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Sechstes Kapitel.

Der Sündenfall.

I Mos 3.

Ein der Sündenfall-Erzählung entsprechender babylonischer Text ist bisher nicht aufgefunden worden. Der vielbesprochene Siegelzylinder Abb. 691 ist

1

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nicht sicher deutbar. Der Baum mit seinen zwei Früchten ist sicher der Lebensbaum. Aber die beiden bekleideten (!) sitzenden Gestalten greifen nicht nach den Früchten. Eine derselben trägt die gehörnte Kopfbe

Abb. 69: Lebensbaum mit göttlichen Wesen deckung, die bei den Babylo- und Schlange. Bab. Siegelzylinder. Brit. Museum. niern ausschließlich göttliches

Abzeichen ist. Die Linie hinter der links sitzenden Gestalt ist bestimmt eine Schlange2. Aber ihre Stellung spricht nicht für eine Rolle, die der Sündenfall-Situation entsprechen würde.

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Abb. 70: Siegelzylinder. Original im Privatbesitz des Verfassers.

Hingegen erinnert das Bild an eine Szene am Schluß der II. Tafel des Gilgameš-Epos. Der babylonische Noah und sein.

1) Brit. Mus. Nr. 89, 326.

2) Die von Oppert, Halévy u. a. geäußerte Ansicht, es handle sich vielleicht nur um ein Ornament, ist unberechtigt. Unsere Wiedergabe des Bildes läßt keinen Zweifel: es ist eine Schlange.

Weib (vergöttlichte Gestalten) verfügen über das Lebenskraut. Gilgameš nimmt einen Büschel davon mit, aber eine Schlange am Brunnen (Unterwelt!) raubt ihm das kostbare Gut. Unser Bild stellt den Lebensbaum dar und im Hintergrunde die Schlange als Hüterin. Es ist demnach eine Verwandtschaft der Sage mit der biblischen Erzählung im weiteren Sinne möglich1.

Spuren der Bekanntschaft mit einzelnen Elementen der Sündenfallgeschichte sind nachweisbar. Der Flußname an-muštin-tir-dub II R 51, 44a kann übersetzt werden: ,,Fluß des Schlangengottes, der die Wohnung des Lebens zerstört"; aber der Name steht in einer Aufzählung, deren Zusammenhang nichts besagt. Daß das Weib Verführerin von Anfang ist, scheint der Text DT 672 vorauszusetzen, der von einer Magd, der,,Mutter der Sünde" spricht, die in Weinen ausbricht und später nach dem im einzelnen noch dunklen, fragmentarischen und schwierigen Texte im Staube liegt, von dem tödlichen Blick der Gottheit getroffen.

Die Voraussetzung eines Sündenfalles ist ein bestimmtes göttliches Gebot an die Menschen. Dafür giebt es keine babylonische Parallele. Daß die Gebote von der Gottheit stammen, entspricht allerdings der babylonischen Gedankenwelt. So bringt Hammurabi seine Gesetzgebung mit dem Sonnengott in Verbindung, ja er geberdet sich selbst als Gesetze vorschreibender Sonnengott. Der in Susa gefundene Stein der Gesetzgebung 3 stellt dar, wie Hammurabi die göttliche Unterweisung empfängt. Auf der Schlußtafel des Epos Enuma eliš aber heißt es ausdrücklich, daß Marduk die Gebote des Ea* den Menschen bringen soll:

,,Sie mögen festgehalten werden und der „Erste" möge sie lehren3, der Weise und der Kundige mögen sie zusammen überdenken!

1) Abb. 70 zeigt einen babylonischen Siegelzylinder aus dem Besitze des Verfassers, auf dem zwischen der sitzenden Gottheit und dem herzutretenden Beter eine Schlange emporzusteigen scheint (vgl. hierzu die Schlange Abb. 27). Die Echtheit des Siegelzylinders ist zweifelhaft. Wir geben ihn trotzdem wieder, weil es sich um antike Imitation handeln kann.

2) S. Delitzsch BB I, 70.

3) S. zu 2 Mos 20.

4) Vgl. oben S. 46 f., wo von Büchern und Tafeln die Rede ist, auf denen den Menschen göttliche Weisheit und göttliche Vorschrift vermittelt wird.

