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Jahen. Sie konnten sich nicht entschließen zu glauben, daß das Theater, in welchem sie eine so erhabene Berkörperung der Kunst sahen, für das Publikum die weltliche Kanzel zu sein aufgehört hatte und zu einem bloßen Vergnügungsort herabgesunken war.

Mit Schiller's Tode ließ die thätige Theilnahme Goethe's am Theater nach. Gegen Ende des Jahres 1813 wurde ihm der Hofmarschall Graf von Edelink als Mitglied der Intendanz zur Seite gegeben, doch blieb die höchste Entscheidung immer noch in den Händen des Dichters. Im Jahre 1817 trat sein Sohn August von Goethe mit in die Direktion. So war das Theater belastet mit einem Ges heimen Rath, der es beherrschte, aber nichts mehr dafür that, mit einem Hofmarschall und einem jungen Kammerherrn. Hinter den Coulissen sah's auch nicht besonders aus. Die Geliebte Karl August's, die als Frau von Heygendorf geadelte Caroline Jagemann, hatte längst eine Intrigue eingefädelt, die Goethen von der Leitung des Theaterwesens verdrängen sollte, Sie war gegen den Freund ihres fürstlichen Geliebten nie besonders freundlich gewesen; auf den Einfluß Goethe's hatte sie eine natürliche Eifersucht; als Schauspielerin seiner Leitung untergeben, hatte sie sicher tausendfältigen Anlaß zu kleinen Beschwerden. Hätte der Dichter in der Neigung des Herzogs nicht so fest gestanden, so wäre ihre Rivalität schon eher zum Ausbruch gekommen. Endlich fand sich eine Gelegenheit.

Es war um die Zeit (1817), wo der Pudel eines

herumziehenden Schauspielers, Namens Karsten, als „Hund des Aubry“ in dem bekannten Melodrama dieses Namens herumgastirte und überall, in Deutschland wie in Paris das Publikum entzückte. Man kann sich denken, mit welcher schmerzlichen Entrüstung Goethe von dieser Entweihung der Bühne hörte; mit unverhohlener Empörung sprach er sich darüber aus. Der Herzog war ein großer Thierfreund und Hundeliebhaber und es war leicht, ihn auf die Künste des Pudels neugierig zu machen. Als Goethe zuerst davon hörte, das vierbeinige Talent folle nach Weimar eingeladen werden, verwies er stolz auf den Artikel der weimar'schen Theatergeseze, wonach es verboten war, Hunde auf die Bühne mitzubringen. Nun stellte man dem Großherzog vor, wie unrecht es von Goethe sei, immer auf seinem Kopfe zu beharren und den Wünschen seines Fürsten selbst in einer solchen Kleinigkeit zu widerstreben. Der Hund

wurde heimlich verschrieben und kam trog Goethe's `fortdauernder Weigerung an. Am Tage der Theaterprobe schrieb Goethe dem Herzoge, da ihm das Theater bisher ein Heiligthum gewesen, so erbitte er sich die Erlaubniß, der Aufführung nicht beiwohnen und sich als beurlaubt ansehen zu dürfen. Er ging nach Jena. Dergleichen Widerspruch ertragen Fürsten mal nicht, und Karl August blieb doch immer ein Fürst. In einem Augenblick, wo er nur Fürst war, schrieb er ihm die folgenden Zeilen, die noch dazu allen Theatermitgliedern schriftlich mitgetheilt wurden:

„Aus den mir zugegangenen Aeußerungen habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß der Geheimrath von Goethe

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„wünscht, seiner Funktion als Intendant enthoben zu sein, welches ich hiermit genehmige.

Karl August." Kränkender hätte die Entlassung nicht ausfallen können, wenn die Bosheit seiner Feinde die Feder geführt hätte. Bei dem Herzog war es nur ein Ausbruch jener herrschjüchtigen Neigung und Derbheit, welche seine besseren Eigenschaften verdeckte. Goethe fühlte den Schlag tief; im ersten Augenblick entrang sich ihm der bittere Ausruf: „Karl August hat mich nie verstanden.“ Eine solche Kränkung, ihm, dem größten Manne seiner Zeit, von seinem alten Freunde und Dußbruder, der ihm während zweiundvierzig Jahre mehr Freund als Fürst gewesen war und mit ihm in einem Grabe ruhen zu wollen erklärt hatte, und all das wegen eines Hundes und einer erbärmlichen Schauspielerintrigue! Der Gedanke stieg in ihm auf, Weimar für immer zu verlassen und die großartigen Anerbietungen anzunehmen, die ihm damals von Wien aus gemacht wurden.

Indeß, zu seiner Ehre sei es gesagt, der Herzog fühlte bald, wie unwürdig der Ausbruch seines Zornes gewesen, und schon nach Jena schrieb er an Goethe einen versöhnlichen Brief. Die Wolke verzog sich wieder, aber die Leitung des Theaters von neuem zu übernehmen, ließ sich Goethe durch keine Bitten bestimmen. Die Uebereilung und die unbedachten Aeußerungen seines Freundes konnte er verzeihen, aber er war stolz genug, an seinem Entschlusse festzuhalten, daß er mit einem Theater, welches

sich zu der Darstellung eines Pudels erniedrigt habe, nichts zu thun haben wolle.

Welch' ein bitterer Hohn und in dem Hohn welch' eine Moral liegt in dieser Geschichte! Die Kunst, die Weimar verschmäht, muß einem Pudel weichen!

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Der Lauf unserer Erzählung hat sich im vorigen Abschnitt in Jahre und Ereignisse vorgewagt, von denen wir jezt uns rückwärts begeben müssen. Statt 1817 schreiben wir wieder das Jahr 1800; Schiller ist eben nach Weimar übergesiedelt; die beiden Freunde find in regster gemeinfamer Thätigkeit. Erwähnen wir kurz, wie Goethe seinen Tag zu verleben pflegte.

Um sieben Uhr, bisweilen auch früher, nach einem meist gefunden und langen Schlafe, stand er auf; denn wie Thorwaldsen hatte er ein Talent zum Schlafen, welches nur durch sein Talent zur Arbeit übertroffen wurde. Bis eilf Uhr arbeitete er ununterbrochen. Dann nahm er eine Tasse Chocolade und arbeitete wieder bis eins. Um zwei Uhr aß er, das war seine Hauptmahlzeit. Sein Appetit war sehr groß; selbst an Tagen, wo er über Mangel an Appetit flagte, aß er viel mehr als die meisten Menschen; Puddings, Kuchen und Süßigkeiten waren ihm immer willkommen. Er liebte es, lange beim Wein zu sitzen, in munterm Geplauder mit diesem oder jenem Freunde, denn er aß nie

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