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oft genug,,kultisches Versehen"; egû scheint ,,Versäumnis“ zu heißen, killatu,,schlechte", eig.,,leichte Handlung"; die Schlußzeilen des Epos Enuma eliš sprechen von annu und killatu wider die Gottheit. Sehr zu beachten ist auch, daß in den Hammurabigesetzen arnu den Schaden bedeutet, der mit der Rechtsbeugung (d. i. immer Vermögensverletzung) verknüpft ist, hitîtu aber den objektiven Schaden.

Und doch würde man sehr irren, wenn man annehmen wollte, daß der Babylonier unter Sünde nicht auch sittliche Mängel und Schäden begreift. Die Beschwörungstafeln der Šurpu-Serie1 zeigen, was man im einzelnen Falle unter Sünde versteht:

Hat er Vater und Sohn entzweit,

hat er Mutter und Tochter entzweit,

hat er Schwiegermutter und Schwiegertochter entzweit,

hat er Bruder und Bruder entzweit,

hat er Freund und Freund entzweit,

hat er einen Gefangenen nicht freigelassen,

einen Gebundenen nicht gelöst?

Ist's Gewalttat gegen das Oberhaupt (?), Haß gegen den älteren Bruder,

hat er Vater und Mutter verachtet, die ältere Schwester beleidigt,

der jüngeren (Schwester) gegeben, der älteren verweigert,

zu Nein Ja

zu Ja Nein gesagt, Unlauteres gesprochen, Frevelhaftes gesprochen, falsche Wage gebraucht,

falsches Geld genommen,

einen rechtmäßigen Sohn enterbt, einen unrechtmäßigen eingesetzt,

falsche Grenze gezogen,

Grenze, Mark und Gebiet verrückt?

Hat er seines Nächsten Haus betreten,

seines Nächsten Weib sich genaht,

seines Nächsten Blut vergossen,

seines Nächsten Kleid geraubt?

Hat er aus seiner Gewalt (?) einen Mann nicht gelassen,

einen braven Mann aus der Familie vertrieben,

eine wohlvereinte Sippe zersprengt,

gegen einen Vorgesetzten sich erhoben?

War er mit dem Munde aufrichtig, im Herzen falsch?
Mit dem Munde voller Ja, im Herzen voller Nein?
Ist's wegen Ungerechtigkeit, auf die er sann,

1) Herausgegeben und erklärt von Zimmern, Beiträge; die Texte scheinen in der vorliegenden Rezension nach der Götteraufzählung aus der Babylon- (Marduk -) Epoche zu stammen (alle Götter, auch die ausländischen wie die kossäischen und die von Elam, das ja zu Babylon zeitweise gehörte, werden angerufen, vor allem Šamaš und Marduk), aber sie werden viel älteren Ursprungs sein.

um Gerechte zu vertreiben, zu vernichten,

zu freveln, zu rauben, rauben zu lassen, mit Bösem sich zu befassen?

Ist unflätig sein Mund,

widerspenstig seine Lippen?

Hat er Unlauteres gelehrt, Ungeziemendes unterwiesen?

Hat er mit Zauberei und Hexerei sich befaßt?

Hat er mit Herz und Mund versprochen, aber nicht gehalten,

durch ein (nicht innegehaltenes) Geschenk den Namen seines Gottes

etwas geweiht, aber zurückbehalten,

etwas geschenkt (das Opferfleisch) ... aber es gegessen?

Gelöst werde, wodurch er auch immer gebannt ist.

Ob er solches, das für seine Stadt ein Greuel, gegessen,

ein Gerede über seine Stadt ausgesprengt,

den Ruf seiner Stadt schlecht gemacht,

ob er einem Gebannten entgegen gegangen,

miẞachtet,

ob er mit einem Gebannten Gemeinschaft gehabt (in seinem Bett geschlafen, auf seinem Stuhl gesessen, aus seinem Becher getrunken)?

Auf der 3. Tafel Šurpu wird angenommen, daß auf einem der Bann ruhen kann,

weil er jemand durch Bestechung zum Recht verholfen hat, Pflanzen aus dem Feld ausgerissen,

Rohr im Dickicht abgeschnitten hat,

für einen Tag um eine Rinne gebeten wurde und es abgeschlagen hat, für einen Tag um einen Wasserbehälter gebeten wurde und hat es ab

des Nächsten Kanal verstopft,

statt den Gegnern zu willfahren, ihnen Feind geblieben, einen Fluß verunreinigt, oder in einen Fluß gespieen hat.

