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beschäftigt war, in unreifer Gestalt veröffentlicht habe; ja, mehr als das: Goethe berief sich darin auf das Zeugniß zweier ehrenwerther und achtbarer Männer, die noch am Leben die Wahrheit seiner Angabe bestätigen könnten. So lange durch dieses Zeugniß Voigt's und Riemer's die Sache für immer entschieden werden konnte, sagte Oken kein Wort, und erst als keine Zeugenaussage mehr möglich war, entschloß er sich zu sprechen. Wegen seines Stillschweigens auf die zuerst angeführte Stelle rechtfertigt er sich zwar damit, er sei darin nicht genannt worden und habe keine Neigung gehabt, sich in endlose Unannehmlichkeiten verwickeln zu lassen, aber in der zweiten Stelle ist er doch so deutlich bezeichnet, als wenn er bei Namen genannt wäre, und das „Erstaunen" der Freunde Goethe's über die Veröffentlichung einer Entdeckung, die sie für Goethe's alleiniges Eigenthum hielten, verlangte auch wohl eine Antwort. Indeß, mir liegt nur daran, die Frage beantwortet zu haben, warum Goethe schwieg; die Erklärung von Oken's Benehmen überlasse ich seinen Freunden und will nur, um billig zu sein, erwähnen, daß nach einer Andeutung aus diesem Kreise Oken durch die Anschuldigung der Hegelianer, er selbst habe Goethen den Gedanken gestohlen, schwer gereizt ward und sich zu der Erklärung in der Isis hinreißen ließ.

Um diesen, schon sehr angewachsenen Abschnitt über Goethe's natürwissenschaftliche Forschungen abzuschließen, muß ich noch darauf hinweisen, daß die Zeitfolge derfelben vor der übersichtlichen Zusammenfassung des so mannig

faltigen Stoffes hat zurückstehen müssen. Auch seine verschiedenen Abhandlungen habe ich nicht einzeln angegeben; man findet sie in den letzten Bänden seiner Werke wohl geordnet. Meine Absicht war hauptsächlich, die Richtungen seines Geistes aufzudecken, seine wissenschaftlichen Erfolge und Irrthümer darzulegen, die Stelle nachzuweisen, welche die Naturwissenschaft in seinem Leben einnahm, und die Meinung, er habe in die Wissenschaft nur hinein gepfuscht, als Künstler mit ihr gespielt, als durchaus irrig zu widerlegen. Was Buffon dem Plinius nachrühmt, er habe jene Leichtigkeit im Großen zu denken, welche das Wissen vervielfältigt (cette facilité de penser en grand qui multiplie la science), das läßt sich mit Wahrheit auch von Goethe sagen, und nur als Denker auf diesem großen Gebiete nehme ich für ihn einen hohen Platz in Anspruch.

Eilfter Abschnitt.

Die Campagne in Frankreich.

Wir kehren jezt zu unserer Erzählung zurück, aus deren Verlauf wir im vorigen Abschnitte bereits einiges vorweg genommen haben. Im Jahre 1790 übernahm Goethe die Leitung aller Anstalten für Kunst und Wissen= schaft im Herzogthum und beschäftigte sich mit Einrichtung der Museen und des botanischen Gartens in Jena. Im März desselben Jahres ging er noch einmal nach Italien, um die Herzogin Amalia und Herder in Venedig zu treffen, aber Italien erschien ihm bei diesem zweiten Besuche als ein ganz anderes. Warum auch zerstörte er seine Vision? Solche Eindrücke kommen, eben nicht zweimal. Er fing an zu vermuthen, daß an dem Zauber seines ersten Besuches vieles Täuschung sei. Die venetianischen Epigramme zeigen, gegen die römischen Elegien gehalten, den Unterschied der Stimmung. die Stelle schmerzlicher Sehnsucht, vollen Entzückens, frischen Staunens, welche den Elegien ihren Charakter verleihen, treten hier Spott und bittere Enttäuschung. Zwar sind manche dieser Epigramme erst später geschrieben, aber der Hauptsache nach stammen sie aus dem

Aufenthalte in Venedig. Einen großen Antheil an dieser veränderten Stimmung hatten die Neuheit und Ungewißheit seiner häuslichen Verhältnisse und die Unruhen der Zeit, die ihm allmälig alle Bildung zu gefährden schienen.

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Kaum nach Weimar zurückgekehrt ließ ihn der Herzog ins preußische Feldlager nach Schlesien kommen, wo er einmal statt der Steine und Pflanzen die Felder mit Kriegern besäet finden werde." Er ging sehr ungern hin, entschädigte sich aber durch die eifrigste Beschäftigung mit Steinen und Pflanzen und überließ dem Herzog und den andern das mäßige Vergnügen der Soldatenspielerei. Mitten in der beweglichsten Welt lebte er als Einsiedler in sich selbst abgeschlossen, trieb vergleichende Anatomie und arbeitete an einer komischen Oper.

Im August kehrten sie nach Weimar zurück. Die Her= zogin Amalie und Herder, immer ungehaltener über seine "Zeitverschwendung an alten Knochen", ließen ihm teine Ruhe, als bis er seine osteologischen Studien bei Seite legte und den Wilhelm Meister wieder vornahm. Doch fam er damit nicht weit; es war nicht die rechte Zeit dafür; gegen Newton zu schreiben war ein stärkerer Drang. Im Jahre 1791 wurde das Hoftheater gegründet; die Leitung übernahm er mit Vergnügen;" doch übergehen wir diese seine Thätigkeit hier, um später seine Stellung als Theaterdirektor im Zusammenhange zu würdigen. Im Juli eröffnete die Herzogin Amalie ihre Freitagabende. In ihrer Wohnung versammelten sich zwischen fünf und acht Uhr der Herzog, die Herzogin Louise, Goethe mit seinem

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Kreise und einige wenige begünstigte Freunde vom Hofe, um von irgend einem Mitglied eine eigene Arbeit vortragen zu hören. Jede Art von Etiquette war verbannt; die Mitglieder setzten sich, wie sie kamen; nur für den Vortragenden war ein besonderer Platz bestimmt. Einen Abend trug Goethe seinen Bericht über die Familie Cagliostro's vor, ein andermal sprach er über Optik; Herder las über Unsterblichkeit, Bertuch über chinesische Farben und englische Gartenkunst, Böttiger über antike Vasen, Hufeland über sein Lieblingsthema, die Kunst lange zu leben, und Bode gab Bruchstücke aus seiner Uebersetzung des Montaigne. Wenn der Vortrag zu Ende war, sette man sich um einen großen Tisch in der Mitte des Zimmers, nahm Kupferstiche oder eine interessante literarische Neuigkeit zur Hand und führte eine freundschaftliche Unterhaltung. Das waren ungezwungene, angenehme und interessante Gesellschaften.

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er

Die Erwähnung des Namens Cagliostro erinnert an Goethe's Lustspiel der Großkophta", worin er die Pariser Halsbandgeschichte dramatisirte. Ursprünglich wollte eine Oper daraus machen, die Reichard zu componiren hätte, und wenn der Leser sich durch dieses langweilige Lustspiel wirklich durchgearbeitet haben sollte, so wird er allerdings das Bedauern theilen, daß nicht eine Oper oder beliebig sonst was daraus gemacht ist alles, nur nicht dieses Lustspiel. Es kann einen förmlich unglücklich machen, ein solches Machwerk unter den Schriften eines so großen Genie's zu fiten, und erbittern muß es jeden gesunden Sinn, deutsche Kritiker in blinder Verehrung für Goethe

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