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Saros 1. Für den babylonischen Kalender ist am bedeutungsvollsten die Rechnung geworden, die den Weltkreislauf nach dem allmählichen Vorrücken des Tagesgleichenpunktes durch den Tierkreis berechnet 2.

Die Neigung der Erdachse zur Sonnenbahn ist veränderlich. Dementsprechend verschiebt sich der Schnittpunkt der scheinbaren Sonnenbahn und des Äquators. Für die Beobachtung der Alten ergab das folgende Erscheinung: Der Stand der Sonne in der Frühlingsgleiche rückt von Jahr zu Jahr weiter nach Osten. In 72 Jahren beträgt das Vorrücken einen Tag, wie oben bereits bemerkt wurde, in je 2200 Jahren also ca. ein Tierkreisbild (Monat). Der Frühlingspunkt durchschreitet in 12×2200 Jahren die Wasserregion (Sintflut) und die Feuerregion (Feuerflut)3.

,,Berosus, der den Bel interpretiert hat, sagt, daß alles (vorher Geschilderte) durch den Lauf der Gestirne geschehe, und er behauptet das so sicher, daß er für den Weltbrand und die Sintflut die Zeiten bestimmt. Er behauptet, daß die Welt brennen werde, wenn alle Gestirne, die jetzt verschiedene Bahnen gehen, im Krebs zusammenkommen (bei Widderrechnung ist der Krebs der Sonnenwendepunkt, wie wir ja noch vom Wendekreis des Krebses sprechen), so daß sie alle in einer graden Linie im selben Zeichen stehen, und daß die künftige (darauffolgende) Sintflut eintritt, wenn dieselbe Konjunktion im Steinbock stattfindet

1) 500 X 72=36000 Jahr ist die ägyptische Phönixperiode und der Zyklus bei Berosus, 5000 × 72 360000 Jahre ist das große Jahr der Chinesen. Das würde buchstäblich der Vorstellung entsprechen: 1000 Jahre sind wie ein Tag, Ps 90, 4. S. Bunsen 1. c. 18 ff. Die ägyptische Geschichte rechnet nachweisbar seit 4221 v. Chr. nach der Sirius-Periode je 4× 365 = 1460 (bez. 1461 Jahre), da der Sirius (Sothis) alle 4 Jahre einen Tag später heliakisch aufgeht. S. Mahler in OLZ 1905, 473 ff.: So wie nach Auffassung der Ägypter die irdische Geographie Ägyptens ein Abbild der Himmelsgeographie war, so war auch der irdische Kalender eine Kopie des großen Himmelskalenders, der „Tag" entsprach dem „,Quadriennium“, das „Jahr“ der großen,,Sothisperiode“. Das Quadriennium zählte 1461 irdische Tage, die Sothisperiode 1461 ägyptische Jahre."

2) Für die durch die ganze Welt gewanderte Idee von den Weltzeitaltern sei noch folgendes Material notiert: Bei den Persern umfaßt nach Plutarch und Bundeheš die auf die grenzenlose Zeit" folgende,,herrschende Zeit der langen Periode" 12000 Jahre, die von Ormuzd für diese Welt bestimmt ist: 4 X 3000 Jahre. Jedem Millennium steht ein Tierkreiszeichen vor. Vier Weltzeitalter, die immer schlechter werden, kennt Manus Gesetzbuch; 4800 + 3600 + 2400 + 1200 (künstliches System, auf alten Ideen beruhend). Die Etrusker zählen nach Suidas s. v. Troonvía 12 Jahrtausende, je unter der Herrschaft eines Tierkreiszeichens. Hesiod und Ovid bezeugen die Lehre von den schlechter werdenden Zeitaltern (Gold, Silber, Kupfer, Eisen) für die klassische Welt; Hesiod, Opera 90 ff.; Ovid, Metam. I, 89 ff. Das biblische und jüdische Material wird später besprochen, s. Register,,Weltzeitalter".

