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Dorothea, entstand damals; die Achilleis wurde entworfen und zum Theil ausgeführt; auch den später in der „, Novelle" prosaisch bearbeiteten Stoff wollte Goethe damals in einem epischen Gedichte „die Jagd" behandeln. Außerdem ist dieses Jahr 1797 als das „Balladenjahr" merkwürdig, in welchem er und Schiller in freundschaftlichstem Wetteifer ihre Meisterwerke in dieser Gattung schufen. Auf Goethe's Antheil kommen die Braut von Korinth, der Gott und die Bajadere, der Schatzgräber und der Zauberlehrling.

Auch nahm er in diesem Jahre den Faust wieder auf und setzte ihn bruchstückweise fort. Die Zueignung, der Prolog im Himmel und das Intermezzo „Oberons und Titania's goldene Hochzeit“ wurden geschrieben. Aber mitten in dieser Beschäftigung mit dem Faust unterbrach ihn ein Besuch des Archäologen Hirt und regte die Erinnerungen an Italien so mächtig auf, daß die nordischen Phantome weichen mußten. Er legte den Faust bei Seite und schrieb einen Aufsatz über Laokoon. Seine Sehnsucht nach Italien wurde wieder rege, sein Wissensdrang war unersättlich, nie glaubte er Stoff genug zu haben. Schiller dagegen, an Stoff so bedeutend ärmer und zur Produktion viel ge= neigter, war der Ansicht, diese neue Reise nach Italien würde ihn mit zu viel Stoff überhäufen und ließ ihm durch Meyer davon abrathen. Goethe machte die Reise nicht. Wie ich glaube, hatte Schiller Recht: auf dem Punkte den Goethe damals erreicht hatte, brauchte er nur dem schon gesammelten Stoff eine Form zu geben.

Im Juli dieses Jahres machte er zum dritten Male

eine Reise nach der Schweiz. In Frankfurt führte er Christiane und seinen Sohn mit zu seiner Mutter, bei der fte eine sehr herzliche Aufnahme fanden und einige ans genehme Tage verlebten. Die weitere Reise zu begleiten ist unnöthig; biographisch ist sie nur dadurch interessant, daß er während derselben den Plan zu einem Epos Wilhelm Tell faßte und Gegend und Volk zu diesem Behuf studirte. Aber der Plan kam nicht zur Ausführung; er überließ ihn an Schiller und unterstützte ihn dabei zugleich mit Lokalschilderungen, die Schiller mit einer für Goethe selbst erstaunlichen Meisterschaft zu benußen verstand. Dasselbe innige Zusammenwirken fand beim Wallenstein statt; doch hat man es hier sehr übertrieben dargestellt; nach seiner eigenen Aussage hat Goethe daran nur zwei Zeilen ge= schrieben*). Aber seinen Rath genoß Schiller bei jeder Scene, und die endliche Aufführung war für Goethe wie ein persönlicher Triumph.

Im Frühjahr 1798 drohten ihn Schellings Naturphilosophie und seine eigenen Entwürfe zur Geschichte der Farbenlehre wieder von der Poesie abzuziehen, aber Schiller hielt ihn dabei fest. Er nahm den Faust wieder auf und *) Es sind das die beiden Verse gleich zu Anfang des Lagers: Ein Hauptmann, den ein anderer erstach,

Ließ mir ein paar glückliche Würfel nach.

Goethe hielt sie für nothwendig, „um nichts unmotivirt zu laffen.“
Ich bekenne, daß ich diese Art von Motivirung nicht verstehe; die
Häufung der beiden Hauptleute hat mich von jeher frappirt und
ist mir immer komisch erschienen.
Anm. des Uebers.

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schrieb die letzten Scenen des ersten Theils. Während des Sommers war er oft bei Schiller in Jena, also viel mit Poesie beschäftigt. Achilles und Tell, die antike und moderne Welt, wie Schäfer sagt, stritten um den Vorrang, aber der Streit kam nicht zum Austrag, weil er mit der Theorie des Epos noch nicht im Reinen war. Das Studium der Ilias hatte ihn wieder in dem Kreise von Entzückung, Hoffnung, Einsicht und Verzweiflung durchgejagt.“ Kaum hatte er Jena verlassen, als er von einer andern Bolurität angezogen zu sein erklärte. Das waren die Propyläen, eine Zeitschrift für Kunst. des neuen Theaters hatte er zu thun; es gelang ihm dasselbe am 12. Oktober mit Wallensteins Lager und dem Prolog zu eröffnen, dem am 30. Januar 1799 pie Piccolomini und am 20. April Wallensteins Tod folgten.

