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Sonnen- und Mondfinsternisse galten im Altertum als Verschlingung durch den Drachen. IV R 51 zeigt, daß die Babylonier wußten, welche Bedeutung das Sonnenlicht für den Mond hatte; aber es blieb bei der Drachen-Mythologie, die Sonne, die auch alle Sterne verschlingt, galt darum unter Umständen selbst als Drache. Man hat beobachtet, daß in 18 Jahren und 10/11 Tagen sich die Finsternisse in derselben Reihenfolge wiederholen (der Saros der Babylonier und Chinesen) und erkannte den Zusammenhang dieser Erscheinung mit dem Mondlauf. Der Mond bewegt sich in vier Wochen einmal um den Fixsternhimmel und schneidet

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dabei die Sonnenbahn in einem,,aufsteigenden“ und einem „,absteigenden" Knoten. Bei der einen Kreuzung kann eine Sonnenfinsternis entstehen, bei der andern eine Mondfinsternis. Diese Knoten rücken bei jedem Umlauf um drei Mondbreiten nach Westen; das kann man mit bloßem Auge an den Fixsternen beobachten. In 18 Jahren ist der Knoten ganz herum gerückt.

Beim Mondlauf ist also dreierlei zu unterscheiden: 1. Der siderische Umlauf von einem Fixstern bis zurück zu demselben; =

27 Tage

1) Ein Mythus vom Monde und seinem Kampfe mit den sieben bösen Geistern" (der Unterweltsmacht). Übersetzt Kap. II unter Sin.

7 Stunden 43 Minuten.

=

2. Der synodische Umlauf von der Sonne bis wieder zur Sonnę, die inzwischen um 2 Tage 5 Stunden 1 Minute weitergerückt ist; 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten. 3. Der Drachenmonat, von einem aufsteigenden oder absteigenden Knotenpunkt mit der Sonnenbahn bis zum entsprechenden nächsten, der inzwischen um 2 Stunden 38 Minuten rückwärts nach Westen gerückt ist; 27 Tage 5 Stunden 5 Minuten.

=

Aus dem Rückwärtsrücken des Knotenpunktes erklärt sich die 18jährige Periode der Finsternisse1. Sonnenfinsternis tritt ein, wenn der Mond bei der Sonne steht und wenn er auch bei einem Knoten steht. Der Tag der Sonnenfinsternis tritt ein, wenn der Anfang eines synodischen und eines Drachenmonats zusammenfällt. Die Babylonier haben berechnet (die gleiche Kenntnis ist nachweisbar bei den Chinesen), daß 223 synodische Monate = 242 Drachenmonate sind, das sind 6585 Tage oder 18 Jahre 10/11 Tage. Thales hat danach, von den Chaldäern belehrt, die Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 berechnet.

Die Umlaufszeit der sieben Planeten2 (einschließlich Sonne und Mond). Die fünf eigentlichen Planeten bewegen sich in Schlingen (wenn sich die Bahn schneidet) und Schleifen. Die Abweichung von der Kreisform ist gering.

1. Mond. Zum Umlauf s. oben. Er entfernt sich nicht mehr als 10 Grad von der Ekliptik.

2. Merkur ist Morgen- und Abendstern. Nur bei kurzer Dämmerung sichtbar3. In einem Jahre und einigen Tagen läuft er Ekliptik.

um die

3. Venus, wie Merkur immer in der Nähe der Sonne, als Morgenund Abendstern erscheinend; braucht 1 Jahr und 7 Monate, um in die gleiche Stellung zur Sonne zu kommen. Ihr Umlauf kommt der Kreisbahn am nächsten.

4. Mars kommt nach 2 Jahren 49 Tagen in die gleiche Stellung zur Sonne. Die auffallend rote Farbe trägt zu seinem Charakter als Unglücksplaneten bei.

5. Jupiter der hellste Stern nach Venus. Er durchläuft jährlich durchschnittlich eine Tierkreisstation. Die Babylonier kannten vielleicht seine Trabanten.

6. Saturn zeigt die langsamste Bewegung; er braucht zum Umlauf 291⁄2 Jahr. Nur in der Nähe heller Fixsterne ist seine Bewegung zu beobachten.

1) Daß die Babylonier den Drachenmonat kannten und die Finsternisse richtig berechneten, haben ebenfalls die Astronomen Epping und Kugler in den zitierten Werken auf Grund der Keilschrifturkunden erwiesen.