5) Das ist Marduk und in weiterem Sinne dann der Urmensch oder der erste der Weisen der Heroenzeit.

Es soll sie überliefern der Vater, er lehre sie den Sohn.
Des Hirten und des Hüters (?) Ohr möge er öffnen,
daß er sich freue über den Herrn der Götter, Marduk,
daß sein Land gedeihe, ihm selbst es wohl gehe!

Beständig ist sein Wort, nicht gewandelt wird sein Befehl;

das Wort seines Mundes ändert nicht irgend ein Gott.

Blickt er böse an, wendet er seinen Nacken nicht wieder (zur Gnade), wenn er zürnt, wenn er ergrimmt ist, tritt ihm kein Gott entgegen. Der Hochherzige, Weitsinnige.

Vor dem Frevel und Sünde

.. (5 weitere Zeilen verstümmelt)

Auf einem Fragment K 3364 + 7897 (= CT XIII, 29 f.) finden sich sittliche Ermahnungen, von denen ausdrücklich gesagt ist, daß sie auf einer Tafel stehen1:

Zu deinem Gott sollst du ein Herz der . . . . . . haben,

das ist es, was zukommt der Gottheit.

Beten, Flehen und Niederwerfung des Angesichts
sollst du ihm......2 darbringen

und überschüssig sollst du es

machen.

Bei deinem Lernen (?) sich auf die Tafel;

Gottesfurcht gebiert Gnade,

Opfer vermehrt das Leben

Und Gebet...... die Sünde3.

Dem, der die Götter fürchtet, dessen Fundament ist nicht.

Wer die Anunnaki fürchtet, verlängert [sein Leben].

Gegen Freund und Genossen rede nichts [Böses],
Niedriges rede nicht, Freundlichkeit (?) . . . . .

Wenn du versprichst, so gib. . . . . . (?),

wenn du ermutigst (?) . . . . . . !

Klagen über Sünde und Gebete wegen Befreiung von ,,Sünde" und ,,Sündenstrafe" finden sich reichlich in der babylonischen religiösen Literatur. Die große Sünde, die ich seit meiner Jugend begangen habe, löse, vernichte sie siebenmal; dein Herz gleich dem des Vaters und der Mutter, die mich geboren, kehre an seinen Ort zurück, ich will dein gehorsamer Diener sein, o Marduk", heißt es in einer Litanei.,,Die Sünden meines Vaters und Großvaters, meiner Mutter und Großmutter,

1) Delitzsch, Weltschöpfungsepos S. 19, 54 f., 111 f. rechnet sie zum Epos Enuma eliš mit sehr fraglichem Recht und spricht von „,Ermahnungen des Schöpfergottes an den ersten Menschen". Die Übersetzung Delitzsch's ist sehr frei und nicht ohne willkürliche Ergänzungen. Merkwürdigerweise ist bei Besprechungen der Stelle die wichtige Erwähnung der Tafel, von der man lernen soll, bisher übersehen worden.

2) ud-da-at. Delitzsch: frühmorgens.

3) Das zweite jüdische Neujahrsgebot sagt, daß Reue, Gebet und Almosen böses Verhängnis abwenden.

meiner Familie, meines Geschlechts, meiner Verwandtschaft mögen sich mir nicht mehr nahen 1." Einige Stellen aus den babylonischen ,,Bußpsalmen" (a-ši-ša-ku-ga,,Klagelied zur Herzensberuhigung" scil. der Gottheit) seien angeführt 2.

IV R 10 Daß doch das Toben im Herzen meines Gottes zur Ruhe

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Solches, das meinem Gott ein Greuel wurde, habe ich un

wissentlich gegessen,

auf solches, das meiner Göttin ein Abscheu, habe ich unwissentlich getreten,

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Gott, den ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen.

Göttin, die ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen.

Die Sünde, die ich begangen, kenne ich nicht,

das Vergehen, das ich verübt, kenne ich nicht.

Den Greuel, von dem ich gegessen, kenne ich nicht;

das Abscheuliche, auf das ich getreten, kenne ich nicht.

Der Herr hat im Zorn seines Herzens mich böse angeblickt.

