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zur Bürgermeisters Würde erhaben hat. Und als die Dürfftigkeit des Letzten, dieser Würde schiene im Wes ge zu stehn, hat er die erforderte Unkosten aus seinen ei genen Mitteln hergeschossen. Den Mann aber hielt er so werth, daß er ihn, so offt er seiner gewahr ward, mit einem Kuß verehrte, auch noch ehe, als den Obristen seis ner eigenen Leib-Wache, zu grüssen pflegte. Doch, dennoch sahe er die flüchtigen Güter der Erden, als eine gar zu leichte Belohnung vor die unvergånglichen Schäs ke der Tugend an. Drum wolte der Käyser mit eigner Hand bezeugen, was er seinen Lehrmeistern schuldig sey. i) In solcher Absicht sehet er ihre Nahmen an das Haupt feines unvergleichlichen Buchs, um durch diese rare Frucht seiner güldenen Betrachtungen zu zeigen, wie edel die Sprößlinge gewesen, welche ihre treue Anfüh rung in seiner Seelen gepflanket hatte.

Wer hat es ihm, in einer so feltenen Danckbarkeit gleich; oder zuvor gethan ? die Menschen sind geneigt zu glauben, daß sie ihre Tugenden von sich selbst befiken, und meynen, fie werden verdunckelt, wenn sie bekennen, dieselben von andern gelernet zu haben. Marcus Aus relius Antoninus, war ein geschworner Feind dieser Eigen-Liebe. Denn er vergötterte seine Lehr-Meister fast; und nachdem er sie mit Ehre und Gütern überhäuffet hats te, weil sie lebten, ließ er noch dazu ihre Bildnisse aus Gold verfertigen, da sie gestorben waren; er sekte diesels ben unter die Hauß-Götter in seine Capelle; er besuchte ihre Gråber; er beehrte selbige mit Opffern; und bestreues te sie mit Blumen.

k) Weil aber gute Thaten, die Früchte der

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1) Antoninus, libro 1. §. 1. & fqq. k) Capitolinus, & Ariltides, 1, c,

Weise

Weisheit find; diese aber nicht ohne Ausübung der Gerechtigkeit erlanget werden; hat Antoninus die Wissenschafft der Rechte mit seinem übrigen Studies ren zum höchsten Nug des gemeinen Wesens verbunden. Er sahe diese an als die Quelle der Glückseligkeit eis nes Reichs, und befließ sich derselben mit größter Sorgs falt, wozu ihm der berühmteste Rechts-Gelehrte selbiger Zeit, 2. Volufius Mecianus, getreue Anleitung gab.

1) In seiner zartesten Kindheit, gewann er schon die Gunst des Käysers Adrianus, dergestalt, daß er ihn nicht nur allezeit um sich haben wolte, sondern ihn auch (welches doch was ungewöhnliches) im sechsten Jahr seis nes Alters, zum Ritter schlug.

Es dienete dazumahl die Priester - Würde der edlen Jugend, als die erste Staffel zu anderweitigen EhrenAemptern. m) Dannenher ward unser Antoninus, bereits im achten Jahr seines Alters, denen Saliern, (welche des Martis Priester waren) zugefellet; da sahe man ihn aber nicht mit der übrigen Jugend dieses Amt obenhin verwalten, oder nur bloß, als eine Thür zu fers neren Ehren, ansehen; sondern er verrichtete alle dabey vorfallende Bedienung mit solchen Ernst, als håtte er beschlossen, immerhin ein Priester des Martis zu bleiben. Er war das Haupt dieses Ordens, und zugleich Capells meister. Er wuste alle, diein, oder aus denselben tras ten, nach denen gewöhnlichen Formeln, die er alle aus? wendig hersagte, beydes einzuweihen, und abzudancken. Co gar bekräfftigte er bereits in der zarten Jugend mit Exempeln diese seine schöne Lehre: Daß man nichts müsse

1) Capitolinus in Marco. p. 42, m) Capitolinus in Marco, p. 42.

måsse obenhin verrichten, und ohne Anwendung aller Regeln der Kunst. n)

0) Unter Verwaltung dieser Priesterschafft traff ihn die erste Andeutung des zukünfftigen Kanserthums, denn als die gesammten Calier einsmahls nach Gewohns heit Kranke auf das Chor ihres GOttes wurffen, deren etliche hie, etliche dort hången blieben, fiel der Krank des Antoninus, fo gerade auf das Haupt des Göken-Bildes, als wäre er ihm mit Fleiß auffgefeßet; da es doch nur allein denen Käysern vergönnet war, die Seule des Mars tis zu fröhnen.

