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Physik besser absolvirt haben.“ Alle literarischen Händel widerstrebten seiner Natur so sehr, daß, wie er sagte, ,,Raphael ihm einen malen und Shakespeare ihn dramatisiren könnte und er würde sich kaum daran ergößen.“ Und ficher war Jacobi's Art von Polemik nicht danach angethan, diese Abneigung zu beseitigen. Goethe tabelte seine Form nicht weniger als seine Ansichten.,,Wenn (schrieb er ihm) Selbstgefühl sich in Verachtung Anderer, auch der Geringften ausläßt, muß es widrig ausfallen. Ein leichtsinniger Mensch darf andere zum besten haben, erniedrigen, wegwerfen, weil er sich selbst einmal Preis giebt. Wer aus sich etwas hält, scheint dem Rechte entsagt zu haben, andere gering zu schätzen. Und was sind wir denn alle, daß wir uns viel erheben dürfen." Jacobi's metaphysischen Tick sah er als eine Ausgleichung für sonstigen reichen Himmelssegen an. An Dir ist viel zu beneiden! Haus, Hof und Pempelfort, Reichthum und Kinder, Schwestern und Freunde und ein langes u. s. w. Dagegen hat Dich aber auch Gott mit der Metaphysik gestraft und Dir einen Pfahl ins Fleisch gesezt, mich dagegen mit der Physik ge= segnet, damit mir es im Anschauen seiner Werke wohl werde.“ Das Folgende ist recht charakteristisch:,,Wenn Du sagst, man könne an Gott nur glauben, so sage ich Dir: ich halte viel aufs schauen, und wenn Spinoza von der Scientia intuitiva schreibt und sagt:,,Diese Erkenntnißart (die intuitive) erhebt sich von der übereinstimmenden Denkvorstellung des begrifflichen Wesens gewisser Attribute Gottes zur übereinstimmenden Erkenntniß der Dinge", so geben

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mir diese wenigen Worte Muth, mein ganzes Leben der Betrachtung der Dinge zu widmen, die ich reichen und von denen ich mir eine adäquate Idee bilden kann, ohne mich im mindesten zu bekümmern, wie weit ich kommen kann und was mir zugeschnitten ist.“ Ueber Spinoza's angeblichen Atheismus war er, und mit Recht, anderer Ansicht als Jacobi und die Seinigen; wenn diese ihn einen Atheisten (atheum) schalten, so nannte und pries er ihn vielmehr ,,theissimum und christianissimum", den theistischsten und christlichsten.

Troß dieser Meinungsverschiedenheit blieb er indeß mit Jacobi in theilnehmender Freundschaft verbunden. Mit Lavater kam es zu einem tieferen Bruche. Sie waren eng vertraut mit einander gewesen; keine Meinungsverschiedenheit hatte ihre Freundschaft gestört, bis endlich der Pfaff in Lavater auf das widerwärtigste durchbrach. Nun_umwölkte ihm Aberglauben den Verstand; er warf sich zum Propheten auf. Mit kindischer Leichtgläubigkeit ließ er sich von Cagliostro und seinen Wundern täuschen. „O daß er einfältig und demüthig wäre wie ein Kind, daß er Sinn hätte für die Einfalt des Evangeliums und für die Hoheit des Herrn! wer wäre größer als er!" - als er, dieser Erzbetrüger! Ja, er besuchte ihn in Straßburg, wurde aber natürlich mit seinem Bekehrungsversuche abgewiesen. Goethe, ,,kein Widerchrift, kein Unchrist, aber ein decidirter Nichtchrist", wie er sich selbst nannte, fing an, gegen Lavaters Christologie sich zu empören; seiner Uebertragung der Fülle des Göttlichen auf ein Individuum seşte.er seinen und sei

