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Himmel her geleitet wird. Nur daß in der babylonischen Welt der Himmel zu niedrig hängt. S. 53 begegneten wir der Erzählung im Etana - Mythus, in der Ištar und Bel sich „, im Himmel nach einem Hirten und auf Erden nach einem König umsehen".

Sodann wird auch in der außerbiblischen orientalischen Welt die Erscheinung epochemachender Herrscher mit der Erlösererwartung verknüpft. Der König ist dann die Inkarnation des rettenden Gottes, der im Kreislauf des Weltenjahres auftritt. Als solcher wird er mit bestimmten sinnvollen Motiven ausgestattet, die die Segenszeit, den Weltenfrühling, schildern, den der erwartete Erretter bringt 2.

Die Folgerungen Zimmerns in KAT 3, der den letzten Ursprung der Idee vom himmlischen Erlöserkönig, wie ihn die christliche Dogmatik kennt (ebenso den ,,leidenden Gerechten" etc.) in der Mythologie selbst sucht, lehnen wir vom Standpunkt der christlichen Weltanschauung aus ab. Die Mythologie ist Popularisierung einer Lehre, deren religiöse Ideen mit denen der Bibel verwandt sind. Die Mythologie selbst kann nur das ABC des religiösen Gedankenausdrucks beleuchten und erklären.

Jes 45, 7 und 12.,,Ich, Jahve, bilde das Licht und schaffe die Finsternis, wirke Heil und Unheil.... ich habe die Erde gemacht und die Menschen geschaffen; meine Hände haben den Himmel ausgespannt und all ihr Heer habe ich angeordnet.“ Die Worte sind ein formulierter Protest gegen die mythologisierte altorientalische Weltanschauung. Sie stehen im Zusammenhang mit der Begrüßung des religiös hochinteressierten Cyrus. (vgl. hierzu S. 572). In jene Zeit fällt das Auftreten der Lehre Zarathustras3, die eine besondere theologische Systematisierung der religiösen Weltanschauung des vorderen Orients darstellt

1) S. 69 ff.

2) Beispiele finden sich angedeutet S. 71. 386. 406 f. Es soll an andrer Stelle näher darauf eingegangen werden. Eine Übersicht über die Zusammenhänge der altorientalischen und biblischen Erlösererwartung suchte ich in meiner Habilitations -Vorlesung in Leipzig zu geben (1. März 1905). Ein Referat über das Thema findet sich im Dresdener Journal vom 17. u. 24. März 1905. In meiner Besprechung von Cheynes Bible Problems in der Zeitschrift Hibbert Journal IV, 1, 217 ff. (Okt. 1905) sind die Grundgedanken wiedergegeben. Greßmanns Buch über die israelitische Erlösererwartung verwertet nur einen kleinen Teil des zu Gebote stehenden Materials und leidet deshalb an Mangel an Kenntnis der großen Zusammenhänge der mythologischen und religiösen Ideen.

3) Die Überlieferung der Parsen, nach der Zarathustra „als Vierzigjähriger“ 559 sein Lehramt antrat und 522 starb, dürfte der geschichtlichen Wirklichkeit nahe kommen.

(s. S. 147 ff.). Die Annahme, daß der Prophet die Theologie Zarathustras wenigstens in ihrer exoterischen Auffassung1 bekämpft, ist wohl begründet.

Jes 45, 20. Ohne Erkenntnis sind die, welche tragen ihr hölzernes Schnitzbild, und flehen zu einem Gott, der nicht hilft. Das ist doch wohl eine Anspielung auf Götterprozessionen, wie sie Abb. 145 S. 444 zeigt.

Jes 46, 1 redet vom Fall Babylons und nennt deshalb den Tatsachen entsprechend Bel (Marduk) und Nebo, die beiden

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Hauptgötter von Babylon und Borsippa. Der Spruch, von dem wahrscheinlich der Anfang fehlt, lautet 2:

Zusammengebrochen ist Bel, es krümmt sich Nebo.

Ihre (der Babylonier) Götterbilder sind zu Lastvich geworden, beladen wie mit Last, zu weiden (Vich).

Sie krümmen sich und brechen zusammen,

vermögen nicht heil ans Ziel zu bringen die Last,

und sie selbst geraten in Gefangenschaft.

Jes 47, 2f. Das Entblößen der Schenkel und Aufheben des vorderen Gewandsaumes wurde kriegsgefangenen Frauen

1) Die esoterische Religion Zarathustras ist nicht in gemeinem Sinne dualistisch, s. meine Monoth. Strömungen S. 45.

2) S. Winckler F. III, 226f. Von Götterprozessionen (Delitzsch, Babel und Bibel I, 20. 59) ist also hier nicht die Rede, wahrscheinlich aber Jes 45, 20, s. oben.

beim Triumphzug als Schmach auferlegt, wie wir aus einer Darstellung an den Bronze-Toren von Balawat Abb. 189 sehen. Hierauf bezieht sich die Drohung Na 3, 5; Jes 20, 4; Jer 13, 22. 26; Ez 23, 29, auch Mi 4, II (s. z. St.).

