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Diese Thür an der linken Wand führt in das Schlafzimmer, wenn ein kleines Kabinet mit einem Fenster diesen Namen verdient. Ein einfaches Bett, ein Lehnstuhl davor und ein winziger Waschtisch mit einer kleinen weißen Schale und einem Schwamm, das ist das ganze Mobiliar. Wer für den großen und guten Mann, der hier geruht und feinen letzten Schlaf geschlafen hat, nur einiges Gefühl hegt, dem treten bei diesem rührend einfachen Anblick die Thränen in die Augen und der Athem geht ihm schwerer.

Auf der andern Seite neben dem Arbeitszimmer liegt die Bibliothek, die freilich eher eine Rumpelkammer von Büchern genannt werden muß. Die Bücher stehen auf schlichten tannenen Brettern; kleine Stückchen Papier, mit den Aufschriften Philosophie, Geschichte, Poesie u. s. w. geben eine gewisse Ordnung an. Mir war es interessant, diese Reihe von Büchern zu durchmustern, und angenehm überrascht wurde ich, als ich in einem englischen Buche, welches Carlyle dem Dichter zugeschickt hatte, ein Stück von der Handschrift unsers berühmten Landsmannes fand.

So war Goethe's Haus während der vielen Jahre, die er darin wohnte. Um die Zeit, von der wir jetzt handeln, war es natürlich in etwas anderem Zustande. Das Vergnügen des Ausbaus, das Glück einer behaglichen Häuslichkeit mit der kleinen Freundin" Christiane und seinem Erstgeborenen, und die friedliche Muße zum Studiren bildeten einen angenehmen Gegensatz zu dem unruhigen Kriegsleben. Sein ältester römischer Freund, Heinrich Meyer, hatte inzwischen Italien verlassen und wurde ihm ein lieber

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Hausgenoffe, den eine genaue Kenntniß der Kunstgeschichte wie eine treue Freundschaft gleich werthvoll machten. Optische Studien und Kunstuntersuchungen wechselten mit einander ab.

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In diesem Jahre (1793) studirte Goethe sehr viel, producirte aber nur wenig. Er schrieb das Lustspiel der Bürgergeneral", fing ein zweites „die Aufgeregten" an und entwarf die Unterhaltungen der Ausgewanderten." Bedeutender war die Uebersetzung des Reinecke Fuchs. Alle diese Schriften waren durch die französische Revolution angeregt. Der Bürgergeneral" ist wirklich ein ergötzliches kleines Stück; das patriotische Maulheldenthum wird darin nicht übel lächerlich gemacht; aber alle diejenigen, die es Goethen sehr übel deuten, daß er nicht die Sache der Revolution verfocht, hat es höchlich erbittert. Zwar geben sie zu, an der Revolution sei vieles hohl, thöricht und schlecht gewesen, aber zu bloßem Spott ist ihnen die Revolution doch eine viel zu ernsthafte Sache. Ich stimme dieser Ansicht durchaus bei; ziehe ich aber seine Gefühle und seine Stellung in Betracht, so scheint es mir ganz natürlich, daß er, der weder auf Seite der Revolution stand noch auch den Rohalisten besonders hold war, der also weder Freiheitslieder schreiben noch im Ausrufe der Entrüstung ausbrechen konnte, der die weltgeschichtliche Bedeutung des Ereignisses nicht völlig würdigte, sondern nur die vorübergehende und persönliche Seite desselben sah, daß er, sage ich, Lustspiele darüber schrieb und nichts anderes. Er schrieb teine Schmähschriften dagegen, keine Satiren; er sah die Dinge von der komischen Seite und lächelte dazu. Als die Ereignisfe

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in ihrem weiteren Fortgang dem Bilde tiefere Schatten gaben, wurde auch er ernster. Die Aufgeregten" würden, wenn fie beendet wären, seine politischen Ansichten vollständig wiedergeben. Die Ueberseßung von Reinecke Fuchs begann er zu seiner Erholung; er sah das Gedicht für eine „unheilige Weltbibel" an, worin, im Gegensatz zu dem blutigen Schauspiele, welches das Schreckensregiment damals der Welt gab, die thierische Natur des Menschengeschlechts schmucklos und unverhüllt mit wunderbarem Humor sich darstelle.

Im Mai 1793 rief ihn der Herzog wieder zur Armee, und er wohnte der Belagerung von Mainz bei. Auch diesen Ausflug hat er uns selbst erzählt, doch „repräsentirte er bei dieser Haupt- und Staatsaktion nur den melancho lischen Jacques nach seiner Art und Weise“ und zog sich von allem Historischen, welches er für das undankbarste und gefährlichste Fach" erklärte, ganz in die „Aesthetika, Moralia und Physika" zurück. Die Stadt ergab sich am 24. Juli, und am 28. August, seinem 44. Geburtstage, kehrte er nach Weimar zurück, um sogleich wieder an Reinecke Fuchs und seine wissenschaftlichen Untersuchungen zu gehen. Die politische Stimmung aller Menschen, schrieb er an Jacobi, treibt mich nach Hause, wo ich einen Kreis um mich ziehen kann, in welchen außer Liebe und Freundschaft, Kunst und Wissenschaft nichts herein kann. Ueber das Vergangene will ich nicht klagen, denn ich habe viel Schäßbares gelernt." Die Erfahrung ist der einzige Lehrmeister im Leben; freilich wie Jean Paul sagt, ist das Schulgeld etwas theuer; Goethe bezahlte es immer gern, wenn er sich nur belehren konnte.

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