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rede zur Wiedereröffnung des Ilmenauer Bergbaus zu thun, womit für ihn ein langjähriger Wunsch in Erfüllung ging. Von der ersten Zeit seines Weimarschen Aufenthaltes an hatte er sich für die Ilmenauer Gruben interessirt und war für ihre Wiedereröffnung thätig gewesen. Nach manchen Schwierigkeiten fand endlich am 24. Februar die Feierlichkeit statt. Goethe hielt seine Festrede zuerst in bestem Fluß; aber mitten darin verlor er plöglich den Faden und schien sich auf kein Wort mehr besinnen zu können.,,Dies hätte jeden andern (sagt Eckermann, der uns diese Anekdote aufbewahrt hat) in große Verlegenheit gebracht, ihn aber keinesweges, er blickte vielmehr wenigstens zehn Minuten lang fest und ruhig in dem Kreise seiner zahlreichen Zuhörer umher, die durch die Macht seiner Persönlichkeit wie gebannt waren, so daß während der sehr langen, ja fast lächerlichen, Bause jeder vollkommen ruhig blieb. Endlich schien er wieder Herr seines Gegenstandes geworden zu sein, er fuhr in seiner Rede fort und führte sie sehr geschickt ohne Anstoß bis zu Ende, und zwar so frei und heiter, als ob gar nichts passirt wäre."

Seine osteologischen Studien brachten ihm in diesem Jahre die wichtige Entdeckung, daß auch der Mensch einen Zwischenknochen der oberen Kinnlade (os intermaxillare) habe. Die weitere Ausführung über die Bedeutung dieser Entdeckung wird im neunten Abschnitt dieses Buches gegeben. werden; hier beschäftigt uns nur ihre persönliche Seite, ihr biographisches Moment. Bis zu Goethe's Entdeckung hatte man den Knochenbau des Menschen von dem des

Thieres selbst auf seiner höchsten Entwicklungsstufe um den Mangel dieses Zwischenknochens verschieden gehalten. Goethe aber glaubte an die Einheit der Natur, suchte diese Einheit überall und hielt an dem Gedanken fest, „daß alle Abtheilungen des Geschöpfes im Einzelnen wie im Ganzen bei allen Thieren aufzufinden feien, weil ja auf dieser Voraussetzung die schon längst eingeleitete vergleichende Anatomie beruhe." Seine Nachforschungen bestätigten die Richtigkeit dieser Ansicht; es gelang ihm, den Zwischenknochen beim Menschen nachzuweisen. Sein Triumph war groß. „Ich habe eine solche Freude, schrieb er an die Stein, daß sich mir alle Eingeweide bewegen." An Herder, damals einen halben Genossen seiner Studien, schrieb er: „Nach Anleitung des Evangelii muß ich Dich auf das eiligste mit einem Glücke bekannt machen, das mir zugestoßen ist. Ich habe gefunden weder Gold noch Silber, aber was mir unsägliche Freude macht, das os intermaxillare am Menschen!

Ich verglich mit Lodern Menschen- und Thierschädel, kam auf die Spur, und siehe da ist es. Nun bitt' ich Dich, laß Dich nichts merken; denn es muß geheim gehalten werden: Es soll Dich auch recht herzlich freuen; denn es ist wie der Schlußstein zum Menschen, fehlt nicht, ist auch da!" Ja, mit Herders Philosophie der Geschichte der Menschheit denkt er sich diesen Knochen in Verbindung. In demselben Sinne äußerte er sich gegen Knebel: „Der Mensch ist auf's nächste mit dem Thiere verwandt. Die Uebereinstimmung des Ganzen macht ein jedes Geschöpf zu dem was es ist, und der Mensch ist Mensch, so gut durch die Gestalt und Natur seiner obern

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Finnlade, als durch Gestalt und Natur des leßten Gliedes seiner kleinen Zehe, Mensch. Und so ist jede Creatur nur ein Ton, eine Schattirung einer großen Harmonie, die man auch im Ganzen und Großzen studiren muß, sonst ist jedes Einzelne ein todter Buchstabe. Aus diesem Gesichtspunkte ist die kleine Schrift (die betreffende Abhandlung) geschrieben, und das ist eigentlich das Interesse, das darin verborgen liegt."