Auch mit dem Bau

In diesem selben Jahre 1799 war es, daß der junge Walter Scott eine Uebersetzung des Götz von Berlichingen herausgab und damit eine Bahn betrat, die ihn zu unsterblichem Ruhme führte, und im Dezember dieses Jahres war es, daß die großmüthige Unterstüßung Karl August's Schiller in den Stand seßte, aus seiner Einsamkeit in Jena nach Weimar überzusiedeln und dort seine letzten Lebensjahre in stetem Verkehr mit Goethe und in gemeinsamer Verfolgung der ihnen so lieb gewordenen Pläne für Literatur, Kunst und Nationaltheater zu verleben. Ich benutze diesen Wechsel, um einen Abschnitt über das epische Gedicht Hermann und Dorothea einzuschalten, welches bereits 1797 veröffentlicht war.

Vierter Abschnitt.

Hermann und Dorothea.

Die Freude, welche jeder bei der Lesung der Novellen empfindet, aus denen Shakespeare seine wunderbaren Stücke geschaffen hat, ist die Freude an der Wahrnehmung, wie das Genie aus dem kleinsten Nichts zu schaffen weiß und mit seiner eigenen Lebenskraft todten Stoff zu unsterblichem Leben umwandelt. Diese Freude trägt auch die Ueberzeugung in sich, daß es dem Künstler nie an Gegenständen fehlen kann, wenn er nur Augen hat sie zu sehen. Sie lehrt uns, daß große Dichter nicht nach würdigen Stoffen umher zu finnen pflegen; im Gegentheil genügt ihnen der flüchtigste Wink zu einem Kern für ein glänzendes Werk, ein hingeworfenes Wort ruft eine große Schöpfung hervor.

Ganz ähnlich dem Stoffe, den Shakespeare im Bandello fand, ist die alte Erzählung*), aus der Goethe eines

*) Das liebthätige Gera gegen die Salzburgischen Emigranten. Das ist: tutze und wahrhaftige Erzählung wie dieselben in der Gräflich Reuß-Plauischen Residenzstadt angekommen, aufgenommen und versorgt, auch was an und von vielen derselben Gutes geschehen und gehöret worden. Leipzig: 1732.

der vollendetsten Gedichte schuf. Die Erzählung ist kurz diese: Ein reicher und angesehener Bürger von Altmühl hat seinem Sohn vergebens zum Heirathen zugeredet. Die vertriebenen Salzburger ziehen durch die Stadt; unter ihnen sieht der Sohn ein Mädchen, das ihm sehr gut gefällt; er erkundigt sich nach ihrer Familie und Erziehung, und da die Antwort befriedigend ausfällt, eilt er zu seinem Vater und erklärt ihm, er müsse entweder diese Salzburgerin zur Frau haben oder er werde immer unverheirathet bleiben. Der Vater sucht ihn mit Hülfe des Pfarrers von diesem Entschlusse abzubringen, aber ihre Vorstellungen sind erfolglos, und endlich giebt der Vater auf Anrathen des Geistlichen seine Einwilligung. Der Sohn geht zu dem Mädchen und fragt sie, ob sie bei seinen Eltern in Dienst treten wolle; sie ist bereit und er führt sie zum Vater; aber dieser, unbekannt mit der List seines Sohnes und in dem Glauben, bie Sache sei schon in Ordnung, fragt sie, ob sie denn feinen Sohn auch recht lieb habe. Das Mädchen hält das zuerst für Spott, aber als sie erfährt, daß es Ernst ist, erklärt sie sich durchaus einverstanden und überreicht ihrem Bräutigam einen Beutel mit zweihundert Ducaten als ihre Mitgift.

Dies ist die Erzählung, welche dem Goethe'schen Hermann und Dorothea zu Grunde liegt. Eine gewöhnliche Geschichte, in der nur ein Dichter ein Gedicht sehen konnte, und was hat Goethe daraus gemacht!

Der Vorgang ist in die Zeit der französischen Revolution verlegt. Politische Ereignisse sind es, vor denen

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