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Vater gleich, die höheren Stufen freistädtischer Verfassung erstieg. Hier im traulichen Familienkreise, in dem underänderten alt bekannten Lokal, riefen sich jene Knabenerinnerungen lebhaft hervor und traten mir nun neukräftig vor die Augen. Sodann gefellten sich zu ihnen andere jugendliche Vorstellungen, die ich nicht verschweigen darf. Welcher reichstädtische Bürger wird leugnen, daß er, früher oder später, den Rathsherrn, Schöff und Bürgermeister im Auge gehabt und, seinem Talent gemäß, nach diesen, vielleicht auch nach minderen Stellen emsig und vorsichtig gestrebt: denn der füße Gedanke, an irgend einem Regimente Theil zu nehmen, erwacht gar bald in der Brust eines jeden Republikaners, lebhafter und stolzer schon in der Seele des Knaben. Diesen freundlichen Kinderträumen konnte ich mich jedoch nicht lange hingeben, nur allzuschnell aufgeschreckt besah ich mir die ahnungsvolle Lokalität die mich umfaßte, die traurigen Umgebungen die mich 'beengten, und zugleich die Aussicht nach der Vaterstadt getrübt, ja.verfinstert. Mainz in französischen Händen, Frankfurt bedroht, wo nicht schon eingenommen, der Weg dorthin versperrt, und innerhalb jener Mauern, Straßen, Pläße, Wohnungen, Jugendfreunde, Blutsverwandte vielleicht schon von demselben Unglück ergriffen, daran ich Longwy und Verdun so grausam hatte leiden sehen; wer hätte gewagt sich in solchen Zustand zu stürzen! Aber auch in der glücklichsten Zeit jenes ehrwürdigen Staatskörpers wäre mir nicht möglich gewesen, auf diesen Antrag einzugehen; die Gründe waren nicht schwer auszusprechen. Seit zwölf Jahren genoß ich eines seltenen

Glückes, des Vertrauens wie der Nachsicht des Herzogs von Weimar. Dieser von der Natur höchst begünstigte, glücklich ausgebildete Fürst ließ sich meine wohlgemeinten, oft unzulänglichen Dienste gefaller und gab mir Gelegenheit mich zu entwickeln, welches unter keiner andern vaterländischen Bedingung möglich gewesen wäre; meine Dankbarkeit war ohne Gränzen, so wie die Anhänglichkeit an die hohen Frauen Gemahlin und Mutter, an die heranwachsende Familie, an ein Land, dem ich doch auch manches geleistet hatte. Und mußte ich nicht zugleich jenes Cirkels neuerworbener höchst gebildeter Freunde gedenken, auch so manches andern häuslich Lieben und Guten was sich aus meinen treubeharrlichen Zuständen entwickelt hatte!"

Zwölfter Abschnitt.

Wieder in der Heimath.

Bei seiner Rückkehr nach Weimar erwartete ihn eine angenehme Ueberraschung; der Herzog hatte während seiner Abwesenheit das Haus am Frauenplan neu aufbauen lassen. Dies Haus galt damals für einen Palast und war ein sehr glänzendes Geschenk. Der Neubau war noch nicht so weit vorgerückt als daß es Goethe nicht im Einzelnen nach seinem Geschmacke hätte einrichten lassen fönnen; er legte die prächtige Treppe an, die zwar für die Verhältnisse des Hauses zu groß, aber eine angenehme Erinnerung an Italien war.

Durch die Fenster des Hauses sieht man die Büsten der olympischen Götter, die dort als Symbole der Ruhe und Vollendung stehen. Beim Eintritt in den Hausflur verweilt der Blick auf zwei schönen Gypsabgüssen, die in Nischen stehen, oder auf dem Plane von Rom, der die Wand schmückt, und auf dem Deckengemälde der Aurora von Heinrich Meyer.

