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gewisse Anschauungen weiter förderten, die schon in der allgemeinen Richtung lagen. Auf dem Gebiete der Kritik waren ihre Ansichten wenig mehr, als erneute Jubelklänge über die durch Lessing, Herder, Goethe und Schiller bereits gewonnenen Siege. Friedrich Schlegel, bei weitem der bedeutendste Kritiker dieser Schule, begann seine schriftftellerische Laufbahn mit einer Auswahl aus Lessing's Werfen (Lessing's Geist, eine Blumenlese seiner Ansichten") und endete damit, Philipp den Zweiten und den grausamen Alba zu bewundern und Calderon für einen größeren Dichter zu erklären als Shakespeare. So stellt er den Verlauf der ganzen Schule von Anfang bis zu Ende dar.

Fichte, Schelling, Schleiermacher und Solger find die Philosophen dieser romantischen Schule; von den beiden ersten stammt das einst berühmte, nun jast vergessene Princip der Ironie, das, wie Hegel nachwies, nicht nur überhaupt kein Princip war, sondern auch nicht einmal von den Romantikern selbst angewandt worden ist. Die Fronie Shakespeare's, des „Gottes ihrer Anbetung“, wirklich aufzuzeigen hat keiner von ihnen, selbst Tieck nicht versucht. Unter den wirklichen Diensten, welche Tieck und August Wilhelm Schlegle der deutschen Bildung geleistet haben, verdient bei dieser Gelegenheit ihre Shakespeare - Ueberseßung hervorgehoben zu werden, die, obgleich keineswegs so getreu wie man in Deutschland meint, oft erbärmlich schwach und bisweilen sehr fehlerhaft in der Auffaffung des Sinnes, *)

*) Die Schlegel-Tied'sche Ueberseßung darf nicht so ohne Unter

doch im Ganzen ihres Gleichen nicht hat in aller Literatur und Shakespeare in Deutschland so heimisch gemacht hat, wie in England selbst.

Auf ihrem Kreuzzuge gegen den französischen Geschmack, bei ihrer Berehrung Shakespeare's und ihrer Unterstüßung der Bemühungen Herders zu Gunsten der Balladen-Literatur und des Geschmackes für gothische Kunst, gingen die Romantiker mit dem allgemeinen Strome. Auch der nationalen Richtung huldigten sie, indem sie mit Friedrich Schlegel erklärten, „Mythologie und Poesie, symbolische Soge und Dichtung, beide seien eins und unzertrennlich“, woraus denn unmittelbar weiter folgte, daß eine neue Religion oder doch jedenfalls eine neue Mythologie nöthig sei, denn „der tiefste. Schaden und Mangel aller modernen Poesie bestehe eben darin, daß sie keine Mythologie habe." Während nun Fichte, Schelling und Schleiermacher sich abmühten, eine neue Philosophie und eine neue Religion zu schaffen, ließ sich, wie sich bald ergab, eine Mythologie nicht so nach einem Programm herstellen, und da sie doch einmal unentbehrlich war, so wandten sich die Romantiker dem Katholicismus mit seinen Heiligengeschichten und Glaubenshelden zu, einige, wie Tied und A. B. Schle= scheidung als ein Ganzes behandelt werden. Schlegel hat viel beffer, genauer und deutscher übersezt als Tieck und die Seinen, und es ist sehr zu bedauern, daß neuere Ueberseßer sich an den von jenem übertragenen Stücken versuchen, statt die leichteren und dankbareren Ehren sich zu verdienen, welche z. B. der von Dorothea Tieck bearbeitete Coriolan bietet. (Anm. des Uebersehers.)

gel lediglich aus poetischer Schwärmerei, während andere, wie Friedrich Schlegel und Werner, sich aus voller Ueberzeugung zum Katholicismus und all seinem Zubehör bekannten.

