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zwar den Strich, bei dem es nach Ägypten „durch“ geht. Da unter Kus wegen der arabischen Söhne sicher zugleich an die arabische Landschaft gedacht ist, und da sich das Reich Punt (Put, s. unten) anschließt, so wäre von vornherein zu erwarten, daß auch hier das arabische Land gemeint ist. Aber der Verfasser von v. 13 denkt, wie die ,,Söhne" zeigen, an das eigentliche Ägypten. Für Musri-Arabien würde die geographisch-politische Situation sprechen. Der betreffende arabische Landstrich heißt in den Keilinschriften Musri (hebräisch also etwa Moṣar), in den minäischen Inschriften Musran (immer mit Artikel). Hier befand sich eine Handelskolonie des Reiches Ma'in (Minäer), deren Haupthandelsartikel Weihrauch und Myrrhen gewesen sein mögen. Es ist das biblische Midian1. Die,,midianitischen" Kaufleute der Josefsgeschichte sind Minäer, der midianitische Schwiegervater Jethros ist Minäer. In den Zeiten des Niederganges des minäischen Reiches 2 wurde die Kolonie in Musri unabhängig. Als im 8. Jahrhundert, also in der Zeit, in der der Verfasser unsrer Stelle schrieb, die assyrischen Könige nach Nordarabien kamen, war Muṣri unabhängig. In diese Zeit (nach Hommel ca. 1000 v. Chr.) gehört nach Winckler u. a. die berühmte Inschrift Glaser 1155 Halévy 535 3, die vom Statthalter von Muṣran und den Minäern von Muṣran spricht, die einen Handelszug nach Ägypten, A'šur (nach Hommel Edom) und Ibr naharan unternahmen und die uns die Sabäer (s. unten S. 265) auf dem Zuge nach dem Süden zeigt.

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Put. Die Sept. gibt Put bei Ezechiel und Jeremia mit ,,Libyer" wieder. Gemeint ist das Reich Punt (ägyptisch Pwnt), das die Landstriche zu beiden Seiten des Roten Meeres umfaßte. Es hatte bereits mit dem ägyptischen Reiche enge Handelsverbindung gehabt und stand im 8. und 7. Jahrhundert gleichwie Kus in naher Beziehung zu Ägypten. Dieses Punt

reichte weit nach Arabien hinein und auf afrikanischer Seite ziemlich weit nördlich über die Meerenge von Bab el Mandeb hinaus, wobei wiederum zu bedenken ist, daß dieser Teil Afrikas einschließlich Ägyptens im Altertum zu Asien gerechnet wurde.

1) Nach Grimme, Lit. Rundschau 1904, 346 ist Midian vielmehr M-d-j der nachher erwähnten Inschrift Glaser 1155. Zur Musri-Frage s. zuletzt MVAG 1906, 102 ff.

2) Im 7. Jahrhundert ist es von den aus Norden gekommenen Sabäern abgelöst, s. zu Saba S. 265.

3) MVAG 1898 Tafel zu S. 56 vgl. S. 20; AO III, 1.

+) S. W. M. Müller, Asien und Europa, 106 ff.

Ed. Glaser, MVAG, 1899, 3, 51 ff. meint, daß unter Pwnt vom ägyptischen Standpunkte aus schließlich die gesamten Völker Südarabiens und der Ostküste Afrikas zu verstehen sind, und meint gerade deshalb, daß in der Bibel eher Kuš als Put diesen Gesamtbegriff wiedergibt. Jedenfalls liegt dem Put der Völkertafel ein allgemeiner dunkler geographischer, nicht ethnographischer Begriff zugrunde. Daraus erklärt sich wohl auch, daß die Völkertafel bei Put auf Unterabteilungen verzichtet.

Und Kanaan. Kanaan steht hier wie auch sonst für Ham. Die Ham-Bevölkerung ist die Sklavenwelt, die der Sem-Bevölkerung dienstbar sein soll (1 Mos 9, 26 f.). Der Verfasser unserer Stelle setzt dafür Kanaan, d. h. die Bevölkerung, die im eigenen Lande als unterjochte Urbevölkerung diese Sklavenrolle spielen. soll. Von diesem politischen Gesichtspunkte aus ist es vielleicht nachträglich hier bei den ,,Südländern" eingeschoben.

10, 7: Und die Söhne von Kuš: Šeba, Hevila, Sabta, Racma und Sabtcha; die Söhne Raemas waren Šeba und Dedan.