Nahe an der Thür steht die Gruppe von Ildefonso und auf der Schwelle spricht das römische Salve sein freundliches Willkommen. Oben im ersten Stock empfängt uns das Junozimmer, so genannt von der kolossalen Büfte der

Juno Ludovist, welche Goethe aus Rom mitgebracht hatte; an den Wänden hängen die Loggien von Raphael. Links davon ist das Empfangszimmer; darin steht das Klavier, welches so manchen musikalischen Abend beleben half; Hummel und der junge Mendelssohn haben darauf gespielt, die Catalani und die Sonntag haben dazu gesungen. Ueber den Thüren hängen Meyer's mythologische Cartons, an den Wänden ein Abdruck der aldobrandinischen Hochzeit, Skizzen von großen Meistern und Radirungen. Ein großer Schrank enthielt Kupferstiche und Gemmen, ein Wandschrank BronzeStatuetten, Lampen und Vasen. Auf der anderen Seite des Junozimmers waren drei kleinere Gemächer; das erste enthielt Skizzen von italienischen Malern und ein Gemälde von Angelika Kaufmann, das zweite und dritte allerlei Thongefäße und einen Apparat zur Erläuterung der Farbenlehre. Nach hinten schloß sich an das Junozimmer ein fleineres, welches die Büsten von Schiller, Herder, Jacobi, Voß, Byron und anderen enthielt. Von hier ging es einige Stufen hinab in ein kleines Eßzimmer, wo Goethe gern aß, wenn er nur wenig Gesellschaft hatte, von da endlich führte eine kleine Treppe in den schönen, geschmackvoll angelegten Garten. Hier standen kleine Lusthäuser, in denen die naturwissenschaftlichen Sammlungen waren.

Das Heiligthum des Hauses bilden das Arbeitszimmer, die Bibliothek und das Schlafzimmer. Die eben beschriebenen Räume vergegenwärtigen dem Besucher die Stellung Goethe's als Minister und Kunstliebhaber und sind nach sem weimarschen Maßstabe jener Zeit höchst stattlich und

prächtig, aber die Zimmer, in die wir jeßt treten, sind selbst nach dem weimarschen Maßstabe von mehr als bürgerlicher Einfachheit. Durch ein Vorzimmer, wo in kleinen Schränken die mineralogischen Sammlungen stehen, treten wir in das Arbeitszimmer, ein niedriges, enges, etwas dunkles Gemach, mit nur zwei winzigen Fenstern und mit einer wahrhaft rührenden Einfachheit möblirt. Noch jezt ist alles darin so erhalten, wie es am Todestage des Dichters war. In der Mitte steht ein einfacher ovaler Tisch von schlichtem Eichenholz. Kein Lehnstuhl ist da,- kein Sopha, nichts was auf Bequemlichkeit deutet, nur ein gewöhnlicher harter Stuhl und daneben der Korb, in welchen Goethe sein Taschentuch zu legen pflegte. An der Wand rechts ist ein langer Tisch von Birnbaumholz und ein Bücherbrett mit Wörterbüchern und Handbüchern; da hängt auch ein Nadelkissen, ehrwürdig vor Alter, mit Visitenkarten und andern Kleinigkeiten; da auch ein Medaillon von Napoleon mit der Umschrift:,,Scilicet immenso superest ex nomine multum." Auf der Wand daneben wieder ein Bücherbrett mit einigen Werken von Dichtern. An der Wand links ist ein langes Schreibpult von weichem Holz, an dem er gewöhnlich schrieb. Darauf liegen die Originalmanuskripte des Göz und der römischen Elegien, 'und eine Büste Napoleons von milchweißem Glas steht da, welche gegen das Licht gehalten blau und feuerfarben schillert und darum Goethen als ein Beleg zu seiner Farbenlehre werth war. Ein Bogen Papier mit Notizen aus der Tagesgeschichte ist nahe der Thür angeheftet, und an der Thür selbst hängen musikalische und geologische Schemata.

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