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Vorrede.

Seit der Herausgabe des ersten Theils dieser Schrift, im Jahr

Achtzehnhundert Vierzig, haben sich die philosophischen und theologischen Verhältnisse Deutschlands bedeutend verändert. Das mals durfte man zweifeln, ob der Allgewalt des absoluten Idealismus ein wissenschaftlicher Gegensah Widerstand zu leisten vers möchte: und nicht minder, ob die Zeit Aufgelegtheit genug besäße, sich auf das wahre Princip aller Religion, den Glauben, ernstlich zu befinnen. Heutzutage steht der Glaube gerüftet gegen den Unglauben und das Prunkgebäude des absoluten Wissens liegt, wie es scheint, in Trümmern.

Aber Deutschland hat unterdessen auch eine Revolution durchgemacht: eine Revolution von so räthselhaftem Charakter, daß mit Grund darnach gefragt werden mag, ob sie nicht vielmehr culturgeschichtlicher, denn politischer Natur gewesen. Allerdings räumt man ein, daß die geschichtlichen Entwickelungen und Fortgänge der Jahrhunderte uns auf den gegenwärtigen Standpunct der Cultur, zur Höhe unseres Ruhms und Werths, geführt haben. Philoso phie und alle Wissenschaften, Naturkunde und Geschichte, Gewerbss thätigkeit und Handel, Künste und religiöse Aufklärung, ein gereiftes freie Nachdenken über alle Intereffen des Lebens, schufen, so spricht man, neue Anschauungen und Erkenntnisse, bezüglich auf alle göttliche und menschliche Dinge in Kirche, Staat, Schule, Gesellung, und umgeben die Menschheit mit einer Glorie, hinter wel

cher die früheren Zeiten weit zurückblieben, und die nur als Eroberung und Besiß der modernen Welt und ihrer Geschichte genannt und verehrt werden darf. Aber nicht gleich geneigt wird man sein, auch die Trümmer und den Staub, den Wuft und Sturm, die dicken Nebel und Finsternisse, welche die Jahrhunderte nåmlichermaßen über unsere Häupter gewälzt haben, mit in Rechnung zu sehen; am Wenigsten anerkennen wollen, daß die lezten Jahrzehende des vorigen und die erste Hälfte des gegenwärtigen Jahrhunderts Heil und Verderben, Vernunft und Unvernunft, Sitte und Unfitte, dergestalt ineinandergemischt und verquickt haben, daß es die Menschheit, falls darum zu thun wäre, Mühe und Anstrengung kosten würde, sich aus dem Sumpf, in welchen ste hineingerathen, wieder herauszuarbeiten.

Philosophie heißt das große Wort, in welchem alle Zau berstrahlen der modernen Bildung zusammenlaufen. Man möchte Philofophie für eine Schazkammer halten, welche alle Eroberungen und Gewinne des Geistes und der Cultur aus der Vergangenheit und der fortschreitenden Zeit in sich aufnimmt und birgt. Oder vielleicht ist Philosophie, wie ihre Choragen und Enkomiasten sprechen, die Sonne, von welcher alles Licht ursprünglich und immerfort abfließt: überhaupt die Himmelsschleufe jeglicher Segnungen des Lebens. ・・・ Deutsche Philosophie zumal geht allen anderen Philosophien voran. Auch ist Deutsche Philosophie, nach ihrer neues ften systematischen Fassung, weitbäuchig genug und besigt ausreichende Verdauungskräfte, um nicht bloß Platon und Aristoteles, und alle frühere Philosophen mit Haut und Haaren, wie sie sind und nicht sind, zu ertragen; sondern vorzugsweise hat ste Spinoza und die berühmten Freidenker und Deisten der vorangegangenen Jahrhunderte, im Verein mit den Französischen Encyklopädisten, mit Voltaire und Rousseau, zu ihren Lieblingen und Wortführern erkoren, deren Stimme unfehlbar die Jahrtausende weit übertönt. Jedenfalls befähigt der absolute Fichte-Schelling-Hegel'sche Idealismus die moderne Deutsche

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Philosophie zu größter Kühnheit und Auslafsung auf das Beßte. Welche Geschichtsvorgänge, Geisteszustände, Culturprocesse, was für Unterschiede, Gegensäße und Widersprüche dürften sich aufthun, welche jener Idealismus, als absoluter, methodisch-dialektischer Spinozismus und Pantheismus, soweit es mit derartiger Absolutheit und Methodik gehen will, außer Stande fein sollte, in sich zu bes faffen und absolut zu bewältigen? Gemäß der In-Eins - Bildung seiner Kategorien findet und ereignet sich in der Welt und in der Geschichte nichts Ungewöhnliches; nichts Abnormes oder Staunens werthes; nichts Vortreffliches oder Verwerfliches; keine Revolution im guten oder schlimmen Sinne; weder Göttliches, noch Ungöttlis ches; nicht Himmel, nicht Hölle; überall Nichts, was das menschliche Herz ernstlich rühren; Kopf und Gewissen zu einer fachgemäßen Ueberlegung antreiben; oder gar die Gesinnung zu entschiedener sittlichen Haltung, zu religiösen Anschauungen und Feststel» lungen aufrichten könnte: sondern es giebt für ihn, auf Grund. des geschichtlichen und gemein - empirischen Laufs, Wechsels und Widerstreits der Geister und der Dinge, lediglich ein unendliches. Werden und eine geschichtliche Erinnerung und Schådelstätte des absoluten Geistes, deren Wirklichkeit, Wahrheit und Gewißheit seinen Thron ausmacht, und ohne welchen der Geist das leblose Einsame wäre. Und - aus dem Kelche dieses Geisterreiches schäumt ihm seine Unendlichkeit!.

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Man würde die Revolutionen, von welchen die Europäische Civilisation seit dem Abschluß des achtzehnten Jahrhunderts heimgesucht wird, übel verstehen, wenn man sie mit irgendwelchen politischen oder culturhistorischen Veränderungen der früheren Völkergeschichten geradezu in Vergleich stellen wollte: mit Ausnahme. vielleicht einer einigen, größeren, aber durchaus sporadischen Erscheinung auf Deutschem Boden, die, wie es sich mit ihr machte, ohne alle übele Nachwirkungen glücklich vorübergegangen war. Auch die Auflösung und Zerrüttung des Römischen Volksgeistes im zweiten und dritten Jahrhundert der Chriftlichen Zeitrechnung,

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