Ich suchte nach Hilfe, aber niemand faßte mich bei der Hand;
ich weinte, aber niemand kam an meine Seite.

Ich stoße Schreie aus, aber niemand hört auf mich;
ich bin voll Schmerz, überwältigt, kann nicht aufblicken.
Zu meinem barmherzigen Gotte wende ich mich, flehe ich laut;
die Füße meiner Göttin küsse ich, rühre sie an.

Zu dem Gott, den ich kenne, nicht kenne,
Zu der Göttin, die ich kenne, nicht kenne,

flehe ich laut.

flehe ich laut.

Die Menschen sind verstockt, sie wissen nichts.

Die Menschen, so weit sie existieren, was wissen sie?
Mögen sie schlecht handeln, mögen sie Gutes erweisen, nichts
wissen sie.

O Herr, deinen Knecht, stürze ihn nicht;

in die Wasser des Schlammes geworfen, fasse ihn bei der Hand!
Die Sünde, die ich begangen, wandle in Gutes;
den Frevel, den ich verübt,
meine vielen Schlechtigkeiten

führe der Wind fort!

ziehe mir aus wie ein Kleid!

1) King, Babyl. Magic Nr. 11 (Hehn AB V, 365 f.).

2) Vgl. H. Zimmern, Babylonische Bußpsalmen 1885 und AO VII, 3 (Babyl. Hymnen und Gebete), und die Schrift des Assyriologen und katholischen Theologen Hehn, Sünde und Erlösung nach biblischer und babylonischer Anschauung, 1903.

Mein Gott, sind meiner Sünden auch siebenmal sieben,

meine Sünden!

so löse Gott, den ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden auch siebenmal sieben, so löse meine Sünden;

Göttin, die ich kenne, nicht kenne,

siebenmal sieben,

sind meiner Sünden auch so löse meine Sünden.

IV R 54 Sein inbrünstiges Flehen möge dich droben barmherzig stimmen! Seufzer oder Gnade bis wann noch1? mögen sie zu dir

sprechen.

Sieh doch an seinen elenden Zustand,

es möge doch ruhen dein Herz, gewähre ihm Gnade!
Ergreife seine Hand, löse seine Sünde!

Vertreibe die Krankheit und das Elend von ihm.

IV R 29. Ich dein Knecht, seufzend rufe ich dich,

K 34592

wer Sünde hat, du nimmst an sein inbrünstig Flehen,

wenn du einen Menschen erblickst, so lebt der Mensch,

Allmächtige Herrin der Menschheit,

Barmherzige, deren Zuwenden gut ist, die annimmt das Gebet!

Sein Gott und seine Göttin zürnen, dich ruft er an.
Deinen Nacken wende zu, ergreife seine Hand!
Außer dir gibt es ja keine rechtleitende Gottheit!

Es schafft Linderung Marduk [....]

er nimmt die Bitten an [.. . .],

nachdem er im Zorn seines Herzens [. . . ],
Marduk, deinem Diener, adapu3, welcher [. . . ]

entferne doch seine Sünde, o Bêl [. . . .].

Sünde vollbrachte sein Mund [. . . ],

richte ihn doch empor aus der großen Flut [. . . .].

Wir werden vor allem fragen müssen, was verstehen die Gebete unter Sünde? Dem primitiven heidnischen Bewußtsein ist Sünde oft nur kultisches Vergehen und Versehen. Der arme Geplagte hat bei religiösen Zeremonieen irgend etwas unwissentlich versehen, ein tabu der Gottheit berührt, ein Opfer nicht rite vollzogen, er ist gleichsam in eine Falle geraten. Auch die Begriffe arnu, d. h. eigentlich ,,Empörung", hitu (hebr. het), das oft vom politischen Verbrechen gebraucht wird, bedeuten

1) Ahulap, sonst auch adi mati, terminus technicus wie in den alttestamentlichen Psalmen.

2) Hehn BA V, 322 f., Col. 2, Z. 9—15.

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*) Dazu braucht man ja vor allem die Priester in den heidnischen Kulten: sie kennen die geheimen Einzelheiten, sie können vor „Sünde“ bewahren.

5) Grundbedeutung: (das Ziel) verfehlen.

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