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Im Sinne des Mythus darf man auch nach der Art der Bäume fragen. Insbesondere vertreten Weinstock und Feigenbaum im Mythus die oberirdische und unterirdische Welt, Leben und Tod. Die an sich ungeeigneten,,Feigenblätter", aus denen die ersten Menschen ihre Kleider herstellen, stammen vielleicht vom Feigenbaum als dem Baume der Erkenntnis1. Der Weinstock ist Lebensbaum (ideogr. als ,,Lebensholz“ bezeichnet, Wein als,,Lebenstrank“ s. S. 199). Auch der „Apfelbaum“ entspricht

Abb. 65: Assyrischer Siegelzylinder mit dem heiligen Baume. Brit. Museum.

dem Mythus; es ist dann an die ,,Liebesäpfel" zu denken2. ' In der jüdischen Legende ist der Lebensbaum „Ölbaum“ 3.

1) S. Winckler F. III, 389. Durch das „Erkennen“ tritt der Tod ein. Der Mondlauf bietet die kosmische Erscheinung dar, durch die (beim Vollmond) das „Erkennen“, „die Vermählung“ und das daraus folgende ,,Verfallen an die Unterweltsmacht" illustriert wird, s. S. 33 Abb. 15.

2) Wohl Granatapfel, oder „,Paradiesapfel" (Tomate)? 1 Mos 30, 14 ff. überläßt Rahel ihrer Schwester Lea für den Preis einiger dudaim, die Liebeszauber vermitteln (Sept. μñλa μardoayoo☎r, Vulg. mandragorae, vgl. Stucken, Astralmythen S. 5), Jakob für eine Nacht, und Lea empfängt Isaschar. Vgl. HL 7, 14, wo der Geruch der Äpfel zur Liebe aufmuntert; man denke ferner an den Apfel als Festrätsel der Adonisfeste auf Samos. 3) Zum Weinstock s. BNT 33, zum Ölbaum Wünsche 1. c. Der mythische Pythios, Sohn des Atys (!), Herodot VII, 27 begegnet Xerxes, beschenkt ihn und sagt, er sei derselbe, der seinem Vater,,den goldenen Palmenzweig und den goldenen Weinstock" geschenkt habe, d. h. die Weltherrschaft, s. Mücke, Vom Euphrat zum Tiber S. 92. In diesem Ideenkreis liegen ferner die Ölbäume Sach 4, Zeder und Weinstock, unter denen eine Quelle floß, die zur verwüstenden Flut wurde syr. Baruch 36; der Wunderbaum bei den sieben Feuerbergen Henoch 24.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Aus dem Ozean steigt die Welt empor, die irdische und die himmlische Welt. Darum gibt es ein Paradies in der Wasserwelt und ein Paradies in der himmlischen Welt, das dann in den Mikrokosmen der irdischen Welt sich wiederspiegelt, in der jedes ,,Land" sein Paradies hat. Die beiden Bäume stellen dann in der neuen Welt, die aus dem Urozean emporgestiegen ist, die beiden Welthälften, bez. die beiden Hälften des Kreislaufes dar: oberirdisch und unterirdisch, Leben und Tod, Himmelsmacht und Unterweltsmacht.

Aber auch die gesamte aus der Unterwelt (Wasserwelt) emporsteigende Welt erscheint als Baum, als Weltenbaum1. Ezechiel kennt, wie es scheint, die Vorstellung vom Welten

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Abb. 66: Der heilige Baum mit knieenden Genien. Palastrelief aus Nimrud.

baum, dessen Wurzeln in Tehom sind und dessen Wipfel in den Himmel hineinwächst, und vergleicht damit Ägypten, das Unterweltsland.

Ez 31, 3 ff. Fürwahr, .... eine Zeder [stand] auf dem Libanon, schön von Astwerk und schattenspendender Belaubung und hohem Wuchs, und zwischen den Wolken war ihr Wipfel. Zedern verdunkelten sie nicht im Garten Gottes, Zypressen glichen ihr nicht mit ihren Zweigen, und Platanen kamen ihr nicht gleich mit ihren Ästen, kein Baum im Garten Gottes glich ihr an Schönheit. Schön hatte ich sie gemacht in der Fülle ihrer Zweige, und es beneideten sie alle Bäume Edens, die im Garten Gottes standen.