3) Eine Lichtflut im Gegensatz zur Wasserflut (Jensen KB VI, 1, 563. 580 und mit ihm Zimmern KAT3 495. 549) gibt es nicht.

(d. i. Winterwendekreis). Denn jenes ist die Sommersonnenwende, dieses die Wintersonnenwende; das sind die maßgebenden Tierkreiszeichen, weil in ihnen die Wendepunkte (momenta) des Jahres liegen“ (Seneca, s. Müller, Fragm. hist. graec. II, 510)1.

Zu dieser Angabe des Berosus stimmt die Erwähnung von,,Königen vor der Flut" im Gegensatz zu Königen nach der Flut. Man denkt sich in der Vergangenheit:

1. lam abûbi, die Zeit vor der Sintflut. Das würde der Zeit entsprechen, in der der Frühlingspunkt durch Anus Reich im Tierkreis ging (vier Bilder). Der Beginn war das paradicsische Zeitalter. Damals lebten die Weisen 2. Berosus nennt neben den Weisen die Urkönige, die zusammen 120 Saren lebten, s. Kap. Urväter, vgl. Rost, MVAG 1897, 105 ff.

2. Sintflut-Zeitalter. Der Frühlingspunkt ging durch Eas Reich, ehe er in die Zwillinge trat, womit das historische Zeitalter beginnt.

3. Die geschichtliche Zeit. Der Frühlingspunkt geht durch Bels Reich. Das Ende ist die Feuerflut, die Sommersonnenwende des Weltjahrs. Aus ihr geht die neue Welt hervor.

Aus Spuren von Kalenderreformen im Verlaufe der babylonischen Geschichte läßt sich erweisen, daß die Babylonier für die geschichtliche Zeit die Zeitalterrechnung seit den frühesten aus Urkunden redenden Zeiten angewendet haben müssen 3.

Die Beobachtung ist dann für die historische Zeit auf die Perioden der Geschichte übertragen, so wie wir sie kennen. Das erklärt die Anwendung der Weltzeitalterlehre bei Daniel, bei den Persern, Indern etc.

Zwillingszeitalter.

In dem ältesten Zeitalter, das wir bisher im Lichte der Geschichte kennen, war das Tierkreiszeichen der Frühlings

1) Auch der Weltbrand des Avesta kann nur auf dieser Anschauung ruhen. Die Mexikaner kennen vier Zeitalter der Welt, darunter Wasserflut und Feuerflut; fast alle amerikanischen Kosmogonien erwähnen beide Katastrophen, s. Ehrenreich, Die Mythen und Legenden der südamerikanischen Urvölker, S. 30.

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2) Asurbanipal spricht von Inschriften aus der Zeit vor der Flut; ein magischer Text nennt einen Ausspruch der alten Weisen vor der Flut. KAT 537. V R 44, 20 a spricht von Königen nach der Flut“. 3) Die Bedeutung der Weltzeitalterrechnung für die altorientalische Geschichte hat H. Winckler erkannt, s. Geschichte Israels II, 282 ff. Ex oriente lux I, 27. 50; vgl. F. II, 370 jetzt auch III, 289 f.

*) Über Spuren älterer Zeitalter s. Winckler, F. II, 368; Hommel, Aufs. u. Abh. II, 446 ff. Die spät-ägyptische Krebs-Rechnung ist archaisiert.

tagesgleiche, die Zwillinge1. Als Zwillinge werden von den Babyloniern Sin und Nergal angesehen, d. i. Mond und Sonne, wie wir S. 104 sehen werden, bez. ab- und zunehmender Mond. Bei Sonnen- und Mondrechnung gebührt aber in Babylonien dem Monde der Vorrang, denn er ist nach dem System der Lebenbringende im Gegensatz zur Sonne, die die Unterwelt repräsentiert. Deshalb ist das Zwillingszeitalter das Zeitalter des Mondgottes. Sargon sagt in seiner Prunkinschrift vom Könige von Meluḥha, seine Väter hätten seit fernen Tagen, dem

Abb. 23: Janus auf einem römischen Libralas.