geschlagen,

Alle Verfehlungen, die die Kehrseite des 2. und 3.-10. Gebotes bilden, kann man aus diesen Texten herauslesen, einige sogar in der Reihenfolge des Dekalogs (s. zu 2 Mos 20)1. Dazu kommen soziale Vergehungen, die übrigens höchst interessante Blicke in das bürgerliche Leben der Babylonier gestatten. Aber je deutlicher die Verwandtschaft zwischen babylonischen und biblischen Gedanken aufgezeigt wird, um so klarer muß auch der tiefgehende Unterschied zutage treten. Die biblischen Bußpsalmen sind religiös ungleich wertvoller. Sie ruhen auf einem

1) Zum 2. und 3. Gebot, natürlich mutatis mutandis vgl. die Stelle IV R 60* (S. 211), die vom leichtsinnigen und ehrfurchtsvollen Aussprechen des Namens Gottes, von der Feier des Tages der Verehrung Gottes unter Beten und Singen handelt.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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klaren Bewußtsein vom Verhältnis des Menschen zu Gott und sie kennen die innere sittliche Verantwortlichkeit. Man hat mit Recht gesagt, daß die liturgische Formel ,,unbekannter Gott",,,unbekannte Göttin" wie eine Parodie klingt auf Worte wie Ps 51, 6:,,An dir allein hab ich gesündigt und übel in deinen Augen getan." Wo sind in den babylonischen Psalmen Gedanken zu finden, wie Ps 32, 5: „Ich sprach, ich will dem Herrn meine Sünde bekennen, da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde“; Ps 51, 12:,,Schaffe in mir Gott ein reines Herz" 1?

Daß den Babyloniern bei solcher Betonung von Sünde und Schuld der Gedanke an einen ,,Sündenfall" am Anfang der Menschengeschichte nicht fern gelegen hat, ist zu erwarten. In der Tat zeigt die Auffassung der Sintflut als einer Strafe, die um der Frevel der Menschen willen gekommen ist, und die Mythen von Strafheimsuchungen, die der Sintflut vorausgegangen sind und deren Höhepunkt das Verderben der Flut war (s. dazu S. 233), daß man von Sünden der Urzeit redete.

Schließlich sei noch ein Text2 mitgeteilt, der in der ausgezeichneten Interpretierung H. Zimmerns in weiten Kreisen bekannt geworden ist und berechtigtes Interesse erweckt hat, weil er uns wie kein anderer einen tiefen Blick tun läßt in die Psychologie des babylonischen Büßers und in die gesamte Weltanschauung des außerbiblischen vorderen Orients:,,Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt".

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Der Wahrsager deutete nicht

so

über das (Lebens)ziel ging es hinaus. da steht es schlimm, ja schlimm; mein Wohlergehen erblicke ich

nicht. gewährte er mir nicht sein Antlitz, so erhob sich ihr Haupt nicht. durch Wahrsagung die Zukunft, mein Recht nicht her.

durch eine Spende stellte der Seher

Ging ich den Totenbeschwörer an, so ließ er mich nichts vernehmen, der Zauberer löste nicht durch ein Zaubermittel meinen Bann. Was für verkehrte Dinge in der Welt!

Blickte ich hinter mich, Als ob ich eine Spende oder bei der Mahlzeit

so verfolgte mich Mühsal.

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meinem Gott nicht dargebracht hätte, meine Göttin nicht angerufen worden wäre,

1) Vgl. Fr. Jeremias bei Chantepie de la Saussaye, Religionsgesch.3 322 f.; Sellin, Ertrag der Ausgrabungen S. 17.

2) Zimmern, zuletzt AO VII, 3, S. 28 ff. Text: IV R 60*. Zu diesem alten Texte existiert ein philologischer Kommentar in Keilschrift V R 47; vgl. auch Delitzsch, BB III, 54.

mein Antlitz nicht niedergeschlagen,

(wie einer), in dessen Munde stockten (bei dem) der Tag Gottes aufhörte, der nachlässig war,

mein Fußfall nicht sichtbar
gewesen wäre;
Gebet und Flehen,
der Festtag ausfiel;

auf (der Götter) Ausspruch (?) nicht achtete, Furcht und Verehrung (Gottes) seine Leute nicht lehrte; der seinen Gott nicht anrief, von seiner Speise aß,

seine Göttin verließ, ein Schriftstück (?) ihr nicht brachte; der den, der geehrt war, seinen Herrn, vergaß, den Namen seines mächtigen Gottes

Ich selbst aber dachte nur

geringschätzig aussprach

an Gebet und Flehen,
Opfer meine Ordnung.

