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1 Mos 5, 29 (Noah als Erlöser), s. S. 250 und vgl. S. 119. 1 Mos 6, 3:,,Die Lebensdauer betrage 120 Jahre". Das gilt als Strafgericht, vgl. 1 Sa 2, 31f. Es gab vielleicht wirklich längere Lebensdauer in früheren Zeitaltern. Die Hammurabidynastie in Babylon zeigt z. B. riesige Regierungszeiten und dementsprechend Lebensalter.

1 Mos 6, 4. Aus dem Umgang der bene ha-elohim mit den Menschen entstanden ,,Riesen, die in uralter Zeit hochberühmt waren". Es ist hier das Heroenzeitalter angedeutet, das im Mythus zwischen Göttern und Menschengeschlecht liegt (z. B. Marduk als Adapa Heros s. S. 97), wie die im GilgamešEpos erwähnten Helden, die in der Unterwelt wohnen, wie die Giganten der Griechen, die Zeus in den Tartaros stürzt. Jos. Ant. I, 3, 1 vergleicht die Riesen mit den Giganten der Griechen1. Bar. 3, 26 ff.:,,Dort (in Gottes Haus, d. h. in der Welt) wurden. die Riesen geboren, die hochberühmten, die uralten, die Männer hohen Wuchses."

In außerbiblischen Traditionen sind die ,,Riesen" mit der Turmbaugeschichte verwoben, s. Kap. 12.

Achtes Kapitel.

Biblische Weltzeitalter.

Die Weltentwicklung wird aufgefaßt als ein Zyklus, als Kreislauf eines Weltenjahres, das dem Mondjahr oder dem. Sonnenjahr entspricht, je nach der Betonung des Mondes oder der Sonne im astrologischen System. Das ergibt als Weltzeitalter entweder die Vierteilung in vier Weltjahreszeiten oder die Zwölfteilung nach Monaten oder die Teilung in 72 (beziehent

1) Die Heroenzeit wird hier mit dem später ausgesponnenen Engelfall verbunden. Die Engel stürzen aus der himmlischen Welt in die Materie. Der j. Targum z. St. nennt ihre Namen. Die rabbinische Sage läßt schon Eva mit Sammael verkehren.

2) So die 12 Weltzeitalter der Etrusker S. 154, auf das Dezimalsystem übertragen; wie die 12000 Jahre Weltdauer bei Zoroaster. Vgl. z. B. IV Esr 14, 11; Apk Ba 53. Vgl. auch die 12000 Jahre der Inder (die Flut tritt ein, wenn Brahma schläft), s. F. Schlegel, Weisheit der Inder 230; 12000 Jahre als Zeitalter der Götter in Manus Gesetzbuch (I, 72). Auch die Zyklen des Berosus (36000 Jahre) sind wohl als 12mal 3000 nach den

lich 70 nach dem Mondsystem) Fünferwochen; der Theorie nach wäre auch möglich die Teilung in 52 (50 nach dem Mondsystem) Siebenerwochen. Die Berechnung, wann ein Äon be-' ginnt, ist Sache der jeweiligen Spekulation. Von den Weltzeitaltern war S. 62 ff. die Rede. Die biblischen Schriftsteller wollen zum Teil von dem System nichts wissen. An seine Stelle tritt die Weltregierung Gottes. Aber sie kennen die Theorie, und wir finden gerade unter den Erzählern, denen,,wissenschaftliche Kenntnisse zugetraut werden können, Versuche, die Äonen spekulativ auf die gesamte Weltentwicklung anzuwenden (a) oder auf einzelne historische oder apokalyptische Stücke des Weltlaufs zu übertragen (bc):

a) Die Priesterschrift mit ihren sieben (?) Toledoth1:

1. Das Zeitalter ,,des Himmels und der Erde" mit den 7,,Tagen" der Schöpfungen2, 1 Mos 2, 4.

2. Das Zeitalter Adams 1 Mos 5, 1: die Urväter mit den riesigen Lebensaltern 3.

3. Das Zeitalter Noahs nach der Flut 1 Mos 6, 9.

4. Das Zeitalter Terachs (Abraham) 1 Mos II, 27.
5. Das Zeitalter des Moses.

[6. Das Zeitalter Davids, s. Ruth 4, 18.

7. Das Zeitalter, das der priesterliche Redaktor als ,,neue Zeit" verherrlicht haben wird Josia? Esra?]

b) Die vier geschichtlichen" Weltzeitalter in Da 7.

c) Speziell auf Perioden der Endzeit übertragen: 70 Wochen (šabû'im) bei Da 9, 24 f.; die 12 letzten,,Hirten" Henoch 90, 17 (Kautzsch, Pseudepigr. 296), die 12 Perioden der Drangsale Apk

zwölf Tierkreiszeichen zu verstehen. Das Dezimalsystem ist sekundär. Der,,falsche Orpheus“ Orph. Argon. 1100 gibt 12 Myriadenjahre als Dauer des Weltjahres an.