Solger hat die Ironie die Tochter des Mysticismus genannt, und wie hoch die Romantiker den Mysticismus priesen, ist aus den Schriften von Novalis hinlänglich bekannt. Mystisch hieß bei ihnen poetisch und tiefsinnig zugleich. Ihre Kritik verherrlichte die abenteuerlichsten Ausgeburten des Mittelalters wegen ihres tiefen Spiritualismus, im Gegensatz zu dem heidnischen Materialismus Goethe's und Schiller's. Einmal im Zuge ging die Bewegung rasch bis an die Grenzen des Unsinns. Die Kunst trat ganz in den Dienst der Religion; nur in diesem Dienste, hieß es, habe sie geblüht, könne sie blühen. Fra Angelico und Calderon wurden plößlich vergöttert. Die Theorie stroßte von Absurditäten. Wackenroder schrieb (mit Tied's Beihülfe) feine, Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders" zum Beweise wie Goethe meinte, daß, weil einige Mönche Künstler gewesen, alle Künstler Mönche werden sollten und stellte darin Werner als einen Riesen der Kunst hin. Von gläubiger Gesinnung hoffte man Wunder in der Kunst; andächtiges Bibellesen sollte das beste Mittel sein, um es Fra Angelico und van Eyck gleich zu thun; aus einem härenen Hemde zog man künstlerische Eingebung. In Schaaren traten die Maler zur katholischen Kirche über. Cornelius und Overbeck liehen ihr Genie dem Versuche, die todten Formen der Anfänge der

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christlichen Kunst wieder zu beleben, wie Goethe und Schiller in der griechischen Kunst gethan. Overbeck, der in einem Kloster malte, war von dem Geist der Askese so ergriffen, daß er nicht nach dem lebenden Modell zeichnen wollte, um nicht zu naturalistisch zu werden; denn Treue gegen die Natur hieß Untreue gegen die höhere Richtung des Spiritualismus. Cornelius hatte zu viel künstlerischen Takt, um in solche Uebertreibungen zu verfallen, aber andere, weniger begabt und bigotter, trieben diese Anschauung bis zur äußersten Consequenz. Eine Anzahl von diesen Reformern ließen sich in Rom nieder und erregten die Verwunderung der Katholiken nicht weniger als der Protestanten. Caesar Masini schildert sie in seiner Schrift, über die Puristen in der Malerei" mit folgenden Worten: „Im Jahre 1809 kamen einige junge Männer aus Norddeutschland nach Rom. Sie verleugneten ihren protestantischen Glauben, kleideten sich in die Tracht des Mittelalters und stellten den Satz auf, mit Giotto sei die Malerei zu Grabe gegangen und zu ihrer Wiederbelebung sei es nöthig, auf den alten Stil zurückzugehen. Unter dieser Maske von Pietät versteckten sie ihre eigene Nichtigkeit. Sklavische Bewunderer der rohesten Kunstepochen erklärten sie Zwerge für Riesen und suchten uns von Raphael, Titian und Correggio rückwärts zu drängen in den trodnen arten Stil und die barbarische Stümperei der Buffalmacco, Calandrino und Paolo Uccello."

Das ungefähr waren die Lehren der neuen Schule. Der Gegensatz zwischen Raphael und Fra Angelico, zwischen Titian

und Albrecht Dürer ist nicht größer als der, in welchem Goethe und Schiller zu dem schwindsüchtigen Novalis und dem stußerhaften Schlegel standen. Nichts desto weniger ist es gewiß, daß ihre Neigung zur Reflexion so gut wie zur Nachahmung die romantische Bewegung mehr förderte, als ihre Werke sie hemmten. Jetzt ist diese Bewegung längst zur Ruhe und hat ihr Urtheil dahin, aber neben manchem offenbaren Schaden hat sie doch manche offenbaren Vortheile gehabt und kein Kenner der modernen Literatur wird der Romantik die Anerkennung versagen, daß sie das Verständniß des Mittelalters wesentlich gefördert hat.

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Kehren wir zu Goethe zurück. Schiller veranlaßte ihn zu endlosen theoretischen Untersuchungen; sie verhandelten über die Grenzen der epischen und dramatischen Dichtung, lasen und erörterten Aristoteles' Poetik - Unterhaltungen, welche Goethe's Abhandlung über epische und dramatische Poesie zur Folge hatten und thaten, wie ihr Briefwechsel zeigt, kaum noch einen Schritt, den sie nicht erst theoretisch abgemessen hatten. Wolf's Prolegomena zum Homer las Goethe mit Begeisterung und bekannte sich sofort zu den darin entwickelten Ansichten. Daran schlossen fich Untersuchungen über den Ursprung der hebräischen Gedichte, und Eichhorn's Einleitung ins alte Testament regte ihn zu dem Versuche einer neuen Erklärung des Zuges der Kinder Israel durch die Wüste an, die er später in den Anmerkungen zum westöstlichen Divan entwickelte.

Mit diesen Studien gingen epische Schöpfungen Hand in Hand. Das vollendetste seiner Gedichte, Hermann und

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