Die Entdeckung ist also bedeutsam als ein Beweis für sein Streben, die Natur in ihrer Einheit zu erfassen. Sie war das Vorspiel für seine Entdeckung der Metamorphose der Pflanzen und der Entstehung des Schädels aus fort= gebildeten Rückenwirbeln; alle drei ruhen auf derselben Art von Naturbetrachtung. Damals kam auch in seine botanischen Studien frischer Trieb. Linné's Schriften begleiteten ihn auf allen Excursionen, und mit Eifer machte er sich die Beobachtungen und Sammlungen anderer Kenner der Pflanzenwelt zu Nutzen, von gelehrten Professoren herab bis zu dem Gärtnerburschen Dietrich aus dem bekannten Ziegenhahn bei Jena, dessen Spürfinn“ und gute Laune bei allen Touren in Thüringen und in den böhmischen Gebirgen er noch in der Geschichte seiner botanischen Studien (ein halbes Jahrhundert später) dankend erwähnte. An Frau von Stein schrieb er im Sommer 1784: „Meine Felsen-Spekulationen gehen sehr gut. Ich sehe gar viel mehr als andre, die mich manchmal begleiten und auch auf diese Sachen aufmerksam sind, weil ich einige Grundgeseße der Bildung entdeckt habe, die ich als ein Geheimniß behalte und des

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wegen die Gegenstände leichter beurtheilen kann . . . . Federmann berust mich über meine Einsamkeit, sie ist jedermann ein Räthsel und niemand weiß, mit welcher köstlichen Unsicht baren ich mich unterhalte.“ Ein Zebra, welches er um dieselben Zeit sah - ganz etwas Neues in dem damaligen Deutschland gewährte ihm großen Genuß, und an einem Elephantenschädel, den ihm Sömmering aus Kassel zugeschickt hatte, fand er für seine Untersuchung ,,unschätzbaren" Stoff. Von diesen Naturstudien Goethe's haben stubenhockende Schriftsteller, deren Gedanken kaum jemals über den engen. Kreis der schöngeistigen Literatur sich hinauswagen, halb mit Mitleid, halb mit Hohn als einer Zeitverschwendung gesprochen. Aber Thiergeripp gegen Todtenbein! im Studium eines Elephantenschädels liegt eben so viel Poesie wie im Studium jener Gerippe der Vergangenheit, der Geschichte und der alten Sprachen. Auf den Sinn des Forschers kommt es an: in dem einen regen ein paar alte Knochen Gedanken über die großen organischen Naturprozesse auf, die an Tragweite und Erhabenheit denen nicht nachstehen, welche die Reste vergangener Zeiten in dem Geist eines Historikers aufrufen. Goethe seinerseits ließ sich durch die Ausstellungen seiner Bekannten nicht irre machen. Im Sommer 1786, kurz vor der italienischen Reise, schrieb er an die Stein:,,Wie lesbar mir das Buch der Natur wird, kann ich Dir nicht ausdrücken, mein langes Buchstabiren hat mir geholfen, jetzt rückt's auf einmal und meine stille Freude ist unaussprechlich. So viel Neues ich finde, find' ich doch nichts Unerwartetes, es paßt alles und schließt sich

an, weil ich kein System' habe und nichts will als die Wahrheit um ihrer selbst willen. Wie sich das nun vermehren wird, daran denk ich mit Freuden." Zur Beihülfe bei diesem Buchstabiren der Natur nahm er Stunden in der Algebra, aber sein Geist war so gänzlich`unmathematisch, daß er es bald wieder aufgab.

Wissenschaft und Liebe waren in jener Zeit die Säulen seiner Existenz. Aus zahllosen Stellen seiner Briefe an die Stein, die das beweisen, seien hier einige besonders bedeutsame angeführt: „Meine Nähe zu Dir fühl' ich immer, Deine Gegenwart verläßt mich nie.. Durch Dich habe ich einen Maasstab für alle Frauen, ja für alle Menschen, durch Deine Liebe einen Maasstab für alles Schicksal. Nicht daß sie mir die übrige Welt verdunkelt, sie macht mir vielmehr die übrige Welt recht klar, ich sehe recht deutlich wie die Menschen sind, was sie sinnen, wünschen, treiben und genießen, ich gönne jedem das seinige und freue mich heimlich in der Vergleichung, einen so unzerstörlichen Schat zu besitzen" (17. Juni 1784). ,,Ja liebe Lotte jezt wird. es mir erst deutlich wie Du meine eigene Hälfte bist und bleibst. Ich bin kein einzelnes selbständiges Wesen. Alle meine Schwächen habe ich an Dich angelehnt, meine weichen Seiten durch Dich beschüßt, meine Lücken durch Dich ausgefüllt. Wenn ich nun entfernt von Dir bin, so wird. mein Zustand höchst seltsam. Auf einer Seite bin ich gewaffnet und gestählt, auf der andern wie ein rohes Ei, weil ich da versäumt habe, mich zu harnischen, wo Du mir Schild und Schirm bist. Wie freu ich mich Dir ganz an

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