Die Namen Šeba, Hevila und Dedan genügen, um zu zeigen, daß wir uns in Arabien befinden, nicht auf ägyptischem Boden, wie Holzinger, Genesis bei Šeba meint. Daß arabische Distrikte als,,Söhne Kuš's" erscheinen, erklärt sich aus dem zu Misraim, Kuš, Put Gesagten, s. noch zu 10, 8f. Hevila vertritt die arabische Landschaft in Zentral- und Nordostarabien, s. Glaser, Skizze II, 323 ff. Bei Sabta (Sabteha Variante?) denkt man an Sabota, die Hauptstadt von Hadramaut, der südarabischen Landschaft östlich von Jemen, deren Land und Ruinen neuerdings viel bereist und untersucht worden sind (Literatur bei Guthe, Bibelwörterbuch S. 244). Glaser, Skizze II, 252 denkt bei Sabta an das bei Ptolemäus erwähnte Záqda am persischen Meere1. Hadramaut (Haşarmaveth) wird zwar v. 26 besonders erwähnt, aber dort gehört es nicht hin, denn dort sind nicht mehr Völker und Stämme aufgezählt, sondern (mit Ausnahme der zwölf Söhne Joktans, s. unten S. 276 f.) Heroen; es ist vielleicht von hier nach v. 26 versprengt. Raema (1 Chr 1, 9 Ragema, Septuaginta Regma) wird wie hier mit Saba zusammen genannt. Auf der oben erwähnten minäischen Inschrift Glaser 1155 wird bei Zeile 2 berichtet, daß die Götter sich den Statthaltern von Musr und vom musrischen Main (minäische Kolonie in Musr, s. S. 263) erkenntlich erwiesen für den Bau eines Terrassenturmes und ,,sie bewahrten sie vor den Angriffen, womit sie angriff Saba' und

1) Anders Hommel, Aufs. u. Abh. 315.

Haulân auf dem Wege (?) zwischen Ma'în und Ragmat (Hauptstadt von Nedjrân) und aus dem Kriege, der stattfand zwischen dem . . . des Südens und dem des Nordens". Die Verbindung mit dem biblischen Raema verbietet anscheinend der Lautbestand.

Saba. Gemeint sind die Sabäer, die späteren Erben des minäischen Reiches (s. die überzeugenden Ausführungen bei Glaser, Skizze I). Das Das Reich von Saba" ist bei Abfassung von I Mos IO noch nicht vorhanden. In den assyrischen Inschriften Tiglatpilesers III. und Sargons erscheinen die Sabäer als Verbündete der Aribi, sind noch nicht im Besitze von Jemen, sondern im nordarabischen Djof. Die oben erwähnte minäische Inschrift erwähnt die Sabäer als bedrohenden Feind. Da zur Zeit der Niederschrift unserer Stelle die Sabäer noch keine festen Sitze hatten, erklärt sich Seba vielleicht als Variante: dem Schreiber schwebt irgendein Teil der Sabäer vor.

Zu

Dedan sind ebenfalls in Nordarabien zu suchen. Ezechiels Zeit (Ez 25, 13, vgl. Jer 25, 23; 49, 8) grenzen ihre Sitze an Edom. Glaser II, 329ff. sucht sie wohl richtig in den Distrikten nördlich von Medina bis zur edomitischen Grenze. Vielleicht sind sie auch in der 31. Zeile der Mesa-Inschrift erwähnt.

10, 8f.: Und Kuš erzeugte den Nimrod; dieser fing an, ein Gewaltiger zu werden auf der Erde. Dieser war ein gewaltiger Jäger vor Jahve, daher pflegt man zu sagen: cin gewaltiger Jäger vor Jahve, wie Nimrod.

Da wir nach den bisherigen Ausführungen in v. 7 in Arabien sind, so ist wenigstens im Sinne des Verfassers unsrer Stelle die Nationalität von Nimrod bestimmt: er ist der Heros eponymos der aus der Völkerkammer Arabiens auftauchenden semitischen Völker. Dazu würde stimmen, daß er nach v. 8b sprichwörtlich ist auf kanaanäischem Boden2.

Auf babylonischem Boden begegnet uns der gewaltige Jäger in der Gestalt des Gilgames (Izdubar). Gilgameš ist Licht

1) Eine Verbindung mit Jareb Ho 5, 13 Hommel, Aufs. u. Abh. 230 ff., besteht nicht; die spätere Hauptstadt der Sabäer hieß Marjab, doch s. zu Jareb S. 277. S. zu den Sabäern auch Winckler, MVAG 1898, 18; 22f. Weber, AO III, 1.

