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Goethe bei einem Brande in der Judengasse thätige Hülfe geleistet, in die rathlose Masse der Neugierigen und Helfenden Ordnung gebracht, durch entschlossenes Beispiel zu ge= meinsamer, systematischer Arbeit angefeuert; jest war er in Apolda und Ettersburg wiederholt thätiger Zeuge verderblicher Feuersbrünste und seßte sich dabei so aus, daß ihm „die Augenbrauen versengt wurden und das Wasser ihm die Zehen brühte"; er brachte es beim Herzoge dahin, daß regelmäßige Löschanstalten geschaffen wurden.

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Am 28. August desselben Jahres - seinem dreißigsten Geburtstage erhob ihn der Herzog, in Anerkennung seiner geleisteten Dienste, zum Geheimen Rath, was er freilich, wie Wieland scherzend meinte, schon vorher allezeit gewesen. Der Frankfurter Bürgerssohn selbst bemerkte zu dieser neuen Ehre: Es kommt mir wunderbar vor, daß ich so wie im Traum mit dem dreißigsten Jahre die höchste Ehrenstufe, die ein Bürger in Deutschland erreichen kann, betrete. On ne va jamais plus loin que quand on ne sait où l'on va, fagte ein großer Kletterer dieser Erde." Und wenn er selbst schon es wunderbar fand, Weimar fand es skandalös. „Der Haß der hiesigen Menschen gegen unsern Mann (schreibt Wieland), der im Grunde doch keiner Seele Leides gethan, ist, seitdem er Geheimer Rath heißt, auf eine Höhe gestiegen, die nahe an die stille Wuth grenzt." Indeß der Herzog, wenn er überhaupt dieses Wuthgeschrei hörte, würdigte es keiner Beachtung. Mehr als je hielt er sich zu seinem Freunde. Gleich nachher, am 12. September, trat er mit ihm eine Reise nach der Schweiz an, im tiefsten

Geheimniß, in ganz bürgerlicher Weise, mit geringem Gepäd; außer Goethe war nur der Oberforstmeister von Wedell in seiner Begleitung. Zunächst gingen sie nach Frankfurt; dort wohnten sie in dem alten Hause am Hirschgraben, wo der würdige Rath Goethe die stolze Freude hatte, nicht nur seinen Sohn als Geheimerath, sondern auch den Fürsten, seinen Freund und Herrn, zu bewirthen. Frau Rath, wie man sich denken kann, war überglücklich: solcher Besuch erregte den Stolz der Mutter und den Stolz der Hausfrau zugleich.*)

Bon Frankfurt ging die Reise nach Straßburg. Da zog ihn die Erinnerung an Friederike unwiderstehlich nach Sesenheim. Ueber diesen Besuch schreibt er an die Stein: „Den 25sten Abends ritt ich nach Sesenheim und fand daselbst eine Familie, wie ich sie vor acht Jahren verlassen hatte, beisammen und wurde gar freundlich und gut aufgenommen. Da ich jetzt so rein und still bin wie die Luft, so ist mir der Athem guter und stiller Menschen sehr willkommen. Die zweite Tochter vom Hause hatte mich ehemals geliebt, schöner als ich's verdiente und mehr als andere,

*) Bei einem andern Besuche des Herzogs, im Dec. 1784, schrieb Frau Rath an Fritz von Stein: „Der Herr Herzog... kam über Frankfurth und ich hatte die Freude, ihn in meinem Hause mit einem Frühstück zu bewirthen. Ich bin viel glücklicher als die Frau von Reck. Die Dame muß reisen, um die gelehrten Männer Deutschlands zu sehen, bei mich (sic) kommen sie Alle ins Haus, das war ungleich bequemer, ja ja, wems Gott gönnt, giebt ers im

Schlaf."

an die ich viel Leidenschaft und Treue verwendet habe, ich mußte sie in einem Augenblick verlassen, wo es ihr fast das Leben kostete, sie ging leise darüber weg mir zu sagen was ihr von einer Krankheit jener Zeit noch überbliebe, betrug sich allerliebst mit so viel herzlicher Freundschaft vom ersten Augenblick da ich ihr unerwartet auf der Schwelle ins Geficht trat und wir mit den Nasen aneinanderstießen daß mirs ganz wohl wurde. Nachsagen muß ich ihr daß sie auch nicht durch die leiseste Berührung irgend ein altes Gefühl in meiner Seele zu wecken unternahm. Sie führte mich in jede Laube und da mußt ich siten und so wars gut. Wir hatten den schönsten Vollmond; ich erkundigte mich nach allem. Ein Nachbar der uns sonst hatte fünsteln helfen wurde herbeigerufen 'und bezeugt, daß er noch vor acht Tagen nach mir gefragt hatte, der Barbier mußte auch kommen, ich fand alte Lieder die ich gestiftet hatte, eine Kutsche die ich gemalt hatte, wir erinnerten uns an manche Streiche jener guten Zeit und ich fand mein Andenken so lebhaft unter ihnen, als ob ich kaum ein halb Jahr weg wäre. Die Alten waren treuherzig, man fand ich war jünger geworden. Ich blieb die Nacht und schied den andern Morgen bei Sonnenaufgang von freundlichen Gesichtern verabschiedet, daß ich nun auch wieder mit Zufrieden= heit an das Eckchen der Welt hindenken, und in Friede mit den Geistern dieser ausgeföhnten in mir leben kann."