Jes 50, 1. Die Mutter bekommt den Scheidebrief, die Kinder werden verkauft. In beiden Fällen ist es Strafe für Vergehen. Vgl. die Rechtsgrundsätze des Cod. Ham. 141ff. und die sog.,,sumerischen Familiengesetze".

Jes 51, 9, s. S. 179 Anm. 5; 180 Anm. 1. — Jes 51, 9 ff., s. S. 178 (Rahab).

Der Knecht Jahve's.

Der Knecht Jahve's, dessen Erscheinung die Lieder Jes 42, I-7; 49, 1-6; 50, 4-11; 52, 13-53, 12 beschreiben, ist im höchsten Sinne ebenfalls eine Erretter-Gestalt. Er ist, ,,babylonisch" geredet, eine prophetisch ausgeprägte Tammuz-Gestalt1. Darum begegnen uns auch in diesen Liedern die Motive der Erlösererwartung.

1. Er ist geheimnisvollen Ursprungs: 49, 1:,,von Mutterleibe berufen, vom Schoße der Mutter an ward sein Name genannt“. Die gleiche Redeweise finden wir bei der Berufung des Propheten Jeremia Jer 1, 5 und ebenso bei der Cyrus-Berufung und bei assyrischen Königen, die sich als Erretter darstellen lassen, s. S. 572. 49, 2:,,verborgen im Schatten der Hand Jahve's, ein glatter Pfeil, der noch im Köcher verborgen ist.“ 53, 2:,,aufwachsend wie ein Schößling (wörtlich: Säugling) vor Jahve und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich." Die Worte erinnern an das Erlösermotiv vom ṣemah mit dem wunderbaren Wachstum (S. 577) und neṣer (S. 353).

2. Er ist verachtet, verlassen von Menschen, mit Leiden geschlagen. 53, 5 (,,durchbohrt" ) kann nicht Aussatz gemeint sein, wie Duhm z. St. will. Es ist an den vom Schwert Erschlagenen zu denken, wie bei Sach 12, 10 (p), vielleicht an die Kreuzigung. Das Motiv des leidenden Gottgesandten findet sich bekanntlich auch bei Plato, De republ. II, 361 f.:

Sie sagen aber, daß der Gerechte, also beschaffen, gegeißelt, gebunden, geblendet werde, und nachdem er alle Qualen ausgestanden, an einen Pfahl geheftet werde, damit er nicht gerecht zu scheinen, sondern gerecht zu sein verlange.“

3. Der Knecht Jahve's wird erhöht:

a) Seine Seele wird entrückt (Motivwort p wie bei Henoch, Elias = bab. leķû beim babylonischen Noah s. S. 222). 53, 8: „Aus Druck und Gericht entrafft."

b) Er wird auferstehen. Er lebt, hat Kinder, ist ein beutereicher König, er nimmt Jahve's Anliegen in seine Hand (53, 10),

1) Vgl. S. 386 Joseph als Tammuz, S. 91 Josia als Tammuz usw. usw. 2) Luthers Übersetzung trifft den richtigen Sinn. Der Text mußß verdorben sein.

und neu wird sprossen sein Alter. Die Lösung, die bei Hiob vorliegt, ist hier hoch überboten1.

c) Er bringt die Segenszeit. Zu den Motiven 42, 7 s. zu Jes 60, 1 ff. Jes 53, 8, s. S. 222. Jes 54, 9, s. S. 249 Anm. 3. Jes 57, 8, s. S. 419. Jes 58, 9. Finger ausstrecken, Terminus der Gerichtssprache 2. Mit Fingern z. B. nach den Sternen zu zeigen, gilt im Orient als verpönt.

Jes 58, 13, s. S. 184.

Jes 60, 1 ff. Schilderung der Segenszeit, vgl. 35, 5; 42, 7 und dazu Mt 11, 5 bez. Luc 7, 22. Bei Mt II, II ist das Motiv der Scheidung der Zeitalter direkt angegeben und Mt 10, 35 stellt die Fluchzeit entgegen, s. BNT 97.

Jes 60, 7, s. S. 371. Jes 60, 9, s. S. 261.

Jes 60, 18. Die Mauer heißt:,,Heil", das Tor „Herrlichkeit“. Es ist orientalische Sitte, Mauern und Tore mit besonderen Namen zu benennen; so in Babylon (Ištar-Tor, s. S. 140) und Niniveh wie in Jerusalem (Jer 26, 11: das neue Jahve-Tor).

Jes 60, 20, s. S. 163. Jes 63, 9, s. S. 373. Jes 63, 16, s. S. 363 Anm. I. Jes 65, 3, s. S. 429 Anm. 1.

Jes 65, 11 Gad, die Glücksgottheit, oft in Ortsnamen, wie Ba'al-Gad Jes II, 17, vielleicht auch im Namen des Stammes Gad vorliegend, erscheint wiederholt in assyrischen Briefen, wie Ga-di-ja-a, Ga-di-ilu, s. Zimmern KAT3 479 f.