2) Wir dürfen übrigens vermuten, daß die noch heute fortlebende arabische Nimrod - Tradition nicht allein an 1 Mos 10 anknüpft, sondern wenigstens teilweise außerbiblischen Ursprungs ist, ebenso wie die Nimrod-Überlieferung des Talmud.

heros1 Der Name könnte babylonisiert nâmir-uddu heißen, d. h.,,glänzendes Licht" 2. Die auf Siegelzylindern häufige Gestalt (mit sieben Locken!), die einen Löwen spielend erwürgt (Abb. 78-80), stellt höchstwahrscheinlich den Gilgameš - Nimrod dar.

Gunkel 146 übersetzt,, ein gewaltiger Jäger trotz Jahve" und sieht darin einen Orion-Mythus, der,,trotz Jahve", d. h. also am Himmel zu jagen wagt, und darum an den Himmel gefesselt ist, Hi 38, 31. In der Tat wird Nimrod mit Orion identifiziert, nach Chron. pasch. 64 bei den Persern und nach Cedrenus 27. 28 bei den Assyrern, s. Stucken, Astralmythen S. 27 f. Man könnte ebensogut sagen: Orion ist der Jäger Osiris (bei den Ägyptern ist Osiris oft als Herrschergestalt des Orion gedacht, s. zu 1 Mos 32, 11) oder der Jäger Tammuz; der Auf- und Untergang des Orion fällt mit den kritischen Tammuz-Punkten, den Punkten der Sonnenwenden, zusammen (vgl. hierzu S. 88 ff. 114 ff.). Es mag wohl an unsrer Stelle der Doppelsinn beabsichtigt sein; aber zu ausschließlicher BeRelief an assyr. Palästen. deutung,,trotz Jahve" paßt das Sprichwort nicht,

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Abb. 78: Gilgames der
Löwentöter.

das doch einen Heroen verherrlicht.

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Abb. 79: Gilgameš im Kampfe mit dem Löwen. Babylon. Siegelzylinder. Brit. Museum.

1) Sonne oder Mond oder Tammuz, je nach der Auffassung des Mythus, vgl. S.78 f., jedenfalls sajjâd,,Jäger", bez.,,jagender Tyrann“ (gibbôr gabbâr). S. hierzu Winckler, Gesch. Isr. II, S. 286 Anm. 3; F. III, 403 f. und auch bereits mein Izdubar-Nimrod, Leipzig B. G. Teubner 1891, S. 1 ff. 2) S. mein Izdubar-Nimrod S. 5. Wir müssen auch die Vermutung aufrechterhalten, daß der gleiche Name in der Umkehrung in Uddušunâmir, dem Namen des Götterboten in der Höllenfahrt der Ištar vorliegt, d. h.,,sein Licht leuchtet". Vgl. hierzu Hommel, Gesch. Bab. u. Assyr. 394, Anm. 4, der jetzt noch auf ûmu-namri Gudanna beim ersten Kassitenkönig Gaddaš hinweist.

10, 10: Es erstreckte sich aber seine (Nimrods) Herrschaft anfänglich auf Babel und Ereh und Akkad und Kalnch im Lande Sinear.

Der Name Sinear ist doch vielleicht identisch mit Sumer, der keilinschriftlichen Bezeichnung des ältesten babylonischen Kulturlandes im südlichen Euphratgebiete. Sicherlich ist es nicht das Šanhar der Amarnabriefe (Brief aus Alašia-Cypern), das Sankara der Ägypter, womit vielmehr das Gebiet zwischen Taurus und Antitaurus gemeint ist, das die Assyrer Musri nennen1. Jedenfalls bezeichnet Sinear das gesamte babylonische

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Abb. 80: Gilgameš im Kampfe mit dem Löwen.

Assyr. Siegelzylinder. Brit. Museum? Gipsabdruck im Besitze des Verfassers.

Gebiet, also Sumer (Südbabylonien) und Akkad (Nordbabylonien). Josephus Ant. I, 4 sagt (doch wohl nach 1 Mos II, 2),,Ebene Sennaar" 2.

Babel. Die nordbabylonische Stadt Babylon (zum Namen s. S. 189) ist seit Hammurabi die Metropole des babylonischen Reiches und später nach dem Fall Ninivehs Metropole des babylonisch-chaldäischen Weltreichs (,,Mutter der Chaldäer“ Jer 50, 12, Chaldaicarum gentium caput bei Plinius, hist. nat. 6, 30). Aber auch während der dazwischenliegenden assyrischen Vorherrschaft ist Babylon anerkannt als politischer und kultureller Mittelpunkt. Die assyrischen Könige ergreifen,,die Hände Bels" (Marduk) in Babylon und proklamieren sich durch diese

1) S. Winckler F. II, 107 und KAT 238 und vgl. oben S. 262 f. 2) Er zitiert Hestiaeus:,,Die geretteten Priester kamen mit den Heiligtümern des Zeus Enyalios nach Sennaar in Babylonien."

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