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an. Daß er der Geliebten etwas so Wichtiges verheimlicht haben sollte, ist freilich kaum anzunehmen, indeß steht es fest, daß auch die Herzogin Louise nichts davon wußte. Fritz von Stein erwartete ihn in Weimar direkt von Karlsbad zurück und wohnte noch allein in seinem Hause, als der Dichter schon lange in Italien war, bis ihn endlich die Einsamkeit in das elterliche Haus zurücktrieb; hätte die Mutter um Goethe's Reise gewußt, so würde sie ihn wohl eher wieder zu sich genommen haben. Andrerseits wird. ihre Mitwissenschaft sehr wahrscheinlich gemacht durch folgende Worte, die ihr Goethe am 23. August aus Karlsbad jchrieb:,,Noch eine Woche muß ich bleiben, dann wird aber auch alles so sanfte endigen und die Früchte reif abfallen. Und dann werde ich in der freien Welt mit Dir leben und in glücklicher Einsamkeit ohne Namen und Stand der Erde näher kommen, aus der wir genommen sind." Diese Worte würden allerdings voll be= weisend sein, wenn nicht so manches andere widerspräche; auch ist nicht abzusehen, weßhalb er, wenn Frau von Stein 'mal um den Plan wußte, in diesem Briefe so dunkel sich ausgedrückt haben sollte; vielmehr macht grade die geheimnißvolle Art seiner Ankündigung es wahrscheinlich, daß er ihr eben nur eine Andeutung geben wollte, er habe etwas Besonderes vor, was zu errathen er ihr selbst überließ; da es der letzte Brief von Karlsbad war, so war er jeden= falls vor weiteren Fragen für's erste sicher. Seine Rücksicht auf die Herzoginnen, seine Abneigung gegen Scenen

seine Besorgniß vor der Aufregung des Abschieds von der Geliebten, seine Lust am Geheimnißvollen das alles

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waren Gründe genug, seinen Plan auch vor der Stein geheim zu halten.

Am 3. September 1786 verließ er Karlsbad; ganz allein stahl er sich weg.

Fünfter Abschnitt.

Italien.

Endlich war die Sehnsucht seines Lebens erfüllt: er war in Italien. Allein und unter dem angenommenen Namen eines Kaufmanns Möller vor allen Störungen sicher, womit den Verfasser des Werther die Neugier seiner Bewunderer heimgesucht hätte, zog er vorüber an Orangenhainen und Weingärten, Städten, Bildsäulen, Gemälden und Gebäuden, und fühlte sich in dieser neuen Welt zu Hause und nicht wie im Exil." Mignon's leidenschaftliches Sehnen war mit ihm gewachsen und hatte sich, wie seine Kraft sich steigerte, so gesteigert, daß die Begierde endlich zur Krankheit geworden war. Die lezten Jahre vor der Reise konnte er fein lateinisch Buch mehr ansehen, keine Zeichnung einer italienischen Gegend, so daß Herder über ihn spotten durfte, er lerne all sein Latein nur noch aus Spinoza. Das Bedürfniß wuchs und wuchs zu einem geistigen Heimweh, welches nur der Anblick und die Gegenwart heilen konnte." Man braucht nur Mignon's Lied,,Kennst du das Land" welches er vor der Reise dichtete zu lesen, um sich zu überzeugen, wie ekstatisch seine Vorstellungen von Italien waren und wie unwiderstehlich die Sehnsucht, die ihn dahin zog.

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Und nun wurde diese tiefe Unruhe gestillt. Die Klänge Italiens ertönten um ihn, Italiens Himmel umfing ihn, italienische Kunst erglänzte lockend auf allen Seiten. Er fühlte, feine Reise sei für ihn eine Wiedergeburt. Sein ganzes Wesen füllte sich mit Wärme und Licht. Ruhig, leuchtend, tüchtig lag nun das Leben vor ihm. Er sah die Größe seiner Ziele und fühlte die Mächte in seinem Innern ihnen gewachsen.

Er hat seine,,italiänische Reise" beschrieben. Niemand wohl hätte etwas Bedeutenderes darüber schreiben können, als grade Goethe, wenn er sich ernstlich daran gemacht hätte; auch gehören einige Stellen seiner „Reise“ zu dem Herrlichsten, was je über Italien geschrieben ist, aber als Ganzes genommen täuscht diese Schrift unsere Erwartungen. Näher betrachtet, ist das nicht eben zu verwundern. Er schrieb sie nicht sogleich nach seiner Rückkehr, wo ihm noch alles frisch im Gedächtniß war und wo sein. Stil noch die volle Wärme und Kraft hatte; sondern erst später, als seine großen Kräfte schon abnahmen, sammelte er die flüchtigen Briefe, die er aus Italien an Herder, Frau von Stein und andere gerichtet hatte, nahm daraus die Stellen, die ihm passend schienen, und verwebte sie ohne besondere Sorgfalt und Begeisterung in einander. Hätte er einfach diese Briefe selbst veröffentlicht, so hätten sie unzweifelhaft ein lebendigeres und interessanteres Bild gegeben; wie jest die Reise vorliegt, ermüden uns in umständlicher Erzählung kleine Tagesgeschichten, die in Briefen gar wohl an ihrem Plaze sein mochten, hier aber die angenehme,

leichte Form vertraulicher Blauderei entbehren. Mit einem Worte, die,,italiänische Reife“ hat weder den Reiz brieflicher Mittheilung noch die solide Tüchtigkeit einer fleißigen Arbeit. Das Hauptinteresse derselben liegt in dem Nachweis der Wirkung, welche Italien auf den Geist des Dichters hatte, und diese Wirkung war offenbar zu tiefgehend, um sofort Ausdruck finden zu können. Das neue Leben, das ihn durchströmte, beherrschte ihn so ganz, daß er nicht Zeit hatte, seine Eindrücke im Einzelnen sich zu entwickeln und andern darzulegen.

Auch auf dieser Reise nahm er, seltsam genug, an allen geologischen und meteorologischen Erscheinungen das vollste Interesse. Darüber haben denn Leute, nach deren Ansicht ein Dichter nichts Besseres zu thun hat als zu reimen, wiederum gespottet. Seine Begeisterung für Palladio lassen sie ihm noch hingehen, weil die Baukunst doch eben eine Kunst ist, und wirklich riß ihn der Anblick der Bauten dieses Meisters in Vicenza zu einem so leidenschaftlichen Studium seiner Werke hin, als wolle er sich zum praktischen Baumeister ausbilden, aber daß er sich in Padua abermals mit Kräutern abmühte, dieser gründlichen Antipathie Herders, und mit der unbestimmten Idee einer Urpflanze unablässig sich plagte, das macht sie ganz unglücklich. Gestehe ich indeß, ganz ungegründet ist die Unzufriedenheit dieser Herren nicht. Des Dichters Sehnen ist erfüllt, und doch nur wenig literarische Begeisterung verräth er! Italien ist das Land der Geschichte, der Literatur, der Malerei, der Musik; Pläge und Straßen sind dort mit Erinnerungen

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