Jes 65, 25. Zur Glosse:,,Doch die Schlange, ihr Brot ist Staub"

s. S. 216 f.

Jeremias. Zum Motiv der göttlichen Berufung vor der Geburt zum nabî' der Völker Jer 1, 5, s. S. 575.

Jer 7, 18 vgl. 44, 17-19. 25. Die malkat haššamajim, der die judäischen Frauen Kuchen backen, ist die babylonisch

1) Theologisch sind die wichtigsten Punkte: 1. Das stellvertretende Leiden. „Er trug die Sünden vieler, trat für die Abtrünnigen ein“ 53, 10. „Jahve ließ ihn treffen die Verschuldung von uns allen." Also eine Abmachung zwischen Jahve und dem Knecht, die auf die Errettung (das ist „Jahve's Vorhaben“) abzielt. Nicht Erlösung durch buddhistische Leiden, sondern geduldige Übernahme der Sündenstrafe, durch die eine Katharsis geschaffen wird, die Gott den Verkehr mit dem Volke wieder möglich macht, s. Duhm z. St. Auch die Idee der Stellvertretung hat heidnische Analogien bei Aeschylus im gefesselten Prometheus V, 1026 ff. (vgl. BNT 116) und bei Sophokles im Oedipus auf Kolonos V, 498 f. 2. Die Aneignung der Errettung a) durch die Beichte derer, die ihn verachteten Jes 53, 5 ff., vgl. Sach 12, 10 ff.; b) dadurch, daß er der Hirte der Schafe wird, die in der Irre gingen. 2) S. Winckler, Das Gesetz Hammurabis S. 36 Anm. 1.

Kuchenbacken ist

assyrische Ištar, die kanaanäische Astarte1. charakteristischer Bestandteil des Ištar - Kultus, vgl. S. 91. Das Wort kawân, das hier steht, bezeichnet im babylonischen Kultus das Ištar-Gebäck: kamânu. K 2001 heißt es 2:,,O Ištar, ich es2: rüstete dir eine reine Zurüstung zu, aus Milch, Kuchen, gesalzenem Röstbrot (kamân tumri)". Vgl. hierzu oben S. 91 und 380. Ein babylonisches Ideogramm für nindabû,,Opfergabe" bedeutet geradezu ,,Brot der Ištar".

Epiph. adv. Haer. 78, 23; 79, 1: „Es gehen einige Weiber so weit, daß sie auf den Namen und zu Ehren der hl. Jungfrau Kuchen (zokkvoíða twa) opfern.“ „An einem gewissen Tage im Jahre setzen sie ein Brot hin und opfern auf den Namen der Maria. Sie essen aber alle von

diesem Brote."

Jer 8, 1 vgl. Ba 2, 24f. Die Gebeine jüdischer Könige, Priester, Propheten und Bürger werden aus den Gräbern geworfen. Das entspricht dem grausamen Kriegsgebrauche der Assyrer. Sanherib holt die Gebeine der Vorgänger Merodachbaladans aus den Gräbern. Asurbanipal erzählt, er habe nach der Unterwerfung Susas die Mausoleen der Könige verwüstet und aufgedeckt:

„Die Grabstätten ihrer Könige3 zerstörte ich, ihre Gebeine nahm ich mit nach Assyrien, ihren Totengeistern legte ich Ruhelosigkeit auf und schloß sie von der Totenfeier der Libation aus.“

Jer 8, 2 (Gestirndienst), s. S. 547. 549. — Jer 10, 2, s. S. 166. Jer 17, 6, s. S. 362. — Jer 22, 18 (Klage um Jojakim), s. S. 441.

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Jer 23, 5. Semah sedek,,gerecht Gewächs" ist Terminus der Erlösererwartung; vgl. Jes 4, 2; 11, 1; Sach 3, 8, wie Mt 2, 23 neşer,,Zweig" (Wortspiel mit dem Namen Nasaret). Die Lehre der Ptolemäer, die sich als Inkarnation der Gottheit verehren ließen, kennt, wie die Inschrift von Narnaka zeigt, den Terminus semah sedek in gleicher Bedeutung. Die Benennung der Christen als Naṣarener hat im letzten Grunde hier ihre Erklärung. Der Name Noṣairier enthält das gleiche Motiv der Erlösererwartung 5. Jer 25, 11, s. S. 224 Anm. 4. Jer 25, 23, s. S. 265. — Jer 25, 25,

s. S. 255.

1) Bilder der Muttergöttin S. 107 und 380 (Abb. 38 und 124).
2) Jensen KB VI, 380. 511.

3) Zur Erklärung von gigunû und zur Sache s. meine Babyl. Vorstell. vom Leben nach dem Tode S. 51f.

4) v. Landau Nr. 105

Text verstümmelt; von Ptolemäus' Nachkommenschaft ist die Rede, vielleicht ist Kleopatra gemeint, s. Winckler, Krit. Schr. II, 80.

5) Zu neşer-Nașaret s. BNT 56. Zum nṣr-Motiv vgl. bereits oben S. 353. Zu dem ideenverwandten ,,grünenden Stabe" s. S. 456.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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