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eine schwere Krankheit, an der er seit neun Tagen liegt, mich so innig ergreifen würde. Es ist ein Krampfhusten und zugleich die Blatterrose, er kann in fein Bett und muß in einer immer stehenden Stellung erhalten werden, sonst will er ersticken. Der Hals ist verschwollen, sowie das Gesicht, und voller Blasen inwendig, sein linkes Auge ist ihm wie eine große Nuß herausgetreten und läuft Blut und Materie heraus, oft phantasirt er, man fürchtete vor eine Entzündung im Gehirn, lies ihm stark zur Ader, gab ihm Senf-Fußbäder, darauf bekam er geschwollene Füße und schien etwas besser, doch ist diese Nacht der Krampfhusten wiedergekommen, ich fürchte weil er sich gestern hat rasiren lassen; entweder meldet Dir mein Brief seine Besserung oder seinen Tod, ehe laß ich ihn nicht abgehen. Die Schillern und ich haben schon viele Thränen die Tage her über ihn vergossen; sehr leid thut mir's jeßt, daß, als er mich am Neujahr besuchen wollte, ich leider, weil ich an Kopfweh krank lag, absagen ließ, und nun werde ich ihn vielleicht nicht wieder sehen.

,,Den 14ten. Mit Goethe geht es besser, doch muß der

ein, der zudem ihre Schattenseiten, die später so unangenehm hervortraten, weit entfernt ist zu übersehen oder zu verschweigen (vgl. den ersten Abschnitt des letzten Buches in diesem Baude). Daß Goethe fie in den ersten Jahren zu seinen Studien heranzog, läßt fie dem Verfasser geistig wohl in einem etwas zu günstigen Lichte erscheinen; es war gewiß mehr ein Versuch des Dichters, sie zu fich emporzuheben, als daß es ihrem Vermögen wirklich entsprochen hätte. (Anm. d. Uebers.)

21ste Tag vorüber sein, bis dahin könnte ihm noch etwas zustoßen, weil ihm die Entzündung etwas am Kopf und am Zwerchfell geschadet hat. Gestern hat er mit großem Appetit Suppe gegessen, die ich ihm geschickt habe; mit seinem Auge soll es auch besser gehen, nur ist er sehr traurig und soll drei Stunden geweint haben, besonders weint er, wenn er den August sieht, der hat indessen seine Zuflucht zu mir genommen: der arme Jung dauert mich, er war entseßlich betrübt, aber er ist schon gewohnt, sein Leiden zu vertrinken; neulich hat er in einem Club von der Claffe seiner Mutter siebzehn Gläser Champagner-Wein getrunken, und ich hatte alle Mühe ihn bei mir vom Wein abzuhalten.

„Den 15ten. Goethe schickte heute zu mir, lies mir danken für meine Theilnahme und er hoffte, er würde bald wieder ausgehen können; die Doktors halten ihn außer Gefahr, aber seine Genesung werde noch lange werden."

Sollte man es für möglich halten, daß dies eine Frau geschrieben die zehn Jahre lang leidenschaftlich geliebt worden, daß sie so von dem Geliebten schreiben konnte, wäh rend er, wie sie glaubte, am Sterben, lag? Selbst hier fann sie ihren Haß gegen Christiane nicht zurückhalten.

Neunter Abschnitt.

Tasso.

Taffo ist eine Reihe tadelloser Verse, kein Drama. Um dies ausgezeichnete Werk recht zu genießen, müssen wir nicht mit der Erwartung daran gehen, die Eigenschaften darin zu finden, die man von einem Drama verlangt. Der Tasso hat seinen Reiz, dem kaum jemand widerstehen wird, aber neben der Natürlichen Tochter ist er unter den dramatischen Versuchen Goethe's der schwächste. Ein ruhiger, breiter Lichtstrom durchzieht das Stück, aber es fehlt ganz an den scharfen Lichteffekten, die nun einmal zu der modernen dramatischen Form gehören. Es hat die Klarheit, Einheit und unvergleichliche Anmuth eines Raphael, nicht die strahlende Wärme eines Tizian oder die stattliche Pracht Paul Veronese's.

