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ligionen, die uns mehr und mehr als ,,Dialekte einer und derselben Sprache des Geistes" erscheinen. In der Tat sind die Erscheinungen in der Welt der ewigen Sterne" und im Wechsel des Naturlebens den Wissenden nicht „Götter“ im polytheistischen Sinne, sondern sind Träger der einen göttlichen Macht, die sich in mannigfacher Weise kundgibt. Jede Tempellehre wird das gesamte Wissen umfaßt und den Nachweis geführt haben, daß sich die Gottheit an dem betreffenden Orte in der bestimmten lokalen Gestalt und Art offenbart, die sich aus der Übereinstimmung des betreffenden Tempels mit dem entsprechenden heiligen Bezirk am Himmel ergibt. Der Lokalgott erscheint für diesen Bezirk als Inbegriff der gesamten göttlichen Macht, die Tempellehre erweist ihn als den Wohltäter, die übrigen Götter erscheinen gleich wundertätigen Heiligen;,,wie der Sterne Heer um die Sonne sich stellt, umstehn sie geschäftig den Herrscher der Welt“, das gilt mutatis mutandis vom Göttersystem jedes Lokalkults und bei politischen Konzentrierungen, die immer zugleich religiöse Konzentrierungen sind, von jedem Staats- und Reichskult im alten Orient. So sagt für einen Mond-Kultort die Lehre der „Wissenden“: „Der Mond heißt vom 1. bis 5. Tag Anu, vom 6. bis 10. Tag Ea, vom 11. bis 15. Tag Bel'.“ In Babylon lehrte man, in der Tempellehre Marduks:

,,Wenn der Stern des Marduk (der Planet Jupiter) im Aufgehen ist, ist er Nebo; wenn er [12] Doppelstunden hoch steht, ist er Marduk; wenn er kulminiert, ist er Nibiru 2." Ebenso erklärt sich der vielbesprochene, zufällig nur aus neubabylonischer Zeit überlieferte Text 3 :

Ninib Marduk der Kraft,

Nergal Marduk des Kampfes,

Bel: Marduk der Herrschaft und Regierung;
Nabu: Marduk des Geschäfts (?),

Sin: Marduk Erleuchter der Nacht,

Šamaš: Marduk des Rechts,

Addu (Adad-Ramman): Marduk des Regens.

Aus der Lehre vom Tierkreis als dem Offenbarungsbuche des göttlichen Willens ergibt sich ferner für die esoterische

1) III R 55, Nr. 3.

2) III R 54, Nr. 5. Zu Nibiru s. S. 20 f.

3) 81-11-3, 111 (Brit. Mus., d. h. Nr. 111 der am 3. Novbr. 1881 erworbenen bez. registrierten Texte). Vgl. Chwolsohn II, 714 über die Ssabier: ,,Die Idole sind nicht Götter, sondern Repräsentanten der unsichtbaren Gottheiten, durch die man sich ihnen nähert.“

Religion eine trinitarische Auffassung von der Gottheit. Sonne, Mond und Venus sind die Regenten des Tierkreises, die vier übrigen Planeten entsprechen ihren Viertelerscheinungen (s. S. 14ff.). Sowohl die Trias in ihrem Verhältnis zueinander, wie jede einzelne der drei Erscheinungen verkörpert das gesamte Wesen der Gottheit. Je nach den kultischen Verhältnissen des betreffenden Tempels wird die eine oder andere Seite kultisch hervorgehoben1. Es ist jedesmal zu fragen, ob die Gottheit an der betreffenden Stelle und zur betreffenden Zeit Sonnen-, Mond- oder Venus- Ištar-Charakter zeigt2; in jedem Falle aber repräsentiert die Gottheit zugleich den gesamten Kreislauf, der in jedem Mikrokosmos des Naturlebens seine Erscheinungen wiederholt.