Äon des Mondes (adî Nannar), keine Boten mehr an seine Vorgänger geschickt. Die königlichen Astrologen, die die Ereignisse mit den Gestirnen in Zusammenhang bringen, rechnen also nach dem alten Zeitalter. Auch andere Angaben bei Sargon zeigen die gleiche Erscheinung, daß statt des Nisan der um zwei

1) So sieht es wenigstens vom geschichtlich uns am besten bekannten Stierzeitalter rückwärts gesehen aus. Für das historische Zwillingszeitalter kam es nicht auf den Frühlingspunkt, sondern auf den Herbstpunkt an. Aber die Sache bleibt dieselbe. Wenn die Sonne in den Zwillingen bei der Frühjahrsgleiche stand, so stand der Vollmond im Herbstpunkte in Opposition.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Stellen rückwärts liegende Sivan als Jahresanfang behandelt wird, als der Monat des die Geschicke regierenden Mondgottes (bêl purussê)1. Das Jahr begann im Zwillingszeitalter mit dem Sivan und schloß mit dem Ijjar; vgl. hierzu die Monatsliste S. 37 f.

Der römische Kalender beginnt das Jahr mit dem Janus, dessen Bild die beiden Mondhälften darstellt. Er entspricht also dem Zwillings(Mond-) Zeitalter, s. Abb. 23. Mit dem Dioskurenmythus ist deshalb auch der Anfang der römischen Geschichte ausgestattet, s. Winckler, 1. c. Das scheint ein künstlicher Archaismus zu sein, der vielleicht auf die Etrusker zurückgeht. Der römische Kalender nennt den 7.-12. Monat Quinctilis bis Dezember; man weiß also, daß man an der Uhr des Weltjahrzeigers um zwei Stufen zurück ist 2.

Stierzeitalter.

Ungefähr von 3000 an stimmte der Kalender nicht mehr zur tatsächlichen Stellung des Frühlingsäquinoktialpunktes. Die Zeitrechnung mußte auf den Stier gestimmt werden, denn in das Zeichen des Stieres war der Frühlingspunkt gerückt. Das ist in der Tat geschehen, unter Sargon wird sich die Reform durchgesetzt haben. Hammurabi hat das Vorrücken des Frühlingspunktes zur Glorifizierung seiner Herrschaft als einer neuen Weltepoche benutzt. Es gelingt ihm,,die Erhebung des Marduk", des Stadtgottes von Babylon, zum König der Götter. Ein direktes Zeugnis, wie bei der Reform des Kalenders unter Nabonassar, besitzen wir nicht.

Der Jahresanfang müßte der Präzession entsprechend einen Monat rückwärts, in den Ijjar, verlegt worden sein und der Jahresschluß in den Nisan. Auch dafür haben wir keine direkten Zeugnisse. Aber wenn der König von Assyrien im zweiten Monat Ijjar inauguriert wird statt im Nisan, der im Widderzeitalter die Frühjahrstagesgleiche und damit das Neujahrsfest hat, so läßt sich das nur aus dieser Erscheinung erklären. Man

1) Dieses Zeitalter war das der Einwanderung der semitischen Babylonier. Auf der Zwillingsrechnung ruhn die mythologischen Motive, die dem Beginn von Zeitaltern angehängt werden (Mondgestalt und Dioskurenmythus), s. Winckler, F. II, 370 ff., III, 289.

2) Zur Bedeutung der römischen Namen vgl. S. 38.