1) Siehe Gunkel, Genesis 241 ff., Zimmern KAT3 542. Gunkel hat bereits gesehen, daß die Toledoth des Adam, Noah, Terach, Moses Weltzeitaltern entsprechen. Aber keinesfalls handelt es sich hier um die Vierzahl. S. auch Anm. 2.

2) Daß hier Toledoth 1 Mos 2, 4 nichts andres bedeutet, als an den andern Stellen (gegen Kautzsch), hat Hommel in seinem Grundriß S. 182 Anm. 3 mit Recht hervorgehoben.

3) Wenn in den Zahlen,,Weltmonate" sich verbergen (s. Zimmern KAT3 541), so ist das keinesfalls im Sinne von 10 12 des gesamten Zyklus zu verstehen (s. Zimmern 1. c. 541, 556). Die einzelnen Äonen spiegeln für sich wieder den Weltenzyklus ab.

*) Vgl. die 70 Jahre Jer 25, 11 und zum Übergang der Jahre in Tage Winckler, KAT 334, s. auch S. 225 Anm. 1.

3

Baruch 27 (ib. S. 421); die 4 Etappen der Endzeit Apk 6, 1 ff., 8, 6ff. gehören hierher1.

Mit besonderer Vorliebe hat die spätere jüdische Literatur die alte Lehre von den Weltzeitaltern aufgegriffen. In dem Buch der Jubiläen, das man neuerdings in die Makkabäerzeit verlegt und das dem Priesterkodex nahe verwandt ist, rechnet man nach Jahrwochen und Weltjahren. I, 29 redet von Tafeln (!), auf die die Weltjahre bis zur Welterneuerung eingezeichnet sind. Im Buche Henoch 2 scheinen sieben Perioden von Adam an gezählt zu sein. Wie tief diese Spekulationen bis in späte christliche Zeiten gewirkt haben, zeigt der Sachsenspiegel 3, der die Streitfrage, ob es sechs oder sieben Heerschilde (ebenbürtige Ritterklassen) gibt, dahin entscheidet: es stehe damit wie mit dem 7. Weltzeitalter. Man wisse nicht, ob es sieben oder sechs gebe. Er selbst tritt für sieben Heerschilde und Weltzeitalter ein und beruft sich auf,,Origenes", wo sechs Zeitalter bis zur Menschwerdung Gottes gezählt werden; das 7. ist dann das, in dem der Ritter Eike von Repgau den Sachsenspiegel schreibt 5.

Am Beginn jedes Weltzeitalters steht der Lehrer“. So scheint bei Berosus' Urvätern eine viermalige Offenbarung je an der Wende der vier Quartale des Weltjahres gedacht zu sein“. Die Gottesoffenbarungen in der priesterlichen Erzählung von Adam, Noah, Abraham, Mose entsprechen dieser Spekulation 7.

Spätere jüdische Spekulationen nennen als Lehrer: 1. Seth, unter dem man den Namen Jahve zuerst anrief; 2. Noah, der die sieben Gebote lehrte; 3. Moses, der Gesetzgeber; als 4. gilt

1) Die 10 Wochen der Endzeit bei Henoch 93 wie die 10,,Tage" Endzeit Apk 2, 10 gehören demselben Motiv an wie iom kippor als 10. Tag (Befreiungstag) nach dem jüdischen Herbst-Neujahr, das Gerichtszeit bedeutet, vgl. BNT 70 f.

2) 85 ff. (Kautzsch, Pseudepigr. 289 ff.).
3) Ausgabe von Homeyer, 3. Aufl. 1861.

4) Gemeint ist Isidorus von Sevilla in seinem Werke Etymologiarum seu originum libri XX (V, 38, s. Migne SL 83, 1017ff.). Aber es stimmt nicht ganz zu Isidor. Dieser nennt Adam, Noah, Abraham, David, Auswanderung nach Babylon, Menschwerdung als Anfänge der sechs Zeitalter; der Sachsenspiegel: Adam, Noah, Abraham, Mose, David, Menschwerdung. ") Die orientalischen Geschichtsdarstellungen haben die Tendenz, den Eintritt eines neuen Zeitalters nachzuweisen. Berosus zeigt, daß die Seleuciden (Alexander) das neue Zeitalter brachten, s. KAT 3 317.

6) Zimmern KAT3 542.

1

7) Gunkel, Genesis 241 ff. Jeremias, A. Test. 2. Au fl.

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der erwartete David. Mit dieser Lehre verbindet sich eine Art Seelenwanderungs-Theorie (Gilgul): die Seele Seths geht in Noah über, die Seele Noahs in Moses.

Auch die Zweiteilung in das gegenwärtige und zukünftige Weltzeitalter ( und san) geht im letzten Grunde auf die astrale Weltanschauung zurück. Aber hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen der babylonischen und biblischen Weltanschauung. Die babylonischen „,wissenschaftlichen“ Berechnungen wissen nichts von einer Segenszeit jenseits des Weltuntergangs. Eine Apokatastasis und Palingenesie findet sich nur in der Theologie Zoroasters, dessen theologische Anwendung der „Lehre“ eine Parallele zur biblischen Theologie bildet.

Neuntes Kapitel.

Außerbiblische Traditionen über die Sintflut1.