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In der alteranischen Magierlehre, sofern sie Zarathustra unter Hervorhebung des Feuerpunktes im Weltall (auf Grund des Kults seiner Heimat?) in sein System aufgenommen hat, ist die Trias Sonne, Mond und Tištrya (Sirius), s. Kap. III unter Eranier. Jeden der sechs Amšaspands (bez. sieben mit Einschluß des Ormuzd) geleitet die Trias. In Ägypten finden wir die Trias Sonne, Mond und Hathor-Isis. Hathor trägt Sonne und Mond auf dem Haupte. Osiris, der Abb. 25 vor ihr steht, von ihren Flügeln geschützt, ist Marduk der Bringer des neuen Weltzeitalters, vgl. S. 81. Die gleiche Erscheinung zeigt die karthagische Tanit, die Abb. 24 vom sullam (Tierkreisbogen, vgl. S. 13) umwölbt ist und Sonne und Mond in ihren Händen trägt3. Tacitus, Germ. 9 sehnt sich nach dem secretum, das bei den Germanen verehrt wird: Merkur (Allwalter nach c. 39), Herkules und Mars. Merkur ist Wotan, Herkules Donar, Mars ist Tiu oder Ziu. Die Germanisten sind der Ansicht, daß diese Angabe in Widerspruch stehe mit Caesar, bell. gall. VI, 21, der als germanische Göttertrias Sol, Vulcanus, Luna nennt. Aber beide Angaben stimmen zusammen. Die drei entsprechen der Trias der astralen Lehre: Luna = Jupiter-Wotan-Merkur; Sol

= Donar

1) Beispiel: Von dem vedischen Varuna heißt es, das eine seiner Augen sei die Sonne. Natürlich ist das andre der Mond. Er repräsentiert den Sonne-Mond-Kreislauf mit seinem Kampf und Sieg. Dabei hebt sein Kult selbst den Mondcharakter empor, ergänzt durch Mithra, der in seinen Beziehungen zu Varuna-Mond Sonnencharakter trägt (sol invictus bei den Römern). Aber sowohl Varuna wie Mithra offenbaren die gesamte göttliche Macht.

2) Vgl. jetzt auch v. Landau, Beitr. zur Altertumskunde IV, 10ff. S. Winckler, F. III, 274 ff.

3) Das Bild ist reproduziert nach Corpus Inscript. Semit. Atlas I, 45, 183. Auf einem aus dem umgebauten Dom zu Meldorf an der Nordsee zutage geförderten frühmittelalterlichen Grabstein, der im dortigen Museum aufbewahrt wird, fand ich dasselbe Motiv. Die nordafrikanischen Seefahrer kamen bekanntlich bis vor wenig Jahrzehnten an die Küste der Nordsee.

Herkules; Vulcanus: als malkat šamaim

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Ziu-Ramman', entsprechend Ninib-Mars bez. Venus
Luzifer (Höllenfürst)2.

Mit dem System wird die Trias dung gebracht, daß die drei als

Abb. 24: Die karthagische Himmelskönigin (Tanit),

Sonne und Mond in den Händen tragend.

dadurch in VerbinKinder (zwei von ihnen Geschwistergatten)

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von Anu, dem,,Göttervater" oder von Bel, dem eigentlichen Herrn des Tierkreises (vgl. S. 13f.), gelten :

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1) Auch das von Tacitus erwähnte Schiff mit der Isis-artigen Göttin stimmt dazu. Sie ist identisch mit Nerthus (Mutter Erde) und Tanfana. Das jugendliche Brüderpaar der Alcis entspricht den Zwillingen; Tacitus vergleicht sie selbst mit Kastor und Pollux. Die Bilder von Tieren, die in den heiligen Hainen hängen und im Kriege vorangetragen werden, sind dann wohl ebenfalls astral zu erklären.

2) Zum Verständnis dieser Gleichsetzungen beachte den Wechsel der Trias Sonne-MondVenus mit Sonne-MondRamman S. 14; ferner den Umstand, daß der Nordpunkt als Feuerpunkt Ninib-Mars gehört (S. 28), wie auch der Himmelskönigin Ištar (männlich Attar,Luzifer),

S. 35 f.

3) Zu erschließen aus den Tammuz - Mythen.

Dabei ist dann immer Ištar Mondgöttin. Aus dem Folgenden ergibt sich, daß sie auch Sonnencharakter tragen kann; dann ist ihr Partner (Bruder) Mondgottheit.

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Abb. 27.

Kampf der drei großen Einheitsgestirne, s. S. 82, Anm. 1, gegen Kingu und Tiâmat

oder entsprechende Gewalten.