2) Über die Planetenrechnung der Chaldäer hat Kugler ein Werk angekündigt. Vorläufige Bemerkungen über einige astronomische Resultate finden sich Babylonische Mondrechnung 207 ff.

3) Haben die Alten optische Hilfsmittel gehabt, so daß sich daraus ihre Beobachtung der Merkur- (?) und Venusphasen, der Jupitermonde (?) etc. erklärt? Die Erfindung des Fernrohres 1608 n. Chr. kann die Wiedergewinnung eines Jahrtausende versunkenen Kulturobjektes bedeuten. Nero bewaffnete sein Auge bekanntlich mit einem geschliffenen Edelstein Jahrhunderte vor Erfindung der Brille und des Teleskops.

III. Der Höhepunkt des Weltalls.
1. Nibiru.

Der Nordpunkt bezeichnet den Endpunkt bez. Mittelpunkt (kirbu oder kabal šamê) des Kreislaufs. Er heißt manzaz nibiru, d. i. Ort des Paßüberganges. Das Wort nibiru, das gewöhnlich für einen Flußßübergang gebraucht wird, scheint der Vorstellung vom zweigipflichen Weltberg zu entsprechen und die Linie bez. den Bogen zu bezeichnen, auf dem die Gestirne den Höhepunkt des Weltkreises bez. des Tierkreises (d. i. des himmlischen Erdreiches) überschreiten. Er bildet die Grenze, über die die Gestirnbahn nicht hinausgeht, entspricht also bei der der Sonnenbahn entsprechenden Bahn des Wettlaufs dem Paß, den die Renner zwischen meta und Schranke passieren müssen. Nibiru wird sodann Ehrenname für die Gottheit, die als summus deus im Nordpunkt des Weltalls thront. Das kann insbesondere sein: I. Anu. So in der V. Tafel des Epos Enuma eliš, wo der Tierkreis auf Anu, Bel, Ea verteilt wird und Anu der obere Teil zukommt; entsprechend seinem Sitz im Nordhimmel bei der Dreiteilung des gesamten Weltalls.

2. Ninib. Ihm gehört bei der Verteilung des Tierkreises in vier bez. zwei Gebiete (letzteres nach der Sonnenwendrechnung) der Nordpunkt, der kritische Punkt der Sommer-Sonnenwende, der im Tierkreis nach dem Gesetz der Entsprechung dem Nordpunkt des Weltalls entspricht. Darum heißt der Stufenturm von Lagaš, der Ningirsu-Ninib geweiht ist,,,Haus der 50"; die 50 bedeutet die Vollendung des Kreislaufs, s. S. 28.

3. Sin, der als Vollmond im Nordpunkt seinen Höhepunkt erreicht, wenn die Sonne in Opposition an der ihr zugehörigen Stelle des Weltalls im Südpunkt steht. Denn der Mond gilt in Babylonien im Gegensatz zur Sonne, die Unterweltscharakter schon deshalb trägt, weil in ihr die Sterne verschwinden, als Oberweltsgottheit, weil er in seinem fortwährenden Aufleben aus dem Tode die Auferstehung repräsentiert.

Auch hieraus ergibt sich die bereits früher gefundene Gleichung, die unter Umständen Anu und Ninib und Sin identifiziert.

4. Marduk als summus deus, Demiurg und Repräsentant des Weltkreislaufs (V R 46, 34 c, vgl. II R 54, Nr. 5, Obv. Col. II 6). In der Schlußtafel des Epos Enuma eliš heißt es von ihm:

...Der Kirbiš-Tiâmat durchschritt, ohne zu rasten,
sein Name sei nibiru, welcher innehält [die Mitte];
der den Sternen des Himmels ihre Bahnen bestimmen,
wie Schafe weiden soll die Götter allesamt."

Als nibiru erhält er ebenfalls die Zahl 50, d. i. die Zahl des gesamten Kreislaufs. Dem entspricht die Angabe des astronomischen Textes III R 54, Nr. 5:,,Wenn Marduk in der Mitte (kabal) des Himmels steht, ist er der Nibiru" 1.

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Abb. 11: Šamaš der Sonnengott durch das östliche Himmelstor eintretend. (Siegelzylinder Nr. 89. 110 des Brit. Mus.)