1) Winckler F. III, 312. Am Himmel entspricht dem Weltbaum die Milchstraße, die scheinbar vier breite Äste über die Wassergegend erstreckt, s. Stucken, Astralmythen S. 72 und Hommel, Grundriß d. Geogr. u. Gesch. S. 366.

Das eranische Weltbild1 versetzt den Urmenschen an einen Ort, der später als Gottesberg erscheint (Haraburzati, irdisch lokalisiert in Damavand). Haraburzati (,,hoher Berg") liegt im Meere Worukascham, und auf ihm steht der Weltbaum, Homa genannt nach seinen goldenen Blüten. Seine Wurzeln saugen an der Quelle, von der aus die Ströme über die Erde fließen. Für den babylonischen,,Lebensbaum", bez. für den,,Weltenbaum" kommt noch folgendes Material in Betracht:

I. Der stilisierte heilige Baum auf den babylonischen Siegelzylindern und auf den assyrischen Palastreliefs, der eine Art

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Abb. 67: Relief aus dem Palast Sargons in Khorsabad.

Dattelpalme mit einer Koniferenart verquickt. Er trägt eine Frucht2, nach der häufig die adler- oder menschenköpfigen Genien greifen. Auch der sog.,,Sündenfall"-Zylinder zeigt am Baume die Früchte (s. Abb. 69 und vgl. Abb. 65-67). Dieselbe Frucht tragen dann auf anderen Darstellungen die Genien in der einen Hand (also wohl, um sie den Menschen zu bringen), während die andere ein korbartiges Gefäß hält, auf dessen Vorderseite die

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1) Das Folgende nach G. Hüsing 1. c. 312.

2) Vgl. Eb. Schrader, Berl. Ak. der Wiss. Monatsbericht 1881, 413 ff. Die Frucht ist wohl die Dattelrispe. Sie findet sich auch als Verzierung auf den stilisierten Zeichnungen der Ziegel-Emaille-Reliefs in Babylon. Verwandt ist wohl auch die riesige Rispe auf dem Damasus-Hofe im Vatikan.

gesamte Darstellung wiederholt erscheint. Da die Früchte doch sicher von dem Lebensbaume stammen, so vermuten wir, daß das Gefäß,, Lebenswasser" (s. unten S. 200 f.) enthalten soll, ähnlich dem karpat egubbû,,Weihwassergefäß", aus dem nach IV R 57, 16b Marduk Gnade spendet und mit dem man nach IV R 60, 21a Wasser aus dem Brunnen des Marduk-Tempels (!) schöpft. Eine Schilderung solcher Lebensbäume findet sich in der verstümmelten Stelle Ez 41, 17f. (Ez 23, 14 zeigt, daß die Phantasie des Propheten mit Bildern aus babylonischen Palästen erfüllt ist):

,,Und es waren (rings an der Wand) Kerube und Palmen angebracht und zwar je ein Palmbaum zwischen zwei Keruben“1.

Auch das Schnitzwerk der Wände beim Tempelbau 1 Kg 6, 29, ,,Keruben, Palmen und Blumengehänge" darstellend, ferner die „Löwen, Rinder und Kerube“ 1 Kg 7, 29 wird man sich nach babylonischem Muster vorzustellen haben.

2. Die heilige Zeder in dem Zedernwald bez. auf dem Zedernberg im Heiligtum der Irnini.

Die beiden Gefährten Gilgameš und Eabani wandern nach dem Zedernwald, wo Humbaba die heilige Zeder bewacht 2: Um unversehrt zu erhalten (šullumu) die Zeder,

hat ihn Bel zum Fürchten für die Menschen bestimmt;

und wer seinen Wald betritt, den packt Ohnmacht.

Als sie in die Nähe gekommen sind, heißt es (Tafel V,

col. I des Epos):

Sie standen, den Wald betrachtend,

schauen an die Höhe der Zeder,

schauen an den Eingang des Waldes,

wo Humbaba zu wandeln pflegt erhabenen Schrittes.