Abb. 26 Siegelzylinder im Brit. Museum? (Nach einem Gipsabdruck.)
Abb. 27 aus Lajard, Culte de Mithra.

1) So in den altarabischen Kulten, aber auch z. B. auf dem Relief von Maltaja (Abb. 7), wo Nr. 2 das Weib die Sonne ist. Im Mysterienkult der Minäer im Texte Gl. 232 führen die Frauen dem Attar das Weib zu, das die Šamaš darstellt (nicht etwa Menschenopfer, wie H. Grimme OLZ 1906, Nr. 2 annimmt). Im Kult von Petra ist Attar Dusares; der schwarze Stein (7a0déros, zaáßa nach Epiphanius, s. MVAG 1901, 276 ff.) ist die Gemahlin-Mutter. Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Das Verhältnis der Geschwistergatten bez. (was dasselbe ist) das Verhältnis des Sohnes zur Gemahlin-Mutter zeigen am deutlichsten die Tammuz-Attis-Dusares-Mythen und die entsprechenden Göttersagen von der verderbenbringenden Liebe oder von dem Hinabsinken in die Unterwelt und der Errettung. Dabei trägt der Rettende Mondcharakter und der Gerettete Sonnencharakter oder umgekehrt, oder eine der Gestalten repräsentiert den Kreislauf des Naturlebens, wie S. 31 ff. gezeigt wurde. Noch eine weitere Lehre der esoterischen Religion ist hier hervorzuheben, die zum Teil ebenfalls rückwärts aus den popularisierenden Mythen erschlossen werden muß.

In der Kosmogonie fanden wir den Grundsatz, daß dem neuen Weltäon eine neue Emanation der göttlichen Offenbarung entspricht. Abb. 25 illustriert, wie aus der Trias Hathor Mond Sonne (Hathor trägt die Mondhörner und darin die Sonne auf dem Kopf) Osiris hervorgeht, der die neue Welt hervorbringt1. Osiris ist identisch mit Marduk 2. Marduk erscheint als die Emanation Eas3, der ilu amelu,,Gott Mensch" ist (s. S. 97). Als solcher ist er abkallu, Träger der Weisheit, identisch mit dem Urmenschen Adapa, dem zer amelûti (Same des Menschengeschlechts), der ebenfalls abkallu ist (s. Kap. IV) und dem der neue Adapa im neuen Zeitalter entsprechen wird. Marduk aber ist der Vermittler zwischen der Gottheit und den Menschen (s. S. 97 f.). Das ist die Lehre von Eridu, die auf Marduk von Babylon übertragen ist. In Babylon-Borsippa ist in der Zeit. vor der Hegemonie eine andere Lehre herrschend gewesen, die Nabû- Nebo als Verkünder des neuen Zeitalters und als Vermittler zwischen der Gottheit und den Menschen gekannt hat (vgl. S. 35).

1) Durch Sieg über den Drachen, wie es die Lehre von Amon darstellt. Als kosmogonische Variante würden wir erwarten Erschaffung der neuen Welt durch Zeugung mit der Mutter, s. S. 7. Das Sonnenkind TammuzOsiris wird zum Geliebten bez. Gemahl der Himmelskönigin und Muttergöttin. Abb. 24 und 25 stellen den Kampf mit Kingu und Tiâmat dar, und dabei ist die Trias Mond Sonne Ištar durch Mondsichel, Lebensbaum (vgl. Selene und Helios im Paradies S. 22) und vagina angedeutet. 2) Als solcher hat er Sonnencharakter, andrerseits ist er auch Mondoffenbarung s. S. 79 und beachte das orientierende Beispiel S. 79, Anm. 1.

3) Die Beziehungen Marduks zu Ištar, die Osiris-Isis entsprechen würden, sind urkundlich noch nicht bezeugt, sie sind aber vorhanden, wie die auf Marduk sich beziehenden Königsberufungssagen zeigen, s. zu 2 Mos 2, 1 ff.

*) Diese babylonische Mittler-Lehre ist für das Verständnis der verschiedenen Logos-Lehren entscheidend, vgl. dazu die Auffassungen bei Hommel, Geographic und Geschichte 115 ö., Winckler, F. III, 298 ff. Selbstverständlich liegt in der biblischen Auffassung eine wesentliche Vertiefung

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