ner Freunde Humanismus. entgegen,,,die wir uns einer jeden durch Menschen und dem Menschen offenbarten Weisheit zu Schülern hingeben und als Söhne Gottes ihn in uns selbst und allen seinen Kindern anbeten", und da jener seinen Glauben wiederholt predige, so, fährt er fort,,,finde auch ich es nöthig, dir auch den unsern als einen ehernen bestehenden Fels der Menschheit wiederholt zu zeigen, den du und deine ganze Christenheit mit den Wogen enres Meeres vielleicht einmal übersprudeln, aber weder überströmen noch in seinen Tiefen erschüttern kann.“ Dieser Gegensatz der Ansichten übertrug sich bald auf das Sittliche und Persönliche. Lavater's Ich war mit seiner Lehre völlig verwachsen; er selbst war der Mittelpunkt seines Prophetenthums; pfäffische Herrschsucht mit allen ihren Künften war nun in ihm personifizirt. Wenn irgend was, so widerstand das Goethe's Natur; gegen jeden,,Geruch von Prätension wüthete" fein Gefähl; die größten Menschen die er gekannt und die Himmel und Erde vor ihrem Blick frei hatten, seien demüthig gewesen", äußerte er 1781 gegen Lavater selbst. Nun, als dessen Inneres sich immer schärfer enthüllte, schrieb er an die Stein:,,Wenn ein großer Mensch ein dunkel Eck hat, dann ist's recht dunkel . . . In meinen Augen knüpft sich bei Lavater der höchste Menschenverstand und der grasseste Aberglaube durch das feinste und unauflöslichste Band zusammen." Rasch vollzog sich die Scheidung; bei einem Besuche, den Lavater im Sommer 1786 in Weimar machte, ließ ihn Goethe zwar noch bei

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sich wohnen, aber gleich nach seiner Abreise schrieb er an die Stein mit den kurzen Worten:,,Kein herzlich, vertraulich Wort ist unter uns gewechselt worden, und ich bin Haß und Liebe auf ewig los; ich habe unter seine Existenz einen großen Strich gemacht“ der mehr als zwanzigjährigen Freundschaft den Scheidebrief für immer. Als das Strafgericht der Xenien erging, erhielt Lavater sein gut Theil; Schiller traf ihn mit dem bekannten:

Wie verführt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein. und Goethe noch deutlicher in dem Epigramme,,der Prophet": Schade daß die Natur nur einen Menschen aus dir schuft Denn zum würdigen Mann war und zum Schelmen der Stoff. Auch im Faust (Walpurgisnachtstraum, Intermezzo) ist der ,,Kranich" (In dem Klaren mag ich gern und auch im Trüben fischen) auf Lavater, der den Gang eines Kranich hatte, gemünzt, und selbst nach dessen Tode (1801) konnte sich Goethe nicht entschließen, diese Verse zu unterdrücken.

Unter all den naturwissenschaftlichen Studien und den theologisch-philosophischen Controversen behauptete die Poesie, so sehr sie vergessen zu sein scheint, doch ihr Recht: Wilhelm Meister rückte bis zu Ende des fünften Buchs vor, das Singspiel,, Scherz, List und Rache" wurde gedichtet, das große religiös - wissenschaftliche Gedicht die Geheimnisse “ wurde entworfen, die beiden Akte des Fragments Elpenor geschrieben, daneben entstanden manche kleinere Gedichte. Darunter sind die beiden im Wilhelm Meister,,Kennst Du das Land?“ und „Nur wer die Sehnsucht kennt“ hervorzuheben,

tief empfundene Ausdrücke seiner Sehnsucht nach Italien, wohin er zu reisen sich damals im Stillen vorbereitete. Er trieb Italienisch und unterzog zum Behuf einer neuen Ausgabe seine Schriften mit Herders und Wielands Hülfe einer genauen Durchsicht.

Glücklich in Liebe, Freundschaft, Thätigkeit, durch das Zusammenwohnen mit dem jungen Frit Stein zum ersten Male im Besitz einer Art Häuslichkeit, von Jahr zu Jahr wachsend an Klarheit seiner geistigen Existenz-da fragen wir wohl mit Recht, was doch trieb ihn so mächtig hinweg aus diesem behaglichen Kreise einsam über die Alpen? Die Selbstsucht des Genius war es. Italien war der Traum seiner Jugend gewesen; Italien war das Land, wo seine Kultur reichen Stoff und feste Grundlage finden sollte. Daß er zum Dichter geboren sei, erkannte er nun mit voller Ueberlegung an, und um Dichter zu sein, dazu schien ihm nichts zu fehlen als Einsamkeit im Lande des Gesanges. Dahin sehnte er sich, dahin beschloß er zu gehen.

Im Juli 1786 begleitete er den Herzog, Herder und die Frau von Stein nach Karlsbad; seine Schriften nahm er zur Durchsicht mit. Schen der Anblick dieser Schriften muß feinen Entschlußz' befestigt haben. Sobald Herder und die Stein wieder abgereist waren, traf er die letzten Vorbereitungen. Sorgfältig hatte er seinen Plan vor jedermann verborgen; nur der Herzog, der ihm Urlaub geben mußte, wußte darum, und vielleicht auch Frau von Stein. Bielleicht, nicht gewiß. Schöll, der Herausgeber und genaue Kenner des Steinschen Briefwechsels, nimmt es als gewiß

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