Als Nibiru ist Marduk in der Lehre Babylons identisch mit Ninib, und dieser wiederum mit dem ,,kanaanäischen" Adad Ramman (hethitisch Tešub, germanisch Thor), dem Gott mit Doppelbeil und Blitzbündel (s. Kap. II unter Ramman). Dem Nordpunkt der Ekliptik, der im Stierzeitalter im Löwen liegt, entspricht das Feuerreich (Höhepunkt der Sonnenbahn, Sternschnuppenfall), daher der mythologische Charakter dieser Gottheiten als Schmied. Ferner ist es der kritische Punkt der Mondbahn (Motiv des Hinkens) 3. Durch den feurigen Durchgang, den auch die Gnosis kennt, geht es zum höchsten Himmel.

2. Weltberg.

Der Höhepunkt der himmlischen Erde erscheint in der babylonischen Mythologie als zweigipfliger Berg.,,Wissen

1) Vgl. S. 78. Wenn Marduk III R 53, 81b unter 12 Manifestationsformen im Monat Tešrit auch den Namen Nibiru führt, so gehört die Angabe einem Kalender an, der den Jahresanfang, also den Kreislauf, in den Herbst verlegte und doch Jupiter-Marduk, der nach der älteren Rechnung Herbstanfang (Nebo) ist, s. S. 24, als summus deus beibehielt.

2) Vgl. Donar im Donnerstag an Stelle Jupiters (jeudi, Jovis dies). 3) Vgl. H. Winckler, F. III, 82; MVAG 1901, 356. Näheres S. 28. *) An den Tempeleingängen stellen die Säulen die kritischen Punkte dar (Jachin und Boas, die Säulen an jedem orientalischen Sonnentempel,

schaftlich" entsprechen die beiden Punkte dem Höhe- und Tiefpunkt der Mondbahn und der Sonnenbahn, vgl. Abb. 10. Die entsprechenden Punkte am Horizont ergeben den doppelgipfligen,,Berg des Ostens" und ,,Berg des Westens". In der Wintersonnenwende versinkt die Sonne am tiefsten Punkte des Horizonts, der Vollmond geht am höchsten Punkte auf; in der Sommersonnenwende umgekehrt. Da die irdische Welt

Abb. 12: Sonne und Mond als Gipfel des
Tierkreises und Dodekaoros
auf einer ägyptischen Marmorplatte 3.

und jedes Land als Mikrokosmos dem Himmelsbilde entspricht, so muß auch der Länderberg" (harsag kurkura, šad matâti), in dem das irdische All gipfelt, als Doppelberg gedacht sein. Im Mythus entsprechen den beiden Spitzen die zwei Bäume, von denen der eine das Leben (Mond), der andere den Tod bedeutet; vgl. Helios und Selene als Mittelpunkt, d. h. Gipfel des Tierkreises und Dodekaoros auf einer ägyptischen Marmorplatte (Abb. 12) und dazu die Bäume Helios und Selene, die Alexander im Paradiese als Vertreter der Gottheit findet *.

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die Säulen des Herkules im Westen scheinen mir Varianten des Doppelberges zu sein). Wincklers Vorstellung vom Engpaß zwischen den zwei Bergen und von den Gipfeln als Antipodenpunkten des Weltalls (F. III, 306, MVAG 1901, 241 f.) trifft wohl kaum das Richtige.

1) Abb. 11 zeigt die Berggipfel, zwischen denen der Sonnengott heraustritt. Vgl. Sach 6,1 ff. die zwei Berge, zwischen denen die zwei Wagen herauskommen, deren vier Rosse die Weltrichtungen bedeuten, s. z. St.

2) Eine babylonische Darstellung ist mir nicht bekannt. Vgl. die mit den kosmisch-mythologischen Gestalten von Sendschirli verwandte phönizische Stele von Amrit, die den Löwen über dem doppelgipfligen Berge zeigt und auf ihm eine Göttergestalt, darüber den Mond. S. v. Landau, Beitr. zur Altertumsk. III, 1 ff. Ein zweigipfliger Berg ist bei Tokyo das Heiligtum des Schöpfer-Geschwisterpaares der Shinto-Lehre; sie entsprechen Sonne und Mond, s. Kap. III unter Japan.

3) S. Boll, Sphaera, Tafel VI.

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4) Winckler, OLZ 1904, 103 Krit. Schr. III, 110; Gesch. Isr. II, 108, MVAG 1901, 306. 345. Auch auf der koptischen Tafel S. 58 Abb. 22 bilden Sonne und Mond den Mittelpunkt des durch die Schlange und die vier Tiere der Weltecken gekennzeichneten Weltkreises.

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