Handlung ist kaum in dem Stück, und was da ist, ist nur der Träger eines inneren Kampfes in Tasso's Seele, dessen Liebe und Wirrheit sich unaufhörlich durchfühlen lassen, aber niemals zu dramatischer Wirkung emporflammen. Die Tragödie ist rein psychologisch, eine Darstellung wogender Gefühle, ein ruhiges Charaktergemälde, und zwar nur in

der Form des Dialogs, nicht einer Handlung. Die Schönheit des Taffo liegt lediglich in seiner Poesie, und wenn wir nicht den Zauber der Form fühlen, so wird es uns so wenig rühren, wie ein schlechter Abguß einer schönen Statue. Aus diesem Grunde ist es sehr schwierig, in den Inhalt des Stücks kritisch einzugehen, und doch legt mir die Bedeutung des Werkes diese Pflicht auf.

Goethe hat den Augenblick gewählt, wo Tasso, nachdem er eben sein befreites Jerusalem vollendet, unverkenn= bare Zeichen der unglücklichen Leidenschaft und der unglücklichen Krankheit giebt, die sein Leben zu einem der traurigsten machen in der langen traurigen Reihe

Gewalt'ger Dichtergeister, die im Elend starben. Ich bin in diesem Abschnitt der Literargeschichte nicht genug bewandert, um zu einem Urtheil berechtigt zu sein, inwiefern Goethe geschichtliche Thatsachen in sein Stück zu verarbeiten verstanden hat; nach dem Ausspruch deutscher Kritiker hat er es mit Geschichte gesättigt. Sicher ist indeß, daß er die strenge geschichtliche Wahrheit sowohl in dem Charakter des Alphonso als in dem Tone des ganzen Drama's verlegt hat. War doch zwischen der Stellung Tasso's am Hofe zu Ferrara und der Goethe's am Weimarschen Hofe eine zu große Aehnlichkeit, als daß diese Abweichung von der Geschichte nicht durch den Wunsch, persönliche Erlebnisse darzustellen und dabei doch den Schein des Spottes gegen Hofgunst zu vermeiden, geboten gewesen wäre. Hätte Goethe das Verhältniß Tasso's zu Alphonso treu dargestellt, so würde das Publikum zwischen den Zeilen übel

wollende Anspielungen gegen den Weimarschen Hof herausgelesen haben. Indeß auch so ist man mit sinnreichen Vermuthungen sehr freigebig gewesen: Alphonso gilt für Carl August, die Prinzessin für die Herzogin Louise, Antonio ist Herder und Leonore Sanvitale die Frau von Stein. Bis zu welchem Grade diese Vermuthungen wahr find, ist schwer zu sagen; allerdings ist in manchem edlen Zuge Alphonso's der Herzog Carl August wieder zu erkennen, allerdings hegte Goethe jür die Herzogin Louise zwar feine eigentliche Liebe, doch die zärtlichste Achtung, und kann auch Herder schwerlich für Antonio gelten, so trägt doch Leonore unzweifelhaft einige Züge der Frau von Stein. Auch hat er gegen Edermann ausdrücklich zugegeben, daß Personen und Zustände am Weimarschen Hofe reichlich in den Tasso hineinspielen. Doch wird es bei alledem vergebene Mühe sein und widerstrebt auch dem Geiste poctischer Darstellungen, die Grenze genau bestimmen zu wollen, wo die Wahrheit aufhört und die idealistrende Dichtung anfängt.

Tasso wurde im Jahre 1777 begonnen, und um den leitenden Gedanken des Gedichts zu erfassen, müssen wir auf dieses Jahr zurückgehen. Tasso erscheint vor uns, ganz in poetisches Schaffen verloren, ruhelos unbestimmt in seinem Streben. Er lebt in einer kleinen Stadt, die sich vor allen andern durch die Größe ihrer Fürsten, nicht des Volkes auszeichnet. „Ferrara ward durch seine Fürsten groß“ und Ein edler Mensch zieht edle Menschen an

Und weiß sie festzuhalten.

Er zieht sich vom Hofe zurück und ist nur in der Ein

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