P) Im XV. Jahr feines Alters, legte er den månns lichen Rock an; und vermählte sich zu gleicher Zeit auf Gutbefinden des Hadrianus mit der Tochter des L. Ces jonius Commodus. Kurk hierauffward ihm das Res giment von Rom anvertrauet, weil die Bürgermeister abs wesend waren, auf den Berg Albo, die Lateinischen Feste zu begehen. Wobey er sich so ehrbar und bescheiden aufs führete, daß man abnehmen konte, er sey zum Regiment gebohren. q) Seiner Schwester Anna Cornificia, Die den umidius Quadratus geehliget hatte, übera ließ er sein ganzes Väterliches Erbtheil, mit Vergönftigung sein Mütterliches gleicher Gestalt einzuziehen, das mit, wie er sagte, ihr Mann derselben nichts vorzuwerfa fen håtte.

r) Unter den ernsthafften Geschäfften pflegte er fich mit der Mahleren zu erlustigen, welche er von dem berühm ten Mahler Diognetus gelernet hatte. Doch überlass

n) Libr. II. §. V. &c.
o) Capitolinus in Marco p. 42.
P) Capitolinus in Marco p. 42,
q) Idem ibidem,

r) Idem ibidem.

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se ich denen Gelehrten, auszumachen, ob dis der Welts weise Diognetus gewesen, dessen Antoninus im ersten Buche Meldung thut, oder der andere Diognetus, an welchen um diese Zeit Juftinus s) der Mårtyrer den vortreflichen Brieff von der Warheit der Christlichen Lehs re geschrieben hat? Antoninus liebte das Fechten, Rins gen, Wettlauffen; Er war ein treflicher Ballspieler; ein geübter Jäger, und Vogelsteller; wiewohl er alle diese Leibes-Uebungen, nicht so wohl sich zu erlustigen vornahm, als seine Gesundheit zu erhalten. Denn er war mit Aris ftippus und Socrates überzeugt, daß dergleichen Uebuns gen etwas zur Erlangung der Tugend beytragen fönten. Drum hat man ihn offt sehen die grösten wilden Schweis ne erlegen, ehe die unbeständige Gesundheit, die Kräffte seines Leibes geschwächet hatte. t)

Die Neigung aber zur Welt-Weisheit behielt den Preiß. Diese war von Kindes-Beinen an so starck bey ihm, daß er schon im zwölfften Jahr, die Kleidung der Stoicker, zusamt ihrer strengen Lebens-Art annahm. Er schlieff auf seinen bloffen Mantel, auf der harten Erde, und es geschach vielmehr aus Gehorsam gegen seine Mutter, als aus Liebe zur Bequemlichkeit, wenn er sich einer mit Fellen bedeckten Ruhe-Banck bedienete. Es hatte ihn die Natur zum Auffrichter derjenigen Welto Weisheit bereitet, welche die getreueste Pflegerin wahs rer Tugend bisher gewesen war. Seine Ernsthafftig keit war mit solcher Beständigkeit verknüpfft, daß auch bey kindlichen Jahren, weder Freude noch Traurigkeit, fein Antlig verwandelten. Doch unterließ er deshalben nicht, freundlich gegen seine Bekandten zu seyn, und die

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bey

bey ihm was zu suchen hatten, funden ihn weder murrisch noch hart. Seine Ernsthafftigkeit war ohne Verdrießlichkeit, gleich wie feine Weisheit ohne Hochmuch, und feine Gefälligkeit ohne Niedrigkeit war.

u) Kånser Hadrianus, hatte Alters und Schwach, heit wegen, den Tejonius Commodus zum Kind und Nachfolger ernennet; als aber derfelbe mit Tode abging, warff er seine Augen auf unsern Marcus Aurelius. Weil er ihn aber noch zu jung fand, als er eben damahls ins achtzehende Jahr getreten, wehlete er indeffen den Antoninus Pius zum Mit-Regenten, mit dem Beding, daß derselbe dermahleinst den Marcus Aurelius zum Nachfolger ernennen solte, wie auch den Lucius Verus, der ein Sohn des verstorbenen Cejonius war. Hiers auff ward unser Marcus Aurelius, da er eben das achtzehende Jahr erreichet, noch bey Lebzeiten Käysers Hadrianus, von dem Antoninus Pius, als Kind und Nachfolger im Reich angenommen, als ihm eben die Nacht vorher träumete: Er habe helffenbeinerne Schuls tern und Hånde, und zwar von solcher Stärcke, daß er damit die schwerste Last heben konte. Ein artiges Bild feines zukünfftigen Regiments, welches grosmüthiger als der Elephante, und so rein als seine Knochen war.

x) Wiewohl; es lag ihm dessen Beschwerde in den Sinn, als er die ihm gebrachte Zeitung von seiner Ernennung zur Reichs-Nachfolge mit niedergeschlage nen Augen anhörete; und denen so nach der Ursach dies fer ungewohnten Traurigkeit geforscher, vieles von dem weit aussehenden Zustande des Reichs, und von der Ber schwers

u) Capitolinus. Spartianus inAdriano,item in Elio Vero. Eufebius in Chronico. Dio, & ex eo Xiphilinus in Adriano, x) Capitolinus in Marco p. 43.

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