Es liegt etwas durchaus Rührendes in diesem Wiedersehen und auch darin, daß er diese seine Erzählung an die Frau richtete, die er damals liebte und die ihm nicht

mit einer Liebe wie einst Friederike erwiederte. Friederike ihrerseits erscheint hier wie immer als eine zarte und edle Natur, eines glücklicheren Looses würdig. 3hr ganzes Leben war Liebe, Entsagung, Aufopferung. Nach Goethe's erstem Abschied von Straßburg hatte sich Lenz in sie verliebt; auch andere warben um sie, aber sie wies alle Anträge ab.,,Das Herz, das Goethe geliebt hat, sagte sie, kann keinem andern Manne angehören."

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Den 26sten Sonntags traf er wieder mit seinem Reisegefährten in Straßburg zusammen, und des Nachmittags schreibt er ,, ging ich zu Lili und fand den schönen Grasaffen mit einer Puppe von sieben Wochen spielen, und ihre Mutter bei ihr. Auch da wurde ich mit Verwunderung und Freude empfangen. Erkundigte mich nach allem und sah in alle Ecken. Da ich denn zu meinem Ergößen fand, daß die gute Creatur recht glücklich verheurathet ist. Ihr Mann aus allem was ich höre scheint brav, vernünftig und beschäftigt zu sein, er ist wohlhabend, ein schönes Haus, ansehnliche Familie, einen stattlichen bürgerlichen Rang, alles was sie brauchte u. s. w. Er war abwesend. Ich blieb zu Tische. Ging nach Tisch mit dem Herzog auf den Münster, Abends eine Stunde in's Theater. Dann aß ich wieder bei Lili und ging in schönem Mondenschein weg. Die schöne Empfindung die mich begleitet kann ich nicht sagen."

Fühlt man nicht aus diesen kurzen Berichten die Ver= schiedenheit der beiden Frauen heraus, und die Verschiedenheit seiner Neigung zu ihnen auch?

Von Straßburg ging die Reise über Emmendingen, wo er seiner Schwester Grab besuchte, in die Schweiz. In seinen „Briefen aus der Schweiz", hauptsächlich aus den Reiseberichten an die Stein bearbeitet, mag der Leser über den Eindruckt sich unterrichten, den die Natur dieses Landes auf ihn machte; hier können wir nicht den Gang der Erzählung mit Anführung einzelner Stellen aufhalten. Es muß genügen, daß er mit Lavater in Zürich im Austausch von Gedanken und Gefühlen glückliche Stunden verlebte, und daß er auf dem Heimwege das kleine Singspiel Jery und Bätely verfaßte, aus dem die „darinnen wehende Gebirgsluft" ihn noch in späteren Jahren freundlich anmuthete. In Stuttgart fiel es dem Herzog ein, an den Hof zu gehen, und da die Reisenden für diesen Fall nicht mit der nöthigen Garderobe versehen waren, so mußten erst die Schneider an die Arbeit, um den Fürsten und seine, Begleiter hoffähig zu machen. Sie wohnten den Neujahrsfestlichkeiten der berühmten Karlsschule bei, und bei dieser Gelegenheit zuerst sah der zwanzigjährige Schiller, dem schon die Räuber im Kopf lagen, den Dichter des Göt und Werther.

Nach viermonatlicher Abwesenheit kehrten sie am 13. Januar 1780 nach Weimar zurück. Der Herzog sowohl wie der Dichter, beide hatten sich sehr zu ihrem Vortheil verändert. Goethe schrieb damals in sein Tagebuch:,,Ich fühle nach und nach ein allgemeines Zutrauen, und gebe Gott, daß ich's verdienen möge, nicht wie's leicht ist, sondern wie ich's wünsche. Was ich trage an mir und andern, sieht kein Mensch. Das Beste ist die tiefste Stille, in der ich gegen

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