 7; 22, 2. Die Stelle bei Ezechiel zeigt, daß die biblischen Schriftsteller das kosmische Paradies so gut, wie sein irdisches Abbild kennen. Auf dem tönernen Räucheraltar, den Sellin in Ta'annek in der Ebene Jesreel fand, findet sich als Reliefdarstellung der Lebensbaum mit zwei Steinböcken und ein eine Schlange würgender Knabe 1.

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Die biblische Erzählung zeigt auch hier das ,,babylonische Weltbild", und die religiöse Verwertung knüpft an die hinter dem Weltbild stehende Lehre an. Die beiden Bäume repräsentieren im kosmischen Mythus Leben und Tod, Oberwelt und Unterwelt. Sie erscheinen deshalb in den kosmischen Legenden als Sonne und Mond, wobei die Sonne den Tod und der Mond das Leben darstellt2 oder umgekehrt die Sonne das Leben und der Mond (Erkennungsmotiv) den Tod 3. Im Adapa - Mythus sind beide personifiziert als Tammuz und Gišzida am Portal des Anu-Himmels, vgl. S. 114 Anm. 2. Ningišzida ist nach Gudea Cyl. B 9, 1,,Herr des Baumes der Rechten"; Tammuz würde demnach ,,Herr des Baumes der Linken" (Todesbaum) sein; er heißt in der Tat,,Herr von kinnuri", d. i. Unterwelt, und legitimer Sohn des apsû".

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Abb. 64: Sabäische Opfertafel zum Dank für glückliche Ernte.

1) Wenn der Altar auch aus späterer Zeit stammen sollte (8. Jahrh.), so ist doch die Vorlage sicher alt (Sellin). Auch eine sabäische Opfertafel von Amran (Brit. Museum) zeigt den Lebensbaum mit den Tieren, s. Abb. 64. Die okzidentalische Kulturwelt kennt den Lebensbaum ebenfalls als Zeichen des den Tod überwindenden Lebens.

2) Nach G. Hüsing i. c. 313 ist Homa der Mond als Blüte des Weltbaumes (s. S. 194), die göttliche Kraft des Unsterblichkeitstrankes.

3) S. 100. Ephrem der Syrer nennt den Lebensbaum,,die Sonne des Paradieses" (Wünsche 1. c. S. 7). Zu Helios und Selene als Bäume im Paradies und Höhepunkt des Tierkreises S. 22. In den kosmischen Kultstücken des Hohenpriesters entsprechen Urim und Tummim inmitten der zwölf Edelsteine (Tierkreiszeichen): Leben und Tod, Ja und Nein, Licht und Finsternis.

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