Wege sind angelegt, gutgemacht ist der Pfad,

Sie schauen an den Zedernberg, den Wohnsitz der Götter, das Aller

Vor dem Berge erhebt eine Zeder ihre Pracht,
Gut ist ihr Schatten, mit Jubel erfüllend

heiligste der Irnini.

Nach dem Vorhergehenden scheint ein Fluß in der Nähe dieses Paradieses (heiliger Baum und heiliges Wasser!) zu entspringen, bez. zu fließen. Zu einer elamitischen Lokalisierung am Choaspes, dem Fluß von Susa, aus dem nach Herodot I, 108 die persischen Könige ausschließlich tranken, könnte der elami

1) Der Vergleich mit den Abbildungen zeigt, daß hebr. Kerub die verschiedenartigen Gestalten am Lebensbaum bezeichnet. 2 Mos 36, 8 sind sie in die Teppiche gestickt, 2 Mos 36, 35 in die Vorhänge. 1 Kg 6, 23 ff. Kerube im Tempel.

2) KB VI, 156 ff., vorher mein Izdubar-Nimrod S. 23.

tische Name Humbaba verleiten1. Aber es ist immer zu beachten, daß kosmische Vorstellungen zugrunde liegen, die schließlich überall lokalisiert werden können.

Von Ezechiels mythischem ,,Garten Gottes" auf dem Libanon, der ebenfalls eine wundervolle Zeder als Hauptschmuck aufweist, war S. 194 f. die Rede.

3. Der Garten am Meere mit den Wunderbäumen auf der IX. Tafel des Gilgameš - Epos.

Gilgameš kommt dahin, wo die Jungfrau Siduri Sabitu auf dem,,Throne des Meeres" wohnt2. Am Meere stehen,,Bäume der Götter". Dabei heißt es:

samtu-Steine trägt er als Frucht,

die Äste sind damit behangen, prächtig anzuschauen,
Lasursteine trägt die Krone (),

Früchte trägt er, köstlich anzuschauen 3.

Wie die Zeder im Heiligtum der Irnini an die Zeder im,,Garten Gottes" Ez 31, 3 ff. erinnert, so erinnert dieser Park der Götterbäume" an Ez 28, 13 (Anrede an den König von Tyrus):

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,,In Eden, dem Gottes

garten, warst du; lauter Edel- Abb. 68: Lebensbaum mit Genien. Phönizischer (?), steine waren deine Decke: sicher nicht babylonischer Zylinder. Brit. Museum? Nach einem Gipsabdruck im Besitz des Verfassers.

Karneol, Topas, Jaspis, Chry

solith, Schoham, Onyx, Saphir,

Rubin,,,und aus Gold" waren deine

da du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet.

1) S. Jensen, KB VI, 437. 441 f.

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2) Jensen KB VI, 469 erinnert an die diamantenreiche Königin von Saba, gibt aber 575 ff. den Vergleich wieder auf. In welchem Sinne Siduri als Sabäerin gelten kann, dafür s. Winckler, Kritische Schriften II, 110.

3) Siehe mein Izdubar-Nimrod, S. 30; abweichend Jensen KB VI, 208 f. In der Geschichte von Abu Muhammed, dem Faulpelz, (1001 Nacht, Reclam III, 1, S. 19ff.) hat der Held Bäumchen mit Smaragden als Blättern und Perlen als Früchten; die stammen aus der kupfernen Stadt, wo ein Mädchen auf goldenem Stuhle sitzt, mitten im Garten von goldenen Bäumen, deren Früchte aus kostbaren Edelsteinen, Perlen und Korallen bestanden. Man sieht, wie die Sagenstoffe wandern und sich spalten, ohne daß man ohne weiteres von literarischer Entlehnung sprechen darf. 4) Man möchte fast vermuten, daß Eridu gemeint ist.

5) Nach Sept. grade zwölf Edelsteine, vgl. Zimmern KAT3 629 unten. Die Krone Apollos hat auf Gemmen gelegentlich zwölf Edelsteine.

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