3) Ganz korrekt entspricht dem Widderzeitalter das Eponymat des Sargon, der dem dritten Zeitalter entsprechend im dritten Jahre seiner Regierung Eponym ist. Die gleiche Rechnung zeigt sich bei Nebukadnezar. Sargon bewies durch diese Anerkennung des Nabonassar-Kalenders seine Babylon-Freundlichkeit. Aber man hat eben zu gewissen Zeiten in Assyrien vielleicht im bewußten Gegensatz zu Babylonien den Fortschritt nicht mit gemacht; man ist beim alten Kalender geblieben, wie heutzutage die Russen.

mußte erwarten, daß dieses auf den Zwillings- bez.,,Mond-Äon" folgende Zeitalter Sonnencharakter trägt, schon deshalb, weil die Hammurabi-Dynastie aus der Sonnenstadt Sippar stammt. Und das stimmt auch insofern, als Marduk wesentlich Sonnengott ist1. Aber die Sonne erscheint hier nicht als Partnerin des Mondes, sondern in ihrer Zwei- und Vierteilung. Der Hauptpunkt ist dabei in jedem Falle der Punkt, in dem sich die Frühjahrstagesgleiche offenbart, der Sieg des Sommers über die finstere Macht. Dieser Punkt im Weltall gebührt ursprünglich Nebo; Nabû heißt,,Verkünder", als Morgenstern verkündigt er den neuen Tag im Jahres- und Weltjahrlauf. Aber wir wissen, daß Marduk an seine Stelle trat, s. S. 24. So wurde die Prärogative Babylons durch Vorgänge des astralen Weltlaufs begründet. Hammurabi rühmt sich, daß ihm die Erhebung Mar

1) Hommels Ansicht, daß der Sonnenkult genuin babylonisch und der Mondkult westsemitisch ist (Gesch. u. Geogr. Babyloniens S. 84 u. ö.) ist in der vorgetragenen Form unhaltbar. Nur soviel ist richtig, daß die Ackerbau treibenden Babylonier den Kult der Sonne von jeher besonders gepflegt haben (die Sonne bringt Wachstum und Ernte), während die nomadisierenden Babylonier westlich vom Euphrat den Mondkult besonders gepflegt haben; denn die heiße Sonne ist ihr Feind, der Mond des Nachts ist ihr Freund. Aber Sonnenkult und Mondkult haben immer nebeneinander bestanden. Der astrale Charakter macht, wie wir sehen, die altorientalischen Religionen geradezu zu Kalenderreligionen. Jeder Kalender aber, der mit den Jahreszeiten rechnet (und es handelt sich überall um die astralen Beziehungen zu den Erscheinungen des Naturlebens) ruht auf dem Ausgleich von Sonne und Mond. Gewiß gibt es eine kultische Hervorhebung des Sonnen- und des Mondkultus. Sie kann auf örtlichem Kult beruhen, sie kann durch die Interessen des Nomadenlebens einerseits und des Ackerbaulebens andererseits verursacht sein, sie kann auf einem die ganze orientalische Welt umspannenden System ruhen, für das Babylonien Mondland und Ägypten Sonnenland ist, aber weder in der Lehre noch in der die Lehre popularisierenden Mythologie des Orients kann irgendwie von der Sonne die Rede sein, ohne daß die Beziehungen zum Monde in Betracht kommen und umgekehrt. In der Theorie hatte in der ältesten uns bekannten Zeit der Mond, später die Sonne den Vorzug. Wenn von der Sargon-Zeit an die Sonne in den Vordergrund tritt, so ist doch der Mondkult auch zu seinem Rechte gekommen (z. B.: Hammurabi erhält die Gesetze vom Sonnengott, aber er sorgt auch für die Ausstattung der Mondstadt Ur), und er ist nie von seinen Kultorten verdrängt worden. Die Hervorhebung der Sonne in dem späteren Zeitalter beruht aber auf der geistigen Übermacht Babylons. Sehr spät ist noch einmal der Mond zur Vorherrschaft im vordern Orient gekommen: durch die Reform Muhammeds, der an die Kalender und Institutionen der Mondstadt Haran mit Bewußtsein angeknüpft hat. Das Werk Muhammeds bedeutet wie in diesem, so in manchem andern Punkte die letzte altbabylonische Renaissance, s. Winckler, MVAG 1901, 237 ff.

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