Gebet war meine Regel,
Der Tag der Gottes-Verehrung

so erschien ich.

war meine Herzenslust,

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der Tag der Nachfolge der Göttin war (mir) Gewinn und Reichtum. Dem König zu huldigen,

auch ihm zu spielen,

Ich lehrte mein Land

das war meine Freude,

das war mir angenehm.

auf den Namen Gottes zu achten,

den Namen der Göttin zu ehren, unterwies ich meine Leute. 30 Die Verehrung des Königs. machte ich riesen@gleich,

auch in der Ehrfurcht vor dem Palaste

unterwies ich das Volk.

Wüßte ich doch, daß vor Gott solches wohlgefällig ist! Was aber einem selbst gut erscheint, das ist bei Gott schlecht; was nach jemandes Sinn verächtlich ist, das ist bei seinem Gotte

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Wer verstünde den Rat der Götter im Himmel,
den Plan eines Gottes, voll von Dunkelheit (?),
Wie verstünden den Weg eines Gottes die blöden Menschen!

Der am Abend noch lebte, war am Morgen tot, plötzlich ward er betrübt,

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so sprechen sie vom Hinabfahren zur Hölle, (fehlt ein größeres Stück 2)

das Haus geworden.

Zum Gefängnis ist mir
In die Fessel meines Fleisches

1) Nämlich der Menschen.

sind meine Arme gelegt,

2) Einige Zeilen der Lücke können aus dem Kommentar zu diesem Texte, sowie aus einem Konstantinopeler Duplikat ergänzt werden. Dieselben enthalten bereits eine Schilderung des Leidenszustandes des Sprechenden, eingeleitet durch die Worte: Ein böser Totengeist ist aus seinem Loche hervorgekommen“ (Zimmern).

in meine eigenen Bande

sind meine Füße geworfen. (fehlt eine Zeile)

voll von ... ..

der Stich war gewaltig. 20

Mit einer Peitsche hat er mich geschlagen,
mit seinem Stabe hat er mich durchbohrt,
Den ganzen Tag verfolgt der Verfolger mich,
inmitten der Nacht läßt er nicht

mich aufatmen einen Augenblick.

Durch Zerreißen (?) sind gesprengt meine Gelenke, meine Gliedmaßen sind aufgelöst, sind....

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In meinem Kote wälzte (?) ich mich wie ein Stier, war begossen wie ein Schaf mit meinem Unrat. Meine Fiebererscheinungen sind dem Zauberer unklar geblieben (?); auch hat meine Vorzeichen der Wahrsager dunkel gelassen. Nicht hat der Beschwörer meinen Krankheitszustand gut behandelt; auch gab einen Endpunkt für mein Siechtum der Wahrsager

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Nicht half mir mein Gott, faßte mich nicht bei der Hand, nicht erbarmte sich meiner meine Göttin, ging mir nicht zur Seite. man machte sich an meine Beisetzung (?),

Geöffnet war (schon) der Sarg,

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ohne schon tot zu sein, ward die Wehklage um mich vollführt. Mein ganzes Land rief: Wie ist er übel zugerichtet!" Da solches mein Feind hörte, erglänzte sein Angesicht; meiner Feindin (?) verkündete man es, ihr (?) Sinn ward heiter.

Ich weiß (aber) eine Zeit wo inmitten der Manen

für meine gesamte Familie,

ihre Göttlichkeit geehrt sein wird1.“

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Für das Kapitel Sünde und Sündenfall bietet in gewisser Beziehung noch wertvolleres Material die Religion des Avesta. Wir haben S. 147 ff. die avestische Lehre kennen gelernt, nach der zwei Welten im Kampfe stehen, die Welt des Ahuramazda und die Welt des Ahriman. Zarathustras Theologie hat den Schauplatz des Kampfes in die Seele des Menschen verlegt. Ahriman ist Ursache der Sünde. Yima, der Repräsentant des goldenen Zeitalters (S. 149), „der gute Hirte, der über die sieben Weltgegenden herrschte", fand an falschen und unwahren Worten Gefallen, und die Herrlichkeit flog in Gestalt eines Vogels von ihm weg. Die Vollendung der Erlösung in der Welterneuerung wird mit Ahriman auch die Sünde vernichten. Die Verbindung des finstren chaotischen Ungeheuers, das als Drache oder Schlange erscheint, mit dem Verführer zur Sünde ist in der Religion Zarathustras deutlich vorhanden. Der biblischen Anschauung liegt sie ebenfalls zugrunde, wenn es auch in unsern

1) Die Übersetzung der beiden letzten Zeilen ist sehr unsicher.
2) Yast 19, 31 ff. Orelli, Religionsgesch. 549.

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