Babylonien.

Daß die biblische Erzählung mit einer babylonischen Sintfluttradition verwandt ist, wußte man längst vor Entdeckung der Keilinschriften. Abydenus und Alexander Polyhistor hatten die Erzählung des babylonischen Priesters Berosus von der großen Flut (μέγας κατακλυσμός) übermittelt.

Die Überlieferung nach Berosus2.

,,Alexander (Polyhistor) erzählt nach der chaldäischen Schrift ferner folgendermaßen: Nach dem Tode des Ardatos regierte sein Sohn Xisuthros 18 Saren. Unter diesem habe eine große Überflutung statt

1) Eine Flutüberlieferung im größern Stile kann fast an allen Enden der Welt nachgewiesen werden. Andrée, „Die Flutsagen ethnographisch betrachtet" (1891) hat 60 Flutsagen gesammelt. Er kommt zu dem Resultat, daß 40 davon genuin seien, während 20 mit der babylonischen Sage durch Zusätze oder als Nachbildungen zusammenhängen. Das ist keinesfalls richtig. Vgl. S. 239. Literarische Abhängigkeit spielt auch hier nicht die Hauptrolle. Es handelt sich wie bei der Kosmogonie um Überlieferungen, die durch die Welt wandern, deren Ursitz vielleicht das Euphratland ist. 2) Syncellus 53, 19-56, 3; Euseb. chron. I, 19 ff. Fragm. hist. Graec. II, 501f. Vgl. Abydenus, Fragm. hist. Graec. IV, 281. Der Bericht weicht vielfach von der uns bekannten keilschriftlichen Rezension ab. Die eigentliche Vorlage des Berosus, die auf Babylon zugeschnitten war, ist noch nicht gefunden.

gefunden. Die Erzählung darüber laute folgendermaßen: Kronos1 sei ihm im Traum erschienen und habe ihm gesagt, daß am 15. Daisios die Menschheit durch eine Überflutung vernichtet werden solle. Er habe ihm daher befohlen, mit Schriftzeichen alle Dinge nach Anfang, Mitte und Ende einzugraben und in der Stadt Sippar niederzulegen, dann ein Fahrzeug zu bauen und mit den Verwandten und Nahestehenden hineinzugehen. Auch Vorräte sollten sie hineintun und geflügelte und vierfüßige Tiere hineinbringen, und losfahren, wenn alles versorgt sei. Wenn man ihn aber frage, wohin er fahre, solle er antworten: ,,zu den Göttern, um für das Wohlergehen der Menschen zu bitten". Xisuthros habe gehorcht und ein Fahrzeug von fünf (Var. des Armenius: 15) Stadien Länge und zwei Stadien Breite gebaut. Dann habe er alles Angeordnete ausgeführt und Weib und Kind, sowie die ihm Nahestehenden hineingebracht.

Abb. 74: Altbabylonischer Siegelzylinder. Zur Sintflut gehörig?

Als aber die Überflutung geschehen sei, habe er sofort nach ihrem Aufhören einige der Vögel losgelassen. Diese hätten aber keinen Ort gefunden, wo sie sich niederlassen konnten, und seien deshalb in das Schiff zurückgekommen. Darauf habe er nach einigen Tagen sie wieder losgelassen, und sie seien zurückgekommen mit von Erde beschmutzten Füssen. Als er sie dann zum drittenmal losgelassen habe, seien sie nicht mehr in das Schiff zurückgekommen. Daraus habe Xisuthros entnommen, daß die Erde wieder emporgetaucht sei. Er habe deshalb ein Stück von den Fugen des Schiffes auseinandergetan und gesehen, daß das Schiff an einen Berg getrieben sei. Darauf sei er mit Weib und Tochter und dem Steuermann herausgegangen, habe sich anbetend auf die Erde niedergeworfen und einen Altar errichtet. Nachdem er auf diesem den Göttern geopfert habe, sei er mit den aus dem Schiffe Gegangenen verschwunden. Die im Schiffe Zurückgebliebenen seien, als Xisuthros mit jenen nicht wieder zurückkam, ebenfalls herausgetreten und hätten ihn gesucht, indem sie ihn mit Namen riefen. Er selbst sei ihnen dabei zwar nicht wieder sichtbar geworden, es sei aber eine Stimme vom Himmel gekommen, welche ihnen zurief, gottesfürchtig zu sein, denn auch er selbst sei wegen seiner Gottesfurcht dazu gekommen, mit den Göttern zu wohnen. Derselben Ehre seien aber auch seine Frau und Tochter und der Steuermann teilhaftig geworden. Er befahl ihnen aber auch, daß sie wieder nach Babylon zurückkehren sollten und daß es ihnen bestimmt sei, die Schriften aus Sippar zu entnehmen und unter den Menschen zu verbreiten. Die Stelle, wo sie seien, sei in Armenien.

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2) In der Vollmondnacht des Monats Sivan.

3) S. 47. In Sippar liegt Wortspiel mit sepher (šipru) Offenbarungsbuch (vgl. das biblische Kirjat-sepher), s. S. 43 und vgl. S. 241 Anm. 2.

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