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jezte sie der Dichter in Verse um. Profa war Säitals Vie Mode des Tages. Götz, Egmont, Tasso and Iphigenie nicht weniger als Schiller's Räuber, Fiesco und Kabale und Liebe waren in Prosa geschrieben, und als Sphigénie in poëtischer Form erschien, waren die Freunde in Weimar höchlich unzufrieden; sie gaben der Prosa den Vorzug ein Geschmack, der uns so seltsam scheinen muß, als wenn sie einen Schwan am Ufer mehr bewunderten als getragen von der Wasserbrust eines Sees.

Diese Profa Wuth gehörte so mit zu der Leidenschaft für die Rückkehr zur Natur. Verse erklärté man für unnatürlich, da sie doch, in Wahrheit, nicht unnatürlicher sind als Gesang. Wie der Gesang zur Rede, so steht die Poesie zur Prosa; er ist der Ausdruck für eine andere geistige Stimmung als die Rede. Leidenschaftliche Prosa kommt an die Poeste mit dem rhythmischen Triebe ihrer Bewegungen nahe heran, wie leidenschaftliche Rede mit ihrem wechseln= den Falle auch dem Takte der Musik sich nähert. Die Araber geben in heftiger Erregung ihrer Sprache ein erkennbares Metrum, und sprechen Poesie, wie Mr. Jourdain Brosa sprach. Aber niemals ist Prosa Poesie, oder doch höchstens für einen Augenblick; und eben so wenig ist Rede Gesang. Das lernte auch Schiller einsehen; als er am Wallenstein arbeitete, schrieb er an Goethe (24. November 1797): „Ich habe noch nie so augenscheinlich mich überzeugt, als bei meinem jeßigen Geschäft, wie genau in der Poesie Stoff und Form, selbst äußere, zusammenhängen. Seitdem ich meine prosaische Sprache in eine poetisch-rhyth

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mische verwandle, befinde ich mich unter einer ganz andern Gerichtsbarkeit als vorher; selbst viele Motive, die in der prosaischen Ausführung recht gut am Plaße zu stehen schienen, kann ich jetzt nicht mehr brauchen: sie waren bloß gut für den gewöhnlichen Hausverstand, dessen Organ die Prosa zu sein scheint; aber der Vers fordert schlechterdings Beziehungen auf die Einbildungskraft, und so mußte ich auch in mehreren meiner Motive poetischer werden.“

Daß auch Goethe eine Zeit lang der Täuschung anheimfallen konnte, Prosa sei natürlicher als gebundene Rede, ist um so überraschender, da seine Gedanken von selbst_melodisch flossen. Seine Seele war Gesang. Die Fähigkeit, melodisch zu singen, behielt er bis ans Ende, als schon seine Prosa in Schwäche entartet war. Auch diese Iphigenie in Prosa ist mit Versen förmlich gesättigt. Er wollte in Prosa schreiben, aber seine Gedanken' nahmen unwillkürlich die poetische Form an. Eine Vergleichung der prosaischen mit der poetischen Bearbeitung ist von großem Interesse. Man sieht da nicht nur, wie häufig in jener schon die Verse sind, sondern auch, wie wenige Aenderungen nöthig waren, um das prosaische Drama in ein Gedicht umzuschaffen. Es sind eben nur die kleinen Züge, welche die Poesie über die Prosa erheben. So, um ein Beispiel anzuführen, hieß es in der prosaischen Bearbeitung: „unnüß sein ist todt sein"; jezt ist daraus der Vers geworden:

„Ein unnütz Leben ist ein früher Tod."

An einer andern Stelle, in der Rede des Orest (Akt 2.,

Sc. 1.) ist eine schöne und schreckliche Hindeutung auf Klhtämnestra:

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„Besser (zu sterben) hier vor dem Altar, Als im verworfnen Winkel, wo die Netze

Der nahverwandte Meuchelmörder stellt.“

In der prosaischen Bearbeitung ist die Andeutung nicht flar; Orest spricht da nur von den „Neßen des Meuchelmörders."

Die Aenderungen in der Form treffen nicht das Wesen dieses Drama's; wir müssen es daher als ein Werk der Zeit ansehen, die uns jetzt beschäftigt, und gehen fofort darauf ein, es näher zu betrachten.

Zweiter Abschnitt.

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Iphigenie.

Es ist sehr charakteristisch für Schlegel, daß er die Iphigenie ein „Echo griechischen Gesanges" nannte; er liebte solche rhetorische Zierlichkeiten. Daß aber Deutschland, ein Land von Gelehrten, diese Wendung so einstimmig wiederholte und ohne alles Arg nicht anstand, Iphigenie das schönste moderne griechische Trauerspiel zu nennen, ist wirklich überraschend; nur bedenke man, welche Unzahl von schlimmsten Irrthümern über das griechische Drama herkömmlich und verbreitet sind. Eine lange Zeit galten die drei Einheiten als wesentlich für das griechische Drama, und doch lag die Thatsache vor, daß in mehren Stücken die Einheit der Zeit offenbar vernachlässigt ist, und in zweien oder dreien die Einheit des Orts ebenfalls. Dann wieder hielt man die Vermischung des Komischen und Tragischen in demselben Stück für unzulässig, und doch ist die Thatsache handgreiflich, daß Aeschylus und Euripides diese Vermischung angewandt haben. Dann tauchte die Absurdität auf, das Schicksal sei der Angelpunkt der griechischen Tragödie, und doch ist es wiederum eine Thatsache, daß in

der Mehrzahl der griechischen Trauerspiele die Schicksalsidee nur so weit Plaß hat, als ihr die religiösen Anschauungen der Dichter nothwendig geben mußten, grade so wie den tragischen Auffassungen christlicher Dichter nothwendig christ= liche Anschauung zu Grunde liegt.

Kunstkritiker charakterisiren die Iphigenie gewöhnlich mit einer Wendung, die grade hinreicht, ihre Kritik zu verurtheilen. Iphigenie, heißt es, habe, die ganze Ruhe der griechischen Tragödie." Man überlege nur - Ruhe in einer Tragödie! Das wäre wie Friedensstille in dem furchtbaren Aufschwellen vulkanischer Leidenschaften. Wie Aristoteles lehrt, wirkt die Tragödie durch Schrecken und Mitleid, indem sie in unserm Herzen Mitgefühl mit dem Leiden erweckt, und nun zu meinen, dies geschehe durch die „nachdenkliche Ruhe, die jeder Vers athmet“, heißt doch nicht weniger als meinen, ein Kriegslied feure das Blut der Kämpfer am heißesten an, wenn es den Ton eines Wiegenliedes annehme.

Unsere Begriffe von griechischer Kunst haben sich unvermerkt nach der griechischen Sculptur gebildet; daher vielleicht dies Gerede von Ruhe. Aber das Studium des griechischen Drama's hätte vor solchem Irrthum bewahren und zwischen der Ruhe der Entwicklung und der Ruhe des Lebens unterscheiden lehren sollen. Die leidenschaftlose Einfachheit der scenischen Darstellung bei den Griechen beruhte auf scenischer Nothwendigkeit, aber wir nennen einen Vulcan doch nicht kalt, weil auf seinem Gipfel Schnee liegt. Wäre das griechische Drama auf Bühnen wie die des

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